findet, an dem man ungestört qualmen kann. Soll ich Schmiere stehen und Vogellaute nachmachen, sobald jemand vom Personal auftaucht?“
Es war erstaunlich, wie sehr sich seine Miene veränderte, als seine Mundwinkel träge zuckten und er ein leises Lachen ausstieß. „Danke für das Angebot, aber ich rauche nicht“, erklärte er mit einer Stimme, deren Timbre tief, rauchig und gleichzeitig warm war.
Am liebsten hätte Sloane ihm vorgeschlagen, Hörbücher einzusprechen, denn sie war sich sicher, dass er mit dieser Stimme ein Vermögen als professioneller Sprecher hätte machen können.
Bevor sie etwas erwidern konnte, räusperte er sich und nickte immer noch lächelnd hinter sich. „Aber falls Sie eine Zigarette rauchen wollen, wäre es mir ein Vergnügen, für Sie Schmiere zu stehen, auch wenn ich vermutlich keine Vogellaute nachmachen kann.“
Sloane seufzte gespielt niedergeschlagen. „Leider habe ich das Rauchen schon vor Ewigkeiten aufgegeben, als ich anfing, mich wie mein eigener Uronkel Albert anzuhören. Er hatte nur eine Lunge und klang wie Darth Vader höchstpersönlich. Das war nicht sehr sexy, also beendete ich meine Karriere als Raucherin.“
„Wie lange währte denn Ihre Karriere als Raucherin?“, wollte er amüsiert wissen und legte dabei den Kopf ein Stück zur Seite.
„Ungefähr das erste Jahr am College.“ Sie zwinkerte ihm zu. „Meine Mitbewohnerin hatte einen verdammt schlechten Einfluss auf mich. Das erklärt auch, warum ich meine Haare abschneiden ließ, in Integralrechnung durchgefallen bin und gleich mehrere Male mit Mike McNeil geschlafen habe, obwohl der Sex grauenvoll war“, vertraute Sloane ihm leichthin an und streckte ihm die Hand hin. „Sloane.“
Er zog seine rechte Hand aus seiner Hosentasche und erwiderte ihre Begrüßung. „Dean.“
Dass sie ihm von ihrer enttäuschenden sexuellen Begegnung mit Mike McNeil erzählt hatte, schien er nicht besonders bemerkenswert zu finden. Jedenfalls sprach er sie nicht darauf an. Nichtsdestotrotz lächelte er sie weiterhin an, als sie langsam ihre Hand zurückzog und sie anschließend in ihrer Hosentasche vergrub.
Als er einen Schritt nach vorn machte und in den sanften Lichtkegel vor sich trat, sah Sloane, dass seine Augen blau waren – dunkelblau, um genau zu sein. Die winzigen Lachfältchen an seinen äußeren Augenwinkeln passten überhaupt nicht zu den scharfkantigen Zügen, die ihm diesen düsteren und gefährlichen Ausdruck verliehen, weil sie Humor versprachen. Auch das fand Sloane faszinierend.
Gemessen an den üblichen Schönheitsmerkmalen, die für Männer galten und vorsahen, dass ein Mann bis in die Haarspitzen gepflegt sein musste, sorgfältig gezupft und rasiert auftreten sollte sowie bei seiner Kleidung auf faltenfreie, perfekt aufeinander abgestimmte Outfits zu achten hatte, würde man Dean vermutlich nicht als schön bezeichnen. Aber Sloane konnte sich nicht vorstellen, dass es auch nur eine Frau gab, die ihn nicht verdammt attraktiv genannt hätte. Er mochte kein schöner Mann sein, dennoch war er attraktiv.
Sehr attraktiv.
„Sind Sie hier oben, um die Aussicht zu genießen?“
Er zuckte mit seinen Schultern. „Eigentlich wollte ich ein bisschen frische Luft schnappen, bevor ich ins Bett gehe, aber von frischer Luft kann bei den vielen Abgasen um das Hotel herum eigentlich nicht die Rede sein.“
Sloane gluckste auf. „Lassen Sie mich raten: Sie kommen nicht von hier.“
„Verrät mich mein Akzent?“ Fragend zog er seine Augenbrauen in die Höhe.
