Ted Lewis

Schwere Körperverletzung


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dunklen Brille spiegelnde gelbe Licht schuf die Augen eines Morlocks.

      »Hallo, Arthur«, sagte ich.

      »Mr. Fowler, hören Sie – «

      »Gleich«, sagte ich zu ihm. »Komm erst mal rein.«

      Hinter ihm legte Mickey den Vorwärtsgang ein und wenn Mickey das macht, hat man – sofern man vor ihm ist – keine andere Wahl, als ebenfalls den Vorwärtsgang einzulegen, was Arthur Philips auch tat. Ich drehte mich um, und Arthur folgte mir durch die Eingangshalle in das Zimmer. Mickey schloss hinter uns die Tür.

      »Hallo, Jean«, sagte Arthur.

      »Arthur«, erwiderte Jean.

      Ich stand neben dem Klapptisch.

      »Einen Drink, Arthur?«

      »Ja, George. Ja. Ich nehme einen Scotch.«

      Ich goss ihm einen ein.

      »Etwas dazu?«

      »Nein, danke. Pur.«

      Ich reichte ihm seinen Drink.

      »Danke.«

      Er kippte die Hälfte in einem Zug hinunter.

      »Möchtest du dich setzen, Arthur?«

      Jetzt war es Arthur nicht länger möglich, den Blick auf den einzelnen Stuhl zu vermeiden.

      »Hören Sie, Mr. Fowler, ich dürfte überhaupt nicht hier sein. Überhaupt nicht. Es gibt nichts, was ich Ihnen erzählen könnte.«

      Mickey Brice ging hinüber zum Stuhl und verrückte ihn um ein paar Zentimeter, unterstrich so für Arthur den Zweck meiner Frage. Arthur kippte den Rest seines Scotchs, ging und setzte sich auf den Stuhl. Mickey Brice blieb hinter dem Stuhl stehen. Von seinem neuen Aussichtspunkt aus hatte Arthur einen besseren Blick auf das Zubehör neben dem Aluminiumeimer.

      »Fang doch damit an, das zu erzählen, was du uns erzählen kannst«, sagte ich und füllte dabei sein Glas auf.

      Wieder kippte Arthur die erste Hälfte hinunter.

      »Das wissen Sie doch alles schon.«

      »Was spricht dagegen, es noch einmal zu erzählen?«

      Jean ging hinüber zum Klapptisch und schenkte sich nach. Arthur atmete tief ein.

      »Na ja ... klar, weiß ich alles über den Job, denke ich. Da war Lenny White, Tommy Coleman, Maurice Hutton, Billy McClean. Also läuft die Sache. Muss ja auch, wenn die mit an Bord sind, oder? Und die Finanzierung, nun, die sollte von Ihnen kommen, angesichts Ihres Hintergrunds, richtig? Ihr Anwalt weiß das und die Bullen wissen das auch. Sie wissen, wen sie hochnehmen müssen, aber natürlich können sie’s nicht ... ihnen sind die Hände gebunden, wie immer.«

      Ein weiterer Schluck Scotch unterbrach Arthurs Mo­nolog.

      »Trotzdem haben die Bullen Tommy Coleman kassiert, und das nicht zum Schein, schließlich haben sie zwei Zeugen herbeigeschafft, die Tommys Mär von Zeit und Ort widerlegt haben. Also hockt er immer noch bei denen, und er und die Bullen plaudern weiter miteinander.«

      »Was uns zu welcher Vermutung führt?«

      »Wer immer der Zuträger ist, es muss einer aus unseren Reihen sein, einer, der weiß, was der Rest der Ge­meinde weiß.«

      »Ganz genau. Also, weshalb sollte sich jemand aus unseren Reihen zum Nachteil der Organisation einlassen?«

      Schweigen von Arthurs Seite.

      »Arthur?«

      »Tja, einer der Bullen könnte zu ihm gehen, so, wie sie’s manchmal tun, und zu ihm sagen, pass auf, ich weiß, du hast mit der Sache nichts zu schaffen, aber es war deine Art Job, und du weißt, wer beteiligt war, und wenn ich wollte, könnte ich dir diese Sache anhängen, mit der du nichts zu tun hast, na, wie klingt das?«

      Keiner von uns reagierte. Arthur durchbrach die Stille, indem er die Reste seines Drinks hinunterkippte.

      »Gib Arthur noch einen, Mickey«, sagte ich.

