Taja Jetsch

Sonnentanz


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Kleine, die mit den anderen Mädels da war? Die, die Dich am Rollercoaster so angestarrt hatte? Die mit den roten langen Haaren? Wieso denn das?“ Jared war total erstaunt.

      War er das wirklich? Hatte er nicht die Veränderung bemerkt, die seit diesem Abend bei seinem besten Freund stattgefunden hatte? Wenn er ehrlich gegenüber sich selbst war, dann musste er die Fragen eigentlich mit ‚Doch!‘, beantworten.

      „Ok“, schmunzelte Jared. „Jetzt noch mal langsam und zum Mitschreiben.“

      Drake

      Drake holte tief Luft. „Ich kann es nicht erklären, Jared. Ich kann es nicht. Aber, an diesem Abend, mit ihr, da ist irgendwas mit mir passiert. Ich kann sie nicht vergessen. Ich habe immer noch ihren Duft in meiner Nase. Ich sehe immer noch ihre grünen, fragenden Augen. Mein Herz schlägt schneller, wenn ich nur an sie denke.“ Er stoppte, suchte nach Worten, holte nochmals tief Luft. „Ich glaube, dass sie die Eine sein könnte. Und ich kann hier nicht weg, bevor ich mir wirklich sicher bin, dass sie es NICHT ist. Wenn ihr weiter wollt, dann müsst ihr ohne mich los. Es tut mir leid.“ So, jetzt war es raus.

      „Du meinst . . .“, stammelte Maddox.

      „Bist Du Dir sicher?“, fragte Jared.

      „Nein, nein, ich bin mir nicht sicher. Ich weiß es einfach nicht. Aber ich . . . ich kann es nicht erklären. Dieses dringende Gefühl, sie zu finden, sie zu sehen, sie zu . . .“.

      „Ficken?“, versuchte Maddox zu helfen.

      „Nein!“, widersprach Drake. „Nicht, um sie zu ‚ficken‘, sondern eher um sie . . . für mich zu gewinnen. Ich hab das dringende Bedürfnis, sie zu markieren. Ich kann’s nicht erklären.“

      „Aber“, stammelte Maddox. „Sie ist nur ein . . .“.

      „Ja! Ich weiß!“, unterbrach Drake ihn aufgebracht und knurrte Maddox an. „Sie ist nur ein Mädchen, ich weiß es!“

      „Ok.“ Jared schüttelte den Kopf. „Ok. Pass auf, wir müssen den anderen davon erzählen. Wenn SIE wirklich DIE EINE ist, dann müssen wir sie suchen. Aber die Stadt ist groß und ob sie überhaupt hier in Düsseldorf wohnt, wissen wir gar nicht. Sie kann überall sein.“ Er überlegte. „Wir gehen heute Abend in diese neue Bar an der Rheinuferpromenade. Dort trinken wir in Ruhe ein Bier, besprechen die Lage und wie wir vorgehen sollten.“

      *****

      Drake

      Abrupt blieb Drake stehen und Maddox und Sam rannten voll in ihn rein.

      „Sie ist hier.“, murmelte Drake. Schlug sein Herz tatsächlich bis zum Hals?

      „Ey Bruder, was soll das? Warum bleibst Du stehen?“ Sam war ganz erstaunt. Doch Maddox hatte Drake gehört. Er rief Tristan und Jared zurück. So war es meistens. Während Jared und Tristan vor ihm her gingen, bildeten Sam und Maddox die Nachhut. Oft gingen auch Maddox oder Jared mit ihm, aber er war selten der Erste.

      „Sie ist hier.“ Drake hob etwas den Kopf und sog die Luft ganz langsam durch die Nase. „Ja, sie ist hier!“ Die Jungs machten es ihm nach und Drake lachte. Na, sie gaben sicherlich ein lächerliches Bild ab, hier, in der Stadt. Da standen 5 erwachsene Männer im Kreis, hielten die Nase in den Wind und schnüffelten. Langsam schaute er sie der Reihe nach an. Maddox, mit seinen kurzgeschorenen schwarzen Haaren. Er hatte graue Augen. Manche sagten, sie seien hart wie Stahl. Seine Augenbrauen waren etwas buschig und er hatte ein sehr markantes Gesicht. Er war sicherlich der Härteste in ihrer Gruppe und auch sein rechter Haken wurde gerne Stahlhaken genannt. Tristan hatte blonde Haare und das war wirklich selten bei ihnen. Er trug sie hier wieder etwas länger, was sein Gesicht noch weicher wirken lies. Seine Augen waren blau und er ließ viele Mädchenherzen höher schlagen. Er war der weiche Kern. Sam hatte braune Augen und dunkelbraune Haare, wie feuchte Erde. Er trug oft einen Dreitagebart, so wie auch heute. Die Frauen sagten immer, seine Augen seien schokoladenbraun und sie wollten gerne an seiner Schokolade naschen. Sam war eigentlich sowas wie ihr persönlicher Klassenclown. Jared war, genau wie er, noch etwas größer. Seine Haare waren lang und mittelbraun. Er trug sie fast immer als Zopf. Seine Augen hatten eine undefinierbare Farbe, irgendwie grün und braun. Aber so genau konnte man das wirklich nicht sagen. Jared stand ihm noch etwas näher als die anderen. Er war sein bester Freund. Ob sie gut aussahen, wusste Drake nicht zu sagen, er kannte alle schon sein Leben lang. Sie waren zusammen groß geworden, hatten schon als Kinder miteinander gespielt, waren nur ein paar Monate auseinander. Aber sie brachen gemeinsam sicher mehr als ein Herz. Oder Hundert? Oder Tausend?

