Poppy J. Anderson

Rockstar Love - Ein Song für Sloane


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war. Aber jetzt am nächsten Morgen war jene Nacht nun einmal zu Ende.

      Auch Dean musste ähnlich denken, weil er sich von der Wand abstieß und einen zögernden Schritt in Richtung Bett machte. „Es ist bereits nach zehn Uhr, und ich habe heute einen wichtigen Termin, für den ich eigentlich schon etwas spät dran bin, aber ich wollte nicht verschwinden, ohne dich gesehen und gesprochen zu haben, Sloane.“

      „Das ist sehr nett von dir.“

      Er schnitt eine Grimasse und blieb dicht vor dem Bett stehen, dessen Laken hoffnungslos zerwühlt waren. Sloane konnte sich täuschen, aber auf seinen Wangen machte sich verlegene Röte breit, als er unsicher erklärte: „Also ... Danke für die letzte Nacht ... Ich hatte wirklich viel Spaß.“

      Wenn sie jetzt gelacht hätte, wäre er vermutlich beleidigt gewesen. „Nun“, entgegnete sie leichthin. „Ebenfalls vielen Dank für die letzte Nacht. Es war schön mit dir.“

      „Mh.“ Er zog die Schultern in die Höhe und nickte ihr zu. „Dann werde ich mich mal auf den Weg machen.“

      „Viel Erfolg.“

      „Danke.“ Dean räusperte sich. „Pass auf dich auf, Sloane aus Boston.“

      Bevor sie noch etwas hätte sagen können, war er schon verschwunden.

      Als Dean aus der Lobby des Hotels stolperte, kam er sich wie ein Volltrottel vor.

      Für einen Mann, der schon als Teenager mehr nackte Frauen zu Gesicht bekommen hatte als so mancher Rausschmeißer in einem Stripclub, hatte er sich wie ein absoluter Anfänger benommen, als er sich gerade von Sloane verabschiedet hatte. Was in ihn gefahren war, wusste er nicht. Irgendwie war er nicht in der Lage gewesen, sich wie ein abgeklärter Mann zu benehmen, der eine großartige Nacht hinter sich hatte und am nächsten Morgen seines Weges ging.

      Großartige Nächte mit tollem, befriedigendem Sex hatte er schon häufig gehabt, auch wenn sich die One-Night-Stands der letzten Zeit merkwürdig schal angefühlt hatten. Irgendetwas hatte ihm gefehlt.

      Das konnte er von dem Sex mit Sloane nicht behaupten.

      Dean war völlig überrumpelt gewesen, wie intensiv und überwältigend es gewesen war, mit ihr zu schlafen. Schon beim ersten Kuss, der von ihr ausgegangen und für ihn unerwartet gekommen war, war er völlig aus dem Konzept gebracht worden. In seinem Kopf hatte absolute Leere geherrscht. Stattdessen hatte er sich von seinen Gefühlen mitreißen lassen. Zwischen ihnen war nichts anderes als Lust, Begehren und auch Nähe gewesen – Nähe, die für ihn völlig ungewohnt war.

      Die letzte Nacht war dermaßen außergewöhnlich und mitreißend gewesen, dass er sogar neben ihr eingeschlafen war. Und dass er heute Morgen nicht nur minutenlang liegen geblieben war, um sie beim Schlafen zu beobachten, sondern dass er sich auch ihren Hotelzimmerschlüssel geschnappt hatte und zurückgekommen war, um sich von ihr zu verabschieden, war nicht alltäglich gewesen. Normalerweise tat man so etwas nicht nach einem One-Night-Stand.

      One-Night-Stands liefen anders ab.

      Man verbrachte eine vergnügliche Nacht miteinander und verschwand, sobald der Sex ein Ende gefunden hatte. Manchmal frühstückte man noch gemeinsam, aber das waren seltene Ausnahmen, die viel eher dazu dienten, ein schlechtes Gewissen zu beruhigen, wenn es einem nur ums Vögeln ging, aber man das nicht so offen und ehrlich sagen wollte.

      Letzte Nacht war mehr als nur eine simple Vögelei gewesen, auch wenn Dean nicht in Worte fassen konnte, was es genau gewesen war. Nachdem er in den letzten Monaten – wenn nicht sogar in den letzten Jahren – sextechnisch ziemlich auf dem Trockenen gehockt hatte, konnte er nach allem, was zwischen ihm und Sloane passiert war, und nach dem regelrechten Feuerwerk in jenem Hotelbett darauf hoffen, dass seine Flaute endlich ein Ende gefunden hatte. Vielleicht hatte er diese Nacht gebraucht, um wieder auf die Spur zu kommen und ein annähernd normales Leben zu führen, in dem Sex wieder eine Rolle spielte.