      Mickey nahm Arthur das Glas aus der Hand, und als er zum Klapptisch ging, streifte er die Kabel, die aus der Fassung der Deckenbeleuchtung nach unten hingen. Sie schwangen in Arthurs Richtung. Er wich ihnen aus, als wären sie Giftschlangen, bereit, sogleich zuzubeißen. Was sie in gewisser Hinsicht auch waren.

      Mickey gab Arthur das Glas zurück.

      »Tja, das ist das, was du Mickey bereits erzählt hast. Dagegen ist nichts zu sagen, schließlich habe ich erklärt, dass du das machen kannst. Aber jetzt will ich eine andere Geschichte hören.«

      »Ich habe nichts anderes zu berichten.« Arthur sah mir ins Gesicht. »Ehrlich.«

      »Du hast also keine andere Geschichte parat?«

      Arthur schüttelte den Kopf.

      »Schade.«

      Ich ging zu den Drinks und goss mir noch einen ein. Die Stille im Raum war unglaublich. Ich gab einen Spritzer Ginger Ale in den Whisky.

      »Zieh deine Hosen aus, Arthur.«

      »Mr. Fowler«, sagte Arthur, »ich sage die Wahrheit. Ehrlich.«

      »Tu du es für ihn«, befahl ich Mickey.

      »Hören Sie —«

      Mickey schnitt Arthur das Wort ab, indem er an die Arbeit ging. Als ich mich umdrehte, hingen Arthurs Hose und Unterhose schon in den Kniekehlen. Mickey nahm Arthur das Glas aus der Hand und stellte es zu­rück auf den Klapptisch, hob die kurzen Stricke neben dem Eimer auf, band Arthurs Knöchel an die Stuhlbeine und fesselte seine Arme hinter der Rückenlehne. Als er damit fertig war, schob Mickey den Eimer etwas näher zu Arthur, wobei ein wenig Wasser über den Rand schwappte und auf dem nackten Fußboden landete. Dann verschloss er Arthur den Mund mit Mull und Heft­pflaster.

      »Wir probieren ein paarmal den Knebel aus, Arthur«, erklärte Mickey Brice. »Du wirst schreien und du wirst wollen, dass wir ihn entfernen, damit wir hören können, wie du schreist und das erzählst, was Mr. Fowler wissen möchte. Aber wir machen das nicht sofort. Wie ich bereits gesagt habe, probieren wir’s zwei- oder dreimal mit dem Knebel, damit du dich daran gewöhnen kannst.«

      Mickey holte die Handschuhe aus seiner Tasche und streifte sie über, schnappte sich die herabhängenden Kabel, fasste sie nicht direkt an ihren blanken Enden an. Ich nahm plötzlich Jeans Parfüm wahr, als sie sich ganz leise durch den Raum bewegte und neben mich stellte. Jetzt waren die Spiele vorbei.

      DIE SEE

      Selbst Jean weiß nichts von dem Bungalow.

      Hat nichts davon gewusst.

      Es gibt ihn seit sieben Jahren. Niemand in der Gegend hat Kenntnis, wem er gehört. Nicht einmal der Bauunternehmer, auch nicht der Mittelsmann, mit dem ich es zu tun bekam. Selbstredend stand ein Name auf den Schecks, die sie erhielten; nette Schecks, die sie anspornten, sich an meine Vorgaben und Wünsche hinsichtlich Inneneinrichtung und Termine zu halten. Seitdem er fertiggestellt wurde, bin ich erst viermal hier gewesen, was irgendwie schade ist, denn er ist wirklich schön. Und wenn ich nicht hier bin, sieht die Vereinbarung vor, dass sich der Mittelsmann um das Grundstück kümmert. Bin ich hier, sagt ihm ein Anruf, dass er das einstellen möge, und ein weiterer Anruf schickt ihn wieder in die Spur, wenn ich abgereist bin.

      In den Bauplänen war der Sicherheit extreme Bedeutung zugekommen, genauso wie dem Keller. Ob ich etwas über den Stand der Abrüstungsverhandlungen wisse, was dem Präsidenten der Vereinigten Staaten noch nicht bekannt sei, fragte der Mittelsmann scherzend am Telefon, als ihm die Informationen zum Ausbau des Kellers vorlagen. Ich nahm ihm den kleinen Scherz nicht übel. Aber ich gab ihm zu verstehen, dass die Höhe des Ho­norars, das er erhalte, mich nach meinem Dafürhalten durchaus dazu berechtige, mich in seine Belange einzumischen. Danach legte er die diesem Ge­schäft angemessene Ernsthaftigkeit an den Tag.

      Das Äußere des Hauses macht