Günter Dönges

Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman


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daß sich Mittel und Wege finden lassen werden, die Füchse im Bau aufzuspüren.“ „Möchte ich gar nicht abstreiten, Parker, aber wie würden Sie reagieren, wenn Sie einer der großen Drei wären?“ „Unbedingt zum Gegenangriff übergehen.“

      „Eben. Und mit dieser Möglichkeit müssen wir umgehend rechnen, Parker. Clemetti, Vance und Hartley legen ganz sicher nicht die Hände in den Schoß. Vielleicht sollten wir unsere Lebensversicherungen etwas anheben lassen!“

      *

      Es wurde hell.

      Clemetti, Vance und Hartley hingen in den tiefen, bequemen Sesseln, aber sie sahen übernächtigt und nervös aus. Den Rest der Nacht hatten sie fast schweigend verbracht.

      Sie wußten bereits von dem ausgeschickten und zurückgekehrten Mordkommando, daß Mike Rander und Josuah Parker mit unbekanntem Ziel Las Vegas verlassen hatten. Sie hatten das zur Kenntnis genommen, weigerten sich innerlich aber, daran zu glauben. Sie ahnten, daß die beiden Männer, die sie so sehr haßten, irgendwo in der Nähe waren.

      „Ich glaube, wir sollten einen Schluck Kaffee trinken“, schlug Clemetti als Gastgeber vor und stemmte sich aus dem Sessel hoch. „Es ist doch sinnlos, wie ein hypnotisiertes Kaninchen auf die Schlange zu starren. Haben wir doch nicht nötig.“

      „Ich weiß, was wir brauchen“, schaltete Hartley sich ein, „wir brauchen Rander und Parker. Und zwar verpackt in einem Sarg. Und zwar so schnell wie möglich. Clemetti, Sie sind doch hier in Las Vegas zu Hause. Sie müssen es doch schaffen, die beiden Schnüffler ausfindig zu machen. Wozu haben Sie Ihre Organisation?“

      „Die Suche nach den beiden Kerlen läuft bereits auf Hochtouren“, antwortete Clemetti, „alle Highways werden von meinen Freunden bereits überprüft und abgeschirmt. Kann nur noch eine Frage der Zeit sein, bis wir sie aufgespürt haben.“

      „Und sobald wir wissen, wo sie stecken, müssen sie ausgeschaltet werden.“ Vance stand ebenfalls auf und wirkte plötzlich überraschend energisch. „Wenn es sich ’rumspricht, daß wir vor diesen beiden Schnüfflern ausgerissen sind, sind wir doch erledigt.“

      Clemetti nickte. Gleichzeitig aber sah er Vance mißtrauisch und überrascht an. Warum, so fragte er sich, ist Vance auf einmal dafür, diese Sache durchzustehen. Vor ein paar Stunden war er doch noch dafür, die Konferenz zu vertagen. Was, so fragte er sich weiter, plant dieser gerissene Fuchs?

      Vance plante tatsächlich etwas, doch er hütete sich, davon auch nur eine Andeutung laut werden zu lassen. Er hatte sich die Situation gründlich überlegt. Er witterte die Möglichkeit, Clemetti und Hartley überrumpeln zu können. Scheinbar völlig legal. Zwei Morde an Gangsterbossen konnte man leicht auf das Konto der beiden Schnüffler umbuchen.

      So ähnlich dachte übrigens auch Hartley. Seine Gedanken kreisten um Clemetti und Vance. Hartley wollte ebenfalls nicht teilen. Er war nicht nur scharf auf Portlands Imperium, er spekulierte schon darauf, die Gangsterimperien von Clemetti und Vance an sich zu reißen. Sein Appetit war stets groß gewesen.

      Die drei Gangsterfreunde, die sich liebend gern gegenseitig schon jetzt umgebracht hätten, gingen hinüber in einen Speiseraum und frühstückten. Anschließend wollten sie Toilette machen und in die Verhandlung einsteigen. Doch sie hatten ihre erste Tasse Kaffee noch nicht ganz leergetrunken, als ein alarmierender Telefonanruf eintraf.

      Clemetti als Hausherr nahm ihn entgegen. Er hörte einen Moment schweigend zu, dann nickte er und legte auf. Er wandte sich an seine beiden Kollegen.

      „Rander und Parker müssen noch in der Stadt sein“, sagte er dann, „dieser komische Wagen von Parker ist auf den Highways nicht gesehen worden.“

      „Das besagt doch gar nichts!“ Vance schüttelte zweifelnd den Kopf.

