Karin Bucha

Karin Bucha Paket 1 – Liebesroman


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wagte nicht, sich zu rühren, und sah mit unendlicher Liebe auf sie hinab.

      Tiefe Glückseligkeit durchflutete ihn. Jutta gehörte zu ihm. – Mit all seiner Liebe wollte er sie umgeben und dem Leben wieder zuführen.

      Und Jutta schlief mit einem verträumten Lächeln. – Da beugte sich Klaus herab und küßte den lockenden Mund.

      Sie schlug die Augen auf – sah den Geliebten – sah weiter –

      Mit einem Ruck fuhr sie auf. Sie schien die alte Kraft zurückerhalten zu haben – nein, das war keine Erscheinung, das war ein Mensch von Fleisch und Blut, der an ihrem Bett stand und mit feuchten Augen auf sie blickte! – Und diese Frau glich so sehr ihrer Mutter! – Nur das Haar war hell und licht.

      »Vater!« schrie sie auf. »Wer ist jene Frau?«

      Bernhard Dahlen strich der Fassungslosen über die Stirn.

      »Jutta – sei stark – ich bringe dir doppeltes Glück: du darfst Klaus angehören – Ullrich gibt du sein Wort zurück – und Jutta – ich habe dich belogen – deine Mutter ist nicht – –«

      Jutta hatte die Worte des Vaters in sich hineingetrunken und dabei kein Auge von der Frau gelassen.

      »Mutter!« Aus tiefstem Herzen kam dieser Schrei.

      Da kniete die Gestalt nieder. – Ihre Arme umschlangen den zarten Mäd­chenkörper – und zärtlich, wie nur eine Mutter sprechen kann, sagte sie:

      »Jutta – mein Mädelchen!«

      Frau Melitta hielt ihr Kind im Arm. Träne um Träne löste sich aus ihren Augen.

      Erst nach langer Zeit öffnete Jutta die Augen.

      »Ich habe geahnt, daß ich mich noch einmal in deine Arme schmiegen darf!« sagte sie ergreifend.

      Das Glück ließ Frau Melitta keine Worte finden; sie strich nur ihrem Kinde über das blonde Haupt. –

      Was nun folgte, zog wie ein Traum an Jutta vorüber; sie wußte nur noch, daß sie ihre Liebe zu Klaus nicht mehr zu bekämpfen brauchte, daß sie eine Mutter ihr eigen nannte, und daß Hermine von Erlstett und ihr Sohn ihrer Strafe entgegengingen.

      »Wir lassen euch nun allein«, sagte Frau Melitta, nachdem alles geklärt war. »Ullrich Andersen will dir seine Aufwartung machen – darf er?«

      »Ja – Mutter«, bat Jutta leise – ihre Augen suchten den Geliebten, der nickte ihr strahlend zu.

      »Ich bleibe bei dir.«

      Dahlen und Melitta verließen das Zimmer.

      Draußen drückte Frau Melitta die Hand auf das Herz. »Jutta wird gesund, darum sorge ich mich nicht mehr. Für ihr Leiden ist nur ein einziges Kraut gewachsen, das Kräutlein der Liebe.«

      Je länger die Frau neben ihm war, fühlte Dahlen mehr, wieviel er verloren hatte. – Aber seine Lippen waren wie versiegelt. Er mußte entsagen – das sollte sein Opfer sein.

      Seine Zukunft waren seine Bücher –. Die Werke gingen in gute Hände über, Klaus würde sich nicht weigern, sie in seinem Sinne weiterzuführen.

      Unendlich viel verdankte er diesem Manne!

      Klaus war mit seiner Mutter und Andersen gekommen, und da ging alles Schlag auf Schlag.

      Pegau hatte sich von ihnen verabschiedet und das häßliche Lächeln schlecht verbergen können. Da waren Klaus und Andersen eingetreten und hatten ihn zu einer Unterredung aufgefordert.

      Bis in den Salon war der erregte Wortwechsel gedrungen. Dann hatte man die Polizei gerufen und Pegau den Beamten übergeben samt dem Material, das Klaus zusammengetragen hatte.

      Und jeder war voll Freude gewesen, daß damit eine verwerfliche Tat ihrer Strafe entgegenging.

