aber angesichts des großkotzigen Grinsens, das er aufsetzte, sobald er Taylor sah, ahnte Dean, dass ihnen Ärger bevorstand.
Das bewies der Blonde, als er Taylor mit einem arroganten Blick maß und fragte: „Sutter, richtig?“
Taylor brummte als Antwort lediglich unfreundlich: „Paxton.“
Der schnalzte abfällig mit der Zunge und deutete verächtlich auf Dean. „Hält Alexis es mittlerweile für nötig, ihr Eigentum von einem Bodyguard schützen zu lassen?“
Zwischen Belustigung und Ärger hin- und hergerissen richtete sich Dean zu seiner vollen Größe auf und fragte sich, was der Typ bezweckte, indem er Taylor – und auch ihn – provozierte. Was zwischen den beiden ablief, wusste Dean zwar nicht, aber es war nicht sehr schwer, zu begreifen, dass es sich um Taylors Freundin Alexis drehte, die unter ihrem Künstlernamen Ivy Millionen Tonträger verkauft hatte.
Offenbar wollte Taylor eine Konfrontation vermeiden, weil er sich zu Dean umdrehte. „Sollen wir die Treppen nehmen?“
Dean nickte, denn ihm war klar, dass sein Freund dem schmierigen Arschloch aus dem Weg gehen wollte.
Bevor sie beide auch nur einen Schritt tun konnten, höhnte der Blonde: „Ich habe ein paar Fotos von euch beiden gesehen. Und natürlich diesen Gesangsauftritt von dir und Alexis. Das war ein nettes Schauspiel. Sehr rührend. Wie viel löhnt Alexis für deine Dienste als Gigolo?“
Dean ging davon aus, dass sein Freund dem anderen Typen eine verpassen würde, schließlich ballte er bereits die Hände zu Fäusten. Dennoch meinte er an ihn gewandt: „Lass uns gehen.“
Lachend erklärte das Arschloch: „Zuerst der Stripper und jetzt du, das abgehalfterte Mitglied einer alten Boyband. Keine Ahnung, ob das ein Aufstieg oder ein Abstieg für Alexis ist.“
Dean fragte sich, ob der Typ namens Paxton Todessehnsucht hatte, denn Taylor drehte sich abrupt zu ihm um und grollte finster: „Wenigstens haben weder der Stripper noch das abgehalfterte Mitglied einer alten Boyband sich von Alexis Songs schreiben lassen müssen und sie als die eigenen ausgegeben, du Wichser.“
Das Gesicht des Schnösels verzog sich zu einer Fratze, als er den Arm hob und Taylor einen Faustschlag verpassen wollte.
Als Dean noch darüber nachdachte, einzuschreiten und das hübsche Gesicht seines Freundes aus der Schusslinie zu holen, wich Taylor dem Schlag bereits aus und machte einen Satz zur Seite. Da Dean mit Prügeleien ziemlich viel Erfahrung hatte, trat er gelassen beiseite und verfolgte eher amüsiert, wie der Blondhaarige über seine eigenen Füße stolperte und beinahe auf die Nase gefallen wäre.
Es war nicht zu übersehen, dass der Schnösel keinerlei Erfahrung mit einer handfesten Prügelei hatte.
Nachgiebig, wie er in den letzten Jahren geworden war, rempelte Dean ihn daher an und riet ihm freundlich: „Verzieh dich lieber, Alter, und lass es gut sein.“ Früher hätte er einem Typen, der sich wie dieser Idiot benommen hatte, keine Chance gegeben und ihm kalt lächelnd eine neue Nase verpasst. Mittlerweile war er ruhiger und gelassener geworden und stürzte sich nicht mehr kopflos in jede sich bietende Schlägerei.
Von dem Blonden konnte man nicht behaupten, dass er sich ruhig und gelassen benahm, weil er Dean einen Stoß verpasste und ihn anbrüllte: „Nimm deine Finger weg, Arschloch!“ Und an Taylor gewandt spuckte er hervor: „Schöne Grüße an Alexis! Verdammt, was bin ich froh, dass ich sie endlich los bin! Aber vielleicht stehst du ja auf Frauen, die es im Bett nicht bringen.“
Dean verfolgte, wie Taylor mit geballten Fäusten auf den anderen losging, um ihm vermutlich die Seele aus dem Leib zu prügeln, was unter den gegebenen Umständen verständlich war, und stellte sich ihm in den Weg. Er schüttelte den Kopf. „Das solltest du nicht tun, Taylor.“
„Geh mir aus dem Weg, Dean!“
Einen Augenblick dachte Dean daran, zur Seite zu treten, damit sich Taylor mit dem Wichser prügeln konnte. Aber dann überlegte er, dass ausgerechnet Taylor nicht in die Schlagzeilen geraten sollte, weil er irgendeinem Idioten die Hucke vollschlug. So ein Verhalten passte nicht zu einem Saubermann wie Taylor.
