Poppy J. Anderson

Rockstar Love - Ein Song für Sloane


Скачать книгу

aus dem Blauen heraus.

      Augenblicklich richtete sie ihre komplette Aufmerksamkeit weg von dem tuschelnden Paar und konzentrierte sich auf ihren Vater, der an der winzigen Espressotasse nippte. „Dad ...“

      „Es ist ein gutes Angebot.“

      „Du weißt, dass ich einen Job habe.“

      Er runzelte die Stirn. „Ich meine einen festen Job, Sloane. Du sprichst von sporadischen Aufträgen ohne Sicherheiten, mit denen du dich über Wasser hältst.“

      Ganz sicher wollte sie nicht in einem Restaurant mit ihm darüber reden, dass sie finanziell betrachtet keine Probleme hatte. Patrick hatte ihr nicht nur eine völlig unnötige Abfindung bei der Scheidung bezahlt, sondern auch dank ihres Treuhandfonds musste sie sich keine Gedanken ums Geld machen. „Nun, ich liebe diese sporadischen Aufträge, wie du sie nennst. Außerdem arbeite ich gerade an einem Buch.“

      Ihr Dad schenkte ihr einen langen Blick. „Das kannst du auch tun, während du für mich arbeitest und mein Angebot annimmst. Hier in Los Angeles.“

      „Ich wohne nicht mehr in Los Angeles“, erinnerte sie ihn und schob ihre leere Espressotasse von sich.

      „Aber du könntest wieder nach Los Angeles ziehen.“

      Sloane verdrehte die Augen. „Ich fühle mich in Boston sehr wohl, Dad. Dort habe ich Freunde, die ich vom College kenne, und eine entzückende Wohnung mit einem Balkon, auf dem ich Kräuter anpflanze.“

      „Nimmst du mich etwa auf den Arm?“

      „Ganz und gar nicht.“ Gespielt ernst schüttelte sie den Kopf. „Ich habe Thymian, Rosmarin und Basilikum angepflanzt. Vor allem der Rosmarin macht sich hervorragend. Vermutlich werde ich die Kräuter trocknen und einige Flaschen Öl damit füllen. Wenn es so weit ist, kann ich dir gerne eine schicken.“

      Er schnitt eine Grimasse. „Wie schön, dass du deinen Humor nicht verloren hast. Können wir jetzt bitte über dieses Jobangebot reden?“

      „Also willst du kein Kräuteröl haben?“

      Anstatt ihr zu antworten, hob er eine Augenbraue in die Höhe und fixierte sie.

      Sloane seufzte schwer. „Dad, können wir bitte einfach den Abend genießen, ohne dass du mir Jobangebote machst und von mir verlangst, wieder nach L. A. zu ziehen? Eigentlich wollte ich einen entspannten Abend mit dir verbringen.“

      „Wenn du jetzt nicht darüber reden willst, wann passt es dir dann?“

      „In ein paar Tagen“, versprach sie ihm und hoffte, dass ihr Dad bis dahin vergessen hatte, dass er ihr einen Job anbieten wollte. Sie war diesbezüglich zwar nicht sonderlich optimistisch, schließlich besaß ihr Dad das Gedächtnis eines Elefanten und vergaß nie etwas, aber sie hatte einfach keine Lust, ausgerechnet heute mit ihm über einen Job in seiner Firma zu diskutieren.

      Als Sloane eine halbe Stunde später den Taxifahrer bezahlte, der sie zu ihrem Hotel gebracht hatte, war sie ziemlich erschöpft und dachte daran, dass sie ihrem Dad einen Korb geben musste, wenn er noch einmal davon begann, ihr einen Job anzubieten. Es war nicht das erste Mal, dass er versuchte, sie dazu zu bewegen, zurück nach Los Angeles zu ziehen. Und es war auch nicht das erste Mal, dass er sie mit einem Job nach Kalifornien locken wollte.

      Bisher hatte Sloane seine Angebote immer abgelehnt, was jedoch nicht bedeutete, dass sie Los Angeles nicht leiden konnte. Im Grunde war sie ein typisches California-Girl und liebte ihren Heimatstaat sowie ihre Geburtsstadt. Hier war sie aufgewachsen und hier fühlte sie sich heimisch. Und tatsächlich kam es vor, dass sie in Boston regelmäßig Heimweh nach L. A. hatte. Sie vermisste oft die Sonne, die gute Laune und das Gefühl von Freiheit, das man nur dann hatte, wenn man den Pacific Coast Highway in Richtung Malibu hochfuhr. Boston war nun einmal Boston und nicht Los Angeles.

      In ihrem Herzen liebte sie die Westküste über alles. Aber ihr Verstand sagte ihr, dass sie zurzeit an der Ostküste am besten aufgehoben war.

