Taja Jetsch

Sonnentanz


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Hätte er sie doch einfach in den Arm genommen und sie geküsst. Hätte er einfach die Kapuze runtergezogen. Hätte er was gesagt. Hätte, hätte, hätte. Der Moment war vorbei. Aber er sah immer noch ihre Augen. Er roch immer noch ihre Angst. Die Angst hätte er ihr sicherlich nehmen können. Seine Brust brannte. Er legte seine rechte Hand auf die Stelle, wo sie ihn berührt hatte. Versuchte, ihre Hand zu ertasten. Wenn sie doch nur jetzt hier sein könnte. Was er alles mit ihr anstellen würde! Er wollte sie nicht nur ficken. Ja, das wollte er auch, verflucht, aber nicht nur. Seine Fantasie war nicht aufzuhalten. Drake stellte sich vor, dass sie zu ihm in die Dusche kam. Er roch sie. Sie lehnte sich an seinen Rücken und ihre Hände strichen über seine Brust. Er konnte fast ihre Brüste an seinem Rücken spüren. Sein Herz schlug schneller. Er würde sie herumreißen und sie küssen, hart und wild, sanft und zart. Mit ihrer Zunge spielen. Er stöhnte. Ihre Brüste liebkosen und kosten. Sie mit dem Rücken an sich drücken. Dann könnte er ihre Brüste massieren, mit ihren Brustwarzen spielen, während er seinen Schwanz an ihrem Po reiben konnte. Sein Mund würde an ihrem Nacken verweilen und kleine Bisse zurücklassen. Mit einer Hand würde er über ihren Bauch fahren, tiefer, bis er das Zentrum ihrer Lust fand und sie sich wand. Er stöhnte und knurrte. Seine Hand war tiefer geglitten, bis er seinen Schwanz hielt. Und während er sich vorstellte, wie er ihr Höllenqualen zukommen ließ – oh ja und es würden Höllenqualen für sie werden – massierte er seinen Schwanz. Erst langsam, fast bedächtig. Und während sie in seiner Fantasie unter seinen Händen stöhnte und er sie auf einen Höhepunkt trieb, rieb er seinen Schwanz immer schneller, immer fester. Und als sie kam, kam er auch. Doch er war noch nicht fertig. Weder mit ihr noch mit sich selbst. Seine Fantasie drehte durch, er drehte durch. Er konnte sie fast schmecken, spüren, riechen. Und als er sich vorstellte, sie zu nehmen, hier in der Dusche, das erste Mal tief in sie zu versinken, kam er ein zweites Mal.

      „Ich muss was tun, ich muss was ändern, so geht das nicht weiter.“

      *****

      Emily

      Es wurde Morgen, es dämmerte schon. Emily saß immer noch in ihrem Lieblingssessel vor der Terrassentür. An Schlaf war diese Nacht nicht zu denken gewesen. Soleigh hatte es sich vor dem Sessel bequem gemacht und schlief tief und fest. Sie war noch sehr jung und träumte noch viel, sie quiekte im Schlaf und rannte. Jens hatte sie nicht nur zu ihrem Wagen gebracht, sondern auch bis zur Haustür begleitet.

      „Soll ich heute Nacht hierbleiben?“, hatte er gefragt. Das hatte sie vehement abgelehnt. Sie wollte allein sein. Irgendwas an dem Typen heute Nacht war ihr komisch vorgekommen und hatte ihr Angst gemacht. Aber irgendwie war er ihr auch vertraut gewesen und das hatte ihr noch mehr Angst gemacht. Immer, wenn sie an den Typen dachte, klopfte ihr Herz schneller . . . aber irgendwie . . . nicht vor Angst. Wer war der Spinner? War er wirklich hinter ihr her gewesen? Oder war es Zufall? Und dann der andere, der dazu gekommen war. Er hatte „Mam“ zu ihr gesagt. Machten das Serienmörder so? Drake, der Typ hieß Drake, den sie angerempelt hatte. Und sie wusste nicht, ob sie sich täuschte, aber seine Brust war unter ihren Händen stahlhart gewesen. Ehrlich gesagt, hatte es sich gut angefühlt. Unwillkürlich dachte sie an den Typen von der Kirmes. Sie hatte ihn fast vergessen gehabt. Aber nur fast. Auch jetzt schlug ihr Herz einen Takt schneller. Anfangs hatte sie ihn noch ständig in der Menge gesucht. Einmal, da dachte sie, sie hätte ihn gesehen, in der U-Bahn. Aber sie war da drin gefangen, konnte nicht raus und er ging schon die Stufen hoch. Vielleicht war er es gewesen, vielleicht auch nicht. Und dann abends im Blue Moon, da saßen diese drei Typen. Sie waren ihr sofort aufgefallen. Aber sie war sich nicht sicher, ob sie zu seinen „Bodyguards“ gehörten. Sie lachte. Ja, sie nannte sie seine Bodyguards. Warum, konnte sie nicht erklären. Es war auch egal. Aber sie wusste es nicht sicher. Wenn ER dabei gewesen wäre, ihn hätte sie erkannt. Und vielleicht auch noch den Typen mit den langen Haaren und dem Zopf. Aber die anderen? Sie schüttelte den Kopf. Als sie nach der Pause zurück auf die Bühne kam, waren auch sie weg. Irgendwann ließ der Zwang, ihn in jedem Gesicht zu suchen, nach. Mittlerweile war fast ein halbes Jahr vergangen. Es war Januar und gerade begann es zu schneien.

