Andrew Hathaway

Der Geisterjäger Staffel 3 – Gruselroman


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gleißende Helligkeit. Die Türen zu den angrenzenden Räumen standen offen. Auch dahinter brannte Licht.

      In der Halle hatten sich ungefähr dreißig Personen versammelt. Hazel vermutete, daß sich hier sämtliche Familienmitglieder und alle Angehörigen des Personals aufhielten.Die aufgeregten Gespräche verstummten, als Mr. Harold F. Lauderdale, das Fami­lien­oberhaupt, eintrat. Alle Augen richteten sich erwartungsvoll auf ihn.

      »Welche Anordnungen hat Mr. Masters getroffen?« rief Hazel Kent, ehe Harold F. Lauderdale etwas sagen konnte.

      Der Clanchef sah sie erstaunt an und runzelte die Stirn. Er hatte offenbar den alten Streit zwischen ihnen noch immer nicht vergessen, riß sich jedoch zusammen.

      »Jeder soll einen geweihten Gegenstand bei sich tragen«, antwortete er gepreßt. »Oder einen Gegenstand, von dem er vermutet, daß er dem Bösen Widerstand leisten kann. Hat Ihr Freund immer so verrückte Einfälle?«

      »Seine verrückten Einfälle haben schon zahlreichen Menschen das Leben gerettet«, erwiderte Hazel scharf. »Sind alle hier anwesend, oder halten sich in anderen Räumen auch noch Leute auf?«

      Harold F. Lauderdale schluckte den Schlag hinunter und sah sich um. »Es sind alle da, meine Frau natürlich ausgenommen. Sie ist krank.«

      »Holen Sie sie!« verlangte Hazel.

      »Das geht nicht, sie muß sich schonen.« Harold F. Lauderdale sah Hazel wütend an. »Wer oder was gibt Ihnen das Recht, in meinem Haus Befehle zu erteilen?«

      »Mein Verantwortungsbewußtsein«, sagte Hazel ruhig. Sie ließ sich nicht provozieren. »Holen Sie Ihre Frau, wenn Sie nicht noch in dieser Nacht Witwer werden wollen.«

      Ihre beherrschte und sichere Art verfehlte ihren Eindruck nicht. Harold F. Lauderdale gab einem etwa dreißig­jährigen Mann einen Wink. Gemeinsam gingen sie nach oben. Der junge Mann war ihm wie aus dem Gesicht geschnitten. Hazel tippte darauf, daß sie Richard Lauderdale, den Sohn und Firmenerben, vor sich hatte.

      Wenige Minuten später brachten die beiden Männer Mrs. Lauderdale. Sie trug einen Verband um den Hals und wirkte mitgenommen. Vorsichtig führten sie die in einen kostbaren seidenen Hausmantel gehüllte Frau die Treppen herunter und halfen ihr auf ein Sofa, das zwei Angestellte hastig in die Halle schoben.

      »Nun sind alle versammelt«, erklärte Harold F. Lauderdale. »Sind Sie zufrieden?«

      Hazel überhörte den bissigen Unterton. »Hat auch jeder einen geweihten Gegenstand oder eine andere Waffe gegen das Böse bei sich?« rief sie laut.

      Zustimmendes Nicken von allen Seiten. Hazel konnte nicht überall kontrollieren, ob die Leute auch die Wahrheit sagten, und sie ahnte nicht, daß einer von ihnen log.

      Es war Charles, der vierundzwanzig­jährige Chauffeur der Lauderdales. Er hielt von dem ganzen Gerede von einer mysteriösen Mörderin und einem geisterhaften Wesen überhaupt nichts. Daher hatte er auch keine Gegenmaßnahmen getroffen.

      Das sollte ihm zum Verhängnis werden.

      »Bleiben Sie alle dicht beisammen!« rief Hazel Kent. »Falls die unbekannte Mörderin angreifen sollte, sind wir vereint stark genug, um sie zurückzuschlagen.«

      Sie wurde von dem Geräusch eines vorfahrenden Wagens unterbrochen. Gleich darauf stürmte Chefinspektor Hempshaw in die Halle. Hazel atmete erleichtert auf. Nun waren sie schon zu zweit, und im Notfall konnte Hempshaw vielleicht auch Rick helfen, der sich noch immer nicht gemeldet hatte.

      »Wo ist Rick?« fragte der Chefinspektor gespannt.

      Hazel deutete auf den Park. »Er sucht die Mörderin«, erwiderte sie nervös. »Eigentlich müßte er schon längst zurück sein.«

      Chefinspektor Hempshaw trat auf den Vorplatz. Im nächsten Moment hörten sie alle seinen Warnschrei.

      *

      Als Rick Masters die Büsche hinter sich ließ, hatte er freien Blick zu dem Herrenhaus.