Es passte eher zu ihm.
Also drehte er sich zu dem Blondhaarigen um, der mit erhobenen Fäusten herumtänzelte, als wäre er ein Boxer aus den Dreißigerjahren, schaute sich das Ganze an und sah an der Schulterbewegung des anderen Mannes, dass er ihm eine verpassen wollte. Bevor es dazu kam, holte Dean aus und schlug ihm die Faust ins Gesicht.
Obwohl er gar nicht so fest zugeschlagen hatte, ging der andere Mann mit einem Ächzen zu Boden. Seine Nase blutete. Und Deans Faust fühlte sich an, als hätte er gegen eine steinerne Wand geschlagen.
„Scheiße!“ Er schüttelte die Hand und verzog das Gesicht, als er sah, dass er sich die Knöchel aufgeschlagen hatte. „Besteht seine Nase etwa aus Beton?“
„Was zum Teufel sollte das?“, fragte Taylor, als er neben ihn trat.
Der Mann am Boden heulte wie ein Baby.
Dean beachtete ihn nicht, sondern begutachtete seine Hand. „Ich dachte, es wäre besser, wenn du dir nicht die Finger schmutzig machst, Taylor. Heutzutage gibt es überall Kameras.“
„Aha!“ Spöttisch schnaubte sein Freund. „Und da dachtest du, es wäre besser, wenn du dabei gefilmt wirst, wie du ihm die Nase brichst?“
„Von mir wird erwartet, dass ich mich prügele, aber du darfst dir solche Entgleisungen nicht leisten. Schließlich bist du der Schwiegersohn-Typ. Ich dachte nur an dein gutes Image.“
Sein Freund stöhnte laut auf, obwohl Dean ihn kaum verstehen konnte. Das Gejammer des anderen Mannes war dazu einfach zu laut. Verächtlich schaute Dean nach unten. Er konnte Kerle nicht ausstehen, die lediglich austeilen konnten, aber nicht in der Lage waren, etwas wegzustecken.
„Verdammte Scheiße. Lass uns lieber einen Arzt rufen, bevor wir dabei gefilmt werden, wie wir ihn hier blutend liegen lassen.“
Dean stimmte Taylor schweigend zu.
Wie sich herausstellte, war ihr Zusammenstoß tatsächlich gefilmt worden, denn das Gebäude verfügte über eine ausgezeichnete Sicherheitsüberwachung, die in Bild und in Ton alles aufnahm, was sich auf dem Gelände des Senders abspielte. Der Blondhaarige namens Brad Paxton, der bei der Untersuchung durch einen herbeigerufenen Arzt zu flennen begann, wurde regelrecht panisch, als er davon erfuhr, dass das Zusammentreffen der drei gefilmt worden war. Offenbar machte er sich Sorgen um sein Image. Er verzichtete nämlich darauf, die Polizei zu rufen.
Selbst wenn die Cops aufgekreuzt wären, hätte sich Dean sicher sein können, dass er nicht belangt worden wäre. Dank der Aufzeichnungen war ganz klar zu erkennen gewesen, wer mit dem Mist angefangen hatte. Das waren weder er noch Taylor gewesen.
Dennoch war er froh, dass es kein offizielles Polizeiprotokoll und keine Befragung gab, weil so etwas immer an die Presse weitergespielt wurde. Am Abend vor ihrem Comeback wären schlechte Schlagzeilen für die Band ziemlich beschissen gewesen. Ganz abgesehen davon, dass die schlechte Presse dann auf seine Kappe gegangen wäre. Mit seinem Vorsatz, sich aus Ärger herauszuhalten und im Hintergrund zu bleiben, war es anscheinend nicht weit her.
Als sie das Gelände des Senders endlich verließen und Taylor ihn bei seinem Hotel absetzte, fühlte sich Dean nicht gerade optimistisch.
Von Anfang an hatte er Zweifel daran gehabt, dass es eine gute Idee war, wieder in sein altes Leben als Musiker hineinzuschnuppern. Mit dem Ruhm und dem Druck war er früher nur klargekommen, indem er Alkohol und Drogen konsumiert hatte. Wer sagte ihm, dass er nicht in alte Muster zurückfiel, wenn er wieder auf der Bühne stand? Vielleicht war das Leben eines Musikers sein Trigger gewesen? Dann gab es noch den ungelösten Konflikt zwischen ihm und Zac, der ein entspanntes und normales Bandleben erschweren, wenn nicht sogar unmöglich machen könnte.
Momentan hatte Dean eher den Eindruck, ein Störfaktor und nicht etwa eine Bereicherung für die Band zu sein.
Wenn Taylor ihm nicht klipp und klar gesagt hätte,