      Verwundert schüttelte er seinen Kopf, während er einem Hotelangestellten auswich, der gerade einen Kofferwagen ins Hotel schieben wollte, und zog sich gleichzeitig seine Lederjacke über. Beinahe wäre er in jenen Kofferwagen hineingerannt, weil er so sehr in Gedanken verloren war und an die Nacht mit Sloane denken musste – an die Nacht mit Sloane aus Boston, die er höchstwahrscheinlich nie wiedersehen würde, wenn er nicht ein weiteres Mal vor ihrem Zimmer an der Eismaschine herumlungerte und auf ein Zusammentreffen hoffte.

      Natürlich könnte er auch jemanden an der Rezeption bestechen, um sich ihren Namen geben zu lassen und irgendwann ...

      Dean unterbrach sich selbst in seinen Gedanken.

      Er durfte nicht den Fehler machen und mehr in einen One-Night-Stand mit einer Frau hineininterpretieren, die er nicht kannte, nur weil er zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit wieder guten Sex gehabt hatte.

      Insbesondere durfte er nicht den Fehler machen, sich von dem heutigen Auftritt ablenken zu lassen, der für das Comeback von SpringBreak entscheidend war. Das, was sie heute auf der Bühne abliefern würden, war ausschlaggebend für den Verlauf ihres Revivals. Als Band mussten sie alles geben, damit der heutige Abend ein Erfolg wurde. Dean konnte es sich nicht leisten, dass er abgelenkt sein und damit alles ruinieren würde, was in den vergangenen Monaten auf die Beine gestellt wurde, damit SpringBreak eine zweite Chance erhielt.

      Ihr altes Plattenlabel Gooseberry stand in den Startlöchern, um den brandneuen Song zu promoten, und das neue Album war beinahe fertiggestellt. Bei einem Erfolg ihrer Single könnten sie schon bald ins Aufnahmestudio, würden Musikvideos drehen und eine Promotour veranstalten, bevor sie wieder Konzerte geben könnten. Aber das war alles noch Zukunftsmusik, weil die Zukunft der Band von dem heutigen Abend abhing.

      Und da Dean die Schuld an dem Aus der Band vor dreizehn Jahren trug, durfte er unter keinen Umständen dafür verantwortlich sein, wenn es heute nicht klappte. Von daher sollte er schleunigst damit aufhören, über die letzte Nacht und über Sloane nachzudenken.

      Gerade als er sich der Stelle der Hotelauffahrt näherte, an der Taxis standen und auf Gäste warteten, sah er Zac, der dort bereits stand und sich von seiner Frau verabschiedete. Sie balancierte auf ihren Zehenspitzen, hatte die Arme um seinen Nacken geschlungen und küsste ihn. Und Zac erwiderte den Kuss, während er ordentlich zur Sache ging und beide Hände auf dem Allerwertesten seiner Frau liegen hatte.

      Vor der Familie, die gerade in ihrem Minivan ankam und gemessen an der Anzahl an Koffern anscheinend Urlaub in Los Angeles machen wollte, zogen die beiden eine ziemliche Show ab, und wenn die Dinge zwischen Dean und seinem Bandkollegen anders gelegen hätten, wäre er sogar auf den Gedanken gekommen, die beiden anzufeuern.

      So blieb ihm nichts anderes übrig, als zu beobachten, wie Zac den Hintern seiner Frau zärtlich tätschelte, den Kopf ein wenig zurücklehnte und sie träge anlächelte, während er irgendetwas sagte, was wohl nur für sie bestimmt war.

      Es war offensichtlich, dass ihm die Ehe bekam und dass er verrückt nach seiner rothaarigen, zierlichen Frau war, die auf den ersten Blick nicht zu einem Kerl passte, der ein Augenbrauenpiercing trug, lange Haare besaß und wie ein waschechter Rockstar gekleidet war. Seine Frau dagegen wirkte eher wie eine behütete, unschuldige Prinzessin.

      Den Blicken nach zu urteilen, die Zac seiner Angebeteten schenkte, war zwischen den beiden nichts unschuldig.

      Dean wartete so lange, bis sich das Ehepaar endlich voneinander löste und Zacs Frau im Hotel verschwand, bis er sich ein Herz nahm und zu seinem Bandkollegen schlenderte.

      Vielleicht war Zac zugänglicher, wenn sie beide allein waren, ohne dass die restlichen drei von ihnen zuhören und verfolgen konnten, was sie miteinander besprachen. Außerdem schien er dank seiner entzückenden Frau bester Laune zu sein, was ebenfalls hilfreich sein könnte, wenn Dean das Gespräch mit ihm suchte.

      Er blieb neben ihm stehen und konnte aus dem Augenwinkel sehen, dass Zac ihn bemerkt hatte. Dass er sich weder versteifte noch ihn einfach stehen ließ, wertete Dean als gutes Zeichen.

      „Gut,