Lexikon gebilligten Etymologie dem Schwankbuche Philipp Frankfurters "Der Pfaffe von Kalenberg" (nachweisbar erst Ende des 15. Jahrh. geschrieben, vielleicht schon im 11. Jahrh.). Aus Calembourg haben wir dann zur Bezeichnung hervorragend schlechter Wortwitze
Kalauer
gemacht, wobei wohl an Leder und die geringere Qualität der Stiefel gedacht worden ist, wie sie die Stadt Kalau liefert. Andere wollen wissen, der Ausdruck rühre daher, dass Ernst Dohm seine guten Witze dem "Kladderadatsch" Sommers aus Kalau sandte.—
Der Name
Amerika
entstand nach dem des Amerigo (Americus) Vespucci auf den Vorschlag des Buchhändlers und Professors Martin Waldseemüller (Hylacomylus in St.-Dié), welcher Vespuccis dritte Reise nach der "Neuen Welt" i. J. 1507 herausgab (vrgl. A. v. Humboldt "Examen critique de l'histoire et de la géographie du nouveau continent". IV., 97ff. 104-6).—
Die Geister platzen aufeinander
steht in Luthers (1483-1546) auf das Münzersche Treiben in Altstadt bezüglichem Briefe (vom 21. August 1524) "an die Fürsten zu Sachsen von dem aufrürischen Geiste", B. 53, Nr. 108, S. 255ff, in der Form: "Man lass die Geister auf einander platzen und treffen".—
Nach dem "Was ist das?" zum 8. Gebot in Luthers "Katechismus" (1529) sollen wir
Alles zum Besten kehren,
und im dritten Hauptstück heisst es: "Vater unser, der du bist im Himmel.—Was ist das? Gott will uns damit locken, dass wir glauben sollen, er sei unser rechter Vater". Hiernach ist
Er will uns damit locken
ein geflügeltes Wort geworden. Ebenda zählt Luther in der Erklärung der "vierten Bitte" des "Vaterunsers" auch
Gute Freunde, getreue Nachbarn
zu "unserem täglichen Brod".—
Wasser thuts freilich nicht
stammt aus dem vierten Hauptstück.—
Die Kunst geht nach Brot,
(d. h. "die Kunst geht betteln",) was in Lessings "Emilia Galotti", 1, 2 vorkommt, steht bei Luther, B. 64, S. 183: "Kunst gehet itzt nach Brot, aber Brot wird ihr wieder nachlaufen und nicht finden". Bei Neander: "Ethice vetus et sapiens", (Lpz. 1590) steht S. 338 unter "Proverbia Germanorum" bereits: "Kunst gehet nach Brot".—
Aus Luthers "Ein' feste Burg ist unser Gott" (im Klugschen Gesangbuche von 1529, S. 21) wird citiert:
Mit unsrer (eigentl.: unser) Macht ist nichts getan,
ferner:
Das Wort sie sollen lassen stan,
und:
Lass fahren dahin.
Letzteres benutzte Schiller im "Reiterliede" (Schillers Musenalmanach für 1798, S. 137) am Schluss von "Wallensteins Lager"
Lass fahren dahin, lass fahren!
Bürger singt in Strophe 14 des Gedichtes "der Bruder Graurock und die Pilgerin" (1777):
Lass fahren! Hin ist hin!—
Für "Legende" braucht Luther "Lugenda" in seiner "Predigt am 25. Sonntag nach der heiligen Dreifaltigkeit, Anno 1537, in tempio parochine", B. 6, S. 244: "Sonderlich hat die Lugenda von den Wunderzeichen Franzisci ein Sack voll erlesener, grosser, schändlicher Lügen". Lugende steht in Grimmelshausens "wunderbarlichem Vogelnest", (1672) II, 13. Später wurde aus Lugenda "Lügende" und "Lüg-Ente". In "Schelmuffskys Curiöser und sehr gefährlicher Reisebeschreibung zu Wasser und Lande, von E. S.[16]. Gedruckt zu Schelmerode in diesem Jahr" (1696) heisst es zu Anfang: "so wusste ich allmalen so eine artige Lüg-Ente vorzubringen". Daraus ist
Ente
für Zeitungslüge geworden. Grimm jedoch sagt im "Wörterbuch": "Man nennt eine in Zeitungen verbreitete, gleichsam fortschwimmende, wieder auftauchende Fabel oder Lüge heute gewöhnlich Ente; früher hiess es blaue Ente; blau ist nebelhaft, nichtig; einem etwas Blaues vormachen, blauen Dunst machen bedeutet vorlügen". Es folgen dann mehrere Belegstellen, wobei zu bemerken ist, dass auch im Französischen "canard" und im Spanischen "ánade" für Zeitungslüge gebraucht wird.—
[16] Der Verfasser war der einunddreissigjährige Christian Reuter, dessen Leben und Werke Friedrich Zarncke beschrieb. Vrgl. Bd. IX d. "Abhandl. d. philol.-hist. Classe der Kgl. sächs. Gesellsch. d. Wissensch." No. 5. Lpz. S. Hirzel. 1884.
