Günter Dönges

Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman


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und Quartiermacher Crane saß neben seinem Boß Hartley im Fond des Wagens. Der Cadillac wurde gefahren von einem gewissen Freddy, der zusammen mit drei Partnern eine peinliche Niederlage in einem Wüsten-Schnellimbiß hatte hinnehmen müssen. Man war auf dem Weg zu Clemetti.

      „Das ist Parker gewesen“, sagte Big Boß Hartley, ein schlanker, gut aussehender Mann von etwa 50 Jahren. Er sah aus wie ein weltgewandter Sportsmann, der auf allen Golfplätzen der Welt zu Hause ist. Golf war tatsächlich sein privates Hobby. Dieses Hobby pflegte er, wenn er nicht gerade dabei war, sein Gangster-Imperium weiter auszubauen.

      „Parker?!“ fragte Crane nachdenklich zurück. „Diesen Namen habe ich schon mal gehört!“

      „Und ob Sie ihn schon mal gehört haben, Crane“, sagte Hartley lächelnd und überlegen, „ein Detektiv-Amateur. Aber vielleicht auch mehr. Es heißt, er würde zusammen mit seinem Chef hin und wieder für die Zentrale arbeiten. Und was das bedeutet, brauche ich Ihnen ja wohl nicht zu sagen.“

      „Richtig … Parker … Mein Gott, daß ich nicht daran gedacht habe!“

      „Als mein Privatsekretär denken Sie eigentlich sehr wenig“, tadelte Hartley. Er liebte den verbindlichen Ton und pflegte ihn geradezu. Er wollte mehr sein als nur ein großer Gangsterboß. Doch wenn es darauf ankam, konnte er brutal und primitiv sein wie ein Steinzeitmensch. Wenn es galt, Hindernisse aus dem Weg zu räumen, ging er keinem Mord aus dem Weg …

      „Sollen wir ihn hochnehmen?“ fragte Crane hastig. Kritik von seinem Boß, mochte sie auch noch so beiläufig oder harmlos vorgebracht werden oder klingen, konnte tödlich sein.

      Statt zu antworten, griff Hartley nach dem Hörer des Funktelefons und drückte die Kontakttaste ein. Jetzt konnte er direkt mit einem Begleitwagen sprechen, der eine knappe Meile hinter dem Cadillac herfuhr.

      „Stoppt einen hochbeinigen Wagen! Sieht aus wie ein altes Taxi. Ich möchte den Fahrer sprechen!“

      Mehr brauchte Hartley nicht zu sagen. Er wußte, daß er sich auf seine Mitarbeiter verlassen konnte. Er wußte allerdings nicht, daß diese Mitarbeiter den Butler bereits kannten. Es waren jene Männer, die im Schnellimbiß mit einem Regenschirm Bekanntschaft gemacht hatten. Crane und Freddy hatten die Begegnung mit Parker verständlicherweise in den rosigsten Farben geschildert und keineswegs zugegeben, daß sie von Parker nachdrücklich abserviert worden waren.

      Crane, der dies im Gegensatz zu seinem Boß alles sehr gut wußte, biß sich auf die Lippen. Er ahnte, daß es bald einen Riesenärger geben würde. Hoffentlich ließen die drei Mitarbeiter — Freddy steuerte den Cadillac und zählte jetzt nicht — sich nicht ein zweites Mal ausschalten.

      „Wo mag dieser Parker nur gewesen sein?“ Hartley dachte laut und schien trotz seiner Beherrschtheit irritiert. „Er kam aus der Richtung des Ranchhauses. Na, Clemetti wird uns vielleicht mehr sagen können!“

      „Natürlich, Boß“, antwortete Crane hastig.

      „Solange wir Parker und seinen jungen Chef nicht ausgeschaltet haben, dürfte die Dreierkonferenz nicht gerade friedlich verlaufen“, dachte Hartley jetzt laut. „Ich möchte nur wissen, was ihn in diese Gegend gebracht hat.“

      „Könnte ja Zufall gewesen sein, Boß. „Unsinn“, erwiderte Hartley ungnädig. „Bei Parker und Rander ist niemals etwas zufällig. Ob durchgesickert ist, daß wir Portlands Erbe aufteilen wollen?“ „Wie denn, Boß?“

      „Dies frage ich mich auch, Crane. Vance ist dicht wie ein Tresor. Er würde niemals reden oder mit Andeutungen um sich werfen. Bei Clemetti ist das anders. Der redet gern und oft.“

      „Darf ich mal eine Frage stellen, Boß?“

      „Sie dürfen, aber nennen Sie mich nicht immer Boß. Ich heiße Hartley. Also, was wollen Sie fragen?“

      „Warum wollen Sie Portlands Erbe eigentlich mit Vance und Clemetti teilen … Haben Sie das nötig?“

