Andrew Hathaway

Der Geisterjäger Staffel 3 – Gruselroman


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ist.«

      »Eine unheimliche Geschichte.« Hazel schüttelte sich. »Wenn ich mir vorstelle, daß wir bei dieser Versteigerung waren. Hast du eigentlich schon festgestellt, woher das Bild stammt?«

      Rick starrte seine Freundin mit offenem Mund an. Er war selten so verblüfft gewesen wie in diesem Moment.

      »Ob du es glaubst oder nicht!« rief er und sprang auf. »Aber das habe ich total vergessen. Du hast aber recht, es wäre vielleicht ein Anhaltspunkt.«

      Hazel hielt ihn lachend fest. »Setz dich! Es ist neun Uhr abends. Jetzt erhältst du keine Auskunft mehr. Du wirst schon bis morgen warten müssen.«

      Sie befanden sich in Hazels Haus im Stadtteil Westminster. Das Abendessen war schon vorbei. Eigentlich hatten sie sich ein paar erholsame und schöne Stunden machen wollen, doch nun drehte sich das Gespräch aus­schließlich um den neuen Fall.

      Rick Masters war dankbar dafür, daß Hazel das überhaupt mitmachte. Sie war die erste Frau, die ihn und seinen Beruf ertrug. Mehr als einmal war eine Beziehung gescheitert, weil der Beruf sich immer wieder in den Vordergrund schob. Meistens kam ein dringender Anruf, wenn es gerade am schönsten war.

      So auch an diesem Abend. Butler Seton brachte das Telefon in den Salon, in dem sie beisammen saßen. Hazel runzelte die Stirn.

      »Ich habe doch ausdrücklich gesagt, daß ich nicht gestört werden will!« Sie sah ihren Butler fragend an. Der alte Mann war sonst die Zuverlässigkeit in Person.

      »Hier ist ein Anruf für Mr. Masters«, erklärte Butler Seton mit vornehmer Zurückhaltung. »Der Anrufer meint, es wäre lebenswichtig.«

      Seufzend lehnte sich Hazel zurück, während Rick nach dem Telefonhörer griff und sich meldete.

      »Ich komme sofort!« sagte er schon nach wenigen Sekunden, legte auf und wandte sich an Hazel. »Tut mir leid, aber…«

      »Schon gut.« Hazel Kent winkte lächelnd ab. »Wer war es denn? Hempshaw?«

      »Lauderdale«, erwiderte Rick und pfiff seinem Hund. »Die weiße Frau ist wieder auf dem Grundstück aufgetaucht. Noch hat sie das Haus nicht angegriffen, aber…«

      Mehr brauchte er nicht zu sagen. Zu seiner Überraschung schloß Hazel sich ihm an und drängte ihn zur Tür.

      Zwei Minuten später war der dunkelgrüne Morgan mit Blaulicht und Sirene durch das abendliche London unterwegs.

      *

      Während Rick den Morgan mit einer Hand steuerte, griff er mit der anderen nach dem Handschuhfach, öffnete die Klappe und nahm das Mikrofon heraus.

      Die Zentrale von Scotland Yard meldete sich sofort. Er verlangte den Chefinspektor. Böse Zungen behaupteten, Hempshaw könnte eigentlich seine Privatwohnung aufgeben, da er sich ohnedies nur in seinem Büro aufhielt. Das war bestimmt übertrieben, aber fast immer erreichte Rick Masters seinen Freund im Scotland-Yard-Gebäude, so auch diesmal.

      »Kommen Sie sofort zu Lauderdales Haus«, sagte Rick knapp. »Die unbekannte Mörderin soll da aufgetaucht sein. Aber lassen Sie die Mannschaft daheim. Mit einem Großeinsatz erreichen Sie gar nichts. Nur wir beide – und Mrs. Kent.«

      »In Ordnung«, erwiderte der Chef­inspektor lediglich und unterbrach die Verbindung. In solchen Fällen verließ er sich ganz auf Rick. Das erleichterte die Zusammenarbeit.

      Der Geisterdetektiv traf noch vor dem Chefinspektor bei dem Herrenhaus in Wimbledon ein. Das Parktor war geschlossen, aber zwei Hausangestellte des Stahlbarons standen auf Posten und öffneten es sofort, als Ricks Wagen auf die Einfahrt zurollte.

      Der Geisterdetektiv stoppte kurz. »Ist etwas passiert?« rief er den beiden Männern zu.

      Sie schüttelten die Köpfe. Rick erklärte ihnen, daß noch der Chefinspektor kam. Sie versprachen, das Tor nicht zu verlassen.

