Perry Rhodan

Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2)


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      »Was?«, brüllte A-Kuatond auf. »Schon? Diese Feiglinge! Diese ehr- und rückgratlosen Verbrecher!«

      »Sie tun genau, was du von ihnen verlangt hast«, gab Udimor zu bedenken.

      Erneut ballte A-Kuatond die Lappenhand zur Faust. Ihr Orbiter hatte recht.

      Sie wollte weiterkämpfen, doch BARILS Stimme war deutlich gewesen. Sie sollte möglichst viele Truvaud ernten. Das war nicht möglich, wenn sie alle in der Raumschlacht starben.

      »Weise ihnen eine Landezone auf dem vierten Planeten zu. Nahe der Kolonie der Skiw. Aber nicht so nah, dass sie mit einer dummen Heldentat Schaden anrichten können. Alle Truvaud haben ihre Schiffe zu verlassen und sammeln sich unter freiem Himmel.«

      »Sie werden versuchen, uns zu betrügen«, warnte Udimor. »Einige werden an Bord ihrer Schiffe bleiben, sich verstecken und einen Gegenschlag vorbereiten.«

      »Und wir werden sie ausfindig machen«, versetzte A-Kuatond. »Jeden Einzelnen von ihnen. Und dann ...«

      Sie zeigte ihre glänzenden Krallen.

      *

      Wenn eintausend Einheiten dicht an dicht landeten, benötigten sie nicht viel Fläche. Die Flotte der Truvaud, die eine ganze Zivilisation hatte ausrotten sollen, fand vollständig auf einer kleinen Ozeaninsel Platz, die Udimor ausgewählt hatte. A-Kuatond hatte die Schlachtspitze in den Zustand Split-1 zurückbefohlen: sechs Großschiffe. Das reichte, um Fluchtversuche zu unterbinden und die Ernte einzufahren.

      A-Kuatond landete mit einem Tetraeder. Ein weiterer holte einige Hundertschaften Skiw aus dem nahe gelegenen Kuppelhabitat, die das überraschende Ende der Truvaud-Feldzugs mitverfolgen und künftig BARIL lobpreisen sollten. Die anderen beiden Vierflächner sicherten den Luftraum ab.

      Die zwei Quapyrs projizierten gemeinsam das Portal auf einen frei gebliebenen Platz im Zentrum des improvisierten Landefelds. Der gleißende Energiebogen reichte weit in den Himmel, hoch und breit genug, sodass die Truvaud hätten hindurchfliegen können. Doch das war nicht vorgesehen. Sie würden das Portal zu Fuß durchschreiten, mit in Demut geneigten Häuptern.

      A-Kuatond missfiel der Ernteplan. Ein geschlagener Gegner war gut. Der Sieger hatte Ruhm errungen, und der Unterlegene mochte aus der Niederlage lernen, gestärkt zurückkehren und einen noch würdigeren Kampf liefern.

      Ein vernichteter Gegner tat nichts von alledem. Doch BARILS Stimme hatte diesen Einwand einfach weggewischt. Das Ende der Truvaud war beschlossen.

      A-Kuatond selbst würde die wenigen Individuen ernten, die sich ins Skiwsystem gewagt hatten. Die Truvaud hegten wohl die irre Hoffnung, der Rest ihres Volkes könnte verschont bleiben. Im Moment der Landung hatten sie die Positroniken all ihrer Schiffe zerstört, um die Lage ihrer anderen Welten zu verbergen.

      Doch die waren längst bekannt. A-Kuatonds Ordensbrüder und -schwestern widmeten sich bereits den ausgebluteten Welten der Marrab, Kefinga und Kussu. Die Stimme selbst kümmerte sich um Truv, die Heimatwelt dieser Geißel des Lebens.

      Interessiert beäugte A-Kuatond den ersten Truvaud, den sie leibhaftig und nicht nur auf Hologrammen sah. Ihrem Orbiter war es in kürzester Zeit gelungen, Errirare ausfindig zu machen, den sogenannten Torrov: den Kommandanten der Eroberungsflotte.

      Der Truvaud wirkte kaum wie ein intelligentes Wesen: ein gedrungener Vierbeiner mit borstigem, braunem Fell und Hauern, die aus dem Unterkiefer emporragten, vorspringender Schnauze und roten Augen mit winzigen Pupillen. Er sah aus wie ein wildes Tier.

      Passend, befand A-Kuatond. So verhielten die Truvaud sich schließlich auch. Nur dass sie überlichtschnelle Raumschiffe und Energiewaffen nutzten, um ihre animalischen Triebe auszuleben.

      Sie hatte es den Skiw überlassen, den Torrov zu verhaften. Die Geretteten sollten die Gnade, die BARIL ihnen erwies, in vollen Zügen genießen. Das schloss die Möglichkeit ein, den besiegten Feind zu demütigen.

