bleibt ein Narr sein Leben lang.
Wenn in den "Epistolis obscurorum virorum" (Lips. 1864, p. 371) gesagt wird: "Quamvis Salomon dicat: musica, mulier et vinum laetificant cor hominis, primo Proverbiorum XII". "Obgleich Salomon sagt: Musik, Weib und Wein erfreuen des Menschen Herz, erstes Buch der Sprüche 12", so ist das ein erdichtetes Citat, da es kein erstes Buch der Sprüche Salomos giebt.—
Dunkelmänner,
die wörtliche Übersetzung von "obscuri viri", hat folgenden Ursprung: der für die Reformation kämpfende Humanist Reuchlin gab, um sein Ansehen im Streite gegen die kölner Papisten, Pfefferkorn, Hochstraten, Arnold von Tongern, Ortuinus Gratius u. s. w. zu stärken, 1514 seinen Briefwechsel mit berühmten Leuten: "Epistolae clarorum virorum" heraus. Von ihm befreundeter Seite, es werden Crotus Rubianus, Ulrich Hutten, Jacob Fuchs, Eobanus Hesse, Petreius Eberbach genannt, erschien 1515 der erste, 1517 der zweite Band "Epistolae obscurorum virorum" (Briefe unberühmter Leute), die so abgefasst sind, als kämen sie von seinen Feinden, und die auch an Ortuinus Gratius gerichtet sind. Zuerst frohlockten diese; als sie aber merkten, dass sie gemeint seien, erschien 1518 die Gegenschrift: "Lamentationes obscurorum virorum, non prohibitae per sedem Apostolicam". So bekam "obscuri viri", eigentlich "unberühmt" im Gegensatz zu "clari viri", den Nebensinn von Obscuranten, Finsterlingen, "Dunkelmännern". Letzterer Ausdruck scheint erst im 19. Jahrhundert gebildet worden zu sein. In der von Bentzel-Sternau herausgegebenen Zeitschrift "Jason", Jahrgang 1809, III. Band, S. 271 wird gesagt: "Bekannt ist es, welche heilsame Wirkung die Briefe der Dunkelmänner auf den Lesenden (den kranken Erasmus) hervorbrachten." Hoffmann von Fallersleben brachte in den "Unpolitischen Liedern" (1. T. 1840) ein Gedicht "Dunkelmannstracht" und H. Heine: "Wintermärchen" (1844), Kap. 4, sagt von Köln:
Ja, hier hat einst die Klerisei
Ihr frommes Werk getrieben,
Hier haben die Dunkelmänner geherrscht,
Die Ulrich von Hutten beschrieben.—
Ulrich von Hutten (1488-1523) ist wegen seines Wahlspruches:
Ich hab's gewagt,
zu erwähnen, welcher sich zuerst auf dem Titelblatt seiner Übersetzungen der "Conquestiones" (wahrscheinlich—nach Böcking—1520 erschienen) sowie als Unterschrift in der, nach Böcking gleichfalls 1520 erschienenen "Klag über den Lutherischen Brandt zu Mentz (Mainz)" findet. Ebenso beschliesst Hutten mit diesem Spruch das Vorwort zu seinem "Gesprächbüchlein" (1521) und in demselben seinen Dialog in Prosa: "Die Anschauenden", und er hängt ihn fast stets seinen deutschen Versen als Schluss, ohne Zusammenhang mit dem Vorhergehenden, an. Im Zusammenhang steht es am Schluss seiner "Klag und Vormahnung gegen den übermässigen unchristlichen Gewalt des Bapsts zu Rom", wo es heisst:
Wohlauf, wir haben Gottes Gunst,
Wer wollt in solchem bleiben d'heim?
Ich hab's gewagt, das ist mein Reim.
Auch beginnt ein 1521 gedrucktes Lied von ihm:
Ich hab's gewagt mit Sinnen,
dessen sechste Strophe schliesst:
Bin unverzagt,
Ich hab's gewagt,
Und will des Ends erwarten.
Er sah in diesem deutschen Wahlspruch eine Übersetzung seines lateinischen, bereits 1517 als Motto seinem "Phalarismus" vorgesetzten und auch später noch, z. B. in der Vorrede "an alle freien Männer Deutschlands" (ad liberos in Germania omnes) von ihm angewendeten Wahlspruches:
Jacta est alea.
Gefallen ist der Würfel.
