tief in sie ein. Sie drängte sich mir entgegen und umklammerte dabei
die Stange des Balkongitters mit beiden Händen. Wir fanden schnell
einen intensiven gemeinsamen Rhythmus.
Als wir bei einer letzten Zigarette danach auf dem Sofa saßen, erzählte
ich ihr die Geschichte vom Nachmittag in dem Schickeria Restaurant und
der Reaktion ihrer Chefin darauf. "Wieso duzt Du Eva eigentlich?"
wollte Erika wissen.
"Wir waren mal verheiratet," antwortete ich ihr grinsend. "Nun wird mir
Einiges klar," antwortete sie nach einer kleinen Pause. "Als ich ihr
dein Mauskript mit meinen Notizen dazu gab, konnte sie damit nur wenig
anfangen. Später habe ich dann mit Deinem Anschreiben angefragt, ob ich
absagen solle oder ob sie noch weiterlesen wolle. Da hat sie sofort
angerufen und mitgeteilt, dass sie sich selbst darum kümmern will und
den Kontakt zu Dir über das Sekretariat herstellen will."
Auch mir war nun so einiges klar. Da würde sicher noch viel auf dem Wege
der weiteren Zusammenarbeit passieren. Und die musste ja sein. Wir
verabredeten uns für den nächsten Nachmittag zur Korrekturarbeit im
Büro bei ihr im Verlag und ich fuhr los.
Im Verlagsarchiv geht's zur Sache
Da saß ich nun wieder in meinem Büro. Vor mir ein Haufen Arbeit, ein
Stapel ungeöffneter Post, an meine E-Mailbox mochte ich gar nicht
denken, der Anrufbeantworter war wenigstens gnädig und hatte nur drei
Nachrichten auf Band. Alles easy, konnte ich sofort erledigen und schon
klingelte das Telefon.
Es war noch nicht mal neun Uhr und ich war eigentlich noch gar nicht da.
Das Display zeigte unbekannte Nummer und ich ging ran. Es war Maren. Na
klar, wir hatten uns gestern erst getroffen und bei dem ziemlich
hastigen Abschied hatte ich ihr nur meine Karte geben können.
"Das ist nun nicht scherzhaft oder zweideutig gemeint," sagte sie, "aber
ich brauche dringen einen Termin mit Dir wegen meinem Arbeitsvertrag."
Sie hatte heute frei und wollte mich gern um 14:00 Uhr empfangen, wenn
ich das einrichten konnte. Ich sagte zu und legte auf.
In dem Poststapel war ein Brief von Gaby. Den wollte ich gerade öffnen,
als die Tür aufflog und hereinstürmten Prof und Birgit. "Hallo Rüdi,
altes Haus, Du lebst ja noch, wir haben uns schon richtig Sorgen
gemacht um Dich." flötete Prof. Das war ein Überfall.
Aber was soll's, ich bot den Beiden einen Stuhl und Kaffe an und fragte
Birgit: "Wieso bist Du hier und nicht in der Schule?" Bei Prof, dem
Rentner war es ja klar, aber Birgit, die Lehrerin, musste doch noch
unterrichten.
"Die Dame ist im Mutterschutz weil sie schwanger ist," erklärte Prof mit
ernster Mine. Birgit hatte ihren Arzt auch überredet, ihr eine
sofortige Arbeitsunfähigkeit zu bestätigen und nun hatte sie die
nächsten neun Monate frei. Auch nicht schlecht. Beamter müsste man
sein.
Ich erzählte von den Ereignissen in Hamburg und Prof wurde hellhörig.
"Wie heißt die Dame?" fragte er nach. Die Kollegin kannte er und
forderte mich sofort auf, sie doch bald mal mitzubringen zu einer der
Parties im "Haus am Waldsee".
Da sei sowieso unheimlich viel im Gange. Kirsten hätte sich von Theo
getrennt und der hatte seine Neue bei der letzten Party mit
angeschleppt. Janina und Andreas seien auch auseinander, er wohnt jetzt
bei Prof und Birgit. "Aha," sagte ich nur, ich musste demnächst nach
Hamburg und teilte das den Beiden mit, zeigte auf den Stapel Arbeit vor
mir und entschuldigte mich.
"Das passt super," jubelte Birgit, "dann gehen wir jetzt noch einkaufen
und ich fahre nachher mit Dir nach Hamburg zu meiner Freundin Jessica,
Prof kann mich dann morgen wieder abholen. Ich stutzte. "Jessica wer?"
fragte ich. "Etwa die Jessica vom VitaTop?" Genau die war es, mir
schwante nichts Gutes, aber ich sagte zu und komplimentierte die Beiden
hinaus. Ich musste arbeiten. Der Berg vor mir wurde nicht kleiner aber
die Zeit rann weg.
Da war noch der Brief von Gaby, aber das Telefon klingelte schon wieder.
Die Nachbarin von meinem Kunden mit dem Call-Girl bat um einen Termin.
Heute nicht mehr, aber morgen früh um 10:00 Uhr war ok.
Ich schaffte doch noch eine ganze Menge weg, las den Brief von Gaby
nicht und war gerade fertig, als Prof die Birgit bei mir ablieferte um
nach Hamburg zu fahren. Er zwinkerte mit zu und fuhr winkend davon. Er
wusste schon warum.
Birgit war immergeil und er hatte nun Pause, das wollte er
offensichtlich genießen. Birgit hatte ihn zwar durch die Beziehung von
den Knaben weg ins Hetero Lager zurückgeholt, aber bei fast dreißig
Jahren Alterunterschied war das für ihn manchmal recht anstrengend.
Mir war schon klar. was Birgit von mir erwartete. Das wollte ich aber
nicht. Auf dem Weg nach Hamburg machte ich ihr das auch ganz klar. Auch
der Hinweis auf einen ganz lauschigen Parkplatz konnte mich nicht
umstimmen.
Wir kamen beim VitaTop an und ich stieg mit aus und ging mit Birgit
hinein. Jessica stand im Foyer, breitete die Arme aus und kam auf uns
zu. An Birgit ging sie aber vorbei, umarmte mich und gab mir einen Kuss
auf den Mund.
"Viel Spaß noch, ich bin nur der Chauffeur," murmelte ich und drehte ab
um zum Verlag zu fahren. Aber da war ja noch der Termin mit Maren. Ich
rief sie vom Handy aus an und bat um Verlegung auf 19:00 Uhr. Kein
Problem.
Im Verlag rotierte alles, es war Vorstandssitzung. Schon der Pförtner
warnte mich vor. Das Büro von Erika war leer. Ich schloss die Tür
wieder und wollte gerade bei Herrn Meier im Büro nebenan frage, als die
Chefsekretärin um die Ecke kam. Sie erklärte mir die Situation.
Frau Dr. Jancke und Frau Dr. Möller wurden auf der Vorstandssitzung
gebraucht und nun sollte sie mit mir schon anfangen. "Wo denn?" wollte
ich wissen. Sie schaute mich irritiert an