      *

      Schreckensbleich erschien das Mäd­chen und bat Herrn Dahlen vor die Tür. Draußen machte sie ihm aufgeregte Mitteilung, daß sie Hermine von Erlstett tot aufgefunden habe.

      Erschüttert standen Melitta und Dahlen, denen Hermine am meisten mitgespielt hatte, an ihrem Totenlager.

      Friedlich lag sie vor ihnen, hielt noch im Tode das Fläschchen umkrampft, das ihr die Ruhe gebracht hatte, die sie im Leben nicht finden konnte.

      Melittas Hände schlossen sich im stillen Gebet. – Das hatte sie nicht gewollt, aber es war besser so – eine einzige Kette der Qual wäre fortan Hermines Leben gewesen.

      *

      Während man Hermine zur letzten Ruhe trug, schlummerte Jutta der Genesung entgegen.

      Frau Melitta blieb bei ihrem Kind. Ein Leben lang hatte sie Kinderliebe entbehrt – jetzt wollte sie sich dafür entschädigen.

      Ullrich Andersen war nach Berlin gefahren.

      Bald durfte er die Frau seiner Liebe zu sich holen, aber erst galt es den Weg zu ebnen.

      Ungeheueres Aufsehen erregte Pegaus Betrug. – Klaus wurde wie ein Held gefeiert.

      Jutta konnte nicht daran teilnehmen, da sie zu schwach war.

      In inniger Liebe fand sie sich mit ihrer Mutter zusammen. Alle Liebe, die Frau Melitta in ihrem Herzen aufgespeichert hatte, schüttete sie über ihr Kind aus.

      Es war eine köstliche Zeit.

      Der einzige, der wehmutsvoll abseits stand, war Bernhard Dahlen. Wenn er die Frauen zusammensitzen sah, bäumte sich sein Herz in wildem Schmerz auf. – Wie lange noch – und das friedliche Bild bot sich nicht mehr seinen Augen.

      Jutta hatte heute zum erstenmal ihr Krankenlager verlassen. Schöner denn je entfaltete sie sich unter Klaus’ liebevoller Sorge. Kein Tag verging, der ihr nicht eine Überraschung brachte; am meisten beglückte sie jedoch seine Liebe.

      Klaus kam in Begleitung seines Schwiegervaters langsam durch den Garten.

      Er hatte keine Ahnung, daß Jutta ihr Lager verlassen hatte, und blieb wie angewurzelt stehen, als sie ihm entgegenkam.

      Wenige Meter vor ihm verhielt sie den Schritt.

      Mit ein paar Schritten war er bei ihr, riß sie in seine Arme.

      »Jutta – Jutta!«

      »Mein Klaus!« Sie fuhr ihm mit den weißen Händen über das schmalgewordene Gesicht. »So sehr hast du um mich gelitten?«

      »Ja – mein Lieb! Aber alles Leid hat einmal ein Ende.«

      Glücksschauer rannen ihr durch den Körper. Dann ging sie an seinem Arm dem Hause zu.

      Frau Melittas Augen ruhten voll Liebe auf ihren Kindern. Ein Mäd­chen und einen Sohn nannte sie ihr eigen – und welch prächtige Menschen waren es! – Wahrlich – sie war die glücklichste Mutter, die je die Erde getragen.

      Ihre Gedanken liefen weiter – nach Berlin. Dort saß ein Mann, dessen Herz ihr gehörte –.

      »Wir müssen einmal an das Weitere denken«, nahm sie das Gespräch auf. »Jutta ist wieder hergestellt, bald wird ihre Hochzeit sein. Ich muß daran denken, daß es auch noch einen Abschied gibt.«

      »Mutter!« Jutta schmiegte sich an sie. »Du darfst uns nicht verlassen!« jammerte sie

      Frau Melitta weinte. So schweres auch fiel, einmal mußte davon gesprochen werden.

      »Kind, Jutta!« Sie zog sie zu sich heran. »Hast du mir nicht versprochen, vernünftig zu sein? Jutta, du wirst in wenigen Tagen eine kleine Frau.

      Denk doch an den Mann, der einsam in Berlin sitzt!« Sie sah dem fassungslosen Mädchen ernst in die Augen.

      Jutta blickte beschämt zu Boden. – Wirklich – sie war zu selbstsüchtig. Aber – Mutterliebe war durch nichts zu ersetzen!

      Jutta küßte die Mutter zärtlich.

      »Du beste