Фридрих Вильгельм Ницше

Gesammelte Werke


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sind und des­halb sich vor den Mal­heurs nicht so fürch­ten – Men­schen, die ih­rer Macht si­cher sin­d und die die er­reich­te Kraft des Men­schen mit be­wuß­tem Stol­ze re­prä­sen­ti­ren.

      Wie däch­te ein sol­cher Mensch an die ewi­ge Wie­der­kunft?

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      56.

      Pe­ri­oden des eu­ro­päi­schen Ni­hi­lis­mus

      Die Pe­ri­ode der Un­klar­heit, der Ten­ta­ti­ven al­ler Art, das Alte zu con­ser­vi­ren und das Neue nicht fah­ren zu las­sen.

      Die Pe­ri­ode der Klar­heit: man be­greift, daß Al­tes und Neu­es Grund­ge­gen­sät­ze sind: die al­ten Wert­he aus dem nie­der­ge­hen­den, die neu­en aus dem auf­stei­gen­den Le­ben ge­bo­ren –, daß al­le al­ten Idea­le le­bens­feind­li­che Idea­le sind (aus der dé­ca­dence ge­bo­ren und die dé­ca­dence be­stim­mend, wie sehr auch im pracht­vol­len Sonn­tags-Auf­putz der Moral). Wir ver­ste­hen das Alte und sind lan­ge nicht stark ge­nug zu ei­nem Neu­en.

      Die Pe­ri­ode der drei großen Af­fek­te: der Ver­ach­tung, des Mit­leids, der Zer­stö­rung.

      Die Pe­ri­ode der Ka­ta­stro­phe: die Her­auf­kunft ei­ner Leh­re, wel­che die Men­schen aus­sieb­t … wel­che die Schwa­chen zu Ent­schlüs­sen treibt und eben­so die Star­ken –

      II. Zur Geschichte des europäischen Nihilismus.

      a) Die moderne Verdüsterung.

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      57.

      Mei­ne Freun­de, wir ha­ben es hart ge­habt, als wir jung wa­ren: wir ha­ben an der Ju­gend sel­ber ge­lit­ten, wie an ei­ner schwe­ren Krank­heit. Das macht die Zeit, in die wir ge­wor­fen sind – die Zeit ei­nes großen in­ne­ren Ver­fal­les und Aus­ein­an­der­fal­les, wel­che mit al­len ih­ren Schwä­chen und noch mit ih­rer bes­ten Stär­ke dem Geis­te der Ju­gend ent­ge­gen­wirkt. Das Aus­ein­an­der­fal­len, also die Un­ge­wiß­heit ist die­ser Zeit ei­gen: nichts steht auf fes­ten Fü­ßen und har­tem Glau­ben an sich: man lebt für mor­gen, denn das Über­mor­gen ist zwei­fel­haft. Es ist al­les glatt und ge­fähr­lich auf un­se­rer Bahn, und da­bei ist das Eis, das uns noch trägt, so dünn ge­wor­den: wir füh­len alle den war­men un­heim­li­chen Athem des Thau­win­des – wo wir noch ge­hen, da wird bald Nie­mand mehr ge­hen kön­nen!

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      58.

      Wenn das kein Zeit­al­ter des Ver­falls und der ab­neh­men­den Le­bens­kraft ist, so ist es zum Min­des­ten ei­nes des un­be­son­ne­nen und will­kür­li­chen Ver­su­chens: – und es ist wahr­schein­lich, daß aus ei­ner Üb­er­fül­le miß­rat­he­ner Ex­pe­ri­men­te ein Ge­sammt-Ein­druck wie von Ver­fall ent­steht: und viel­leicht die Sa­che selbst, der Ver­fall.

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      59.

      Zur Ge­schich­te der mo­der­nen Ver­düs­te­rung.

      Die Staats-No­ma­den (Be­am­te u. s. w.): ohne »Hei­mat« –.

      Der Nie­der­gang der Fa­mi­lie.

      Der »gute Mensch« als Sym­ptom der Er­schöp­fung.

      Ge­rech­tig­keit als Wil­le zur Macht (Züch­tung).

      Geil­heit und Neu­ro­se.

      Schwar­ze Mu­sik: – die er­quick­li­che Mu­sik wo­hin?

      Der An­ar­chist.

      Men­schen­ver­ach­tung, Ekel.

      Tiefs­te Un­ter­schei­dung: ob der Hun­ger oder der Über­fluß schöp­fe­risch wird? Ers­te­rer er­zeugt die Idea­le der Ro­man­ti­k. –

      Nor­di­sche Un­na­tür­lich­keit.