Allgemein wurde, doch ohne jegliche Gewähr, auf Luther der Spruch zurückgeführt:
Wer nicht liebt Wein, Weib und Gesang,
Der bleibt ein Narr sein Lebelang;
auch die Lutherstube auf der Wartburg ist jetzt damit geschmückt. Xanthippus ("Spreu" IV, München 1883) hat wohl mit Recht als die Quelle den italienischen Reim bezeichnet:
"Chi non ama il vino, la donna e il canto
Un pazzo egli sara e mai un santo."
"Wer nicht liebt Gesang und Weib und Wein,
Der wird ein Narr und nie ein Heiliger sein."
Zum ersten Male, scheint es, tritt die Luther-Legende im "Wandsbecker Bothen" von 1775, No. 75 in folgender "Devise an einen Poeten" auf:
Dir wünsch' ich Wein und Mädchenkuss,
Und deinem Klepper Pegasus
Die Krippe stets voll Futter!
Wer nicht liebt Wein, Weib und Gesang,
Der bleibt ein Narr sein Lebenlang.
Sagt Doktor Martin Luther.
Nach Redlich ("Die poetischen Beiträge zum Wandsbecker Bothen", Hamburg 1871, S. 57) machte wahrscheinlich Joh. Heinrich Voss diese Verse, also nicht Claudius, wie W. Roeseler ("Mathias Claudius und sein Humor", Berlin 1873, S. 41) annimmt. Dann teilt Voss den oben citierten Vers 1777 im "Musenalmanach" (Hamburg, S. 107) mit der Überschrift "Gesundheit" und der Unterschrift "Dr. M. Luther" mit. Auch sein 1777 gedichtetes Lied: "An Luther" (Voss: "Sämmtl. Gedichte" Königsb. 1802. B. 4, S. 60) endet mit jenen Worten, und aus seiner Anmerkung S. 294, ersehen wir, dass Hamburger Pastoren in dem Abdrucke des Spruches im Musenalmanach eine Verunglimpfung Luthers erblickten und deshalb Vossens Wahl zum Lehrer am Johanneum vereitelten. Über den Ursprung gab Voss keine Auskunft. Herder ("Volkslieder", 1. T. Leipz. 1778, S. 12) schliesst die Zeugnisse über Volkslieder mit:
Wer nicht liebt, Weib, Wein und G'sang,
Der bleibt ein Narr sein Leben lang.
Luther.
Karl Müchler giebt in dem zuerst in F. W. A. Schmidts "Neuem Berliner Musenalmanach für 1797", S. 48 gedruckten Trinkliede "Der Wein erfreut des Menschen Herz" ("Lieder geselliger Freude", herausg. von J. F. Reichardt, 1797, 2. Abtlg. S. 15) jeder Strophe die Kehrreime:
— —Was Martin Luther spricht:
Wer nicht liebt Wein, Weib und Gesang,
Der bleibt ein Narr sein Lebelang;
Und Narren sind wir nicht.
Auch in Methfessels "Allgemeinem Commers- und Liederbuch", Rudolstadt 1818, schliesst das von Lichtensteinsche Lied "Wo der geistige Freudenbringer":
Drum singt, wie Doktor Luther sang:
Wer