Taja Jetsch

Sonnentanz


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sich ab, marschierte zu seinem Tisch zurück und setzte sich hin.

      „Niki . . .“ Emily war irgendwie verzweifelt.

      „Hm, ich weiß auch nicht warum, aber ich glaub, Du bist in guten Händen bei ihm. Also, lass Dich nach Hause bringen. Nimm ihn mit ins Bett und lass Dich mal wieder so richtig gut durchvögeln. Das tut Dir gut. Und morgen rufst Du mich an und erzählst mir alles. Alle schmutzigen Details!“.

      Wütend packte Emily ihre Sachen und stapfte ohne ein Wort des Abschieds raus. Drake stand auf und folgte ihr. Mit Abstand. So wie er es das letzte Jahr fast jeden Abend gemacht hatte, wenn sie hier gewesen war. Nur diesmal war er öffentlich da.

      *****

      Emily

      Emily ging stinksauer Richtung U-Bahn. Am liebsten hätte sie irgendwas zerschlagen, in ihn reingeschlagen. Der Weg war nicht weit, aber sie drehte sich ein paar Mal um und sah, dass er so 10m hinter ihr her ging. Und noch mal weiter hinten liefen noch zwei Gestalten. ‚Also doch seine Bodyguards‘, dachte sie.

      „Hau ab!“ rief sie laut durch die Nacht. „Hau ab und lass mich in Ruhe!“

      „Das kann ich nicht.“, sagte er leise, aber sie konnte ihn natürlich nicht hören.

      Warum war sie eigentlich so wütend auf ihn? Er hatte ihr nichts getan. Sie wusste es nicht. Sie fühlte sich verletzt, verraten. Aber warum? Warum? Weil ihr bis heute nicht wirklich bewusst war, dass sie sich in ihn verliebt hatte? Oder vielleicht auch mehr? Und dann war er heute da. Heute! Wo war er das letzte Jahr gewesen? Er hatte versucht, sie zu küssen. Oder hatte sie sich das eingebildet? In ihren Augen brannten Tränen.

      Sie rannte die Stufen zur U-Bahn runter. Hoffentlich war die Bahn schon da, sie konnte rein springen und ihm entkommen. Außer Atem und mit klopfendem Herzen stand sie unten. Doch das Glück war heute nicht auf ihrer Seite. Die Bahn war nicht da, dafür standen weiter hinten zwei Männer. Emily spürte sofort, dass die beiden nicht ganz ‚koscher‘ waren. Instinktiv drehte sie sich nach Drake um, aber der war nicht da. Logisch, wenn sie ihn brauchte, war er nicht da! Emily blieb ganz vorne stehen. Ihr Herz klopfte schnell und ihre Hände wurden feucht.

      ‚Oh Mann, Scheiße, Scheiße, Scheiße!‘ Ihr kam sofort die Situation aus dem letzten Jahr in den Kopf, als sie dachte, ein Serienmörder stand vor ihr. Wieder dieses Déjà-vu-Gefühl. Die beiden Männer kamen näher. Sie machten blöde, laute und anzügliche Bemerkungen, die Emily hören konnte und wahrscheinlich auch sollte.

      „Na, Babe, so mitten in der Nacht ganz allein?“, sagte der Erste.

      „Brauchst Dir keinen Kopf machen, wir passen auf Dich auf!“, lachte der Zweite.

      Emily dreht sich zu ihnen um. Sie hatten schon die Hälfte der Strecke überwunden. Emily bekam Angst, richtig Angst. Ihr Herz raste, ihre Hände waren schweißnass und ihr Körper pumpte sich mit Adrenalin voll. Sie drehte sich um und lief zur Treppe. Sie hörte laufende Schritte hinter sich und wollte gerade die ersten Stufen hoch rennen, als sie von hinten gegriffen und festgehalten wurde.

      „Wo willst Du denn hin?“, lachten die Männer. Sie waren beide ziemlich hässlich, hatten schlechte Zäune, die sie beim Grinsen zeigten, und stanken nach Alkohol.

      Ihre Gedanken überschlugen sich. ‚Egal, was sie wollen, gib es ihnen. Geld, Schlüssel, alles. Rede mit ihnen, halt sie am Reden.‘ Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch einer von ihnen versuchte, sie zu küssen. Emily bekam grad noch den Mund zu, als die Zunge von dem mit dem roten T-Shirt über ihren Mund fuhr. Sie musste fast kotzen und konnte schon die Galle in ihrem Mund schmecken. Wieder raste ihr Herz, aber diesmal vor Angst. Sie konnte fast nichts mehr sehen, denn ihre Augen schwammen mittlerweile in Tränen. Die ersten liefen schon die Wangen runter.

      „Oh oh, Du musst doch nicht weinen.“ Mit seinen schwieligen Händen wischte der rote Typ – wie sie ihn in Gedanken nannte – ihre Tränen weg. „Wir tun dir nicht weh.“ Er lachte. „Wir haben nur etwas Spaß miteinander. Dir wird das gefallen. Ich bin mir sicher.“, dann lachte er laut. Der andere Typ, der mit dem schwarzen T-Shirt, stand hinter ihr. Er nahm ihr den Rucksack ab und stellte ihn einfach auf dem Boden ab. Dann hielt er ihre Arme auf dem Rücken zusammen. „Genau!“, sagte er rau an ihrem Ohr.

