zu vermeiden, wurden schon vor Jahrhunderten die Namen der Seiten eines Boots mit Back- und Steuerbord festgelegt. Über die Entstehung der Namen und die Verteilung auf die beiden Seiten gibt es verschiedene Legenden. Am wahrscheinlichsten ist die Vermutung, dass sie schon vor Jahrhunderten entstanden, als die Steuerruder der geruderten Boote am Heck immer auf der rechten Seite angebracht waren. Deshalb erhielt die, in Fahrtrichtung vom Steuermann aus, gesehene rechte Seite den Namen „Steuerbord“, wobei mit dem Begriff Bord der obere Rand des Schiffs bezeichnet wird. Entsprechend erhielt die gegenüberliegende Seite den Namen „Backbord“.
Ein Steuermann würde also bei einem Manöver für die rechte Seite des Boots die Bezeichnung „Steuerbord“ ansagen. Damit ist für alle an Bord befindlichen Personen klar, von welcher Seite bei Manövern die Rede ist, einerlei, wie und wo man sich gerade befindet. Und beim Rudern gilt das vom Einer bis zum Achter mit Steuermann.
3.1.2Die Ruder
Blicken wir nochmals durch das Auge eines Laien auf den Rudersport. Ihm dürfte beim Verfolgen verschiedener Rennen einer Ruderregatta auffallen, dass es offenbar zwei unterschiedliche Arten des Ruderns gibt. In einigen Booten haben die Ruderer in jeder Hand ein einzelnes Ruder, in anderen Booten hingegen nur ein Ruder, das sie mit beiden Händen durchs Wasser ziehen. Gemeinsam ist allen Booten, dass sie weitestgehend gerade über die Regattabahn fahren, also nicht in Schlangenlinien.
Da kommt wieder das Hebelgesetz zur Geltung. Will man mit einem Boot möglichst in gerader Linie von A nach B kommen, müssen auf beiden Seiten die gleichen Kräfte wirken. Das bedeutet für ein Ruderboot, dass auf Steuer- wie auf Backbord die gleiche Anzahl an Rudern zum Antrieb des Boots ins Wasser tauchen muss. Folglich muss der Einerfahrer also auf beiden Seiten ein Ruder haben und die heißen fachmännisch richtig Skulls.
Es gibt jeweils ein Skull für jede Seite, die mit rot und grün markiert sind. Sitzen zwei Ruderer im Boot, können sie sich die Arbeit quasi teilen. Jeder rudert dann auf seiner Seite mit einem Riemen. Setzen sie jeweils auf ihrer Seite die gleiche Kraft ein, können sie damit das Boot in gerader Richtung fahren. Kleine Unterschiede lassen sich durch die Längeneinstellungen an einem Ruderriemen ausgleichen, dazu mehr im nächsten Kapitel.
Klar ist aber spätestens jetzt, dass Riemenboote immer nur mit einer geraden Anzahl an Ruderern gefahren werden können, zumindest wenn man vom Rudern als Sportart spricht. Um eine Ausnahme hier zu nennen, seien die Gondolieri in Venedig erwähnt, die nur mit einem Riemen ihr Boot antreiben. Um das Geradeausfahren und die Manövrierbarkeit der Gondeln zu gewährleisten, sind diese unsymmetrisch gebaut. Der Gondoliere steuert sein Boot durch geschicktes Drehen seines Ruderriemens beim Durchzug.
Zurück zur Sportart. Rudern bietet mit diesen zwei Möglichkeiten, dem Skullen und dem Riemenrudern, sowohl ganz individuell im Einer zu fahren als auch als Mitglied eines Ruderteams mit zwei, vier oder acht Ruderern sich einzubringen. Und auch als Skuller muss man auf das Mannschaftserlebnis nicht verzichten. Hier gibt es im Leistungssport ebenfalls den Zweier und den Vierer, die von den Fachleuten als Doppelzweier und Doppelvierer bezeichnet werden. Das Wort „Doppel“ steht hier also nicht für die Anzahl der Aktiven im Boot, sondern für die der Ruderblätter, die im Wasser für den Antrieb sorgen.
Im Laufe der Geschichte des Ruderns als Leistungssport haben sich verschiedene Zusammensetzungen im Boot ergeben, Bootsklassen genannt. In einem Einer sitzt immer nur ein Ruderer, den Zweier und den Vierer gibt es sowohl mit wie auch ohne Steuermann. Der Achter wird seit jeher immer mit Steuermann gefahren. Mehr zu den tatsächlich bei Olympischen Spielen oder Weltmeisterschaften ausgefahrenen Bootsklassen in diesem Buch zu einem späteren Zeitpunkt.
3.1.3Der Platz des Ruderers
Zwei Teile eines Ruderplatzes sollen hier noch beschrieben sein. Da ist zunächst der Rollsitz, auf dem der Ruderer im Boot Platz nimmt. In der Antike und dann bis zum Ende des 19. Jahrhunderts saßen die Aktiven fest im Boot. Die Länge eines Ruderschlags, also das einmalige Durchziehen des Ruderblatts durchs Wasser, war nur so lang, wie sich der Ruderer mit dem Oberkörper nach vorne beugen und nach hinten legen konnte. Die Kraft der Beine wurde also kaum genutzt, der Ruderschlag entsprechend kurz.