(vrgl. Menander unt. "Gefl. Worte aus Griech. Schriftst.").—
Nach dem Buchdrucker Johann Ballhorn (eigentlich Balhorn), der seit 1531 in Lübeck (nach Balthasar Schuppius zu Soest in Westfalen) thätig war, heisst
ballhornisieren oder verballhornen
so viel wie "verschlimmbessern", "lächerliche Veränderungen in einem Schriftstück anbringen". Der erste, welcher Johann Ballhorn erwähnt, ist Schuppius in dem "Kalender" (1659) S. 588 und 601. An der ersten Stelle heisst es: "wie Johann Ballhorn, der Buchdrucker zu Soest in Westfalen, welcher das ABCbuch vermehrt und verbessert herausgehen liess"; und an der zweiten: "als ich dasselbe erbrochen, lag darin dieses Pasquill, auctior et correctior, wie Johann Ballhorn zu schreiben pflag". Andere leiten "verballhornen" von dem jedoch durch Johann Ballhorn nur gedruckten Buche "Lübeckische Statuta" u. s. w., (1586) ab, weil die darin vorgenommenen und dem allein auf dem Titelblatt genannten Ballhorn fälschlich zugeschriebenen Verbesserungen allseitigen Tadel gefunden hätten. Noch Andere schieben ihm zu, dass er dem auf der letzten Seite der Fibeln üblichen Hahn ein paar Eier untergelegt habe. Eine Fibel mit dem Bilde des Hahnes, im Jahre 1583 gedruckt zu Hamburg, befindet sich in der dortigen Stadtbibliothek. In "Deutscher Recht- nicht Schlechtschreibung" (S. 5, Berlin 1877) wird "Johann Ballhorn von Buxtehude" genannt; einen solchen giebt es nicht.—
Aus dem "Esopus", (4, 62; 1548) des Burchard Waldis (1490-1556) stammt:
Das ist für die Katze,
oder, wie man im Königreich Sachsen zu sagen pflegt:
Das ist der Katze,
d. h. das lohnt nicht, das bringt nichts ein. Der Ausdruck ist ein Rest der dort befindlichen Erzählung "Vom Schmied und seiner Katze". Ein Schmied nahm sich vor, von seinen Kunden nichts für seine Arbeit zu verlangen, sondern die Bezahlung ihrem eigenen Willen anheimzustellen; sie begnügten sich aber mit dem blossen Danke. Nun band er seine fette Katze in der Werkstatt an, und wenn ihn die Kunden mit leeren Worten des Dankes verliessen, sagte er: "Katz, das geb ich dir!" Die Katze verhungert, und der Schmied beschliesst, es zu machen wie die anderen Handwerker.[17] Seume glaubte, die Schnurre rühre von Taubmann her; denn er schreibt in seinem Buche "Mein Leben", ziemlich gegen Ende: "so dass ich— — —weiter nichts erntete, als ein freundliches 'Wir bleiben Euch in Gnaden gewogen', wovon doch am Ende selbst Taubmanns Katze ihr Bischen Geist aufgab".
[17] S. Balthasar Schuppius "Freund in der Not" (1657) S. 229, "der Kurtzweilige Zeitvertreiber" von 1666, S. 41 und Abraham a St. Clara "Huy und Pfuy der Welt".
In den "Deutschen Rechtssprichwörtern" von Graf und Dietherr, 2. Ausg., Nördlingen 1869, S. 267 steht "vom Danke kann man keine Katze füttern" und in der Anmerkung a: "von'n danke kan man keine katten futtern". Es ist also ebenso möglich, dass Waldis seine Erzählung daraus herspann, wie, dass diese Worte aus ihr entsprangen.—
Lehrstand, Nährstand, Wehrstand
wird bei Erasmus Alberus (1500-53) zum ersten Male angedeutet. In seiner "Predigt vom Ehestand" aus dem Jahre 1546 (auf der Königl. Bibliothek in Berlin) heisst es Bogen 6: "Der Priester muss lehren, die Oberkeit wehren, die Bauerschaft nähren" und in seinem "Buch von der Tugend und Weisheit, nämlich 49 Fabeln" (Frankfurt a. M. 1550, Fabel 47, Morale):
"Fein ordentlich hat Gott die Welt
Mit dreien Ständen wohl bestellt.
Wenn die sich nur wüssten zu halten,
So liess Gott immerdar hin walten.
Ein Stand muss lehrn, der andre nährn,
Der dritt' muss bösen Buben wehrn".
In Luthers "Tischreden", 1560, (B. 59, S. 207) heisst es:
"Amt eines treuen Seelsorgers".
"Nähren und wehren muss in einem frommen, treuen Hirten und Pfarrherrn beisammen sein . . . sonst wenn das Wehren nicht da ist, so frisst der Wolf die Schafe desto