Sinn, denn Fleisch vom Kobe-Rind ist äußerst kostbar, wird nach einer ganz besonderen Methode gezüchtet und verarbeitet und ist eine der am meist geschätzten und außergewöhnlichsten Marken, so wie Kobe Bean Bryant selbst.
Was jedoch viel wichtiger war als der Name, war seine Abstammung, wie Paul Westhead anmerkt. „Pam kam aus einer Sportlerfamilie. Chubby konnte schon was, er war sehr sportlich und hatte wirklich Talent. Zugegeben, er war kleiner als Joe, doch er war ein sehr guter Basketballspieler. Wenn man dann an Kinder denkt, die aus so einer Verbindung hervorgehen, so könnte man sagen, dass Kobe eine Menge Talent bei seiner Geburt mitbekommen hat.“
Neben den entsprechenden genetischen Voraussetzungen beginnt die Entwicklung großer Athleten meist mit einer sehr ehrgeizigen und perfektionistischen Mutter. In dieser Hinsicht ist Pam Cox Bryant allerdings ein wenig ein Rätsel, da sie anders als Deloris Jordan, Michael Jordans Mutter, niemals ein Buch schrieb, nie auf dem Cover einer Zeitschrift zu sehen war oder überallhin mitkam. Stattdessen hielt Pam sich meist hinter der Bühne auf. In den für ihren Sohn prägenden Jahren zeigte sie ein besonderes Talent dafür, aus dem Hintergrund die Fäden zu ziehen, was ihr sowohl die Bewunderung als auch den Zorn von Freunden und Familie einbrachte. Obwohl sie sehr attraktiv und intelligent war, Charme hatte und einen Sinn für die feinen und schönen Dinge im Leben, bevorzugte sie es, genauso wie schon ihr Vater zuvor, das Rampenlicht, in dem ihr Sohn stand, zu meiden.
Das vielleicht beste Beispiel für ihren Perfektionismus war ihre Familie. Ihre drei Kinder waren immer gepflegt, gut angezogen und sehr gut erzogen. Beide Töchter sowie auch der Sohn hatten schon vom Kindergartenalter an exzellente Manieren, sprachen ordentlich und benahmen sich vorbildlich. „Würden alle ihre Kinder so erziehen wie die Bryants, gäbe es viel mehr produktive Menschen auf der Welt“, meint Leon Douglas, Joes Teamkamerad in der italienischen Liga, der hautnah miterlebte, wie Pam ihre Kinder erzog.
Trotzdem sagten Familienangehörige und Freunde, dass Pam ihrem Sohn Kobe die meiste Aufmerksamkeit und Liebe zukommen ließ und eine enge Verbindung zwischen Mutter und Sohn bestand. „Als Pam endlich einen Sohn hatte, war sie überglücklich“, meint ein Freund der Familie. „Verstehen sie mich nicht falsch, sie liebte ihre beiden Töchter, doch Kobe war der Mittelpunkt der Familie, um den sich alles drehte. Vielleicht war es auch, was Joe wollte und sie wollte Joe nicht verlieren. Er war der Sohn, dem sie alles mitgeben konnten.“
Die Art, wie Pam als Teenager ihren Bruder Chubby verhätschelte, war also nur die Generalprobe für das Hauptevent, nämlich die Erziehung ihres Sohnes. „Als Kobe auf die Welt kam, erstrahlte Pam vor Glück“, erinnert sich Mo Howard. „Sie liebte ihren Sohn abgöttisch und gleich danach kam Chubby. Wie sie Chubby verhätschelt hatte, war schon heftig. Doch nun hatte sie ihren eigenen Sohn.“
Wenn es darum ging, das perfekte Familienbild zu wahren, war Pam gnadenlos. „Egal wie es innerhalb der Familie aussah, für uns erschien alles perfekt“, erklärt ein Freund der Familie. „Wenn sie über jemanden sprach, dann war immer alles vorbildlich. Sie versuchte alles so darzustellen, als wäre es perfekt. Kobe. Ihre Töchter. Einfach alles.“ Und diese Perfektion schloss Pams eigenes Verhalten mit ein. „Sie sah immer sehr attraktiv aus, war extrem nett und umgänglich, und so verhielt es sich auch mit ihren beiden Töchtern.“
Dieser Perfektionismus erstreckte sich auch auf die Leistungen, die sie von ihren Kindern erwartete. Die individuellen körperlichen und sportlichen Begabungen ihrer Kinder durften keine Entschuldigung sein. Sie erwartete von ihnen, dass sie ihre Hausaufgaben machten und sich pflichtbewusst und verantwortungsbewusst verhielten. Von Geburt an wuchs Kobe in einer Familie auf, die von anderen bewundert wurde und nicht nur in den Zeitungen von Philadelphia, sondern überall, wo sie hingingen.