      „Dieses Monstrum ist bestimmt geländegängig“, warf Hartley ein, „für mich zählen nur Tatsachen!“

      „Die können Sie haben, Hartley. Clemetti nickte gewichtig. „Rander und Parker waren am frühen Morgen in einem Geschäft für Scherzartikel. Sie sind einwandfrei erkannt worden.“

      „Wo waren sie?“ Vance und Hartley sahen sich ungläubig an.

      „In einem Laden für Scherzartikel“, wiederholte Clemetti noch einmal. „Sie kamen nach einer knappen Viertelstunde mit ein paar Paketen wieder heraus und fuhren los.“

      „Versteht ihr das?“ Vance spürte ein Prickeln im Genick.

      „Überhaupt nicht“, sagte Hartley, „ich weiß nur, daß die beiden Schnüffler irgendeine Teufelei aushecken … Wir müssen mächtig auf Draht sein, wenn wir nicht hereingelegt werden wollen!“

      „In ein paar Stunden haben wir sie“, stellte Clemetti fest. „Sie sind nach wie vor in Las Vegas. Das habe ich im Gefühl, Freunde. Die sind so verrückt, uns hier anzugreifen. Besser können wir es doch überhaupt nicht haben!“

      Bevor Vance und Hartley antworten konnten, stürzten Ronny und Ray ins Zimmer. Hinter ihnen tauchten Crane und Freddy auf. Ihnen folgten Vances Gorillas Steve und Clive. Sie alle wirkten recht aufgeregt.

      „Was ist denn?“ fauchte Clemetti gereizt.

      „Oben, Boß, oben!“ keuchte Ray.

      „Ein toller Brocken!“ hechelte Ronny.

      „Wovon redet ihr eigentlich?“ wollte Clemetti wütend wissen. Er hatte das Gefühl, daß seine beiden engsten Leibwächter verrückt geworden waren.

      „Ein dickes Ding, Chef, verdammt dickes Ding“, schnaufte nun auch Privatsekretär und Quartiermacher Crane in Richtung Hartley.

      „Sagenhaft!“ kommentierte Freddy, der Vormann der drei Hartley-Schläger.

      „Steht auf der Kippe, Chef“, flüsterte Steve seinem Boß Vance zu und verdrehte die Augen.

      „Wenn der abrutscht, sind wir erledigt“, schloß Clive und kämpfte gegen ein leichtes, konvulsivisches Zittern an.

      „Wovon redet ihr eigentlich?“ schrie Clemetti aufgebracht, „könnt ihr euch nicht deutlicher ausdrücken?“

      „Sehen Sie sich das Ding an, Chef“, bat Ronny, „mir ist richtig schlecht!“ Er schloß und verdrehte die Augen. Er war einer leichten Ohnmacht nahe.

      *

      Clemetti, Vance und Hartley standen vor dem Ranchhaus und starrten entgeistert hinauf zum Grat des fast senkrecht abfallenden Felsens, an dessen Fuß sich die Gebäude fast liebevoll anschmiegten.

      Clemetti zweifelte an seinem Verstand. Das, was er dort oben sah, war gestern noch nicht vorhanden gewesen.

      „Worauf warten wir noch?“ flüsterte Hartley, der um sein Leben fürchtete. Auf Zehenspitzen stahl er sich davon. Rückwärts, immer mit dem Blick nach oben. Er wagte kaum zu atmen. Er hatte Angst, daß die Katastrophe jede Sekunde eintreten könnte.

      „Nichts wie weg“, flüsterte Vance. Trotz seiner Feststellung aber blieb er wie gelähmt stehen und konnte den Blick nicht vom Grat der Steilwand lösen. Ein Blutstau bildete sich in seinem Kopf. Er glaubte, unter dem Messer einer Guillotine zu liegen.

      Clemetti hatte sich endlich gefaßt.

      „Das kann nicht wahr sein“, flüsterte er immer wieder vor sich hin und rieb sich dann die Augen. Er hoffte, an gewissen Einbildungen zu leiden, und wünschte, daß dieses schreckliche Bild sich verlor.

      „Es kippt … es kippt!“ schrie Ronny in diesem Moment und deutete mit ausgestrecktem Arm nach oben. „Rette sich, wer kann! Lauft, Jungen, gleich passiert es!“

      *

      Mike Rander und Josuah Parker befanden sich hoch auf dem Grat und schauten hinunter auf die Clemetti-Ranch. Sie konnten von ihrem Standort aus jede Einzelheit erkennen. Und sie genossen wie zwei große Lausejungen das Resultat eines gewissen Streiches.

      Neben ihnen türmte sich ein riesiger Felsklotz hoch, gelbgrau in der Farbe, drohend, tonnenschwer,