      Sie hielten sie fest und der rote Typ versuchte die ganze Zeit, sie zu küssen. Während dessen zog er an ihrem Kleid. Ihr Oberteil rutschte hinunter und ihre Brüste standen offen und wehrlos vor ihm. Der Mann gab ihren Mund frei und starrte ihre Brüste an. „Wie geil!“, sagte er.

      Emily holte tief Luft, hob den Kopf und schrie: „D R A K E ! D R A K E !“

      Drake

      Drake ging langsam hinter ihr her. Er konnte noch sehen, wie sie um die Ecke bog und dann musste sie die Stufen zur U-Bahn runter. Er wusste auch, dass die Bahn erst in etwa 15 min. kam. Er hatte also Zeit und musste sich nicht beeilen, hinter ihr her zukommen. Er war stinkwütend. Sie hatte ihn in der Öffentlichkeit gedemütigt. Na ja, für ihn fühlte es sich zumindest so an. Und das verletzte ihn. In Gedanken ging er den Abend noch mal durch. Er hatte gedacht, es hätte alles gut angefangen. Bis die Pause vorbei war. Doch manche Dinge hatten sich wie Schläge in die Magengegend angefühlt. Deshalb war er sauer.

      Auf einmal roch er etwas anderes. Er roch immer noch Emily, aber . . . aber da war noch etwas. Er holte tief Luft. Angst! Sie hatte Angst. Emily hatte Angst. Wahnsinnige Angst. Er drehte sich nicht um. Er rief einfach: „Jared! Maddox!“, und rannte los. In diesem Moment hörte er sie schreien: „DRAKE! DRAKE!“. Er rannte nicht mehr, er flog schon fast die Stufen hinunter und hinter ihm Maddox und Jared.

      *****

      Emily

      Auf einmal war er da. Sie konnte nicht viel sehen, weil ihre Tränen ihr die Sicht verwischten, aber er war da. Laut schluchzte sie.

      Drake

      Drake sah Rot. Als er die Treppen hinunter gerannt kam, sah er, wie Emily von zwei Männer begrapscht wurde. Der eine hielt sie fest. Er hatte ihre Arme auf ihrem Rücken verdreht. Der andere stand vor Emily und starrte auf ihre Brüste. Ihre nackten Brüste. Die völlig ohne Schutz seinen Augen ausgeliefert waren. Das gehörte nur ihm!

      „DAS würde ich nicht tun, Jungs.“, sagte er leise. Roter Typ und schwarzer Typ lachten. „Du kannst sie nach uns haben.“, sagte einer von ihnen.

      „DAS würde ich an Eurer Stelle nicht tun!“, sagte Drake sehr bestimmt und ganz leise. Und dann knurrte er laut auf. Drake packte den Typen mit dem roten T-Shirt an der Schulter und riss ihn von Emily weg. Dann holte er aus und brach ihm mit einem Schlag die Nase. Maddox schnappte sich den anderen, der total schockiert war und Emily mittlerweile losgelassen hatte. Emily weinte und wollt sich das Kleid wieder über die Brust ziehen, doch ihre Hände zitterten so sehr, dass sie es nicht schaffte. Der Typ, der jetzt eine gebrochene Nase hatte, war in die Knie gesunken und jammerte: „Bist Du bescheuert!? Du hast mir die Nase gebrochen! Wir wollten doch nur ein wenig Spaß!“

      „Drake.“ Jared stand neben ihm und zeigte mit dem Kopf auf Emily. Sofort stand Drake bei ihr. Er zog seine Lederjacke aus und hielt sie vor Emily und ihrer Nacktheit. Er zog ihr die Jacke über und sagte dann leise: „Ich helfe Dir.“ Seine Hände zogen an ihrem Kleid, bis es wieder an der richtigen Stelle war. Sie konnte ihn nicht ansehen. Sie schämte sich. Dann legte sie einfach den Kopf an seine Brust und weinte. Drake brach es fast das Herz, sie so zusehen. Er nahm sie in den Arm.

      „Ich bringe Dich jetzt nach Hause.“, flüsterte er ihr ins Ohr. „Und diesmal lasse ich mich nicht zurückweisen.“ Sie schluchzte und nickte. „Oder soll ich Dich ins Krankenhaus fahren?“ Emily schüttelte den Kopf „Es ist ja noch nicht wirklich was passiert.“ „Ok“. Er nahm sie auf den Arm.

      „Jungs, bringt ihr die Beiden zur Polizei und erstattet Anzeige? - Ok, prima. Ich bring Emily nach Hause.“

      Drake trug sie den ganzen Weg bis zu ihrer Wohnung auf seinen Armen. Er fragte nicht einmal nach dem Weg oder wo er hinmusste. Aber Emily fiel es nicht wirklich auf, sie weinte die ganze Zeit.

      „Mein