Taja Jetsch

Sonnentanz


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you don’t know“ erklangen. Als Emily

      Was Du nicht weißt, ist, dass ich Dich schon tief in meinem Herzen geküsst habe.

      sang, musste Drake hart schlucken, denn er stellte sich ihre Lippen auf seinen vor. Auch die nächsten Textzeilen ließen eine Gänsehaut auf seinem Körper zurück

      Was Du nicht weißt, ist, dass ich wach liege und wünsche Du wärst heute Nacht hier. Was Du nicht weißt, ist, dass ich Dich geliebt habe, schon lange, bevor wir gelebt haben. Wie solltest Du es wissen, wie könntest Du es wissen. Deshalb werde ich Dir jetzt alles erzählen.

      als er sah wie sie die Augen schloss.

      Sie sang dann noch weitere Lieder, wie „Dangerous“, „Set Fire to the Rain“, „Shame“ oder „Your Beautiful“. Und in jedem Lied gab es Zeilen, die Drake auf sich bezog. Er verzog das Gesicht, als hätte er Schmerzen. Na ja, ehrlich gesagt, hatte er Schmerzen, in seinem Herzen und in seinem Schwanz.

      „So, wir machen jetzt eine kleine Pause. Mein Wasser ist leer. Bis gleich.“ Sie hielt ein leeres Glas in der Hand. Als die Gruppe von der Bühne ging, kamen Tristan, Sam und Maddox zu ihnen raus.

      „Maddox hat uns alles erzählt!“, plapperte Tristan sofort los. „Ist sie es? Bist Du Dir sicher? Wie hast Du es gemerkt? Was machen wir jetzt? Wie soll es weiter gehen?“ Alle redeten durcheinander.

      „Drake.“, sagte Jared ernst. „Sie ist nur ein . . .“

      „Ja, ich weiß.“, unterbrach ihn Drake ruppig.

      „Und Du bist . . .“, versuchte es Jared noch mal.

      „ICH weiß, was ich bin!“, böse funkelte Drake Jared an.

      „Ok, ich wollt’s nur noch mal sagen!“, beschwichtigend hob Jared die Hände. „Also, wie soll es weitergehen?“

      „Ich weiß es nicht.“ Drake schüttelte den Kopf. „Ich weiß es einfach nicht.“

      Das war vor etwa einem Jahr gewesen. Und heute saß er tatsächlich, mit klopfendem Herzen und feuchten Händen, in der Bar und wartete auf ihren Auftritt. Ob sie noch an ihn dachte? Ob sie ihn wiedererkennen würde? Oder vielleicht hatte sie ihn längst vergessen? Was würde er machen, wenn sie ihn nicht wiedererkennen würde? Wenn sie ihn nicht wollte?

      3.

      Drake

      Das letzte Jahr war hart gewesen, nicht nur für ihn, auch für seine Jungs. Nachdem er SIE endlich gefunden hatte, war er an jedem Abend zu dieser Bar gekommen. Schnell stellte er fest, dass sie nur von donnerstags bis sonntags dort auftrat. Und in der vierten Woche waren sie gar nicht erschienen. Den Barkeeper hätte er fast über die Theke gezogen und ihm das Maul gestopft, wenn nicht just in diesem Moment Maddox und Jared reingekommen wären. Dabei wollte er doch nur wissen, wieso sie nicht da war. Aber der Typ hatte so von ihr geschwärmt, da war er es doch selbst schuld. Alle vier Wochen hatten sie frei. So einfach war das. Jedenfalls hatte er dann eine Zeit lang Hausverbot. ER! Ausgerechnet er!

      Jede Woche nahm er sich vor, sich reinzusetzen, sich zu erkennen zu geben, sie anzusprechen. Aber es war nicht gut, er war nicht gut. Er durfte ihr nicht zu nah kommen, er würde sie verletzen und wahrscheinlich auch verlieren, wenn sie die Wahrheit über ihn erfahren würde. Das konnte er nicht riskieren. Deshalb blieb er im Hintergrund. Erfreute sich an ihrem Duft, an ihrem Gesang. Einer seiner Jungs begleitete ihn, hielt sich aber noch weiter im Hintergrund. Er hatte festgestellt, dass sie oft bis nachts zwei, drei Uhr in der Bar war. Oft sang sie sehr lange. An manchen Tagen sang sie viele Lieder mit viel Traurigkeit. Und wenn er das Gefühl hatte, dass sie traurig war, war er auch traurig. So hatte er sich angewöhnt, sie jede Nacht von der Bar nach Hause zu begleiten. Mittlerweile kannte er ihren Namen, wusste, wo sie wohnte, welches Auto sie fuhr und welche Freunde sie hatte, wo sie arbeitete und dass sie einen jungen Hund hatte – ein blondes Labbimädchen namens Soleigh, mit dem sie regelmäßig lange Spaziergänge machte. Hier konnte er sich noch besser verstecken, wenn er sie begleitete. Natürlich heimlich. Und er musste aufpassen, dass Soleigh ihn nicht witterte.