Kopfschüttelnd entgegnete sie: „Nur jemand, der nicht aus L. A. kommt, würde die jetzige Luft nicht frisch nennen. Für die hiesigen Verhältnisse ist diese Abendluft so frisch und rein wie die Luft in den Rocky Mountains.“
„Erwischt.“ Dean schnitt eine Grimasse. „Ich wohne in Oregon. Wir haben haufenweise frische Luft.“
„In Portland?“
„Nein, ich wohne sehr viel ländlicher.“ Als er grinste, konnte sie zwei Reihen weißer Zähne sehen. „Weiter im Süden. In einem Blockhaus mitten im Wald.“
Sloane lachte heiser auf. „Jetzt nehmen Sie mich auf den Arm, richtig?“
Beschwörend hob er eine Hand. „Ganz und gar nicht. Mein nächster Nachbar wohnt mehrere Meilen entfernt. Mein Haus ist ziemlich abgelegen, um ehrlich zu sein.“
Neugierig musterte sie ihn. „Und was machen Sie in Los Angeles, Dean?“
„Ich besuche ein paar Freunde und sehe mir die Stadt an. Und Sie, Sloane? Sie klingen, als wären Sie nicht nur zu Besuch in L. A.“ Auch er betrachtete sie neugierig.
„Eigentlich komme ich aus Los Angeles, aber ich lebe mittlerweile in Boston und bin hier, um meine Verlegerin zu treffen“, entgegnete sie wahrheitsgemäß.
„Dann sind Sie Autorin?“
„Sagen wir doch einfach, dass ich mich momentan daran versuche, ein Buch zu schreiben.“ Sie verdrehte belustigt die Augen und beließ es bei dieser Erklärung.
„Ah.“ Er nickte und schwieg anschließend.
Ebenso wie Sloane, die ihn ansah und seinen Blick stumm erwiderte. Komischerweise empfand sie die Stille zwischen ihnen keinesfalls unangenehm oder peinlich, obwohl sie beide sich absolut fremd waren. Sie hatte die Erfahrung gemacht, dass Menschen einander schnell auswichen, wegsahen und ein Gespräch abbrachen, sobald auch nur ein Moment Stille aufkam. Meistens wurde man unruhig, sobald niemand sprach. Das war hier nicht der Fall.
Es dauerte noch einige weitere Sekunden, bis Dean sich räusperte und die Stimme senkte. „Eine Frage brennt mir auf der Seele.“
„Immer raus damit“, forderte Sloane ihn auf.
Er kniff die Augen zusammen, während seine Mundwinkel ein weiteres Mal zuckten. „Weiß Mike McNeil, dass Sie den Sex mit ihm grauenvoll fanden?“
Ihre Schultern begannen zu beben, als sie fröhlich offenbarte: „Natürlich weiß er das, schließlich habe ich ihm gesagt, dass ich mit ihm Schluss mache, weil der Sex derart enttäuschend war.“
„Grauenvoll“, erinnerte er sie. „Sie haben gesagt, er wäre grauenvoll gewesen.“
„Nun, das war er auch.“
Dean nickte langsam, ließ sie dabei nicht aus den Augen. „Interessant.“
„Nein, ich könnte mich daran erinnern, wenn der Sex interessant gewesen wäre“, korrigierte sie ihn mit einem Lachen in der Stimme.
Seine Augen blitzten vor Vergnügen, und er setzte zu einer Antwort an.
Was auch immer er sagen wollte, erfuhr Sloane nicht mehr, weil in diesem Moment eine Gruppe kichernder Hotelgäste die Terrasse betrat und lauthals den großartigen Blick auf die Stadt bestaunte.
Die waren ganz eindeutig betrunken und Engländer. Und ziemlich laut.
„Tja, das scheint mein Stichwort zu sein.“ Dean reichte ihr seine Hand, die Sloane ganz automatisch nahm. Er drückte sie und schenkte ihr ein kleines Lächeln. „Es hat mich gefreut, Sloane aus Boston.“
„Mich auch, Dean aus Oregon“, antwortete sie wahrheitsgemäß.
Als er die Terrasse verließ, sah sie ihm hinterher und bedauerte, dass sie sich nicht länger miteinander unterhalten hatten. Dean aus Oregon hatte nämlich den Eindruck gemacht, dass er viel zu erzählen hatte.
Schade, dass Sloane seine Geschichten nicht hören würde.
2
Er ignorierte Zac.
Und Zac ignorierte ihn.
Das ging bereits seit dem Augenblick so, als sie sich vor ein paar Stunden nach dreizehn Jahren Funkstille zum ersten Mal gegenübergestanden hatten. Um ehrlich zu sein, hatte Dean keine Umarmung erwartet und auch keine überschwängliche Begrüßung, aber dass sein Bandkollege