      „Eigentlich nicht.“ Hartley lächelte etwas arrogant. „Vergessen wir aber nicht, daß Vance und Clemetti starke Organisationen besitzen. Wir können uns keinen Streit leisten. So etwas würde ohne Schießereien niemals klappen. Sind Sie scharf darauf, die Behörden aufmerksam zu machen?“

      „Natürlich, nicht, Boß … äh, ich meine, Mr. Hartley.“

      „Sehen Sie, Crane, aus diesem Grund wollen wir uns friedlich einigen und unsere Interessengrenzen neu abstecken. Ich frage mich nur, warum dieser Parker sich in der Gegend herumtreibt … Na, das werden wir ja gleich wissen. Meine Mitarbeiter werden ihn mir ja in ein paar Minuten präsentieren …!“

      Hoffentlich, dachte Crane und seufzte. Er mußte wieder an die Szene im Schnellimbiß denken. Freddy und drei weitere harte und routinierte Mitarbeiter hatten schließlich schlafend auf dem Boden des Lokals gelegen und einen ziemlich mitgenommenen Eindruck gemacht …

      *

      Parker hatte das Licht seines hochbeinigen Monstrums bereits eingeschaltet und näherte sich Las Vegas. Schon von weitem sah er einen quer zur Fahrbahn stehenden Wagen, der offensichtlich eine Reifenpanne hatte. Hilfsbereit wie er war, minderte er das an sich bereits geringe Tempo und rollte an den querstehenden Wagen heran. Im Licht der Scheinwerfer machte er einen Mann aus, der dabei war, eine Radkappe zu lösen.

      Genau in diesem Moment, als der Butler seinen Wagen bereits verlassen wollte, schrillte seine innere Alarmklingel. Irgend etwas stimmte nicht. Bruchteile von Sekunden später erkannte er genau, was nicht stimmte.

      Der Mann am Rad benahm sich au unauffällig, gab sich zu gleichgültig. Er schien es darauf angelegt zu haben, sein Gesiebt zu verbergen. Zudem fiel dem Butler auf, daß gerade jetzt die Radkappe entfernt werden sollte. Was hatte der Fahrer des Wagens denn bisher getan? Nur hoffnungsvoll auf Hilfe gewartet?

      Parkers Hände glitten sicherheitshalber über das reichhaltig ausgestattete Armaturenbrett seines Wagens. Dann kurbelte er die Wagenscheibe herunter und beugte sich ein wenig hinaus.

      „Irre ich mich in der Annahme, daß Sie Hilfe brauchen?“ rief er dem Fahrer zu.

      „Ich komme mit dem Rad nicht klar“, antwortete der Fahrer des querstehenden Wagens und richtete sich langsam auf, „scheint sich was verklemmt zu haben.“

      „Ich werde, wenn Sie erlauben und einverstanden sind, dem Straßendienst einen entsprechenden Hinweis geben“, entgegnete der Butler, „gedulden Sie sich ein wenig …!“

      Das schien das Stichwort für den Fahrer des Wagens gewesen zu sein. Er fürchtete wohl, Parker würde jetzt weiterfahren. Er riß blitzschnell und durchaus gekonnt eine Schußwaffe aus der Schulterhalfter und richtete die Waffe auf den Butler.

      Zusammen mit dieser energischen Bewegung erschienen zwei weitere Männer auf der Bildfläche. Sie hatten sich bisher hinter dem Wagen verborgen gehalten. Sie trugen im Gegensatz zu ihrem Partner kurzläufige Maschinenpistolen.

      „Aussteigen!“ rief der Fahrer Parker zu, „los, beeilen Sie sich, oder sollen wir Ihnen Beine machen!?“

      Parker hatte die drei Männer inzwischen wiedererkannt. Es handelte sich um jene Sportsleute, denen er bereits im Schnellimbiß auf der Fahrt nach Las Vegas eine eindeutige Lektion erteilt hatte. Er wußte also, woran er mit diesen drei Männern war. Er vermißte zwar den vierten Mann, doch darauf kam es jetzt im Augenblick nicht an. Er mußte erst einmal dafür sorgen, daß sein Wagen nicht unnötig beschädigt wurde. Ihm lag sehr viel daran.

      Parker schob also seinen rechten Fuß vor bis an die Spritzwand des Bodenbretts und löste mit der Schuhspitze einen Kontakt aus. Der Effekt war frappierend.

      Ein überaus grelles Blitzlicht zuckte aus den präparierten Scheinwerfern seines hochbeinigen Monstrums hervor. Heller als tausend Sonnen hätte man dazu sagen können. Die Dunkelheit wurde völlig vernichtet und ausgeleuchtet.

      Die drei bewaffneten Schläger erstarrten zu Salzsäulen und waren nicht in der Lage, irgendwie zu reagieren. Sie waren geblendet und hilflos. Sie waren zudem derart überrascht,