      Ja, er hielt Abstand, hielt sich im Dunkeln auf, trug Kapuzenshirts. Wenn sie mit dem Fahrrad unterwegs war, was sie oft machte, wenn das Wetter schön war, konnte er hinter ihr her laufen. Nur einmal hatte er nicht aufgepasst. Er lief im Dunkeln über die Straße hinter ihr her und sie waren noch nicht weit von der Bar entfernt, als sie zurück um die Ecke kam und ihm dabei direkt in die Arme lief.

      „Ups, Entschuldigung.“, stotterte sie. Jetzt war er dankbar für das Kapuzenshirt. Er hatte es tief ins Gesicht gezogen. Sie versuchte ihn anzusehen und musste den Kopf dafür weit in den Nacken legen, aber er wich ihrem Blick aus und ging einen Schritt zurück. Ihr Duft, so unglaublich nah. Dort, wo sie ihn mit ihren Händen auf der Brust angefasst hatte, brannte förmlich. Sofort reagierte sein Schwanz auf sie. Er bekam keine Luft. Wie gut, dass es dunkel war!

      Emily

      „Verfolgen Sie mich etwa?“, was für eine blöde Frage, als ob ein Serienmörder jetzt nein sagen würde – oder ja. „Mein Freund wartet da vorne auf mich! Jens! JENS! Ich bin hier!“.

      Drake

      Er konnte riechen, dass sie Angst bekam und das Jens der Barkeeper war und nicht ihr Freund, wusste er auch. Er ging noch einen Schritt zurück. Er wollte ihr keine Angst einjagen. Aber sie so nah bei sich zu haben, sie hatte ihn angefasst, ihn weggedrückt, als sie in ihn hineingerannt war. Ihr Duft war betörend. Er konnte kaum atmen, geschweige denn was sagen. Wenn er es nicht besser gewusst hätte, hätte er gedacht, dass ihm das Wasser im Mund zusammen lief. Was war denn das für ein Gedanke? Er war doch kein abgefuckter Vampir! Sam war an diesem Abend mit ihm unterwegs.

      „Drake!“, rief er quer über die Straße. „Drake, warte auf mich!“

      „Na super, toll, jetzt sind auch noch zwei Typen!“, flüsterte sie. „JENS! JENS! Ich kann Karate!“ Sie schrie fast und Drake roch ihre Angst, die nun übermächtig war.

      Sam war bei ihnen angekommen. „Hey, Karate! Das ist ja super! Welcher Gürtel?“, fragte er. Er hörte, wie jemand angerannt kam und laut „Emily! Emily!“ rief. Jens.

      „Komm Drake, wir müssen los, die Karre steht dahinten, ich hab sie gefunden. Schönen Abend noch, Mam.“ Er legte Drake den Arm um die Schulter und zog ihn fort.

      Emily

      „Ist alles ok, Emily? Was wollten die Typen von Dir? Haben sie Dir was getan?“ Jens war ganz aufgeregt.

      „Nein, nein, alles ok. Nichts passiert. Irgendwie . . . komisch. Er hat ‚Mam‘ zu mir gesagt.“ Sie schüttelte den Kopf „Ich hab meinen Schlüssel in der Bar vergessen.“

      Drake

      „Mann, Du bist ja völlig neben der Spur!“, sagte Sam zu Drake. „Ist das so, wenn man . . . ?“, fragte Sam und ließ das Ende offen.

      „Woher soll ich denn das wissen?“, schnauzte Drake.

      Später, im Hotel, stand er unter der Dusche. Das Wasser war heiß eingestellt und langsam füllte sich der Raum mit Nebel. Er hatte die Hände an der Wand abgestützt, ließ den Kopf hängen und hatte die Augen geschlossen. So lief ihm das heiße Wasser über den Kopf und den Rücken. Er konnte es selbst nicht fassen, was SIE mit ihm machte. Er konnte kaum atmen, wenn sie in seiner Nähe war – und das war sie selten, denn er versuchte immer „Sicherheitsabstand“ zu wahren. Heute Nacht, sie so nah, sie hatte ihn angefasst – seine Brust brannte immer noch an den Stellen, hätte er fast die Beherrschung verloren. Er wollte sie an sich reißen und sie endlich küssen, sie schmecken. Wenn Sam nicht dazugekommen wäre, wer weiß, was passiert wäre. Er war heiß. Nein, er war geil. Notgeil, um ehrlich zu sein. Wenn er seine Augen öffnete, konnte er seinen Schwanz sehen, der aufrecht, hart und groß nach vorne ragte und unaufhörlich pochte. Drake stöhnte und schloss wieder die Augen. Seitdem er sie das erstmal wahrgenommen hatte, konnte er an anderen Frauen nichts Interessantes mehr finden. Sie rochen schlecht. Oder ihre Stimme war eine Note zu hoch oder zu dunkel.