Nina Kayser-Darius

Kurfürstenklinik Paket 1 – Arztroman


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gratuliere von Herzen«, sagte er und überreichte Christina einen kleinen Strauß weißer Rosen und ein Päckchen. Freundschaftlich küßte er sie dann auf beide Wangen. »Und dich, mein Alter, ich beneide dich«, wandte er sich an Markus.

      »Ich weiß. Aber ich hoffe, daß du uns unser Glück gönnst.«

      »Von Herzen.«

      Christina wog das Päckchen in der Hand. »Ich bin neugierig. Darf ich’s schon aufmachen?«

      Adrian nickte schmunzelnd und sah zu, wie die schöne blonde Frau die Verpackung öffnete.

      »Das ist originell!« Christina hielt lachend zwei Bücher über Säuglingspflege hoch.

      »Schau hinein«, sagte Adrian. »Im ersten Buch liegt noch was.«

      Christina kam der Aufforderung nach, und im nächsten Moment jubelte sie auf.

      »Das ist das schönste Geschenk!« Spontan fiel sie Adrian um den Hals.

      Markus hatte jetzt auch gesehen, was in dem Buch lag – ein Schreiben, das recht amtlich aussah. Und es enthielt die Zusage, daß die kleine Katrin gleich nach der Entlassung aus der Klinik Herr Dr. Reinhardt und Gattin in Pflege gegeben werden würde. Über eine Adoption würde zu einem späteren Zeitpunkt entschieden werden.

      »Jetzt seid ihr in Zeitdruck«, meinte Adrian. »Ihr müßt rasch heiraten, sonst…«

      »Machen wir«, fiel Markus ihm ins Wort. »Dieses Verlobungsfest feiern wir eigentlich meinem Schwiegervater zuliebe. Er will allen Leuten zeigen, wie glücklich er ist, daß er wieder mit Christina versöhnt ist.«

      »Ich bin ja genauso froh wie er«, meinte die junge Frau. »Und im Grunde meint er es ja immer nur gut.«

      Markus nickte. Dann nahm er Adrian kurz zur Seite. »Ich muß dir was sagen: Stell dir vor, mir ist eine eigene Praxis angeboten worden. Hier ganz in der Nähe. Der Kollege will aus Altersgründen aufhören, hat aber noch einen zweiten Mann beschäftigt. Auch einen Chirurgen, der gern die ambulante Praxis beibehielte. Was meinst du?«

      Adrian Winter seufzte auf. »Ich hatte so gehofft, du würdest im Team der Kurfürsten-Klinik bleiben. Aber eine solche Chance wird einem nicht oft geboten.«

      Markus nickte. »Ich bin sicher, daß der alte Bergmann da seine Finger im Spiel hat – aber ich kann’s nicht beweisen.«

      »Dann laß es und genieße dein Glück. Christinas Vater war lange genug eigensinnig und starrköpfig. Erst als er Angst um Christinas Leben bekam, ging er in sich. Und daß er sich jetzt so positiv verändert hat, daß er alles tun will, um seine Tochter glücklich zu sehen, ist doch wundervoll!«

      Dr. Reinhardt nickte, und dann gingen sie wieder zurück zu Christina, die ihnen schon zwei gefüllte Champagnerkelche entgegenhielt. »Auf uns – und unsere Freundschaft«, sagte sie. Adrian und Markus nickten und tranken.

      »Auf euch beide«, sagte Adrian Winter dann. »Und darauf, daß ihr bald eine kleine glückliche Familie sein werdet.«

Cover Mein Herz hat doch schon ja gesagt

      Die hübsche junge Frau lag völlig reglos auf der Parkbank. Sie war sehr blaß, ihre langen blonden Haare hingen ihr unordentlich ins Gesicht. Ihre Kleider sahen teuer aus, und sie wirkte eigentlich gar nicht wie »so eine«, fand der Rentner Ewald Mönke, der ein wenig ratlos vor ihr stand, aber sie mußte wohl doch eine sein. Eine andere Erklärung fand er jedenfalls nicht. Er hatte versucht, sie aufzuwecken, und es war ihm nicht gelungen.

      »So eine« war für ihn eine Drogenabhängige. Mit Junkies kannte er sich aus, denn die Wohnung, in der er seit mehr als dreißig Jahren lebte, lag mittlerweile in einer Gegend, die Politiker gerne mit dem Namen »sozialer Brennpunkt« umschrieben. Früher war es eine gute Wohngegend gewesen, aber diese Zeiten waren schon lange vorbei. Sogar unten im Flur des Hauses, in dem er selbst wohnte, hatte er schon gesehen, daß Drogen den Besitzer wechselten – aber was sollte ausgerechnet er dagegen tun?

