auf mein Handy und warte auf eine Antwort, die auch prompt kommt.
Bist du sicher?
J.
Ob ich sicher bin? Keine Ahnung. Doch mich erregt der Gedanke, etwas Verrücktes zu tun. Mich fallen zu lassen, sämtliche Kontrolle abzugeben.
Das weiß ich nicht. Ich habe so etwas noch nie getan. Aber der Gedanke daran ist erregend.
S.
Der Klingelton meines Handys lässt mich kurz zusammenzucken. Es ist Jays Nummer, die auf dem Display aufleuchtet.
»Hey«, melde ich mich verhalten.
»Hey.« Seine Stimme klingt leise und einfühlsam, obwohl er nur dieses eine Wort gesagt hat.
12 – Jay
Wie gebannt starre ich auf die Worte auf meinem Handy.
Das weiß ich nicht. Ich habe so etwas noch nie getan. Aber der Gedanke daran ist erregend.
Sunday ist noch nicht soweit, das weiß ich. Doch ihre Zustimmung gibt mir ein gutes Gefühl. Es ist genau das, was ich von ihr wollte. Aber jetzt ist alles anders.
Sie ist anders als alle Frauen, die ich jemals besessen habe. Sie hat mich verändert und mich dazu gebracht, meine sexuellen Vorlieben in Frage zu stellen. Wenn Sunday mich anschaut, bleibt die Welt stehen. Ich will sie beschützen, gleichzeitig will ich sie in Besitz nehmen, ihr meinen Stempel aufdrücken. Will jedes Stück Gefühl aus ihr herauskitzeln. Ich stoße den Atem aus, unschlüssig, ob ich den Schritt mit ihr wagen soll. Es könnte funktionieren, aber auch genauso gut alles zerstören. Ich entscheide mich für den Weg nach vorne und wähle entschlossen ihre Telefonnummer. Ich muss ihre Stimme hören, muss wissen, wie sie fühlt.
»Hey«, meldet sie sich verhalten, als sie das Gespräch entgegennimmt.
»Hey«, antworte ich leise und mache eine kurze Pause. »Du weißt, was das heißt?«
»Nein, weiß ich nicht. Aber ich habe keine Angst und ich vertraue dir.«
Diese Antwort habe ich nicht erwartet. Unschlüssig fahre ich mir durch die Haare.
Mein Gott, noch nie in meinem Leben war ich mir so unsicher, das Richtige zu tun. Dann treffe ich die Entscheidung für uns.
»Also schön, wenn du mir vertraust, organisiere ich etwas für Freitagabend. Wir werden das Wochenende zusammen verbringen«, bestimme ich.
»Okay.«
»Was ist mit heute Abend?«, will ich von ihr wissen.
»Heute kann ich nicht. Ich habe meinem Chef versprochen, ihm bei der Buchhaltung zu helfen.«
»Dann sehen wir uns Freitag. Ich hole dich ab«, verspreche ich ihr. »Allerdings nicht mit dem Motorrad.«
Jetzt höre ich sie leise lachen. »Hast du bestimmte Vorstellungen, was ich tragen soll?«
»Sei einfach du selbst.«
»Das sollte mir nicht zu schwer fallen. Was machst du heute, während ich vor nüchternen Zahlen sitze?«, will sie wissen.
»Ich werde ein wenig trainieren gehen und schauen, wie weit die Arbeiten im Club sind. Dann werde ich die ganze Nacht an dich denken.«
Mein Gott, habe ich das wirklich gesagt? Ich komme mir schon vor wie ein verliebter Trottel, der alles durch die rosarote Brille sieht.
»Ich werde auch an dich denken. Ich muss jetzt zur Arbeit. Du kannst dich ja noch ausruhen.«
»Meinst du? Ich habe auch zu tun.«
»Was denn? Die Arbeiten im Club beaufsichtigen und mit deinem Körper die Frauen im Trainingsraum verrückt machen?«, erkundigt sie sich belustigt.
Ich muss schmunzeln und im gleichen Moment legt sich wieder diese bedrückende Last über meine Seele.
Sie weiß immer noch nicht, wer ich bin.
Zu allem Überfluss ist das nicht meine einzige Sorge. Nathan ist wieder in der Stadt – auch das wird mich mit Sicherheit beschäftigen.
»Wieso hast du es ihr immer noch nicht gesagt?«, fragt Wyatt kopfschüttelnd.
