Holly Summer

Boston Bad Boys (Sammelband)


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zusammen und dann bin ich schon wieder weg.«

      »Mach das. Viel Spaß.«

      Dann dreht er sich um, und ich eile die Treppe nach oben in mein Schlafzimmer.

      Vor meinem Kleiderschrank stehend überlege ich verzweifelt, was ich anziehen soll. Was trägt man bei dieser Art von Verabredung? Oder kommt es nur auf das darunter an? Vielleicht brauche ich mir auch gar keine Gedanken darüber zu machen; vielleicht werde ich nackt sein! Erschrocken stelle ich fest, dass ich mich nicht mal rasiert habe. Ich werfe einen Blick auf meine Armbanduhr, nur um festzustellen, dass dafür kaum Zeit mehr ist.

      Ich öffne die Schublade, in der meine Unterwäsche liegt und entscheide mich für die schwarze Spitzenwäsche, die ich mir gekauft hatte, um Sean damit zu überraschen. Das war an dem Abend, als unsere Beziehung zerbrach. Die edlen Teile liegen noch immer jungfräulich in der Schublade. Sogar die Etiketten hängen noch dran, weil ich sie umtauschen wollte, es dann aber doch vergessen hatte.

      Jetzt ist die Gelegenheit da, die verführerischen Dessous zu tragen. Ich schnappe mir meinen Bademantel und sprinte schnell Richtung Badezimmer. Von unten dringen laute Stimmen und Gelächter zu mir herauf. Elijah weiß, wie man eine Party in Schwung bringt. Ich befreie mich schnell von meiner Jeans, dem Shirt und der Unterwäsche und werfe alles in den Wäschekorb, der schon wieder überquillt. Dann stehe ich vor dem Spiegel und schaue in mein Gesicht. Das bin ich, Sunday Anderson, eine Durchschnittsfrau von 27 Jahren, die eine kaputte Beziehung hinter sich hat und demnächst vielleicht arbeitslos ist.

      Aber hinter der Fassade brodelt eine Leidenschaft in mir, die ich nie gekannt habe, die noch nie an die Oberfläche gelangte, weil kein Mann es bisher geschafft hat, diese Fantasien und Bedürfnisse in mir zu wecken.

      Heute Abend werde ich am eigenen Leib erfahren, wie es sich anfühlt, sich einem Mann zu unterwerfen, sich ihm mit allen Sinnen hinzugeben. Ich schließe kurz die Augen und wieder überschwemmt mich dieses Glücksgefühl, als ich an Jay denke. Ich weiß immer noch nicht viel über ihn. Eigentlich weiß ich gar nichts. Noch nicht einmal seine Adresse, geschweige denn seinen Nachnamen. Dennoch vertraue ich ihm wie keinem anderen. Das ist doch verrückt und passt so gar nicht zu mir.

      Wieder dringt von unten lautes Gelächter nach oben und reißt mich aus meinen Überlegungen. Ich werfe einen schnellen Blick auf meine Armbanduhr, die auf dem Waschtisch liegt und fluche leise vor mich hin.

      »Verdammt, Jay wird gleich hier sein.« In meiner Eile zerre ich zu fest an dem Duschvorhang, reiße ihn fast runter, und dusche mich schnell ab. Dann angle ich eilig nach dem Einwegrasierer, um noch die winzigen Härchen zu entfernen, ganz ruhig Sunday, du kannst immer noch Nein sagen!

      Aber ich will gar nicht Nein sagen. Ich will den Zauber erleben, von dem Jay gesprochen hat. Rasch habe ich mich abgetrocknet, eingecremt und ein leichtes Make-up aufgetragen. Fertig! Ich betrachte mich im Spiegel und bin zufrieden. Schon auf dem College wurde ich von meinen Freundinnen wegen meiner Figur beneidet. Dabei musste ich nie viel Sport treiben, so wie andere, die sich abgequält haben, um kein Fett anzusetzen. Das war bei mir nie der Fall. Meine Beine sind lang, meine Brüste wohlgeformt und ein flacher Bauch lässt mich in jedem Outfit gut aussehen.

      Schnell schlüpfe ich in die schwarzen Dessous, streife mir die halterlosen Strümpfe über und nehme den engen Lederrock aus dem Schrank. Ich möchte auf keinen Fall nuttig wirken, also entscheide ich mich für ein edles Oberteil, das meine Mom mir zu Weihnachten geschenkt hat, einen weichen Kaschmirpullover in einem zarten Grauton, dazu die grauen Stiefeletten mit dem megahohen Absatz, die ich bisher kaum getragen habe. Heute sind sie absolut passend. Meine Haare fallen mir lockig über den Rücken und verleihen mir etwas Wildes. Genau dem Anlass entsprechend!