      Wenn nicht einmal die Polizei etwas erreichte, dann konnte ein armer Rentner wie er, der froh war, die Miete für seine schäbige kleine Wohnung noch bezahlen zu können, erst recht nichts ausrichten.

      Ewald Mönke murmelte beschwichtigend: »Sei ruhig, Herr Müller. Mir wird schon was einfallen, aber ich muß nachdenken. So lange wirst du dich ja wohl gedulden können, oder etwa nicht?«

      Herr Müller, eine recht häßliche Promenadenmischung mit wunderschönen braunen Augen, bellte leise, um seine Zustimmung auszudrücken. Er ließ sich direkt vor der Parkbank nieder, wobei er sein Herrchen unablässig ansah, um nur ja nicht den Moment zu verpassen, in dem dieser sich erneut in Bewegung setzen würde.

      Ewald Mönke und Herr Müller befanden sich nämlich auf ihrem täglichen Morgenspaziergang, der mindestens eine Stunde dauern mußte, um Herrn Müller auch nur annähernd zufriedenzustellen. Sie waren kaum zehn Minuten unterwegs gewesen, als Ewald Mönke völlig unprogrammgemäß stehengeblieben war. Aber Herr Müller war ein wohlerzogener Hund, deshalb gab er keinen Mucks mehr von sich, sondern wartete. Nur sein kleines Stummelschwänzchen, das unablässig hin und her schlug, verriet seine Ungeduld.

      »Ich weiß, was ich tue, Herr Müller«, sagte Ewald Mönke in diesem Augenblick erleichtert. »Ich rufe einen Rettungswagen, der bringt die Frau ins Krankenhaus, und dort werden sie dann schon herausfinden, was mit ihr los ist.«

      Herr Müller jaulte leise, und Ewald Mönke beugte sich erneut über die junge Frau und sagte: »Hallo, Sie! Wenn Sie jetzt nicht aufwachen, hole ich einen Rettungswagen, hören Sie? Vielleicht wollen Sie ja nicht ins Krankenhaus, dann sollten Sie jetzt aber wirklich schnellstens aufwachen und mir sagen, was mit Ihnen los ist! Sie haben mir einen großen Schrecken eingejagt – einfach so hier zu liegen am frühen Morgen und sich nicht zu rühren!«

      Er wartete einige Sekunden, doch er bekam auch dieses Mal keine Antwort. Deshalb wandte er sich seufzend ab. »Komm, Herr Müller!« sagte er. »Wir müssen jetzt zuerst telefonieren. Danach gehen wir wieder in den Park.«

      Das war nicht direkt das, was Herr Müller gewollt hatte, aber er ergab sich in sein Schicksal und folgte seinem Herrchen, das den Park auf dem schnellsten Wege verließ.

      *

      »Adrian?« Schwester Monika Ullmann kam in den kleinen Aufenthaltsraum gestürmt, in dem sich der Unfallchirurg Dr. Adrian Winter gerade eine Tasse Kaffee eingeschenkt hatte, um etwas wacher zu werden. Es war Vollmond, und er hatte nicht besonders gut geschlafen.

      »Eine junge Frau wird gleich gebracht«, sagte Schwester Monika außer Atem. »Ein Rentner hat sie in einem Park gefunden, auf einer Parkbank, und er hat sie nicht aufwecken können. Verdacht auf Drogenmißbrauch.«

      Adrian nahm einen zu großen Schluck Kaffee und verbrannte sich die Zunge. »Au, verdammt!« Er verzog das Gesicht und stellte hastig die Tasse ab. Dann lächelte er die hübsche Schwester an. »Ich bin sofort da, Moni. Haben sie sonst noch etwas gesagt? Ist sie immer noch ohne Bewußtsein?«

      »Nein, im Wagen ist sie zu sich gekommen. Mehr haben sie nicht gesagt. Sie hatten es ziemlich eilig.«

      Adrian trank den restlichen Kaffee – diesmal war er vorsichtiger und nahm nur kleine Schlucke, um sich nicht noch einmal zu verbrennen. Dann folgte er Schwester Monika in eine der Notfallkabinen. »Bereite schon mal eine Infusion mit Kochsalz vor, Moni, und außerdem…«

      Er kam nicht dazu weiterzusprechen, denn in diesem Augenblick wurde die angekündigte junge Frau auch schon gebracht. »Die Patientin ist achtundzwanzig Jahre alt, wieder bei Bewußtsein. Behauptet, keine Drogen zu nehmen, kann aber nicht erklären, warum sie bewußtlos auf der Parkbank gelegen hat. Stark unterkühlt, sie hat dort offenbar die ganze Nacht verbracht. Sie hat bereits eine kreislaufstabilisierende Infusion bekommen«, berichtete einer der Sanitäter. »Wir müssen wieder los, Herr Dr. Winter!«

      Adrian nickte und wandte sich der Patientin zu. »Wo