      Sloane bedankte sich beim Portier des Hotels, der ihr die Tür zum klimatisierten Foyer aufhielt, und machte sich auf den Weg zu den Fahrstühlen. Als sie über den glatten Steinboden lief, dabei den Touristen auswich, die mit Straßenkarten in den Händen darauf warteten, vom Concierge Tipps bezüglich Restaurants, Sehenswürdigkeiten und Clubs zu erhalten, und die Shops passierte, die im Erdgeschoss des Hotels Waren wie Badeanzüge, Sonnenmilch, Zeitschriften und völlig überteuerten Schmuck anboten, um die Hotelgäste mit allem auszustatten, was sie womöglich daheim vergessen hatten, freute sich Sloane auf eine ausgiebige Dusche und ein frisch bezogenes Bett.

      Jedoch drückte sie im Aufzug nicht etwa den Knopf für ihre Etage, sondern entschied sich spontan für die Dachterrasse, um noch ein wenig frische Luft zu schnappen, bevor sie sich in ihr Hotelzimmer verkriechen würde.

      Den ganzen Tag hatte sie in stickigen, klimatisierten Räumen, Gebäuden und einem Flugzeug verbracht und spürte bereits, dass sie leichte Kopfschmerzen bekam, weil sie zu wenig frischen Sauerstoff abbekommen hatte. Ihr würde es guttun, ein paar Minuten im Freien zu sein, sagte sie sich, als sie die wunderschöne Dachterrasse betrat, von der aus man einen großartigen Blick übers nächtliche Los Angeles und die hell erleuchtete Stadt hatte.

      Von ganz allein hielt sie den Atem an, denn der Anblick der beleuchteten Gebäude, die sich von der dunklen Nacht abhoben, war atemberaubend. Dazu kam die Dachterrasse mit dem beleuchteten Pool, den gemütlichen Liegen und den überdachten Lounges, die in der hintersten Reihe aufgestellt waren.

      Am Tag musste dies der beliebteste Ort des gesamten Hotels sein, wenn der Pool offen war und man sich hier sonnen konnte. Sloane konnte sich vorstellen, dass man tagsüber nur schwer einen Platz ergattern konnte. Jetzt am späten Abend war die Terrasse wie ausgestorben. Sie war der einzige Gast, der sich um diese Zeit hier herumtrieb.

      Langsam schlenderte sie um den Pool herum und peilte das seitliche Ende des Geländers an, um von dort die Stadt beobachten zu können, als sie bemerkte, dass sie offenbar doch nicht der einzige Gast war, der sich um diese Zeit hier aufhielt.

      Ein Mann trat aus der dunklen Ecke heraus, von wo aus er allem Anschein nach ebenfalls die Stadt beobachten wollte, und nickte ihr zu.

      Sloane erwiderte das Nicken und blieb neben ihm stehen. Als sie ihm ins Gesicht sehen wollte, musste sie den Kopf ein wenig nach hinten legen, weil er ziemlich groß war. „Hi.“

      „Hi.“ Er schob seine Hände in die Taschen seiner Jeans und begegnete ihrem neugierigen Blick.

      Auf der spärlichen beleuchteten Terrasse und im Halbschatten einer der Lounges konnte sie nicht sehen, welche Farbe seine Augen hatten, aber dafür bemerkte sie, dass seine Haare dunkel waren und vermutlich lang sein mussten, weil er sie zusammengebunden hatte.

      Dunkel waren auch der Bartschatten auf seinen hageren Wangen und die Augenbrauen, die fast gerade über seinen Augen lagen. Seine Gesichtszüge waren kantig, männlich und harsch. Mit dem ausgeprägten Kinn, den scharfen Wangenknochen und der breiten Stirn wirkte der Mann, der vor Sloane aufragte, düster und gefährlich – wie der Bösewicht in einem James-Bond-Film, der sich ganz anders als der strahlende elegante Held im Smoking die Hände schmutzig machte und an Straßenkämpfen teilnahm. Im Kontrast zu seinen harten scharfkantigen Gesichtszügen wirkten seine volle Unterlippe und seine dicht bewimperten Augen geradezu feminin und verliehen der ansonsten raubeinigen Miene einen etwas weicheren Eindruck. Und auch wenn Sloane seine Augenfarbe nicht erkennen konnte, bemerkte sie seinen durchdringenden Blick, der so intensiv war, dass sie den Eindruck nicht abschütteln konnte, dass er in der Lage war, ihre Gedanken zu lesen.

      Allein berufsbedingt war Sloane von seinem Gesicht fasziniert.

      Und auch als Frau fand sie den Mann anziehend, der ein schwarzes Hemd trug, das an den Ärmeln hochgekrempelt war und nicht nur zeigte, dass sein rechter Arm bis zu seinem breiten Handgelenk tätowiert war, sondern das auch seine breiten Schultern und den muskulösen Brustkorb betonte. Er verströmte mehr Testosteron als eine ganze Mannschaft Footballspieler und musste sicherlich für Aufsehen sorgen, wenn er sich unter Frauen wagte.

      „Ich hoffe,