weil es für sie abgeschlossen war. Nur war ihr Dad noch nicht so weit, dies zu akzeptieren.
Anscheinend drehten sich auch seine Gedanken um dieses Thema, weil er völlig unvermittelt wissen wollte: „Hast du Patrick erzählt, dass du in der Stadt bist?“
„Nein, das habe ich nicht“, erwiderte sie ruhig und tunkte ein weiteres Stück ihres Käses in das Olivenöl, bevor sie es aß.
„Findest du nicht, dass du ihm Bescheid geben solltest, dass du hier bist?“
Sloane ließ sich Zeit mit ihrer Antwort und kaute ungerührt, bevor sie den Bissen hinunterschluckte und nach ihrem Weinglas griff, um einen Schluck zu nehmen. „Wieso sollte ich das tun, Dad?“
Er zwinkerte, und sein sonst so undurchdringliches Pokerface geriet ins Wanken. „Damit ihr euch sehen könnt.“
„Ich bin in Los Angeles, um meine Verlegerin zu treffen, Dad. Ich bin nicht hier, um Patrick zu sehen.“
Ihr Vater runzelte die Stirn, und seine Stimme klang düster, als er bemerkte: „Sloane, er ist dein Mann.“
„Exmann“, präzisierte sie leichthin. „Die Scheidung ist seit ein paar Monaten rechtskräftig, wie du weißt.“
„Ich weiß, dass er dich noch immer liebt. Warum sonst sollte er weiterhin in meiner Firma arbeiten und dieses Foto von euch auf seinem Schreibtisch stehen haben? Ehrlich, Sloane, ich finde, du solltest dich mit ihm aussprechen.“
Dafür dass ihr Dad in ihrer Gegenwart problematische Themen stets vermied, ging er momentan in die Vollen, indem er Patrick und die Scheidung einfach so auf den Tisch brachte. Noch vor etwas mehr als zwei Jahren wäre Sloane vermutlich zusammengebrochen, wenn ihr Dad Patrick angesprochen hätte, aber jetzt hatte sie nicht einmal einen Kloß im Hals. Sie fühlte keine Verbitterung und keine Frustration, was ihre Scheidung betraf, sondern viel eher Erleichterung. Mit ihrem Exmann war sie im Guten auseinandergegangen.
Sie lächelte sanft und legte den Kopf schief, während sie die Serviette auf ihrem Schoß glättete. „Wir haben uns doch längst ausgesprochen, Dad. Zwischen Patrick und mir ist bereits lange alles geklärt. Deshalb haben wir uns scheiden lassen. Und das ist auch der Grund, warum er noch immer für dich arbeitet – zwischen uns herrscht kein böses Blut.“
„Er liebt dich.“
Falls er sie damit zu einer emotionalen Beichte provozieren wollte, war er leider auf dem Holzweg, denn Sloane erwiderte sehr gelassen: „Das weiß ich. Und ich liebe ihn auch. Aber ich liebe ihn nicht genug, um mit ihm eine Ehe zu führen. Ihm geht es ähnlich, Dad. Wir beide sind mittlerweile gute Freunde geworden und wir lieben einander wie Freunde.“
Räuspernd hakte er nach: „Wenn er dein guter Freund ist, könntest du ihn anrufen und ihm sagen, dass du in der Stadt bist. Was spricht dagegen, deinen guten Freund zu treffen?“
Es war so offensichtlich, was ihr Dad versuchte, dass sie darauf nicht antwortete. Stattdessen wechselte sie nicht sehr elegant das Thema. „Ich habe gehört, dass den Lakers eine gute Saison bevorsteht. Was sagst du dazu?“
Misstrauisch runzelte er die Stirn. „Seit wann interessierst du dich für Basketball?“
„Seit gerade eben.“
Schnaubend fragte er nach: „Willst du das Thema wechseln?“
„Ja“, entgegnete sie gespielt fröhlich. „Genau das will ich.“
„Also willst du nicht länger über Patrick sprechen?“
„Nein.“
Ihr Dad wirkte beinahe verzweifelt, als er ausatmete und unsicher erklärte: „Meine Meinung kennst du ja, Sloane. Ich mache mir Sorgen um dich.“
„Das musst du nicht, Dad.“ Sie griff über den Tisch hinweg nach seiner rechten Hand, die neben seinem Teller lag, und hielt sie für einige Sekunden fest in ihrer. Gleichzeitig suchte ihr Blick seinen. „Für deine Anteilnahme und für deine Besorgnis bin ich dir dankbar. Aber ich bin erwachsen, und mir geht es sehr gut. Ich bin glücklich mit meinem Leben. Du kannst aufhören, dir Sorgen um mich zu machen.“
Sie konnte ihm ansehen, dass er hin- und hergerissen war. Diese Unsicherheit und Furcht in seinem Gesicht waren völlig untypisch für ihn und versetzten Sloane einen kleinen Stich, immerhin war sie dafür verantwortlich.