Pat Williams erinnert sich, wie die Bryants ihren Sohn stolz ins Spectrum, die Basketballarena der Sixers, mitnahmen: „Die Leute fragten mich häufig: ‚Woran erinnerst du dich bei Kobe Bryant?‘ Und ich sagte dann immer, ich erinnere mich an seine Großeltern, wie sie ihn in den Armen hielten oder mit ihm im Kinderwagen zu den Spielen kamen. Man kann fast sagen, dass er im Spectrum aufwuchs. Sein erstes Lebensjahr verbrachte er bei den 76ers.“
Gilbert Saunders erinnert sich, wie er zufällig auf Joe und seinen kleinen Jungen traf, als er aus dem Fahrstuhl stieg. Der kleine Kobe Bean saß in einem Tretauto. „Es war ein kleiner Mercedes.“ Jellybean war ganz der stolze Papa – wenn er da war.
Später war Kobe Bryant für seine Vater-Sohn-Beziehung bekannt, die sich aus der Liebe beider zum Basketball ergab. Doch aufgrund Joes Bekanntheitsgrad und den Reiseverpflichtungen eines Profisportlers während Kobes Kindheit, verwundert es nicht, dass Kobe Beans erste und engste Bindungsperson Pam Bryant war. Selbst seine Schwestern bezeichneten Kobe als ewiges Muttersöhnchen.
Kobe nahm viel von Pams Persönlichkeit an, weit weg von der lebensfrohen Lebenseinstellung seines Vaters. „Von der Begeisterung her, der Liebe zum Basketball, bin ich mehr wie mein Vater“, sagte Bryant 1999. „Doch am Platz bin ich mehr wie meine Mutter. Sie hat das Temperament eines Pitbull Terriers“, erzählte er und klatschte dabei laut in die Hände, „gewinnen um jeden Preis. So vereine ich das Beste aus beiden Welten.“
Zum Großteil teilten Mutter und Sohn sehr nette Eigenschaften, doch eben auch ein Verhalten, das sie in Sekundenschnelle eiskalt erscheinen ließ. Diese Kälte konnte recht abschreckend auf andere wirken. In Kombination mit plötzlichen, heftigen Wutausbrüchen verwendeten sowohl Mutter als auch Sohn diesen Aspekt ihrer Persönlichkeiten, um andere wissen zu lassen, wie weit sie gehen durften.
Die stärkste Triebfeder war jedoch Perfektionismus. Tex Winter, der als Trainer eng mit Jordan und Bryant zusammenarbeitete, meinte oft, dass Perfektionismus wohl die wichtigste aller Eigenschaften war, welche diese beiden Athleten teilten. Blickt man auf Bryants Erfolge zurück, so kann man getrost sagen, dass seine Mutter es war, die ihn zu der Person machte, die er heute ist.
Championship Blues
Auch wenn der Familienzuwachs Joe Bryant sicherlich glücklich machte, rief der Verlauf seiner Basketballkarriere wohl eher gegenteilige Emotionen in ihm hervor. Während der Off-Season 1977 schloss das Team einen Multimillionen-Dollar-Vertrag mit Julius „Dr. J“ Erving ab, der von den New York Nets kam, gerade als sich die ABA auflöste. Damit rutschte Joe in Gene Shues Rotation noch weiter nach hinten. Seine schon bisher magere Spielzeit, über die sich Jellybean als Rookie beschwert hatte, wurde auf einen Schlag noch einmal fast um die Hälfte gekürzt.
„Er hatte seine Momente“, sagt Pat Williams. „Wir wussten, dass Joe Bryant außergewöhnliches Talent besaß und wir alle waren uns sicher, dass wir mit diesem Schwung an jungen Spielern in eine rosige Zukunft blickten. Doch wir hatten eben auch eine Veteranentruppe, die noch über ihnen stand. McGinnis, Julius Erving, Steve Mix, Harvey Catchings und wir wollten Darryl auch weiter aufbauen. Wir hatten einfach schon zu viele Talente im Kader.“
Wenn er spielte, war Jellybean ein Teil des berüchtigten Bomb Squad, des Bombenkommandos – was nicht gerade zu seiner Entwicklung beitrug. „Der zweiten Garnitur war alles egal, sie mussten sich ja hinter Erving und den anderen einreihen. Deswegen gingen sie immer aufs Ganze, wenn sie ins Spiel kamen. Daher rührt wahrscheinlich auch Joes schlechter Ruf“, meint Mo Howard.
„Ich fragte Joe einmal, was bei den Sixers los wäre“, erzählt Vontez Simpson, „denn sie hatten ja echt viele Talente. Er meinte dann zu mir, dass sie niemanden in der Mannschaft hätten, der als Vorbild diente und ihnen ihre Grenzen aufwies. Das Team hatte viele junge Spieler, die viel Geld verdienten und ordentlich Party machten nach den Spielen.“ Trotzdem schafften es die Sixers ins NBA-Finale, wo sie sich jedoch den Portland Trailblazers, nachdem sie bereits 2-0 in der Serie vorangelegen waren, noch 4-2 in Spielen geschlagen geben mussten.
Da die Probleme vom Ende der vorangegangenen Saison auch in der neuen Saison weiterbestanden, wurde der neue Besitzer der 76ers, F. Eugene Dixon, immer unzufriedener mit Gene Shue, der einer der ersten Coaches war, der einen Agenten engagierte – den immer präsenten Richie Phillips. Eines Tages befahl Dixon seinem General Manager, Shue zu entlassen und den früheren Sixers Coach Billy Cunningham anzuheuern.
Cunningham brachte eine