      Im Schein der Lampen hinter den offenen Fenstern erkannte er Chefinspektor Hempshaws Dienstwagen vor dem Portal. Der Chefinspektor selbst tauchte soeben im Freien auf und stieß im nächsten Moment einen Schrei aus. Er hatte die Mörderin entdeckt, die mit unheimlicher Geschwindigkeit auf das Gebäude zu­schwebte.

      Rick konnte ihr nicht folgen. Er hetzte quer über den Rasen, und er war gut durchtrainiert. Trotzdem vergrößerte sich ihr Vorsprung immer mehr.

      Weit vor ihm erreichte sie den freien Platz vor dem Manor.

      Chefinspektor Hempshaw reagierte blitzschnell. Er sprang in das Gebäude, schlug die Türen zu und tauchte im nächsten Moment an einem Fenster auf. Er schloß es, wechselte zum nächsten und brüllte Befehle, daß es bis zu Rick herüberklang.

      Die Mühe war vergeblich.

      Dracula heulte laut auf und blieb zurück. Er fühlte das verstärkte Wirken der schwarzmagischen Kräfte und ergriff die Flucht. Er wagte sich nicht näher an das Haus heran.

      Der Geist ließ sich nicht aufhalten. Die weiße Gestalt schwebte auf das Portal zu und durchdrang es wie einen Schleiervorhang. Es gab einen fürchterlichen Knall. Die Trümmer des Eingangstors flogen wie Geschosse nach allen Seiten.

      Drinnen im Haus erschollen entsetzte Schreie. Nach einem schußähnlichen Knall wurde es dunkler. Rick vermutete, daß einer der riesigen Kristallüster in der Halle zerplatzt war.

      Er hatte noch ungefähr zwanzig Schritte bis zum Eingang zurückzulegen, als er deutlich die Rufe des Chef­inspektors und Hazel Kents unterscheiden konnte, die beide versuchten, den Widerstand zu organisieren.

      Rick brach wie ein Wirbelwind in das Haus ein und erfaßte sofort die Lage. Die Mörderin hatte Richard Lauderdale in die Enge getrieben. Der Sohn des Stahlbarons stand geduckt in einer Ecke der Halle und streckte der Lady aus dem Gemälde abwehrend die Hände entgegen.

      Er konnte sich nicht wehren. Sie schlug seine Hände zur Seite und wollte auch ihn erwürgen, wie sie das mit dem Kunsthändler Kennloch getan hatte.

      Diesmal jedoch war Rick Masters zur Stelle. Er warf sich von hinten auf die unheimliche Mörderin und preßte ihr die Silberkugel gegen den Kopf.

      Er glaubte, das Haus würde einstürzen. Wie schon vorhin im Park, so ertönte auch diesmal ein dumpfes Stöhnen, das von allen Seiten kam. Die Geistergestalt verblaßte, löste sich jedoch nicht vollständig auf.

      Rick versuchte, nun seinerseits die Mörderin in die Ecke zu treiben, aus der Richard Lauderdale floh. Er schaffte es jedoch nicht, da das Böse noch einmal alle seine Kräfte mobilisierte und ihn zur Seite stieß.

      Die bleiche Gestalt schlüpfte unter seinem Arm hindurch, wich seiner Silberkugel aus und war gleich darauf entkommen.

      Aufatmend drehte sich Rick Masters zu den Versammelten um. Auf einen Blick sah er, daß sie unverletzt waren. Mrs. Lauderdale wirkte sehr mitgenommen, doch das war bei den Mordanschlägen und bei der nervlichen Belastung kein Wunder.

      Die Halle war mit Glassplittern übersät. Der Geisterdetektiv hatte sich nicht getäuscht. Einer der herrlichen Lüster war heruntergefallen und in tausend Stücke geborsten. Das war ein Verlust, der sich mit Geld ausgleichen ließ, und darüber verfügten die Lauderdales ausreichend.

      »Niemand verläßt die Halle!« rief der Geisterdetektiv scharf, als sich einige Mitglieder des Hauspersonals entfernen wollten. »Die Gefahr ist noch lange nicht gebannt!«

      Harold F. Lauderdale wandte sich an Rick Masters. »Sie haben meinem Sohn das Leben gerettet«, sagte er erschüttert. »Um ein Haar wäre es zu spät gewesen.«

      »Nicht der Rede wert.« Rick winkte ab. Er haßte Dank, da er es für seine selbstverständliche Pflicht ansah, den Leuten zu helfen, wo es nur möglich war.

      »Wir können jedoch nicht auf die Dauer hier in der Halle wohnen«, fügte der Stahlmillionär hinzu. »Lassen Sie sich etwas einfallen!«

      »Vorläufig müssen Sie es hier aushalten.«