Stelle gebracht. Er hing, zum Abkippen nahe, über den Rand der Steilwand.
„Die Herren scheinen ja mächtig nervös geworden zu sein“, stellte Rander lächelnd fest. Er sah durch ein kleines Fernglas hinunter auf die Ranch. „Sehen Sie doch, Parker, da scheint sich so etwas wie eine Flucht vorzubereiten!“
„Ich muß gestehen, Sir, daß ich mich ein wenig freue“, antwortete Josuah Parker in seiner zurückhaltenden Art und Weise, „zeigt es sich doch, daß selbst hartgesottene Gangster die Naturgewalt scheuen.“
„Scheuen ist gar kein Ausdruck!“ Rander grinste breit. „Aufgeschreckte Ameisen sind noch ruhig gegen den Betrieb da unten.“
Der junge Anwalt übertrieb keineswegs.
Man sah unten vor der Ranch die Männer, die herumliefen, hinauf zum Grat starrten, dann in rasender Eile im Ranchhaus verschwanden und schließlich wieder mit irgendwelchen Habseligkeiten auftauchten.
„Sollten wir den Burschen nicht Beine machen?“ Rander wandte sich an seinen Butler, der sich gerade erhob und seine Frage mit einem würdevollen Kopfnicken beantwortete.
Rander erhob sich nun ebenfalls.
Er trat einige Schritte zurück und schaute seinem Butler zu, der sich inzwischen gegen den tonnenschweren Felsklotz stemmte und offensichtlich die Absicht hatte, ihn aus dem Gleichgewicht kippen zu lassen.
*
Clemetti, Vance und Hartley standen bereits im weiten Park und rechneten sich hier einige Sicherheit aus. Ihre Leute waren dabei, wichtige Dinge aus dem Haus zu holen. Sie alle fühlten sich wie auf einem Pulverfaß, dessen Lunte bereits angezündet ist.
„Da … da!“ Hartley hatte es zuerst gesehen.
Clemetti und Vance schauten sofort zum Grat hoch und schoben schützend ihre Köpfe zwischen die Schultern. Dann, nach einer ausgedehnten Schrecksekunde, warfen sie sich auf den Absätzen herum und ergriffen die Flucht.
Sie galoppierten wie aufgeschreckte Wildschweine zum Parktor und kümmerten sich einen Dreck um ihre Mitarbeiter und diversen Leibwächter.
Dann ein schriller, entsetzter Aufschrei.
Irgendein Gangster hatte ihn ausgestoßen. Er deutete hinauf zum Grat und war nicht mehr in der Lage, vor Schreck ein Glied zu rühren.
Clemetti, Vance und Hartley blieben ebenfalls stehen. Wie gebannt starrten sie nun auf den tonnenschweren Felsklotz, der sich über den Grat hinwegschob, für einige Sekunden verharrte, dann zu beben und zu zittern schien, um dann in den freien Fall überzugehen.
Ein unheimlicher Anblick, der das Blut in den Adern gerinnen ließ.
Der riesige Felsklotz stürzte senkrecht auf das Ranchhaus zu. Ohne jede Phantasie konnte man sich ausmalen, was nach dem Aufprall geschehen mußte. Die Ranch konnte dann nur noch ein kläglicher Trümmerhaufen sein.
Vance schnaufte wie ein altes Dampfroß. Hartleys Atem pfiff, und Clemetti stieß, seltsame Töne aus, die er selbst wohl nicht erklären konnte.
Die übrigen Gangster benahmen sich nicht wesentlich anders. Fasziniert vom Absturz des tonnenschweren Felsklotzes, waren sie nicht mehr in der Lage, sich in Sicherheit zu bringen. Sie warteten auf den Aufprall, auf das Krachen der Trümmer und auf das Beben der Erde.
Dann war es geschehen.
Clemetti schloß die Augen, als der Felsklotz das Dach des Ranchhauses erreicht hatte.
Vance seufzte leicht auf und flüchtete sich in eine kurze Ohnmacht. Hartley riß weit die Augen auf. Er wollte jede Einzelheit mitbekommen.
Der Felsklotz senkte sich auf das nur flach geneigte Dach des Ranchhauses.
Jetzt mußte es passieren! Nun mußten die Trümmer durch die Luft wirbeln und das Grollen eines riesigen Erdbebens zu hören sein …
Doch erstaunlicherweise tat sich überhaupt nichts.
