Alfred Bekker

Sammelband 7 Krimis: Tuch und Tod und sechs andere Thriller auf 1000 Seiten


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handeln, der sich auf dem Rahmeier-Hof danach erkundigte, ob Ihre Pferde zu verkaufen wären.“

      „Frau Rahmeier hat mich seinerzeit deswegen angerufen. Ich wollte von diesem Spinner nicht belästigt werden. Meine Pferde hätte ich niemals verkauft. Freunde verkauft man ja auch nicht!“

      Berringer musste grinsen. „Na ja, das sehen manche Leute anders.“ Er nahm das Handy ans Ohr und wählte Dietrichs Nummer.

      „Du bist bei den Geraths?“, fragte der Kriminalhauptkommissar. „Trifft sich gut. Sorg bitte dafür, dass beide nicht gerade im letzten Moment noch verreisen. Wir sind nämlich auf dem Weg dorthin.“

      „Was hat die Hausdurchsuchung ergeben?“

      „Sage ich dir, wenn wir bei dir sind.“

      Damit unterbrach Dietrich die Verbindung

      Zehn Minuten später traf die Kripo ein. Dietrich und Kleppke fuhren einen nicht mehr ganz taufrischen Opel als Dienstwagen.

      Regina Gerath hatte in der Zwischenzeit zwei Koffer gepackt und in ihrem Wagen verstaut. Kleppke eröffnete den beiden Geraths, dass sie zur Vernehmung mit aufs Präsidium müssten. „Das ist unerlässlich. Wir müssen ein Protokoll anfertigen und

      ...“

      „Ich bin unschuldig“, sagte Frau Gerath trotzig.

      „Wenn Sie möchten, dass Anwälte Ihres Vertrauens an der Befragung teilnehmen, sollten Sie die jetzt bitte anrufen“, erklärt Arno Kleppke. „Und zwar zwei verschiedene Anwälte, wenn ich bitten darf. Es ist nämlich nicht möglich, dass ein und derselbe Rechtsbeistand für Sie beide die Mandantenschaft übernimmt, da er durchaus in Interessenkonflikte geraten könnte.“

      „Wir werden ohnehin bald Anwälte in anderer Sache beschäftigen“, sagte Regina Gerath schnippisch.

      Peter Gerath hingegen raunte in Berringers Richtung: „Sehen Sie zu, dass Sie die Wahrheit rauskriegen!“

      Der Detektiv wandte sich an Dietrich. „Ich brauche dringend eine Halterabfrage.“ Dietrich braust auf. „Ich komme in Teufelsküche!“

      „Es hat mit diesem Fall zu tun. Und du willst doch nicht, dass ich gezwungen bin, zu lügen, indem ich behaupte, dass mir dieser Wagen hinten reingefahren ist oder so 'n Käse. Das wäre außerdem viel zu langwierig.“

      Dietrich brummelte etwas Unverständliches, nickte dann und sagte: „Wir können die Halterabfrage vom Laptop in unserem Dienstfahrzeug machen.“

      „Okay. Es geht um einen Golf mit Düsseldorfer Kennzeichen.“ Sie gingen zum Wagen. Dietrich fuhr den Laptop hoch. Er legte das Gerät einfach auf die Kühlerhaube, weil er keine Lust hatte, zu sitzen. Per Handy stellte er eine Onlineverbindung her.

      Berringer nannte ihm die Nummer. Augenblicke später lag das Ergebnis vor: In der Rubrik HALTER war der Name Gabriele Hoffmann eingetragen.

      „Eine Frau!“, stieß Dietrich hervor.

      „Vielleicht hat er sich den Wagen von der Ehefrau oder Freundin geliehen“, meinte Berringer.

      „Ein Mann ohne Auto ist wie Cowboy ohne Colt. Mit anderen Worten: sehr ungewöhnlich!“

      „Schickst du jemanden vorbei, um der Sache nachzugehen?“, fragte Berringer.

      „Alles der Reihe nach. Im Moment wüsste ich noch nicht wirklich, weshalb ich das tun sollte.“

      „Ich schreibe mir mal die Adresse auf.“

      „Tu, was du nicht lassen kannst.“

      „Fragen wir doch mal die Geraths, ob sie eine Gabriele Hoffmann kennen“, schlug Berringer zu. „Oder den Mann dazu.“

      „Was ist mit diesem Golf?“, hakte Dietrich nach.

