Günter Dönges

Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman


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Sie erlauben“, sagte er dann gemessen und fast feierlich, „werde ich jetzt mit meinem Experiment beginnen. Ich darf gestehen, daß ich selbst erwartungsvoll bin, wie meine kleine technische Spielerei funktionieren wird.“

      *

      Clemetti, Vance und Hartley hatten es sich bequem gemacht. Sie saßen vor dem Kamin, in dem ein mächtiges Feuer flackerte. Die große Glasfront zur Terrasse hin war im Boden versenkt worden. Die kühle, schon fast kalte Nachtluft drang in die Wohndiele ein, wurde aber aufgefangen vom Kaminfeuer.

      Clemetti ließ saftige, magere Steaks servieren, die auf einem Grill geröstet worden waren. Dazu gab es kühles, herbes Lagerbier. Clemettis Hausgangster waren gut gedrillt. Sie bewegten sich schnell und unauffällig.

      Vance genoß die Nacht.

      Er hatte sich etwas beruhigt und dachte daran, was er durch seine Umsiedlung hierher zu Clemetti an Hotelkosten sparte. Hartley fühlte sich ebenfalls wohl. Er stand ja dicht vor einem tollen Geschäft. Sobald er sich mit Vance und Clemetti geeinigt hatte, könnte er sein Imperium noch weiter ausbauen.

      Clemetti war ebenfalls bester Stimmung. Er hatte seine beiden großen Konkurrenten hier bei sich im Haus. Gewiß, sie waren nicht ohne ihre Leibwächter gekommen, doch die stellten kaum ein Problem dar. Mit etwas Geschick und Raffinesse ließen die beiden Gäste sich bestimmt ausschalten. Clemetti dachte nicht im Traum daran, Portlands Erbe mit ihnen zu teilen. Dazu war er viel zu gierig und zu machthungrig.

      „Greift doch zu, Freunde“, rief er Vance und Hartley lächelnd zu, „nach den Steaks kommt noch eine Überraschung … frische Erdbeeren mit Schlagsahne!“

      Vance nickte und sah sich nach den Erdbeeren um, die bereits hereingetragen wurden. Er füllte sich eine Glasschale und versorgte sich ausgiebig mit Schlagsahne. Hartley stand nicht zurück. Auch er ließ sich ausgiebig reichen. Clemetti streckte gerade die Hände nach seiner gefüllten Glasschale aus, als es passierte.

      Donnerartig ging draußen im Park eine Art Bombe los.

      Ein greller Feuerschein durchschnitt die Nacht, Fensterscheiben klirrten und zitterten.

      Vance riß abwehrend die Hände hoch.

      Die Schlagsahne landete prompt in seinem Gesicht und sahnte ihn vollkommen ein. Gurgelnd und spuckend, nach Luft ringend und aufbrüllend, warf Vance sich aus dem Sessel und ging in volle Deckung.

      Dabei stieß er Clemetti um, der ebenfalls aufgesprungen war. Clemetti fiel so unglücklich, daß sein Gesicht in der Sahneschüssel landete.

      Clemetti gurgelte, warf sich zurück und strich sich die eisgekühlte Schlagsahne mit Vehemenz aus dem Gesicht. Dabei bediente er Hartley, der selbstverständlich auch aufgesprungen war und bereits seine Schußwaffe gezogen hatte.

      Irritiert zuckte Hartley zusammen, als eine Ladung Schlagsahne sein Gesicht traf. Er wollte sich zurückwerfen, als er ausrutschte und mit dem Gesäß in der Erdbeerschüssel landete.

      Was den Erdbeeren überhaupt nicht bekam.

      Sie wurden zu weichem Mus, quatschten und spritzten unter dem Druck seines Gesäßes auseinander und bespritzten Vance und Clemetti. Auf diesem etwas ungewöhnlichen Umweg kamen so Vance und Clemetti doch noch zu den ersehnten Erdbeeren.

      Die „Großen Drei“ sahen in diesen Sekunden und Minuten nicht gerade furchteinflößend aus. Sie erinnerten an Klamottenkomiker aus der Zeit der Stummfilme. Sie erinnerten an begossene Pudel und kämpften mit Erdbeeren und Schlagsahne.

      Clemettis Männer stürzten in die große Wohndiele und blieben erst einmal wie erstarrt stehen. Sie stierten auf ihre großen Bosse, die gerade dabei waren, sich die Gesichter freizuschaufeln. Und dann konnten sie nicht umhin, breit zu grinsen. Bilder solcher Qualität hatten sie bisher noch nicht gesehen.

