Roland Lazenby

Kobe Bryant


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sie ihn zu mir in die Liga schickten, um mehr Disziplin und Struktur in sein Leben zu bringen.“ Es war also nicht nur das angeberische Gehabe, das Chubby Cox und sein Neffe Kobe teilten. Beide waren sie die Lieblinge in ihren Familien und wurden von vorne bis hinten bedient.

      Die Cox Familie lebte in einem Vorstadthaus, das einst Muhammed Ali gehört hatte. Ein recht exklusives Heim mit Swimmingpool und Poolhaus, welches sich die Familie aufgrund John Cox’ Rang bei der Feuerwehr und der Anstellung seiner Frau Mildred als Staatsbedienstete leisten konnte.

      „Das waren hart arbeitende Leute, die ihren Kindern ein gutes Leben bieten konnten“, meint Mo Howard. „Sie hielten sich nicht für besser als andere, sie behandelten alle gleich.“ Einige dachten, dass all diese Annehmlichkeiten und Chubbys attraktive Schwester der Grund waren, warum Jellybean so viel Zeit dort verbrachte. „Ich denke, der materielle Erfolg der Familie war nicht der Grund“, sagt Howard. „Joey war immer der Gleiche, egal ob mit oder ohne Luxus. John Cox war allerdings jemand, der es nicht besonders gerne sah, wenn Fremde bei ihm abhingen und in seinem Pool schwammen. Doch es war nicht nur der Pool. Mr. Cox wollte einfach nicht, dass irgendwer in sein Haus kam, an seinem Tisch aß und mit seiner Tochter ausging“, erzählt Gilbert Saunders.

      Pam Cox erinnerte sich in einem Interview einmal, dass sie sich das erste Mal während eines Spiels zwischen Villanova, wo ihr Bruder spielte, und La Salle, Joes Team, ihrer Gefühle für Jellybean bewusst geworden war. Die Familien saßen auf gegenüberliegenden Rängen und als sie aufstand und hinüber zu Joes Familie ging, um Big Joe Bryant zu begrüßen, sah sie, wie Jellybean bereits auf dem Weg zu ihren Eltern war, um Hallo zu sagen. Es war einer dieser Momente, erzählte sie später.

      Joe war damals ein Rohdiamant, erklärt Saunders. „Pam war da, um ihn zu schleifen. JB war nicht gerade die erste Wahl in den Augen ihres Vaters, aber er war dazu bereit, sich von Pam formen zu lassen. Und so machte Pam etwas aus ihm. Mit ihrer Heirat setzte sie auch ein Zeichen.“

      „Irgendwann zogen Jelly und Pam in ein winziges Apartment in Germantown, einem Stadtteil Philadelphias, und das, obwohl Pam leicht in der Luxuswohnung ihrer Eltern hätte bleiben können. Sie liebte Joe eben für das, was er war, egal was ihr Vater davon hielt“, erinnert sich Saunders. Die Tatsache, dass Jellybean als Nummer 14 in der ersten Runde des NBA-Drafts von den Golden State Warriors gewählt wurde, entspannte das Verhältnis zu ihrem Vater ein wenig. Damals hatten die Warriors gerade die NBA-Meisterschaften gewonnen. Somit schien dies ein vielversprechender Anfang für Jellybeans junge Karriere zu sein. Auch Joes Familie war glücklich darüber. Doch leider verliefen die Vertragsverhandlungen zwischen dem Team und Jellybeans Agenten, Richie Phillips, nicht sehr glücklich. Die Warriors boten ein Jahresgehalt von etwa 100.000 Dollar, was Phillips nicht akzeptierte. Und je länger der Sommer dauerte, desto ruhiger wurde es um die Vertragsgespräche. Während dieser Zeit voller Ungewissheit über Joes Zukunft heirateten Pam und Joe. Es war nur eine kleine Hochzeit mit den engsten Freunden und Familienmitgliedern im Haus eines guten Freundes. Schon bald stellte sich heraus, dass Pam bereits schwanger war.

      Der Vertrag

      Damals waren die Teams der NBA dazu verpflichtet, einem Spieler, den sie gedraftet hatten, spätestens bis Anfang September einen Vertrag vorzulegen. Wenn dies nicht geschah, verloren sie die Rechte an dem Spieler und der Spieler konnte sich als Free Agent deklarieren.

      „Wenn du dem Spieler keinen Vertrag vorgelegt hast, hast du die Rechte an ihm verloren“, sagt Pat Williams, der damalige Manager der Philadelphia 76ers. „Dann hast du auch den Spieler verloren. Eines Tages bekomme ich einen Anruf von Richie Phillips, einem ehemaligen stellvertretenden Bezirksstaatsanwalt in Philadelphia, der auch Sportler und auch die Schiedsrichtergewerkschaft im Baseball vertrat. Richie und ich waren Freunde und er war Jellybeans Agent.“ Phillips fragte Williams wegen dieser Regelung und erzählte ihm, dass er noch nichts von den Warriors gehört hätte.