Ich stehe von der Couch in meinem Wohnzimmer auf und gehe in dem modern eingerichteten Raum auf und ab. Bis auf das Schlafzimmer wird mein Haus von hellen Farben dominiert. Die Schiebefenster, die die komplette Front des Raumes beherrschen, zeigen zum Charles River hinaus und lassen die Sonnenstrahlen eindringen, wenn die Jalousien nicht wie heute geschlossen sind. Meine Schritte hallen auf dem Marmorboden wider, dann drehe ich mich genervt zu Wyatt um.
»Es hat sich nicht ergeben. Sunday denkt, ich bin einfach irgendein Kerl, der sich mit seinen Freunden einen Traum erfüllt, indem er diesen Club kauft. Sie ahnt nicht einmal, dass ich der berüchtigte J. Edwards bin. Jedes Mal, wenn sie damit anfing, etwas mehr über mich herauszubekommen, fiel mir nichts Besseres ein, als abzublocken. Aber das hat sie nicht verdient. Wie kann ich ihr nach gestern Nacht sagen, wer ich in Wirklichkeit bin? Ich weiß genau, welchen Ruf ich habe, schließlich bin ich nicht umsonst da, wo ich bin. Mit gutem Willen erreichst du nichts. In meinem Business musst du skrupellos sein.«
Es war absolut dumm, Sunday nichts von meiner wahren Identität zu verraten. Der Gedanke, sie anzulügen, liegt mir schwer auf der Seele, aber ich muss den richtigen Augenblick abwarten, um ihr so schonend wie möglich die Wahrheit zu sagen.
Wyatt schüttelt ungläubig den Kopf.
»Du hättest es ihr gleich sagen müssen.«
»Dann hätte ich sie verloren, noch ehe es begonnen hätte. Das weißt du so gut wie ich. Konnte ich wissen, dass ich mich in diese Frau verlieben würde?«
»Sie wird es herausfinden. Spätestens, wenn du die Firma von dem alten Sack übernommen hast. Und dann ist es zu spät«, beschwört Wyatt mich regelrecht.
»Das werde ich nicht zulassen.«
Jetzt steht Wyatt ebenfalls von der Couch auf und kommt auf mich zu. »Wenn du mehr von ihr willst als einen kurzen Fick, dann solltest du schnellstens was tun.«
Meine Miene wird ernst. Aber im Grunde kann ich Wyatt für seine Aussage nicht böse sein, er kennt mich eben nicht anders. Tiefe Gefühle für eine Frau hatte ich selten. Eigentlich nie. Charly, der auf dem weichen Teppich vor dem Sofa liegt, hebt den Kopf und wirft mir einen seiner berühmten Hundeblicke zu. Er spürt genau, dass mich etwas belastet.
»Weißt du, was du da sagst? Du redest von der Frau, in die ich mich verliebt habe. Ich will eine feste Bindung mit ihr. Endlich eine richtige Beziehung. Nicht mehr morgens aufwachen und mich kaum noch an die Frau erinnern, die da nackt zwischen meinen Laken liegt.«
Jetzt lacht er laut auf, unfähig, meinen Worten Glauben zu schenken.
»Seit unserer ersten Begegnung habe ich mir vorgestellt, wie es sich anfühlen muss, jeden Morgen mit ihr aufzuwachen und jede Nacht mit ihr im Arm einzuschlafen. Sie hat es verdient, glücklich zu sein. Sundays letzte Beziehung war die reinste Katastrophe.«
Wyatt atmet hörbar ein und stellt das Glas auf den Tisch zurück.
»Interessante Ausführungen. Und da hat sie sich ausgerechnet dich ausgesucht? Welche Ironie des Schicksals. Das ist nicht der Jay, den ich kenne. Der Jay, der sich nicht den Teufel darum schert, welches Herz er nach einer leidenschaftlichen Nacht mal wieder gebrochen hat, nachdem er den Standardspruch runtergespult und eine enttäuschte Geliebte zurückgelassen hat. Der Mann, der mir hier gegenübersteht, ist ein gefühlvoller Y-Chromosom-Träger.« Sein Lachen wirkt schadenfroh.
»Warst du es nicht, der mir immer wieder ins Gewissen geredet hat, endlich mit den Eintagsfliegen aufzuhören und mir Gedanken um meine Zukunft zu machen?«, halte ich ihm vor.
»Allerdings. Und Sunday scheint deinen Panzer durchbrochen zu haben. Sie hat dir dein Herz gestohlen, Partner.« Wieder muss Wyatt anzüglich lächeln. »Wie kommt sie eigentlich mit deinen Sexpraktiken klar?«
»Was