Hartley sah es ganz genau!
Der Felsklotz platzte nämlich auseinander. In Bruchteilen von Sekunden existierte er nicht mehr. Er löste sich auf und war einfach nicht mehr vorhanden
Dafür spritzte ein wenig Wasser durch die Gegend und sprengte den an sich üppig grünen Rasen. Das Ranchhaus war völlig heil geblieben. Jede Schindel auf dem Dach lag an alter, gewohnter Stelle.
„Was … was war denn das?“ stotterte Hartley und schüttelte ungläubig den Kopf.
„Was war …?“ fragte Clemetti.
„Der Felsklotz“, stammelte Hartley, „das verdammte Ding ist nicht mehr da!“
„Wir … wir sind verloren“, stöhnte Vance, der aus seiner leichten Ohnmacht erwachte, „rette sich, wer kann!“
„Stehen Sie auf, Vance“, sagte Hartley und rieb sich sicherheitshalber die Augen. „Die Sache ist bereits gelaufen. Der Felsblock existiert nicht mehr!“
Vance war sofort auf den Beinen. Er schaute ungläubig zum Ranchhaus hinüber und sah anschließend Clemetti verblüfft an, der seinen Kopf wie von einem Automaten gesteuert hin und her bewegte.
„Der Klotz existiert nicht mehr“, wiederholte Hartley, „könnt ihr das verstehen?“
„Parker!“ Mehr sagte Vance nicht, doch damit traf er den Nagel bereits auf den Kopf.
„Parker“, wiederholte Clemetti und sah sich wild um, „dieser Hund hat uns einen Streich gespielt!“
„Aber da war doch der Felsklotz“, stellte Hartley richtig, „ich habe doch deutlich gesehen, wie er ’runterkam!“ „Stellen wir fest, was es gewesen ist“, schlug Vance vor, dessen Geistesgegenwart zurückgekehrt war. „Irgendwas muß es ja gewesen sein!“
Zusammen mit ihren Leibwächtern und Mitarbeitern inspizierten die drei Gangsterbosse nun den nicht mehr vorhandenen Felsklotz. Es dauerte immerhin fast viereinhalb Minuten, bis sich eindeutige Indizien finden ließen.
„Das darf doch nicht wahr sein!“ Hartley knirschte zur Abwechslung einmal mit den Zähnen. „Das sieht ja nach Gummi aus!“
Er begutachtete einen Gummifetzen, den Crane ihm gereicht hatte.
„Das ist Gummi!“ stellte Clemetti gereizt fest. „Gummihaut … wie von ’nem kleinen Ballon!“
„Das war der Felsklotz. Seht euch doch die Farbe an!“ Vance hatte die Lösung gefunden. „Parker hat uns alle hereingelegt. Ich schwöre euch, das soll er büßen!“
„Er ist bestimmt noch oben auf dem Grat“, brüllte Hartley, der völlig aus dem Häuschen geraten war. „Schneiden wir ihm den Weg ab! Diesmal soll er für seine Frechheit bezahlen! Crane! Freddy! Los, Leute … vielleicht packen wir ihn noch!“
Er stellte sich an die Spitze seiner noch nicht siegreichen Truppen und stürmte hinüber zu seinem Wagen. Er war fest entschlossen, sich für die Blamage zu rächen. Er wollte es Parker zeigen und ihn in der Luft zerfetzen.
„Und wir schneiden ihm den Weg zurück nach Las Vegas ab!“ Vance war auf diese Idee gekommen und sah Clemetti aufmunternd an. „Einen anderen Rückweg hat er nicht. Los doch … es kommt auf jede Minute an! Jetzt oder nie!“
*
Hartley, Crane, Freddy und die drei anderen Gangstertypen hatten den Grat erreicht, doch sie sahen sich vergebens nach Rander und Parker um.
„Sucht das Gelände ab!“ Hartley befand sich in seinem Element. Endlich konnte er etwas tun. Er hielt eine Maschinenpistole schußbereit in der Hand und war bereit, seine beiden verhaßten Feinde niederzustrecken.
Crane und Freddy organisierten die Suche. Die Gangster verteilten sich im unwegsamen, felsigen Gelände und fühlten sich nicht sonderlich wohl in ihrer Haut. Die Namen Rander und Parker waren ihnen inzwischen geläufig geworden. Sie allein genügten, ihnen ein kaltes Rieseln über den Rücken zu verschaffen.
„Ob