in der Ordnung, wenn du dich in der Hauswirtschaft etwas nützlich machst.«
Magdas Gesicht verfärbt sich bei diesen Worten. Deutlich fühlt sie den Hieb, den Aline ihr damit versetzen will.
»Gewiß, denn ich arbeite gern, weil mir die Arbeit Freude macht.«
Um keinen Preis läßt sie sich anmerken, wie sehr sie sich durch Alines verletzende Art getroffen fühlt.
Aber gerade diese gelassene Zurückhaltung ist es, die Aline nicht vertragen kann. Sie versucht, Magda noch mehr zu de-mütigen, indem sie fortfährt:
»Du wirst mir jeden Morgen den Küchenzettel vorlegen. Ich bestimme dann selber, was angerichtet wird. Es steht dir ja genügend Personal zur Seite«, entgegnet sie in herablassender Weise.
Die Empörung schlägt in Hanno und Frau Christine zur hellen Flamme auf.
Während Frau Christine sich aber noch zurückhält, platzt Hanno, dem der Appetit inzwischen vergangen ist, barsch dazwischen:
»Und was gedenkst du dabei zu tun?«
»Ich? – Ach, ich habe so viel andere wichtigere Arbeit.«
»Also betrachtest du Magda als deine Angestellte?«
»Lieber Gott, was du gleich wieder für Aufhebens davon machst! Hat Magda früher nicht dem gesamten Hauswesen vorgestanden? Hat man sich darüber etwa Gedanken gemacht?«
»Früher –« Hanno gewahrt den ängstlichen, flehenden Blick seiner Mutter und zwingt sich gewaltsam zur Ruhe. »Vor unserer Hochzeit war hier manches anders. Vor allem gab es keine solchen Widerwärtigkeiten, wie sie jetzt an der Tagesordnung sind. Du vergißt, daß Magda meine Pflegeschwester ist. Alles, was sie hier an Arbeit leistete, tat sie aus Liebe zu meiner Mutter.« Er läßt eine kurze Pause eintreten, weil er glaubte, sich nicht mehr beherrschen zu können, und fährt dann bedeutend schärfer fort: »Ich dulde es nicht, daß Magda von dir in die Rolle einer Magd gedrängt wird. Und meine Mutter laß, bitte, ganz aus dem Spiel. Sie hat in ihrem Leben genug geschafft und hat freiwillig alle Rechte an dich abgetreten. Ich meine, das solltest du zu würdigen wissen.«
Um Alines Mund zuckt es verräterisch. Immer ist Hanno gegen sie!
»Ich habe es ja gar nicht so gemeint.« Sie verlegt sich auf das Weinen und wendet sich hilfesuchend an Frau Christine: »Mutter, sag du ihm doch, daß ich dich nicht von deinem Platz verdrängen will! Ich sehe ein, daß ich einen Fehler begangen habe, als ich Kläre ohne Anweisung allein ließ. Aber das ist doch nur ein Versehen von mir und wird bestimmt nicht wieder vorkommen. Ich wäre dankbar dafür, wenn mich Mutter selber einarbeiten würde. Ich habe den besten Willen, alles zu erlernen, um einmal in Mutters Fußstapfen treten zu können.«
Hanno hat sich indessen eine Zigarette angezündet, geht hastig hin und her und wirft von Zeit zu Zeit einen Blick auf das jetzt völlig zerknirschte Gesicht seiner jungen Frau.
Was ist echt und was ist unwahr an ihr?
»Was sagst du dazu?« wendet er sich an Frau Christine.
Hilflos preßt sie die Hände zusammen.
»Du mußt Nachsicht mit Aline haben. Sie wird sich schon nach und nach einleben in ihren Pflichtenkreis. Die Verspätung heute darfst du nicht tragisch nehmen. Aline wird sich gewiß bemühen, dich nicht wieder zu verstimmen«, greift sie vermittelnd ein.
Immer ist die Mutter bemüht, zum Gu-ten zu reden, einen Ausgleich herbeizuführen, denkt Hanno und lächelt verstehend. Auf den eigentlichen Grund geht sie nicht ein. Es ist auch besser so.
»War es denn wirklich so schlimm?« Aline laufen die Tränen über die Wangen.
Hanno kann alles sehen, nur keine Tränen bei einer Frau. Das macht ihn schwach.
