A. F. Morland

5 Romane Auswahlband Ärzte und Schicksale Februar 2019


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Pfaff war empört. „Du tickst wohl nicht richtig.“

      „Du würdest sie auch ganz sicher unbeschädigt zurückbekommen.“

      „Mensch, hast du sie nicht alle? Rosy ist mein Mädchen. Da könnte ja jeder kommen und was von ihr wollen. Wofür hältst du uns denn?“

      „Tut mir leid, Bruno. Ich wollte dich nicht beleidigen. Aber dieses Mädchen ist so … Wie soll ich sagen? Sie haut mich einfach um.“

      „Rosy kannst du dir von der Backe streichen. Mit der läuft nichts.“

      „Ich würde mir die Sache einiges kosten lassen.“

      Bruno Pfaff horchte auf. „Du hast Geld?“

      „Ich konnte einige profitable Deals abschließen, weitere sind in Sicht. Ich kann es mir leisten, großzügig zu sein.“

      Bruno Pfaff bedeutete dem Wirt, sein Schnapsglas wieder zu füllen. „Die Ehre eines Mannes ist sehr viel wert“, ließ er Armin Brix wissen.

      Dieser nickte zustimmend. „Sicher. Sicher.“

      „Sie darf nicht verletzt werden.“

      „Bin ganz deiner Meinung“, sagte Brix. „Bliebe sie bei fünftausend Mark unversehrt?“

      „Nein.“ Bruno schüttelte den Kopf. „Auf keinen Fall.“

      „Bei sechstausend?“, erhöhte Armin Brix sein unmoralisches Angebot.

      Bruno trank seinen Schnaps. Dann kniff er die Augen zusammen und musterte Brix argwöhnisch. „Dir wäre es sechs Riesen wert, mit Rosy zu …“

      Armin Brix lachte. „Da kannst du mal sehen, wie scharf ich auf sie bin.“

      Bruno dachte kurz nach, dann schüttelte er wieder den Kopf. „Ich teile Rosy mit keinem anderen Mann. Nicht für sechstausend Eier.“

      „Und für siebentausend?“

      Bruno sah Brix an, als zweifelte er an dessen Verstand. „Du bist bescheuert. Keine Frau ist siebentausend Mark wert.“

      „Siebentausend wunderschöne Lappen – bar auf die Kralle“, lockte Armin Brix. Er spürte, dass er Bruno Pfaff am Angelhaken hatte.

      Bruno massierte seinen Nacken. Siebentausend Mark. Einfach so. An Rosy würde dabei ja wirklich nichts kaputtgehen, und er konnte das Geld gerade jetzt sehr gut gebrauchen.

      „Ich rede mal mit Rosy“, sagte er. Dann hob er die Hand. „Aber wenn sie nicht will, wird nichts aus dem Geschäft. Ich werde sie zu nichts zwingen.“

      Armin Brix nickte. „Du bist ein Gentleman.“

      Bruno genehmigte sich noch einen Klaren auf Brix’ Kosten, dann wankte er aus dem Lokal, um mit Rosy zu reden. „Hör zu“, sagte er zu Hause zu ihr. „Du kennst doch Armin …“

      „Armin Müller-Stahl?“

      „Quatsch. Armin Brix.“

      „Wer kennt den nicht?“

      „Was hältst du von ihm?“

      „Nicht sehr viel. Er ist ein Fiesling.“

      „Er steht auf dich.“

      „Was du nicht sagst!“ Sie lächelte mehr spöttisch als wirklich amüsiert.

      „Ich möchte, dass du ein bisschen nett zu ihm bist“, sagte Bruno.

      „Wie nett?“, wollte Rosy wissen.

      „Na ja …“ Bruno hüstelte.

      „Er ist nicht mein Typ.“

      „Du sollst ihn ja auch nicht heiraten, nur ein bisschen … Du weißt schon. Es springt auch was für dich dabei heraus.“

      Rosy Kupfer spitzte die Ohren. „Was denn?“

      Bruno Pfaff überlegte kurz. „‘n Tausender“, antwortete er dann mit schwerer Zunge.

      Und schon war sexy Rosy überredet. „Wo und wann soll ich Armin treffen?“, fragte sie.

