Edgar Rice Burroughs

Tarzan – Band 2 – Tarzans Rückkehr


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Ge­sicht schlu­gen und ver­zwei­felt an den grau­sa­men Fin­gern zerr­ten, die sie er­wür­gen woll­ten.

      Bei dem Lärm, der durch Tar­zans Ein­bruch ent­stan­den war, sprang Paw­lo­wi­tsch auf und starr­te dro­hend auf Tar­zan. Die Frau rich­te­te sich zit­ternd auf dem Ru­he­bett auf. Eine Hand hielt sie am Hal­se, und ihr Atem ging in kur­z­en Stö­ßen.

      Trotz ih­rer Bläs­se und ih­res auf­ge­lös­ten Haa­res er­kann­te Tar­zan sie als die jun­ge Dame, die er heu­te früh da­bei über­rasch­te, wie sie ihn mus­ter­te.

      Was soll das be­deu­ten? frag­te Tar­zan, sich an Ro­koff wen­dend, den er so­fort als den Ur­he­ber die­ser Ge­walt­tä­tig­keit an­sah.

      Der Mann ver­harr­te in mür­ri­schem Schwei­gen.

      Drücken Sie auf den Knopf, fuhr der Af­fen­mensch fort. Wir wol­len einen Schiff­s­of­fi­zier hier ha­ben, denn die Sa­che ist weit ge­nug ge­gan­gen.

      Nein, nein, rief die Frau, in­dem sie plötz­lich auf­sprang. Tun Sie das nicht! Ich bin si­cher, dass man nicht die Ab­sicht hat­te, mir wirk­lich ein Leid zu­zu­fü­gen. Ich er­zürn­te die­sen Mann, und da ver­lor er die Selbst­be­herr­schung – das ist al­les. Ich möch­te der An­ge­le­gen­heit kei­ne wei­te­ren Fol­gen ge­ben, mein Herr.

      Es lag ein so fle­hen­der Aus­druck in ih­rer Stim­me, dass Tar­zan nichts wei­ter in der Sa­che tun woll­te, ob­schon er über­zeugt war, dass hier et­was im Wer­ke war, von dem die zu­stän­di­gen Be­hör­den un­ter­rich­tet wer­den müss­ten.

      Sie wün­schen also, dass ich nichts in der Sa­che tue? frag­te er.

      Nein, nichts, sag­te sie.

      Wol­len Sie sich also noch wei­ter­hin von die­sen zwei Schur­ken be­läs­ti­gen las­sen?

      Sie schi­en um eine Ant­wort ver­le­gen zu sein, und sah ver­wirrt und un­glück­lich aus. Tar­zan be­merk­te auf Ro­koffs Lip­pen ein tri­um­phie­ren­des Lä­cheln. Die jun­ge Frau fürch­te­te sich of­fen­bar vor die­sen bei­den, und wag­te es je­den­falls nicht, ih­ren wirk­li­chen Wunsch vor ih­nen aus­zu­drücken.

      Dann, sag­te Tar­zan, will ich auf mei­ne ei­ge­ne Verant­wor­tung han­deln.

      Und sich an Ro­koff wen­dend, fuhr er fort:

      Ih­nen und Ihrem Hel­fers­hel­fer möch­te ich sa­gen, dass ich Sie von jetzt an bis ans Ende der Fahrt im Auge be­hal­ten wer­de, und soll­te ir­gend­ei­ne Hand­lung von ei­nem von Ih­nen zu mei­ner Kennt­nis kom­men, durch die die­se jun­ge Dame auch nur im ent­fern­tes­ten be­läs­tigt wird, so wer­den Sie so­fort von mir zur Re­chen­schaft ge­zo­gen, und die­se Re­chen­schaft wird für kei­nen von Ih­nen eine an­ge­neh­me Er­fah­rung wer­den.

      Und nun hin­aus mit euch!

      Bei die­sen Wor­ten pack­te er Ro­koff und Paw­lo­wi­tsch beim Rock­kra­gen und schob sie kräf­tig durch den Ein­gang, in­dem er je­dem noch einen Fuß­tritt ver­setz­te.

      Dann wand­te er sich wie­der zu der jun­gen Dame, die ihn mit großen er­staun­ten Au­gen an­sah.

      Und Sie, gnä­di­ge Frau, sag­te er, wer­den mir einen großen Ge­fal­len er­wei­sen, wenn Sie mich be­nach­rich­ti­gen wol­len, so­bald nur ei­ner der Ha­lun­ken Sie wie­der be­läs­tigt.

      Ach, mein Herr, ant­wor­te­te sie, ich hof­fe, dass Sie nicht für Ihre freund­li­che Tat zu lei­den ha­ben wer­den. Sie ha­ben sich einen sehr bö­sen Feind zu­ge­zo­gen, der vor nichts zu­rück­schre­cken wird, um sei­nen Hass zu be­frie­di­gen. Sie müs­sen sehr auf Ih­rer Hut sein, Herr – —

      Ge­stat­ten, gnä­di­ge Frau, mein Name ist Tar­zan.