»Hm«, brummt er, »ich kümmere mich ja sonst nicht um Hausfrauenangelegenheiten, nur die Leute dürfen unter keinen Umständen vernachlässigt werden. Darauf mußt du besonders achten, sonst gibt es eben ein Donnerwetter.«
»Geht es nicht an, daß Mutter die Leitung des Haushaltes nach wie vor in ihren Händen behält? Ich will mich ihr gern unterordnen.«
Das klingt wieder ganz vernünftig, ja, beinahe demütig, und Hanno ist froh, den Streit in dieser Weise geschlichtet zu wissen. Vor allem ist es ihm angenehm, Magdas Stellung seiner Frau gegenüber betont und gefestigt zu haben.
»Mahlzeit«, sagt er kurz, aber nicht unfreundlich und verläßt das Zimmer.
In gedrückter Stimmung bleiben die Frauen zurück.
Frau Christine streift mit einem besorgten Blick Magdas schneeweißes Antlitz. Sie empfindet der Schwiegertochter Benehmen Magda gegenüber als herzlos und bringt es nicht über sich, der jungen Frau jetzt ein gutes Wort zu sagen.
Magda selbst erhebt sich schweigend und räumt den Tisch ab.
Aline sieht ihr mit schadenfrohem Lächeln zu, rekelt sich in ihrem Stuhl und denkt nicht daran, sich an der Arbeit zu beteiligen.
Erst als Frau Christine aufsteht, um Magda helfend beizuspringen, fährt sie ebenfalls hoch.
»Laß doch, Mutter, Magda wird das bißchen Geschirr ohne deine Hilfe in die Küche bringen.«
Frau Christine antwortet nicht, nur ein unzweideutiger, verweisender Blick trifft die Schwiegertochter. Die zuckt nur die Schultern und läßt sich behaglich in ihren Sessel zurückfallen. Kniefälle vor der Schwiegermutter tut sie nicht. Es ist schon schlimm genug, daß sie Hanno gegenüber immer die Bescheidene spielen muß.
Magda setzt das letzte Brett voll Geschirr in der Küche ab, kehrt dann sogleich zu Frau Christine zurück und legt den Arm zärtlich um sie.
»Du hältst jetzt dein Mittagsschläfchen, Tante«, sagt sie herzlich und öffnet die Tür zu dem Zimmer nebenan.
»Bringe mich lieber nach oben«, bittet Frau Christine. Magda schaut sie verwundert an.
»Aber, Tante, oben ist es doch um diese Zeit viel zu heiß.«
Frau Christine lächelt nachsichtig.
»Das ist nicht weiter schlimm. Ich werde mich an diese Hitze gewöhnen müssen. Aline sieht es nicht gern, wenn ich in ihrem Zimmer schlafe.«
Magdas Lippen sind fest zusammengepreßt. Darum also verlangt die Tante in das oberste Stockwerk gebracht zu werden! Die junge Frau will niemand in ihrem Reich dulden!
»Komm, Tante, ich führe dich.« Langsam steigen sie die breite, mit schwerem, geschnitztem Geländer versehene Treppe empor.
Tatsächlich, das schönste und in dieser Jahreszeit kühlste Zimmer hat die junge Frau mit ihren Möbeln eingerichtet. Hanno hat es ihr damals, um keinen neuen Zwist heraufzubeschwören, zugesichert.
In Frau Christines Schlafzimmer ist es drückend heiß. Magda geleitet die Tante, die von der Hitze stark mitgenommen ist, zu einem weichen Sessel. Dann schließt sie die Fensterläden, öffnet die Fenster und die in das Nebenzimmer führende Tür, so daß Zugluft entsteht.
»Deine Fürsorge tut mir sehr wohl, Kind. Nicht eine Minute möchte ich dich entbehren.« Dabei fährt sie Magda liebkosend über die Hand. Es ist wie eine stumme Abbitte für das leblose Verhalten Alines.
»Ich bin ja noch bei dir«, sagt Magda beruhigend, sieht dabei aber über die Tante hinweg in die angenehme Dämmerung des Zimmers.
Lange wird sie nicht mehr hier sein können, das ist gewiß. Aber jede Stunde will sie der Tante noch so angenehm wie nur möglich machen.
»Warum konntest du nicht meine Tochter werden?«
Nach längerem Schweigen kommt das leise über die Lippen der alten Frau. Leises, bitterliches Weinen folgt diesen Worten.
»Aber Tante, willst du mutlos werden jetzt, wo alles in schönster Ordnung ist?« Magda zwingt sich zu einem heiteren, aufmunternden Ton, von dem ihr Herz allerdings nichts weiß. Das leidet mit der Tan-te.
»In