      Die Skiw kosteten die Gelegenheit aus: Vier große, violette Kopffüßler auf hohen schlanken Extremitäten führten Errirare zu A-Kuatond. Einer riss an einer Kette um dessen Hals, die anderen richteten einen Schockstrahler auf den Torrov.

      »Sie warten nur darauf, dass er auszubrechen versucht«, informierte Udimor. »Sie brennen darauf, ihm Schmerzen zuzufügen.«

      Diesen Gefallen tat Errirare ihnen jedoch nicht. Widerwillig, aber ohne aktives Aufbegehren ließ er sich der Siegerin vorführen.

      »Das Universum strebt nach Gleichgewicht.« Fast beiläufig legte sie dem Verlierer diese allgültige Wahrheit dar. »Wer Leid verbreitet, wird Leid erfahren.«

      »Warum tut ihr uns das an?«, klagte der Torrov.

      »Nicht wir«, erwiderte A-Kuatond. »Ihr selbst habt die Schuld angehäuft. Wir sorgen nur für den Ausgleich,«

      »Tötet uns nicht!«, bettelte der Torrov. »Wir haben einen Fehler gemacht, einen furchtbaren Fehler! Wir werden es wiedergutmachen, aber tötet uns ni...!«

      Mit der Geste eines Krallenfingers schnitt A-Kuatond ihm das Wort ab. »Das würde mich interessieren«, sagte sie kühl. »Wie willst du drei Völker ins Leben zurückholen, die ihr ausgerottet habt?« Sie hob den Kopf des Torrov, indem sie eine messerscharfe Kralle unter sein Kinn platzierte und sanft nach oben zog.

      Errirare antwortete nicht.

      »Das dachte ich mir.« A-Kuatond rückte ein wenig beiseite, sodass der Torrov das Portal hinter ihr sehen konnte. »Ihr werdet ins Nichts gehen. Alle.«

      »Vier«, unterbrach ihr Orbiter. »Er hat für einen winzigen Moment daran gedacht – sie haben vier Völker ausgerottet. Es gibt eine Truvaud-Kolonie, von der wir noch nichts wissen.«

      A-Kuatonds Zorn brach sich Bahn. Mit der Linken griff sie Errirare an der Brust, hob ihn in die Höhe, legte die Krallen der Rechten unter sein Kinn.

      »Wo?«, schrie sie ihm ins Gesicht.

      Udimor schloss alle acht Augen. »Er hat seine Gedanken abgeriegelt.«

      A-Kuatond ritzte die Haut an Errirares Hals. Dunkles Blut lief über ihre Krallen. »Wo?«, fragte sie mit erzwungener Ruhe. »Du machst es dir einfacher, wenn du es schnell verrätst.«

      Errirare überraschte sie. Der Truvaud hob kurz das Kinn, dann rammte er den Kopf abwärts auf A-Kuatonds Hand, spießte sich an ihren Krallen auf.

      Sie schrie vor Überraschung und Ärger auf. Dann holte sie aus und warf den Körper des Truvaud mit einer einzigen, kraftvollen Bewegung in das gleißende Portal, über die Köpfe der Skiw hinweg. Er passierte den Lichtbogen, noch bevor er sein Leben aushauchen konnte.

      »Ärgerlich«, befand Kalphatt Udimor.

      »In der Tat.« A-Kuatond wandte sich dem Skiw zu, der Errirares Kette gehalten hatte. »Die Entwicklung macht eine Heldentat notwendig. Folge ihm!«

      »Aber ...« Der Skiw war größer als A-Kuatond, aber geradezu zerbrechlich gegen die Ritterin. Seine langen Beine zitterten. »Ich dachte, das ist tödlich.«

      »Ist es«, bestätigte A-Kuatond. »In gewissem Sinn. Aus anderer Perspektive wirst du feststellen, dass der Tod nur eine temporäre Unannehmlichkeit ist. Also folge ihm. Oder willst du verantwortlich sein, dass die Truvaud irgendwann zurückkehren und euer Volk endgültig ausrotten?«

      Der Skiw hatte mehr Mut, als sie ihm zugetraut hatte. Zitternd ging er ins Licht.

      A-Kuatond und Kalphatt Udimor warteten. Die Ritterin sah ihren Orbiter gelassen an.

      »Ich spüre sie«, sagte Udimor schließlich. »Ihre Geister vereinen sich.« Seine Augenstängel begannen zu zittern. »Der Skiw ist für mich offen. Ich sehe, was er sieht, und er sieht, was Errirare zu verbergen sucht.«

      Geduldig wartete A-Kuatond weiter.

      »Dunkler Himmel«, ergänzte Udimor nach einer Pause. »Sterne, viele Sterne. Unbekannte Formationen. Sie ...« Ein Zögern. »Nein, nichts mehr. Sie sind verweht.«