      Berringer erklärte es ihm in kurzen Sätzen, und Dietrichs Gesicht wurde immer skeptischer. „Und wegen so etwas lässt du mich hier eine Halterabfrage durchziehen und machst so 'nen Aufstand?“

      „Der Mann hat das Grundstück der Geraths beobachtet“, verteidigte sich Berringer.

      „Außerdem ist er wahrscheinlich Jäger oder interessiert sich für die Jagd.“

      „Woher weißt du das?“

      „Weil auf dem Beifahrersitz ein Exemplar von Jagd und Hund lag.“

      „Das heißt noch nicht, dass er auch eine Waffe besitzt und damit Pferde tötet.“

      „Es ist eine Spur wie viele andere, aber hinzu kommt noch, dass die Beschreibung diese Mannes auf jemanden passt, der sich Meyer nannte und sich auf dem Rahmeier-Hof nach Herrn Geraths Pferden erkundigt hat.“

      „Ich dachte, du hättest dich auf Frau Gerath eingeschossen?“

      „Man soll immer mehrgleisig denken.“

      „Willst du mich auf den Arm nehmen?“

      „Hör mal, kannst du herausfinden, welche Streifenpolizisten den Kerl im Golf kontrolliert haben? Ich nehme an, dass sie sich den Ausweis haben zeigen lassen, also könnten sie den Namen des Golffahrers wissen.“

      Dietrich seufzte. „Ich kümmere mich darum!“

      Was soviel hieß wie: Ich schiebe es auf die lange Bank. Also würde Berringer die Sache selbst in die Hand nehmen müssen.

      „Ich muss weg, Björn.“

      „Willst du gar nicht wissen, was die Hausdurchsuchung bei Severin ergeben hat?“ Berringer stutzte. „Was denn?“

      „Er scheint sehr viel tiefer in dubiose Geschäfte verwickelt gewesen zu sein, als wir erst geglaubt haben. Seine Kontakte zu Garol ImEx waren zweifellos sehr intensiv, und außerdem hatte er offenbar ein Nummernkonto in der Schweiz, über das eine ganze Reihe eigenartiger Transaktionen liefen. Genaues kann ich dir noch nicht sagen, unsere Experten brauchen ein paar Tage, um alle Unterlagen und vor allem den Computer, den wir sichergestellt haben, zu untersuchen.“ Berringer überlegte. Dann sagte er, nachdem er sich am Hinterkopf gekratzt hatte:

      „Ich bleibe doch noch kurz hier, um die Geraths nach dieser Gabriele Hoffmann zu fragen.“

      „Gut.“

      Die Geraths konnten mit dem Namen Gabriele Hoffmann nichts anfangen. Berringer fragte sie in Anwesenheit von Kommissar Dietrich danach.

      „Tut mir leid, ich habe ein gutes Namensgedächtnis und würde mich bestimmt erinnern“, sagte Peter Gerath. „Und die Beschreibung, die Sie von dem Typen gegeben haben, passt auf fast jeden.“

      „Sie kennen also niemanden, der vielleicht Hoffmann heißt und mit einer Frau namens Gabriele verheiratet ist?“, hakte Berringer noch einmal nach. „Oder der einmal eine Lebensgefährtin mit diesem Namen bei irgendeiner Gelegenheit erwähnte?“

      „Was ist mit deiner Freundin Gabriele?“, fragte Peter Gerath seine Frau.

      Diese machte eine wegwerfende Geste. „Die heißt Hallmann, nicht Hoffmann.“

      „Und ihr Mädchenname?“

      „Glaubst du, sie könnte darauf noch einen Wagen zulassen? Meine Güte, wie weit bist du nur von der Realität entfernt, Peter! Sitzt da in deinem Unternehmer-Elfenbeinturm und kriegst vom normalen Leben gar nicht mehr mit!“

      „Ich schätze, dass war ein Reporter, der scharf auf ein paar spektakuläre Bilder war“, wandte sich Dietrich an Berringer. „Sein Wagen sprang nicht an, die Freundin musste aushelfen. So wird’s gewesen sein. Spätestens morgen früh hab ich mich aber bei den uniformierten Kollegen erkundigt.“

      „Okay!“

      Berringer fuhr zurück nach Düsseldorf. Die Adresse von Gabriele Hoffmann gehörte zu einem Reihenhaus in Düsseldorf-Unterbilk. „G. Hoffmann“ war auf dem Namensschild zu lesen. Berringer klingelte.