      Bruno Pfaff tätschelte ihre Wange. „Bist’n braves Mädchen“, sagte er und grinste zufrieden. „Komm, ich bringe dich jetzt gleich zu ihm.“

      10

      Dr. Kayser erschien in der Seeberg-Klinik, um einen seiner Patienten zu besuchen. „Wie geht es Ihnen, Herr Föhrmann?“, erkundigte sich der Grünwalder Arzt.

      „Wie soll es einem, der auf die Schlachtbank muss, schon gehen?“, ächzte Dietmar Föhrmann.

      Er hatte seit längerem Probleme mit der Galle. Fettarme Kost, Verabreichung von Medikamenten, die die Krämpfe lösen und Infektionen verhindern sollten, hatten nicht den gewünschten Erfolg gebracht, und so blieb dem Patienten nach etlichen schmerzhaften Koliken eine Cholezystektomie, eine Gallenblasenentfernung, nicht erspart.

      „Auf die Schlachtbank.“ Sven Kayser schüttelte lächelnd den Kopf. „Das klingt ja schrecklich!“

      „Ist es auch für mich.“ Dietmar Föhrmanns Gesicht nahm einen leidenden Ausdruck an. „Ich war noch nie als Patient in einer Klinik. Und nun liege ich hier, alles ist mir entsetzlich fremd und flößt mir Angst ein – und eine Operation steht mir auch noch bevor.“

      Die Tür öffnete sich, und Dr. Torben Lorentz trat ein. „Ach, Sie haben Besuch von Ihrem Hausarzt, Herr Föhrmann“, sagte der junge Chirurg. Er nickte Dr. Kayser zu. „Hallo, Sven.“

      Der Grünwalder Arzt gab ihm die Hand. „Herr Föhrmann hat Angst vor dem morgigen Eingriff.“

      „Brauchen Sie nicht zu haben“, versicherte Dr. Lorentz.

      Föhrmann hob verlegen die Schultern. „Ich bin eben kein Held.“

      „Ich habe Ihnen doch schon erklärt, wie wir das machen werden“, sagte Torben Lorentz.

      Föhrmann nickte. „Ja, ja. Knopflochoperation. Hört sich direkt niedlich an.“

      „So eine laparoskopische Gallenblasenentfernung ist heutzutage wirklich keine große Sache mehr“, sagte Dr. Kayser, um den furchtsamen Patienten zu beruhigen.

      Dr. Lorentz schmunzelte. „Ich habe das schon so oft gemacht, dass ich es sogar im Schlaf kann. Die konventionelle Eröffnung der Bauchhöhle durch einen Bauchschnitt wird immer seltener angewendet. Man hat sie durch vier kleine Schnitte für das Einbringen von Instrumenten ersetzt.“

      Voraussetzung für die Durchführung der laparoskopischen Gallenblasenoperation ist das geeignete Mikroinstrumentarium, über das man in der Seeberg-Klinik selbstverständlich schon lange verfügte: ein Laparoskop mit Videoeinheit – bestehend aus einer Minikamera, einem Monitor, einer Lichtquelle und einem Videorecorder.

      Zum Einbringen des Instrumentariums sind lediglich vier kleine Hautschnitte erforderlich, durch die eine Fünf-Millimeter-Trokarhülse und drei Zehn-Millimeter-Trokarhülsen mit den zugehörigen Trokaren durch die Bauchwand geschoben werden. Damit sich die Instrumente nicht gegenseitig behindern, müssen die Einschnitte genügend weit voneinander entfernt liegen und so angelegt werden, dass die Gallenblase gut erreicht werden kann.

      Nach der Gallenblasenentfernung folgt eine nochmalige Inspektion der Bauchhöhle. Anschließend werden unter laparoskopischer Sicht Instrumente und Trokarhülsen entfernt und über die letzte Trokarhülse das Kohlendioxidgas abgelassen.

      All das hatte Dr. Torben Lorentz dem Patienten erklärt. Dass der Mann sich dennoch fürchtete, nahm der junge Chirurg ihm aber nicht übel, schließlich ist selbst der harmloseste Eingriff mit einem gewissen Risiko verbunden.

      „Denken Sie an die vielen Koliken, die Sie gequält haben“, sagte Dr. Kayser. „Die gehören nach der Operation der Vergangenheit an. Und wenn Sie ein gutes Heilfleisch