welche zum semitischen Stamm gehören und eine völlig andere Sprache sprechen, hat Broca402 dadurch zu erklären gesucht, daß er meint, gewisse arische Zweige hätten sich während ihrer weiten Verbreitung mit verschiedenen eingeborenen Stämmen in reichlichem Maße gekreuzt. Wenn zwei in dichter Berührung lebende Rassen sich kreuzen, so ist das erste Resultat eine heterogene Mischung. So sagt Mr. Hunter bei Beschreibung der Santali oder Bergstämme von Indien, daß sich Hunderte von unmerkbaren Abstufungen verfolgen lassen »von den schwarzen untersetzten Stämmen der Bergländer bis zu den schlanken olivenfarbigen Brahmanen mit ihrer intelligenten Stirn, ihren ruhigen Augen und dem hohen, aber schmalen Kopfe« so daß es bei Gerichtshöfen nothwendig ist, die Zeugen zu fragen, ob sie Santalis oder Hindus sind.403 Ob ein heterogenes Volk wie die Eingeborenen einiger der polynesischen Inseln, die sich durch die Kreuzung zweier distincter Rassen gebildet haben, wobei nur wenig oder gar keine rassenreine Individuen erhalten sind, jemals homogen werden könne, ist durch directe Belege nicht ermittelt. Da aber bei unsern domesticierten Thieren eine gekreuzte Zucht im Laufe weniger Generationen mit Gewißheit fixiert und durch sorgfältige Zuchtwahl gleichförmig gemacht werden kann,404 so dürfen wir schließen, daß das reichliche Kreuzen einer heterogenen Mischlingsbevölkerung während vieler Generationen die Stelle der Zuchtwahl ersetzen und jede Neigung zum Rückschlag überwinden wird, so daß endlich die gekreuzte Rasse homogen werden wird, wennschon sie nicht in gleichem Grade an den Charakteren der beiden elterlichen Rassen Theil zu haben braucht.
Von allen Verschiedenheiten zwischen den Menschenrassen ist die der Hautfarbe die augenfälligste und eine der bestmarkierten. Verschiedenheiten dieser Art glaubte man früher dadurch erklären zu können, daß die Menschen lange Zeit verschiedenen Klimaten ausgesetzt gewesen seien; aber Pallas zeigte zuerst, daß diese Ansicht nicht haltbar ist, und ihm sind fast alle Anthropologen gefolgt.405 Die Ansicht ist vorzüglich deshalb verworfen worden, weil die Verbreitung der verschieden gefärbten Rassen, von denen die meisten ihre gegenwärtigen Heimathländer lange bewohnt haben müssen, nicht mit den entsprechenden Verschiedenheiten des Klimas übereinstimmt. Es muß auch auf solche Fälle ein wenn auch geringes Gewicht gelegt werden, wie den der holländischen Familien, welche, wie wir von einer ausgezeichneten Autorität406 hören, nicht die geringste Farbenveränderung erlitten haben, nachdem sie drei Jahrhunderte hindurch in Süd-Afrika gelebt haben. Die in verschiedenen Theilen der Welt doch gleichförmige äußere Erscheinung der Zigeuner und Juden ist, wenn auch die Gleichförmigkeit der Letzteren etwas übertrieben worden ist,407 gleichfalls ein Argument für die Wirkungslosigkeit des Klimas. Man hat gemeint, daß eine sehr feuchte oder eine sehr trockene Atmosphäre auf die Modification der Hautfarbe einen noch größeren Einfluß habe als bloße Hitze. Da aber d'Orbigny in Süd-Amerika und Livingstone in Afrika zu diametral entgegengesetzten Folgerungen in Bezug auf die Feuchtigkeit und Trockenheit gelangten, so muß jeder Schluß über diese Frage als sehr zweifelhaft betrachtet werden.408 Verschiedene Thatsachen, welche ich an einem anderen Orte mitgetheilt habe, beweisen, daß die Farbe der Haut und des Haars zuweilen in überraschender Weise mit einer vollkommenen Immunität für die Wirkung gewisser vegetabilischer Gifte und für die Angriffe gewisser Parasiten in Correlation steht. Es kam mir daher der Gedanke, daß Neger und andere dunkelfarbige Rassen ihre dunkelfarbige Haut dadurch erlangt haben könnten, daß während einer langen Reihe von Generationen die dunkleren Individuen stets dem tödtlichen Einflusse der Miasmen ihrer Geburtsländer entgangen sind.