      Williams war erstaunt. Die Rechte an einem ErstrundenDraftpick zu verlieren, wäre ein richtig grober Schnitzer gewesen. Franklin Mieuli, der damalige Besitzer der Warriors, die 1962 von Philadelphia nach Kalifornien gezogen waren, war eng mit dem Management der Sixers befreundet. Williams wusste, dass die Sixers Mieuli nicht vor den Kopf stoßen wollten und schlug vor, noch ein paar Tage zu warten und zu sehen, ob der Vertrag vielleicht noch zugestellt werden würde.

      Ein paar Tage später meldete sich Phillips wieder und teilte Williams mit, dass sie noch immer keinen Vertrag bekommen hätten. Phillips wendete sich auch an die New York Knicks, die schnell ihr Interesse bekundeten. Williams ging zum Besitzer der Sixers, Irv Kosloff, und informierte ihn über die Lage: Warriors Manager Dick Vertlieb hatte kein Angebot abgegeben.

      Kosloff zögerte, doch Williams erklärte ihm, dass Joe Bryant sicher bei einem anderen Verein unterkommen würde. Bryant, ein junges Talent, der gerne für Philadelphia spielen würde.

      Inzwischen hatte Jack McMahon, der Assistenzcoach der Sixers, Jellybean in der Baker League beobachtet und seine Klasse erkannt. Der Trainerstab war nun geschlossen dafür, Joe Bryant unter Vertrag zu nehmen. Nachdem das Team zwei Jahre zuvor mit 937 die schlechteste Saison hingelegt hatte, die es jemals in der NBA gegeben hatte, waren sie nun mithilfe von Trainer Gene Shue dabei, eine neue Mannschaft aufzubauen. Dazu brauchten sie so viele junge Spieler, wie sie bekommen konnten. „Und so begannen wir mit den Verhandlungen“, sagt Williams.

      Als Free Agent hatte Jellybean Bryant nun ein Druckmittel. „Wir glaubten daran, dass er das Potenzial zu einem Starspieler hatte“, erklärt Williams. „Wir waren auf der Suche nach Talenten. Joe war ein Held in Philly. Dazu hatte er das Glück, mit Richie Phillips einen Agenten zu haben, der mit allen Wassern gewaschen war. Und Richie hatte mit Jelly den absoluten Volltreffer gelandet.“

      Die 76ers hatten selbst zwei großartige Spieler gedraftet, den 18 Jahre alten Darryl Dawkins und den 21jährigen Lloyd Free (später auch als World B. Free bekannt). Dawkins, die Nummer fünf im Draft, hatte einen Siebenjahresvertrag für 1,4 Millionen Dollar unterschrieben, von denen er im ersten Jahr knapp über 100.000 Dollar ausbezahlt bekam.

      Joe Bryant, der als Vierzehnter gewählt wurde, bekam einen Dreijahresvertrag für 900.000 Dollar, wobei er 300.000 Dollar pro Saison einstrich. Das war schon etwas Besonderes, wenn man bedenkt, dass die Chicago Bulls erst zwei Jahre zuvor ihrem Veteranen Tom Boerwinkle nur 45.000 Dollar pro Jahr zahlten und beim Gedanken ihrem Fanfavoriten Jerry Sloan ein Jahresgehalt von 60.000 Dollar zu zahlen ins Schwitzen kamen.

      „Das war ein ziemlicher Brocken damals“, sagt Williams. „Schlussendlich kamen wir ins Geschäft. Beide Seiten unterschrieben den Vertrag und wir gaben eine Pressekonferenz. Das machte Schlagzeilen in Philly. Der örtliche Lokalmatador spielte nun bei den Philadelphia 76ers.“

      Zu Hause in der Willows Avenue versammelte Big Joe die gesamte Familie. Das ganze Herzblut, das er in das Basketballspiel seines Sohnes gesteckt hatte, trug plötzlich Früchte jenseits seiner Vorstellungen. „In der Nacht als er den Vertrag mit den 76ers unterschrieb, waren wir alle zusammen und weinten und dankten Gott dafür“, sollte sich Big Joe später daran erinnern. Jellybean erklärte Reportern, dass seine Spiele in Sonny Hills Baker League der Grund waren, warum er nun 800.000 Dollar mehr verdiente, eine Aussage, die Sonny Hill danach immer wieder wiederholen würde.

      Der Verlust eines Erstrunden-Draftpicks war ein herber Rückschlag für die Warriors. NBA-Teams leben davon, junge Talente auszubilden. Trotz der Tatsache, dass die American Basketball Association in der folgenden Saison aufgelöst werden würde und dadurch eine Menge junger Talente frei wurden, war der Verlust eines Erstrundenpicks wegen eines solchen Formfehlers eine peinliche Angelegenheit, den das Team nicht gerne publik machen wollte. Aus diesem Grunde versuchte man von Seiten der Warriors diese Sache als Spielertausch darzustellen.

      „Ich weiß gar nicht, was wir von den Sixers für Joe Bryant bekommen haben“, log Al Attles später. „Dick Vertlieb hat das abgewickelt. Ich wollte Joe.“

      Auch wenn Joe einen hochdotierten Vertrag besaß, so waren es unsichere Zeiten für viele professionelle Basketballer. Neben der Auflösung aller ABA-Teams kürzte die NBA auch die Zahl der Spieler bei den eigenen Teams um eins, was den Verlust weiterer Rosterplätze bedeutete.