      Also, Herr Tar­zan, Sie wol­len, bit­te, nicht den­ken, dass ich Ih­nen für ih­ren tap­fe­ren, rit­ter­li­chen Schutz, den Sie mir er­wie­sen, nicht auf­rich­tig dank­bar wäre, weil ich nicht ein­wil­li­gen woll­te, dass die Schiff­s­of­fi­zie­re be­nach­rich­tigt wur­den. Gute Nacht, Herr Tar­zan! Ich wer­de nie ver­ges­sen, was ich Ih­nen schul­de.

      Und mit ei­nem lieb­li­chen Lä­cheln, das eine Rei­he schö­ner Zäh­ne se­hen ließ, ver­neig­te sie sich grü­ßend vor Tar­zan, der ihr gute Nacht bot und sei­nen Weg auf dem Deck fort­setz­te.

      Der Mann zer­brach sich den Kopf dar­über, dass zwei Men­schen an Bord wa­ren – die jun­ge Dame und der Graf de Cou­de —, die un­ter den Schänd­lich­kei­ten Ro­koffs und sei­nes Ge­nos­sen zu lei­den hat­ten und doch nicht dul­de­ten, dass die Übel­tä­ter dem Ge­rich­te aus­ge­lie­fert wür­den.

      Ehe er in je­ner Nacht zu Bett ging, kehr­ten sei­ne Ge­dan­ken noch oft zu der schö­nen jun­gen Frau zu­rück, in de­ren of­fen­bar ver­wi­ckel­tes Schick­sal er so selt­sam ein­ge­grif­fen hat­te. Dass sie ver­hei­ra­tet war, be­wies der gol­de­ne Ring am drit­ten Fin­ger ih­rer lin­ken Hand. Un­will­kür­lich dach­te er dar­über nach, wer der glück­li­che Mann sein moch­te.

      Tar­zan sah nichts mehr von den han­deln­den Per­so­nen die­ses Dra­mas, in das er nur einen Blick ge­wor­fen hat­te, bis am Spät­nach­mit­tag des letz­ten Ta­ges der Fahrt. Da sah er sich plötz­lich der jun­gen Frau ge­gen­über, als sie bei­de sich aus ent­ge­gen­ge­setz­ten Rich­tun­gen ih­ren Ver­deck­stüh­len nä­her­ten.

      Sie grüß­te ihn mit freund­li­chem Lä­cheln und sprach fast un­mit­tel­bar von dem Vor­fall in ih­rer Ka­bi­ne, de­ren Zeu­ge er zwei Aben­de vor­her ge­we­sen war. Es schi­en, als ob es ihr nicht an­ge­nehm wäre, dass er ihre Be­kannt­schaft mit Män­nern wie Ro­koff und Paw­lo­wi­tsch un­güns­tig aus­le­gen könn­te.

      Ich hof­fe zu­ver­sicht­lich, sag­te sie, dass Sie mich nicht nach dem un­glück­li­chen Vor­komm­nis am Diens­tag­abend be­ur­teilt ha­ben. Ich habe viel dar­un­ter ge­lit­ten. Dies ist das ers­te Mal, dass ich mich seit­dem aus der Ka­bi­ne wage. Ich habe mich ge­schämt, schloss sie ein­fach.

      Man be­ur­teilt die Ga­zel­le nicht nach den Lö­wen, die sie an­grei­fen, er­wi­der­te Tar­zan. Ich habe die bei­den im Rauch­zim­mer am Werk ge­se­hen, – am Tage zu­vor, wenn ich mich recht er­in­ne­re – und da ich ihre Metho­de kann­te, so wuss­te ich, dass sie nur Un­schul­di­ge an­grei­fen. Män­ner wie die­se kle­ben nur am Häss­li­chen und has­sen al­les, was edel und gut ist.

      Es ist sehr gü­tig von Ih­nen, es so aus­zu­le­gen, ant­wor­te­te sie lä­chelnd. Ich habe schon die Ge­schich­te von dem Kar­ten­spiel ge­hört. Mein Mann er­zähl­te mir den gan­zen Vor­fall, und sprach be­son­ders von der Kraft und der Uner­schro­cken­heit des Herrn Tar­zan, dem er sich zu größ­tem Dan­ke ver­pflich­tet füh­le.

      Das ist Ihr Gat­te? frag­te Tar­zan.

      Ja, ich bin die Grä­fin de Cou­de.

      Ich bin schon reich­lich be­lohnt durch das Be­wusst­sein, dass ich der Gat­tin des Gra­fen de Cou­de einen Dienst er­wei­sen konn­te.

      Ach, mein Herr, ich ste­he schon so tief in Ih­rer Schuld, dass ich mei­ne ei­ge­ne Rech­nung wohl nie wer­de be­glei­chen kön­nen; dar­um bit­te ich, mich nicht noch mehr zu ver­pflich­ten.

      Da­bei lä­chel­te sie ihn so freund­lich an, dass Tar­zan sich sag­te: Für ein sol­ches Lä­cheln wür­de ein Mann noch viel grö­ße­re Din­ge un­ter­neh­men.

      Zu­letzt spra­chen sie über die schnel­len Freund­schaf­ten, die auf den Oze­an­damp­fern