Um hier effektiver zu werden, wurden die Bretter, auf denen die Ruderer saßen, zunächst mit Fett eingerieben und die Ruderer erhielten Lederhosen, mit denen sie auf dem Fett durch das Anziehen und Strecken der Beine hin- und herrutschen und so den Weg des Blatts durch das Wasser verlängern konnten. Als die technische Entwicklung der benutzten Materialien dann voranschritt, konnte man Sitze mit Rollen bauen, die auf Schienen im Boot gelagert waren und auf denen dann die Ruderer sich ganz ohne das im Laufe der Zeit ranzig werdende Schmierfett im Boot bewegen konnten.
Damit war der Rollsitz erfunden und er ist bis heute in jedem Ruderboot dasjenige Bestandteil, mit dem der Ruderer körperlich den meisten Kontakt hat. Er signalisiert dem erfahrenen Aktiven auch, ob das Boot gerade im Wasser liegt oder zu einer Seite kippt. Deshalb sagt man oft von Ruderern, sie hätten ein „zweites“ Gleichgewichtsorgan im Gesäß eingebaut. Tatsächlich ist es aber nur die Erfahrung, die man schon nach ein paar Ausfahrten im Boot aufbaut.
Das zweite Element, das in diesem Kapitel noch genannt sein soll, ist das Stemmbrett. Auf ihm sind die Füße fest mit dem Boot verbunden, womit gewährleistet ist, dass durch Beugen und Strecken der Beine der Rollsitz bewegt werden kann. Das Stemmbrett ist eine relativ einfache Konstruktion, bestehend aus einer Querstange, die auf beiden Seiten des Boots befestigt wird. Im rechten Winkel zu dieser Stange sind ein oder zwei Brettchen angebracht. Auf ihnen setzt der im Boot sitzende Ruderer seine Füße ab.
Um diese fest mit dem Boot zu verbinden, gibt es entweder für jeden Fuß einen Lederriemen oder moderner auch eine Fußhalterung aus Kunststoff. In beiden Fällen behält man meist einfache Sportschuhe an, die sorgen für einen festen Sitz der Lederriemen oder der Kunststoffhalterungen. In modernen Rennbooten sind auf dem Stemmbrett leichte Sportschuhe fest eingebaut, in die der Ruderer hineinschlüpft. Bei allen drei Varianten ist in jedem Fall eine feste Verbindung der Füße mit dem Boot sichergestellt.
Das Stemmbrett hat auch die Aufgabe, unterschiedliche Körperlängen der Ruderer auszugleichen. Dazu kann die gesamte Stemmbrettkonstruktion nach vorne oder nach hinten verschoben und mit entsprechenden Verschraubungen fixiert werden. Hat man eher kürzere Beine, schiebt man das Stemmbrett in Richtung Bug, bei längeren Beinen entsprechend in Richtung Heck. Damit können Größenunterschiede innerhalb einer Rudermannschaft ausgeglichen werden.
Die Einstellung des Stemmbretts sorgt auch dafür, dass der Ruderer im möglichst optimalen Winkel zu Ruderriemen bzw. Skulls sitzt und diese auf einem möglichst langen Weg mit dem Oberkörper und den Armen bewegen kann. Deren Befestigung liegt nämlich immer an jedem Ruderplatz an der gleichen Stelle und durch die Einstellung des Stemmbretts kann bewerkstelligt werden, dass ein Boot von ganz unterschiedlichen Aktiven jeweils mit einer technisch sauberen Körperbewegung genutzt werden kann.
Bekannt ist im Einer die Bauform des Rollauslegers. In diesem Boot ist der Sitz für den Ruderer fest eingebaut. Dafür sind das Stemmbrett und die Ausleger mit den Dollen, in denen die Skulls bzw. Riemen liegen, auf einer beweglichen Konstruktion befestigt. Diese läuft über Schienen auf dem Waschbord des Boots entlang und wird durch das Anziehen und Strecken der Beine bewegt. Der Ablauf der Ruderbewegung beim Rollausleger entspricht dem im klassischen Auslegerboot mit Rollsitz. Da der Ruderer an einem festen Punkt im Boot sitzt und nicht der Körper mit seinem Gewicht hin und her bewegt wird, liegt das gesamte Boot ruhiger im Wasser.
Den Rollausleger gab es bereits Anfang des 20. Jahrhunderts, bekannt aber wurde die Konstruktion vor allem durch den Einsatz eines solchen Boots bei den Weltmeisterschaften 1981 in München. Peter-Michael Kolbe wurde damit Einer-Weltmeister. Auch bei der WM 1983 trat er im Rollausleger an und wurde erneut Weltmeister. Im selben Jahr allerdings verbot die FISA den weiteren Einsatz des Rollauslegers im Wettkampf, um die Chancengleichheit für alle zu wahren.
Bug und Heck, Steuer- und Backbord,