      »Und achten Sie auf einen schwarzen Lieferwagen«, wies der Geisterdetektiv sie an. »Wenn hier in der Gegend ein solcher Wagen auftaucht, schlagen Sie Alarm.«

      Erst danach fuhr er zu dem Haus, das hellerleuchtet war. Hinter jedem Fenster brannte Licht.

      »Großer Bahnhof für uns«, bemerkte Hazel Kent mit einem leicht spöttischen Unterton. »Ob Harold F. Lauderdale weiß, daß ich komme?«

      »Er wird es gleich merken«, antwortete Rick und deutete auf das Portal des Hauses, das sich in diesem Moment öffnete. Der Stahlbaron trat auf den Vorplatz und kam sofort an den Morgan.

      »Gut, daß Sie da sind!« rief er. »Wir hatten schon gefürchtet, daß Sie…«

      Der Rest blieb ihm im Hals stecken. Er erkannte Hazel Kent. Sein Gesicht verfärbte sich.

      »Waffenstillstand«, sagte Rick hastig und stieg aus. »Hier geht es nicht um Geschäfte. Mrs. Kent hilft mir.«

      Lauderdale mußte das erst schlucken. »Ich kann mich nicht erinnern, Mrs. Kent zu mir eingeladen zu haben«, sagte er steif. »In welchem Verhältnis stehen Sie zu ihr, Mr. Masters?«

      »Wir sind eng befreundet, liebster Mr. Lauderdale«, antwortete Hazel an Ricks Stelle. »Sehr eng. Soll ich Ihnen beschreiben, wie eng?«

      Lauderdale runzelte die Stirn. »Sie haben nichts von Ihrer Bissigkeit eingebüßt, Verehrteste«, stellte er fest. »Sie sind noch genauso unangenehm wie früher.«

      »Danke für die Blumen«, konterte Hazel.

      »Ich habe Waffenstillstand angeordnet!« rief Rick und mußte ein Grinsen unterdrücken. Hier hatten sich zwei ebenbürtige Gegner gefunden. »Wir sind nicht hier, um Höflichkeiten auszutauschen. Verraten Sie mir lieber, warum Sie mich alarmiert haben.«

      Harold F. Lauderdale zuckte zusammen und erinnerte sich an die gefährliche Situation.

      »Wir haben diese Frau im Park gesehen«, berichtete er. »Meine Frau ist vor Angst schon halbtot. Sie müssen etwas unternehmen, Mr. Masters.«

      »Befinden sich die Mitglieder Ihrer Familie im Haus?« erkundigte sich Rick.

      Der Millionär nickte. »Alle! Sie haben sich bei mir versammelt. Wir wollten heute abend einen Familienrat abhalten, bei dem unser weiteres Vorgehen entschieden werden sollte. Die Unheimliche platzte dazwischen.«

      »Die ganze Familie versammelt.« Rick warf einen Blick zu Dracula, der unbekümmert um den Wagen herumlief und überall schnüffelte. Im Moment waren also keine magischen Kräfte am Werk. »Das wäre eine gute Gelegenheit, um die ganze Familie auszulöschen.«

      Lauderdale prallte zurück. »Sie haben eine entsetzliche Phantasie, Mr. Masters«, rief er schockiert.

      »Ich versuche lediglich, mich in unseren Gegner hineinzudenken.« Rick sah sich vorsichtig um. »Und ich gehe lieber vom Schlimmsten aus. Dann kann ich nur angenehm überrascht werden. Also, wie könnte man die ganze Familie auf einen Schlag auslöschen?«

      »Feuer!« rief Hazel impulsiv.

      Rick nickte. »Das wäre tatsächlich eine wirksame Waffe. Aber auch dann könnten noch Leute aus dem Haus entkommen.«

      »Hören Sie bloß auf!« rief Mr. Lauderdale beschwörend. »Sie ziehen das Unglück geradezu an.«

      »Ich möchte ihm zuvorkommen.« Rick rief Dracula zu sich. »Darling«, sagte er zu Hazel, »geh zu den anderen und bereite sie schonend darauf vor, daß sie vielleicht schnellstens das Haus verlassen müssen. Kümmere dich vor allem um Mrs. Lauderdale.«

      »Und was machst du inzwischen?« fragte sie besorgt. Sie ahnte, daß Rick sich in eine große Gefahr begab.

      »Ich mache einen Rundgang.« Rick grinste. »Keine Angst, Dracula ist ja bei mir.«

      Er sah Harold F. Lauderdale an, daß dieser an einen makabren Witz glaubte. Der Stahlbaron konnte sich nicht vorstellen, daß dieser winzige Mischling seinem Herrn helfen würde. Hazel jedoch war einigermaßen beruhigt. Sie kannte Draculas besondere Fähigkeiten.

      »Paß