      „Schert euch zum Teufel“, brüllte Hartley, der noch am besten sprechen konnte, „seht, was es draußen gibt. Los, macht schon! Legt alles um, was Ärger macht!“

      Die Männer beeilten sich, die Wohnhalle zu verlassen. Kaum aber hatten sie die Terrasse verlassen und den Garten erreicht, als der zweite Feuerwerkskörper in die Luft dröhnte.

      Nun war es mit der noch mühsam aufrechterhaltenen Fassung vorbei.

      Die Gangster schossen aus allen Rohren in die Dunkelheit hinein. Um die Clemetti-Ranch schien eine mittelschwere Gefechtstätigkeit entbrannt zu sein …

      *

      „Sehr schön!“ meinte Anwalt Rander lächelnd, „Sie haben sich wieder einmal selbst übertroffen, Parker. Unsere Freunde dort unten auf der Ranch scheinen nervös geworden zu sein.“

      „Wenn Sie erlauben, Sir, würde ich diese Nervosität noch etwas steigern.“

      „Grundsätzlich einverstanden, Parker, aber was versprechen Sie sich davon? Wollen Sie die „Großen Drei“ derart in Panik versetzen, daß sie die Ranch für immer verlassen?“

      „Daran müßte man die Herren selbstverständlich hindern, Sir.“

      „Und wie soll das geschehen?“

      „Auf dem Umweg über kleine Überraschungen, wenn ich mich so ausdrücken darf.“

      „Einzelheiten, Parker, Einzelheiten!“

      Rander und Parker schritten zurück zum hochbeinigen Monstrum, das tief unten zwischen Felsblöcken versteckt war. Sie konnten sich ungeniert unterhalten. Eine Entdeckung oder Überraschung hier draußen war vorerst nicht zu befürchten.

      „Ich gehe von folgenden Voraussetzungen aus, Sir … Die ,Großen Drei‘ möchten das Erbe des Gangsters Portland unter sich aufteilen. Dies ging aus dem belauschten Gespräch ja eindeutig hervor. Meiner bescheidenen Ansicht nach müßte dies verhindert werden. Ein weiterer Machtzuwachs dieser drei Gangster könnte sich auf die Sicherheit friedliebender Bürger verheerend auswirken.“

      „Schön … stimmt schon, Parker. Aber was erreichen Sie, wenn die ,Großen Drei‘ sich absetzen und erst einmal verkriechen?“

      „Die Gier nach Macht und Geld wird größer sein als die Angst, Sir. Meiner bescheidenen Ansicht nach werden die ,Großen Drei‘ auf der Ranch bleiben. Zumal dann, wenn man sie dazu ermuntert.“

      „Ermuntert? Was haben Sie sich einfallen lassen?“

      „Man müßte die ,Großen Drei‘ belagern, Sir.“

      „Wer soll das schaffen? Sie und ich allein? Ausgeschlossen! Das wird niemals klappen. Jetzt übernehmen Sie sich.“

      „Man sollte es auf einen kleinen bescheidenen Versuch ankommen lassen, Sir.“

      „Angenommen, die ,Großen Drei‘ lassen sich festhalten. Was ist damit erreicht? Früher oder später werden sie Portlands Gangsterimperium doch unter sich auf teilen.“

      „Falls die ;Großen Drei‘ sich inzwischen nicht gegenseitig außer Gefecht gesetzt haben, Sir.“

      „Psychologische Kriegsführung?“

      „In der Tat, Sir. Dieser Kampfweise dürften die ,Großen Drei‘ nicht gewachsen sein. Ich möchte sie dazu bringen, Farbe zu bekennen. Bisher ist es den einschlägigen Behörden nicht gelungen, den Herren Clemetti, Vance und Hartley Ungesetzlichkeiten nachzuweisen. Die Schmutzarbeit wurde immer von ihren Handlangern erledigt. Nun aber sollte man sie dazu zwingen, selbst gegen die Gesetze zu verstoßen. Das wäre eine Handhabe, sie endlich hinter Schloß und Riegel zu bringen.“

      „Hört sich gut an, Parker. Aber ich glaube, da werden wir uns eine Menge einfallen lassen müssen. Wir haben es immerhin mit drei sehr cleveren Gangsterbossen zu tun. Die werden nicht so leicht aufstecken.“

      „Ich freue mich, wenn ich gestehen darf, auf diese Auseinandersetzung. Sir.“

      „Hoffentlich kann ich das später auch von mir sagen.“ Randers Stimme klang skeptisch, „aber gut, versuchen wir es. Über eines sind Sie sich ja hoffentlich klar, Parker: An die Ranch kommen wir jetzt nicht mehr heran.