      ‚Ich glaub, ich krieg Kopfschmerzen‘ dachte sie. ‚Wieso muss ich jetzt an ihn denken?‘ Sie musste ins Bett. ‚Ich muss heute Abend wieder auftreten und ich kann und will mich von sowas nicht aus der Ruhe bringen lassen.‘

      4.

      Emily

      Emily stand mit ihrer Band, den „Waterfalls“, hinter der Bühne.

      „Es ist wieder voll.“, meinte Sue und kam zurück. Sie hatte, wie immer, Getränke an der Bar besorgt.

      „Ja, es ist immer voll, wenn wir hier sind.“, lachte Niki. Alle nickten.

      „Emily, das war super, dass Du uns hier diesen ‚Wochenend-Job‘ besorgt hast letztes Jahr. Es macht super viel Spaß hier aufzutreten. Und wir können Musik machen.“

      Ihre Gruppe war eine reine Mädchenband. Nun, bis auf den Schlagzeuger, Chris. Chris war voll schwul und stand auch dazu. Aber Schlagzeug spielen, das konnte er. Also, ja, sie waren eine reine „Girls-Band“.

      „So, Mädels.“, sagte Henriette, die von allen nur Henni genannte wurde. „Es geht los. Wo ist Sue?“, suchend sah sie sich um.

      „Hier! Ich war noch schnell auf dem Klo.“ Alle lachten. Das machte Sue immer so.

      Henry stand schon auf der Bühne und sagte sie an.

      „Und hier kommen sie. Applaus für unsere Band, die ‚Waterfalls‘.“

      Chris betrat, wie immer, als erster die Bühne und setzte sich ans Schlagzeug. Sie hatten sich im Laufe des Jahres eine Reihenfolge angewöhnt. Er machte ein kurzes Solo. Währenddessen betrat Henni die Bühne und stellte sich ans Keyboard. Chris beendete sein Solo und Henni spielte ein paar Tasten am Keyboard. Sue und Niki gingen gleichzeitig auf die Bühne. Sue schnappte sich die E-Gitarre und Niki ihre Westerngitarre. Die beiden stiegen ins Keyboard ein und auch Chris. Emily betrat die Bühne. Hatten auch von Anfang an alle applaudiert, steigerte sich der Applaus nun noch und viele Pfiffen und Johlten. Mittlerweile hatte sich die Gruppe daran gewöhnt. Gerade zu Anfang war dies allen unangenehmen gewesen, aber jetzt waren sie ja schon fast Profis.

      Emily verbeugte sich. „Danke, Danke.“, sagte sie.

      Drake

      Drake saß mit allen seinen Jungs an einem der runden Tische, die in dem Lokal aufgestellt waren. Sie alle vier wollten heute Abend dabei sein. Keiner von ihnen wollte sich das entgehen lassen. Auch seine Jungs grölten. Ihm verschlug es fast den Atem, er zitterte leicht. Sie roch nicht nur wie immer unglaublich gut. Sie sah auch so aus. Ihre langen Haare waren noch ein Stück länger geworden und fielen in leichten Locken über ihren Rücken. Es war heiß für Mai und sie trug ein knöchellanges, grünes weit fließendes schlichtes Kleid ohne Träger. An der Brust war es irgendwie gerafft und sehr eng. Es betonte sehr vorteilhaft ihren Busen. Drake knurrte. Selbst von hier aus konnte er sehen, dass das Grün perfekt zu ihren Augen passte.

      Emily

      Emily drehte sich zu ihrer Band um und die Musik verklang. Sie stand am Mikro und während sie die Gäste mit „Hallo zusammen, guten Abend.“, begrüßte, wanderte ihr Blick durch die Bar. Sie war wieder zum Bersten voll. Alle Tische waren belegt. Sie wusste, dass Henry, der Besitzer der Bar, im Frühjahr noch ein paar Tische und Stühle gekauft hatte, weil der Laden immer voll war, wenn sie auftraten. Auch die Theke war bis auf den letzten Platz belegt und viele standen im hinteren Teil des Raums an der Wand. Die Bar hatte eine leichte Hufeisenform. Die Bühne war am anderen Ende des Raumes und wie ein umgedrehtes U geformt. Vor der Bühne gab es eine kleine Tanzfläche. Emily stand eigentlich immer vorne in der Mitte. Rechts und links standen Sue und Niki. Chris mit seinem Schlagzeug hinter ihr und Henni stand mal rechts und mal links mit ihrem Keyboard. Die Theke, die sich von ihr aus links befand, nahm die ganze linke Seite ein. Hier konnte man auch viele tolle Cocktails trinken. Die Tische zogen sich durch den ganzen Raum, waren eng gestellt und endeten auf der rechten Seite.

      „Hallo, ihr Lieben. Schön, dass wieder so viele gekommen sind. Vielen Dank. Ich sehe auch immer mehr bekannte Gesichter.“ Sie hob die Hand und winkte. Viele Zuschauer hoben