Daniel Zimmer

Kartellrecht und Ökonomie


Скачать книгу

sind für das Entstehen monopolähnlicher Marktstrukturen in der digitalen Ökonomie in aller Regel andere Ursachen verantwortlich als bei den traditionellen Infrastrukturmonopolen, wie sie vor allem in netzgebundenen Sektoren auftreten. So handelt es sich bei Netzindustrien wie Stromübertragungsnetzen oder Gasfernleitungen, das Schienennetz der Eisenbahn oder Leitungsnetze in der Wasserversorgung, um „natürliche Monopole“, die aufgrund technologischer Ursachen existieren.108 Diese Branchen sind durch hohe Fixkosten für das Netz und vergleichsweise geringe variable Kosten gekennzeichnet. Diese Kostenstrukturen führen in der Regel zu sinkenden Stückkosten im relevanten Bereich der Nachfrage beziehungsweise zu einer subadditiven Kostenfunktion. Solche Kostenfunktionen sind dadurch gekennzeichnet, dass die Produktion jeder beliebigen Menge in einem einzigen Unternehmen günstiger ist als eine Aufteilung der Produktionsmenge auf mehrere Unternehmen.109 In solchen Wirtschaftszweigen ist es sinnvoll, die gesamte Produktion in nur einem Unternehmen herzustellen, denn dann sind die Stückkosten am geringsten und eine ineffiziente Verdopplung der Fixkosten wird vermieden.

      Bei Plattformmärkten mit direkten Netzwerkeffekten, aber auch auf zwei- und mehrseitigen Märkten kann also aufgrund der Netzwerkeffekte bei Erreichen einer „kritischen Masse“ an Nutzern ein Prozess einsetzen, der als „Kippen“ bzw. „Tipping“ bezeichnet wird. Wenn eine genügend große Zahl von Nutzern erst einmal auf einer Plattform aktiv ist, dann werden Nutzer anderer Plattformen zu dieser großen Plattform wechseln und auch neue Nutzer werden sich ihr anschließen. Der Wettbewerb ist also nicht durch einen Wettbewerb im Markt gekennzeichnet, bei dem mehrere Unternehmen um Kunden konkurrieren, sondern durch einen Wettbewerb um den Markt, bei dem ein Unternehmen zumindest für einen bestimmten Zeitraum diesen Markt dominiert.

      Allerdings entstehen nicht bei allen solchen Plattformmärkten solche monopolistischen Strukturen. Eine Reihe von Märkten zeichnet sich dadurch aus, dass es hier eine ganze Reihe koexistierender Marktplätze gibt, die sich einen intensiven Wettbewerb liefern. Ein Beispiel hierfür sind Partnerbörsen, die sich auf verschiedene Kategorien von Nutzern spezialisiert haben. Bei diesen Geschäftsmodellen ist weniger die reine Anzahl der Nutzer entscheidend, sondern die Charakteristika derjenigen, die auf der jeweiligen Plattform aktiv sind.

       II. Preisgestaltung auf Plattformmärkten

      In einem zwei- oder mehrseitigen Markt führt eine Änderung der Preisstruktur