      Das Be­dürf­nis; nach Al­co­ho­li­ca: die Ar­bei­ter-»Noth«.

      Der Phi­lo­so­phi­sche Ni­hi­lis­mus.

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      60.

      Das lang­sa­me Her­vor­tre­ten und Em­por­kom­men der mitt­le­ren und nie­de­ren Stän­de (ein­ge­rech­net der nie­de­ren Art Geist und Leib), wel­ches schon vor der fran­zö­si­schen Re­vo­lu­ti­on reich­lich prä­lu­dirt und ohne Re­vo­lu­ti­on eben­falls sei­nen Weg vor­wärts ge­macht hät­te, – im Gan­zen also das Über­ge­wicht der He­er­de über alle Hir­ten und Leithäm­mel – bringt mit sich 1. Ver­düs­te­rung des Geis­tes (– das Bei­ein­an­der ei­nes stoi­schen und fri­vo­len An­scheins von Glück, wie es vor­neh­men Kul­tu­ren ei­gen ist, nimmt ab; man läßt vie­le Lei­den sehn und hö­ren, wel­che man frü­her er­trug und ver­barg);

      2. die mo­ra­li­sche Hy­po­kri­sie (eine Art, sich durch Moral aus­zeich­nen zu wol­len, aber durch die He­er­den-Tu­gen­den: Mit­leid, Für­sor­ge, Mä­ßi­gung und nicht durch sol­che, die au­ßer dem He­er­den-Ver­mö­gen er­kannt und ge­wür­digt wer­den);

      3. eine wirk­li­che große Men­ge von Mit­lei­den und Mit­freu­de (das Wohl­ge­fal­len im großen Bei­ein­an­der, wie es alle He­er­dent­hie­re ha­ben – »Ge­mein­sinn«, »Va­ter­land«, Al­les, wo das In­di­vi­du­um nicht in Be­tracht kommt).

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      61.

      Un­se­re Zeit mit ih­rem Stre­ben, den zu­fäl­li­gen Nö­then ab­zu­hel­fen, vor­zu­beu­gen und die un­an­ge­neh­men Mög­lich­kei­ten vor­weg zu be­krie­gen, ist eine Zeit der Ar­men. Un­se­re »Rei­chen« – das sind die Ärms­ten! Der ei­gent­li­che Zweck al­les Reicht­hums ist ver­ges­sen!

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      62.

      Kri­tik des mo­der­nen Men­schen: – »der gute Mensch«, nur ver­dor­ben und ver­führt durch schlech­te In­sti­tu­tio­nen (Ty­ran­nen und Pries­ter); – die Ver­nunft als Au­to­ri­tät; – die Ge­schich­te als Über­win­dung von Irr­t­hü­mern; – die Zu­kunft als Fort­schritt; – der christ­li­che Staat (»der Gott der Heer­schaa­ren«); – der christ­li­che Ge­schlechts­be­trieb (oder die Ehe); – das Reich der »Ge­rech­tig­keit« (der Cul­tus der »Mensch­heit«); – die »Frei­heit«.

      Die ro­man­ti­sche At­ti­tü­de des mo­der­nen Men­schen: – der edle Mensch (By­ron, Vic­tor Hugo, Ge­or­ge Sand); – die edle Ent­rüs­tung; – die Hei­li­gung durch die Lei­den­schaft (als wah­re »Na­tur«); – das Par­tei­neh­men für die Un­ter­drück­ten und Schlecht­weg­ge­kom­me­nen: Mot­to der His­to­ri­ker und Ro­man­ciers; – die Stoi­ker der Pf­licht; – die »Selbst­lo­sig­keit« als Kunst und Er­kennt­niß; – der Al­truis­mus als ver­lo­gens­te Form des Ego­is­mus (Uti­li­ta­ris­mus), ge­fühl­sams­ter Ego­is­mus.

      Dies Al­les ist acht­zehn­tes Jahr­hun­dert. Was da­ge­gen nicht sich aus ihm ver­erbt hat: die in­sou­cian­ce, die Hei­ter­keit, die Ele­ganz, die geis­ti­ge Hel­lig­keit. Das Tem­po des Geis­tes hat sich ver­än­dert; der Ge­nuß an der geis­ti­gen Fein­heit und Klar­heit ist dem Ge­nuß an der Far­be, Har­mo­nie, Mas­se, Rea­li­tät u. s. w. ge­wi­chen. Sen­sua­lis­mus im Geis­ti­gen. Kurz, es ist