Es dauerte einige Momente, bis er die Nase rümpfte und leise grummelte. „Dir wird leider nichts anderes übrig bleiben, als zu akzeptieren, dass ich mich um dich sorge. Schließlich bist du meine Tochter. Eltern sorgen sich um ihre Kinder und ...“ Er stockte.
„Ich weiß, Dad.“ Sie tätschelte seine Hand und lächelte schwach. „Wenn es dir nichts ausmacht, wäre es mir lieb, wenn wir jetzt wirklich das Thema wechseln könnten.“
„Lizzie will sich einen Hund anschaffen“, platzte er hervor – offensichtlich dankbar, ein geeignetes Thema gefunden zu haben, über das sie sich unterhalten konnten. „Einen Pekinesen oder einen Mops. Jedenfalls irgendeine winzige Töle mit einem plattgedrückten Gesicht, die in manchen Ländern dieser Welt als Delikatesse angesehen wird. Kannst du dir vorstellen, dass ich mit einem Mops an der Leine spazieren gehe?“
Das konnte sie in der Tat nicht, schließlich war ihr Dad im Umgang mit Tieren ein wenig unbeholfen. Als sie im Alter von acht Jahren einen Hamster bekommen hatte, der zwei Wochen später das Zeitliche segnete, während sie in der Schule war, wies er die Haushälterin an, den armen Hamster mit dem Hausmüll zu entsorgen. Für Sloane war die Welt untergegangen, als sie nach Hause kam und einen leeren Hamsterkäfig vorfand und erfahren musste, dass Pinky bereits von der Müllabfuhr zusammen mit dem Hausmüll abgeholt worden war, anstatt ein ordentliches Begräbnis zu bekommen. In seiner Verzweiflung, sie aufzumuntern, war ihr Dad mit ihr nach Disney World gefahren.
Anschließend hatte Sloane kein Haustier mehr bekommen.
Und jetzt wollte Lizzie sich einen Hund anschaffen?
Das konnte interessant werden.
„Angeblich leben Hundebesitzer gesünder und länger als Menschen ohne Hund“, warf sie ein. „Vielleicht steckt das hinter ihrem Wunsch, einen Hund zu haben. Sie möchte dich dazu animieren, mehr auf dich achtzugeben.“
„Dann sollte sie darüber nachdenken, sich einen richtigen Hund zuzulegen und nicht ein winziges Fellknäuel, das einen Pullover tragen und in einer Tasche herumgeschleppt werden wird.“
Sloane lachte leise und bedankte sich bei dem Kellner, der ihre Teller abräumte.
Anschließend unterhielt sie sich mit ihrem Dad über dies und das, erzählte ihm von einer Dokumentation über Walbeobachtungen, die sie vor ein paar Tagen gesehen hatte, und hörte ihm zu, als er von neuen Projekten berichtete, die er für die nächsten Monate plante. Dass er seinen Job liebte, war nicht zu übersehen, und dass er trotz seiner vierundsechzig Jahre nicht daran dachte, sich zur Ruhe zu setzen, war ebenfalls offenkundig.
Sie tranken gerade beide einen Espresso, und ihr Dad hatte bereits nach der Rechnung gefragt, als er unvermittelt erklärte: „Eigentlich wollte ich noch eine andere Sache mit dir besprechen, Sloane.“
„Die da wäre?“ Neugierig schaute sie über den Tisch zu ihrem Dad und bemerkte dabei, dass das Paar am Nebentisch ständig zu ihnen herübersah und hinter vorgehaltener Hand miteinander tuschelte. Es war offensichtlich, dass die beiden Sloanes Dad erkannt hatten.
Ihr Dad war in dieser Stadt nun einmal kein Unbekannter. Es war nicht das erste Mal, dass Sloane mit ihm in einem Restaurant saß und Zeuge wurde, wie man ihn erkannte, ihn ansprach und wie man versuchte, an einen Termin mit ihm oder gar an seine Telefonnummer zu kommen. Manchmal war es amüsant, zu verfolgen, wie bescheuert sich manche Menschen um ihn herum benahmen, weil sie hofften, mit ihm ins Gespräch zu kommen. Und manchmal war es nervig, wenn ihr Dad von völlig Fremden angesprochen wurde, die den Wink mit dem Zaunpfahl nicht verstanden und einfach nicht verschwinden wollten.
Sloane konnte nur hoffen, dass die junge Frau am Nebentisch sitzen blieb und nicht herkam, um