Ich fand später, daß dieselbe Idee schon vor langer Zeit dem Dr. Wells gekommen sei.409 Daß Neger und selbst Mulatten fast vollständig exempt vom gelben Fieber sind, welches im tropischen Amerika so zerstörend auftritt, ist längst bekannt.410 Sie bleiben auch in großer Ausdehnung von den tödtlichen Wechselfiebern frei, welche in einer Ausdehnung von mindestens zweitausendsechshundert Meilen (engl.) an den Küsten von Afrika herrschen und welche jährlich den Tod von einem Fünftel der weißen Ansiedler und die Heimkehr eines anderen Fünftels in invalidem Zustand verursachen.411 Diese Immunität des Negers scheint zum Theil angeboren zu sein und zwar in Abhängigkeit von irgend einer unbekannten Eigentümlichkeit der Constitution, zum Theil als Resultat der Acclimatisation. Pouchet412 führt an, daß die vom Vicekönig von Ägypten für den mexikanischen Krieg geborgten Negerregimenter, welche sich aus der Nähe des Sudan rekrutiert hatten, dem gelben Fieber fast ebensogut entgingen als die ursprünglich aus verschiedenen Theilen von Afrika ausgeführten und an das Klima von West-Indien gewöhnten Neger. Daß die Acclimatisation hierbei eine Rolle spielt, zeigt sich in den vielen Fällen, wo Neger, nachdem sie eine Zeit lang in einem kälteren Klima sich aufgehalten haben, in einer gewissen Ausdehnung für tropische Fieber empfänglich geworden sind.413 Es hat auch die Natur des Klimas, in welchem die weißen Rassen lange gelebt haben, gleichfalls Einfluß auf sie: denn während der fürchterlichen Epidemie des gelben Fiebers in Demerara im Jahre 1837 fand Dr. Blair, daß das Sterblichkeitsverhältnis der Eingewanderten proportional den Breitegraden des Landes war, aus dem sie gekommen waren. Bei dem Neger läßt die Immunität, soweit sie das Resultat einer Acclimatisation ist, auf ein ungeheuer lange wirksames Ausgesetztgewesensein schließen, denn die Ureinwohner des tropischen Amerika, die dort seit unvordenklichen Zeiten gewohnt haben, sind nicht exempt vom gelben Fieber; Mr. H. B. Tristram führt an, daß es Bezirke in Nord-Afrika giebt, welche die eingeborenen Einwohner jedes Jahr zu verlassen gezwungen sind, wogegen die Neger mit Ruhe dort bleiben können.
Daß die Immunität des Negers in irgendwelchem Grade mit der Farbe seiner Haut in Correlation stehe, ist eine bloße Conjectur; sie kann ebensogut mit irgend einer Verschiedenheit in seinem Blute, seinem Nervensysteme oder andern Geweben in Correlation sein. Nichtsdestoweniger schien mir diese Vermuthung nach den oben angezogenen Thatsachen und in Folge des Umstands, daß ein Zusammenhang zwischen dem Teint und einer Neigung zur Schwindsucht offenbar besteht, nicht unwahrscheinlich zu sein. In Folge dessen versuchte ich, aber mit wenig Erfolg,414 zu bestimmen, wie weit sie Gültigkeit habe. Der verstorbene Dr. Daniell, welcher lange an der Westküste von Afrika gelebt hatte, sagte mir, daß er an keine solche Beziehung glaube. Er war selbst ungewöhnlich blond und hatte dem Klima in einer wunderbaren Weise widerstanden. Als er zuerst als Knabe an der Küste ankam, sagte ein alter und erfahrener Negerhäuptling nach seiner äußeren Erscheinung voraus, daß dies der Fall sein würde. Dr. Nicholson von Antigua schrieb mir, nachdem er dem Gegenstand eingehende Aufmerksamkeit gewidmet hatte, daß er nicht glaube, daß dunkelfarbige Europäer dem gelben Fieber mehr entgingen, als diejenigen, welche hell gefärbt wären. Mr. J. M. Harris leugnet gänzlich, daß Europäer mit dunklem Haar einem heißen Klima besser widerstehen als andere Menschen; im Gegentheil hat ihn die Erfahrung gelehrt, bei der Auswahl der Leute zum Dienste an der Küste von Afrika die mit rothem Haar zu wählen.415 Soweit daher diese wenigen Andeutungen reichen, scheint die Hypothese, daß die Farbe der schwarzen Rassen daher rühren könnte, daß immer dunklere und dunklere Individuen in größerer Zahl überlebend geblieben wären, während sie dem Fieber erzeugenden Klima ihrer Heimathländer ausgesetzt waren, der Begründung zu entbehren.
Dr. Sharpe bemerkt,416 daß eine tropische Sonne, welche eine weiße Haut verbrennt und Blasen auf ihr erzeugt, eine schwarze Haut gar nicht schädige; dies ist, wie er hinzufügt, nicht eine Folge der Angewöhnung