      Ich gehe zum Fenster, das auf die Straße hinaus zeigt, und schaue nach draußen. Auf der anderen Straßenseite parkt ein schwarzer Range Rover, das neueste Modell, und gerade steigt Jay aus dem Wagen. Ich bin überrascht. Das erste Mal hat er mich mit seinem Sportwagen abgeholt, der schon verdammt teuer ist, und jetzt kommt er mit diesem Teil an. Ich sollte dringend mehr über ihn in Erfahrung bringen. Ich kann nur hoffen, dass er keine krummen Geschäfte macht, Drogenhandel womöglich.

      Er schaut an Elijahs Haus hoch und kommt geradewegs darauf zu. Scheiße! Elijah soll nicht mitbekommen, dass ich ihn angelogen habe. Also schnappe ich meine Tasche und renne schnell die Treppe nach unten, bevor er den Klingelknopf drücken kann.

      »Ich bin dann weg«, rufe ich im Vorbeigehen noch ins Wohnzimmer. Elijah winkt mir zum Abschied zu, wendet seine Aufmerksamkeit aber gleich wieder seinen Gästen zu, die in einer angeregten Unterhaltung verstrickt sind.

      Als ich die Haustür öffne, steht Jay davor. Er lächelt mich an.

      »Du hast es dir nicht anders überlegt?«

      »Sollte ich?«

      »Nein. Lass uns gehen«, ist seine Antwort darauf. Er schiebt mich zu seinem Wagen, und als er die Tür zuschmeißt, spüre ich wieder dieses erwartungsvolle Kribbeln in mir.

      Er schwingt sich auf den Fahrersitz, startet den Motor und fährt zügig aus der Stadt heraus.

      »Wo fahren wir hin? Zu dir?« Ich möchte endlich sehen, wie und wo er wohnt.

      »Nein, nicht zu mir. Zu einer Freundin.«

      Perplex werfe ich ihm einen Seitenblick zu. Ich dachte wirklich, dass wir das Wochenende bei ihm in seinem Haus verbringen. Was will er bei einer Freundin?

      »Ich dachte, dass ...«

      Er sieht mich an und schenkt mir ein warmes Lächeln.

      »Aber ja doch. Lass dich überraschen. Meine Freundin, Celeste, sie ist eine ..., sagen wir mal, ihr Haus bringt alle Voraussetzungen mit, um einen unvergesslichen Abend zu verbringen.«

      »Ein Club also?«

      »So etwas in der Art. Sie bildet Frauen aus, die sich dann später ihren Herren unterwerfen.«

      »Aha, sie ist eine Domina«, stelle ich fest. »Was machen wir dort?«

      »Keine Angst, du wirst mit ihr nichts zu tun haben. Du bist nur zu meinem Vergnügen dort und zu deinem eigenen«, verspricht er.

      Meine Anspannung lässt nach. Trotzdem versuche ich, mir vorzustellen, was mich in diesem Haus erwartet.

      »Du hast dich informiert?«, will er wissen.

      Ich zucke gleichgültig mit den Schultern. »Ich habe ein wenig im Internet recherchiert.«

      »Okay, das macht das Ganze einfacher.«

      »Warum erzählst du mir nicht ein wenig mehr über dich?«, versuche ich noch einmal, an ihn heranzukommen.

      »Was willst du wissen?«

      »Deinen Namen zum Beispiel.«

      »Welcher Name würde dir denn gefallen?«

      »Warum machst du so ein Geheimnis aus deiner Identität?«

      »Tue ich das?«

      »Ich finde schon. Manchmal habe ich wirklich Angst, dass ich gerade dabei bin, mich in einen abgefuckten Irren zu verlieben. Das ist total verrückt. Ich lasse mich auf dich ein, obwohl ich nicht das Geringste über dich weiß. Keinen Namen, keine Adresse, nichts!«

      »Du weißt schon eine ganze Menge über mich.«

      »Was denn? Dass dir und zwei von deinen Freunden ein Club in Boston gehört, du scheinbar genug Geld hast, um dir schicke, teure Autos zu leisten, und was noch?«

      »Also schön. Ich heiße Jay ...«

      Genau in diesem Moment kommt ein Autofahrer aus einer Seitenstraße geschossen und nimmt uns die Vorfahrt. Jay reißt den Lenker zur Seite und kann gerade noch einen Zusammenstoß verhindern. Wir schlittern über den nassen Asphalt, während der Wagen sich einmal um die eigene Achse dreht. Ich werde mit dem Kopf gegen den Holm der Tür geschleudert und greife unwillkürlich neben mich nach Jays Oberschenkel, um mich daran abzustützen, während er versucht, den Wagen wieder unter Kontrolle zu bekommen. Das Ganze dauert nur