      „Ähm, was suchen wir eigentlich? Weißt Du es, Tristan?“, fragte Sam.

      „Nö, keine Ahnung, aber was auch immer es ist, es muss gut riechen.“ Er grinste.

      „Ich hab noch was zu erledigen. Geht ihr rein. Ich komm später nach.“ Drake drehte sich um und wollte gehen, doch Jared hielt ihn am Ärmel zurück und ging ein paar Schritte mit ihm.

      „Wo willst Du hin? Bist Du bescheuert? Wenn ich das richtig sehe, suchst Du sie nun schon seit – wie lange sind wir hier, seit Juli und nun ist September – und jetzt willst Du gehen? Wohin?“ Jared war ganz aufgebracht.

      „Jared, ich muss was erledigen. Allein. Ich komme wieder. Ihr geht da rein.“ Er sah ihm tief in die Augen. „Ist das klar?“ Noch nie hatte Drake seine Autorität so vehement eingesetzt wie heute.

      „Du bist bescheuert!“ So leicht ließ Jared sich nicht beeindrucken. „Aber gut, es ist Deine Entscheidung.“ Er drehte sich um. „Kommt Jungs, wir gehen rein.“ Fassungslos starten sie von Drake zu Jared. Es kam so gut wie nie vor, dass Drake ganz allein irgendwo hin ging. Sam zuckte mit den Schultern. „Ok.“

      Drake ging ein Stück, bis er sah, dass seine Freunde in der Bar waren. Dann blieb er stehen und atmete tief ein und aus. Was war nur los mit ihm? Er hatte sie gesucht und gefunden und jetzt konnte er nicht da rein gehen? Sonst war er eigentlich ein harter Hund, aber sie . . . sie ließ ihn weich werden. Das durfte doch nicht wahr sein. Sein Herz schlug schon wieder schneller, nur bei ihrem Geruch und sein Schwanz machte sich schon wieder bemerkbar. Er pochte in seiner Hose ‚Nimm sie, nimm sie‘ schien er zu sagen. Er musste sich beruhigen. Er schlug einen Bogen und ging zurück. Drake fand einen Platz draußen und ließ sich ein Bier bringen. Von hier aus konnte er seine Jungs sehen. Sie saßen ziemlich nah an der Tür, lachten und grölten. Aber was noch wichtiger war, er konnte SIE sehen. Sehen, riechen, hören. Er knurrte leise. Gut, dass er eine Jacke mitgenommen hatte, die er sich auf den Schoß legen konnte. Er konnte kaum atmen, geschweige denn sitzen. Sie stand mit ihren Mädels auf einer kleinen Bühne und nahm gerade das Mikro in die Hand.

      „Hallo zusammen, guten Abend.“ Alle in der Bar unterbrachen ihre Gespräche und klatschten, viele riefen Hallo. „Viele von Euch wissen ja von meinem geheimnisvollen Fremden“, begann sie und Drake fühlte einen Stich in seinem Herzen – sie hatte jemanden? „. . . und dass ich mir sicher bin, dass er nur eine Halluzination war.“

      „Vergiss ihn, Süße!“, rief jemand aus dem Publikum.

      „Ja!“, schrie ein anderer. „Nimm mich!“

      „Ich will ein Kind von Dir.“, rief ein Dritter und der ganze Saal lachte.

      Drake knurrte und Jared drehte sich genau in diesem Moment zu ihm um. Wahrscheinlich hatte er ihn gehört. Er sagte etwas zu den anderen, nahm sein Bier und kam raus.

      „Ruhig, Schwarzer, ruhig.“ Jared setzte sich.

      Sie lachte. „Ja, ja, aber nur wenn Du blaue Augen hast!“, lachte sie ins Publikum. Blaue Augen? „Augen wie das Meer! Nein? Hast Du nicht? Nun, dann, sorry.“ Wieder lachten alle. „Jedenfalls dachte ich heute, ich hätte ihn gesehen, aber ich saß in der U-Bahn und fuhr an ihm vorbei, während er mit seinen ‚Bodyguards‘ die Treppe hochstieg.“ Alle in der Bar machten ‚Oooh‘ „Ich hab ihn also eventuell gesehen. Nur kurz und dann nur noch von hinten gesehen. Eventuell.“ In Drakes Kopf überschlugen sich die Gedanken. Sie waren heute mit der U-Bahn gefahren. Ein Blick in Jareds Gesicht sagte ihm, dass er dasselbe dachte. „Und deshalb hab ich mir überlegt, ich