in die Classe provisorischer Fälle, welche ich im zweiten Capitel angedeutet habe, und welche in Ermangelung einer besseren Bezeichnung spontane Abänderungen genannt wurden. Ich behaupte auch nicht, daß die Wirkungen der geschlechtlichen Zuchtwahl mit wissenschaftlicher Genauigkeit angegeben werden können; es kann aber nachgewiesen werden, daß es eine unerklärte Thatsache sein würde, wenn der Mensch durch diese Kraft nicht modificiert worden wäre, welche in so wirksamer Weise zahllose Thiere beeinflußt hat. Es kann ferner gezeigt werden, daß die Verschiedenheiten zwischen den Rassen des Menschen, wie die der Farbe, des Behaartseins, der Form der Gesichtszüge u. s. w. von einer solchen Art sind, daß man wohl hätte erwarten können, die geschlechtliche Zuchtwahl werde auf sie eingewirkt haben. Um aber diesen Gegenstand in einer entsprechenden Art und Weise zu behandeln, habe ich es für nöthig gehalten, das ganze Thierreich Revue passieren zu lassen. Ich habe demselben daher den zweiten Theil dieses Werks gewidmet. Zum Schlusse werde ich auf den Menschen zurückkommen und werde, nachdem ich den Versuch gemacht habe, zu zeigen, wie weit er durch geschlechtliche Zuchtwahl modificiert worden ist, eine kurze Zusammenfassung der in diesem ersten Theile enthaltenen Capitel geben.
Fußnote
402 On Anthropology, in: Anthropolog. Review. Jan. 1868, p. 38.
403 The Annals of Rural Bengal. 1868, p. 134.
404 Das Variiren der Thiere und Pflanzen im Zustande der Domestication. 2. Aufl. Bd. II, p. 109.
405 Pallas in: Acta Acad. Petropolit. 1780. Pars II, p. 69. Ihm folgte Rudolphi in seinen Beiträgen zur Anthropologie. 1812. Eine ausgezeichnete Zusammenfassung der Beweise hat Godron gegeben: De l'Espèce. 1859. Tom. II, p. 246 etc.
406 Sir Andrew Smith, citiert von Knox, Races of Man. 1850, p. 473.
407 s. hierüber A. de Quatrefages in: Revue des Cours scientifiques. Oct. 17., 1868, p. 731.
408 Livingstone, Travels and Researches in South Africa. 1857, p. 338, 329. d'Orbigny, citiert von Gordon, De l'Espèce. Tom. II, p. 266.
409 s. einen vor der Royal Society 1813 gelesenen Aufsatz, welcher in seinen Essays 1818 veröffentlicht ist. Einen Bericht über Dr. Wells' Ansichten habe ich in der historischen Skizze in meiner Entstehung der Arten (7. Aufl., p. 3) gegeben. Verschiedene Fälle von Correlation der Farbe mit constitutionellen Eigenthümlichkeiten habe ich mitgetheilt in dem »Variiren der Thiere und Pflanzen im Zustande der Domestication«. 2. Aufl. Bd. II, p. 260, 382.
410 s. z. B. Nott and Gliddon, Types of Mankind, p. 68.
411 Major Tulloch in einem Aufsatz, gelesen vor der Statistical Society, Apr. 20, 1840, und mitgetheilt im Athenaeum, 1840, p. 353.
412 The Plurality of the Human Races (Übers.) 1864, p. 60.
413 A. de Quatrefages, Unite de l'Espece humaine. 1861, p. 205. Waitz, Introduct. to Anthropology. (Übers.) Vol. I. 1863, p. 124. Livingstone führt in seinen Reisen analoge Fälle an.
414 Im Frühjahr des Jahres 1862 erhielt ich vom General-Director des medicinischen Departements der Armee die Erlaubnis, den verschiedenen Regimentsärzten im auswärtigen Dienste eine Tabelle zum Ausfüllen mit den folgenden dazu gefügten Bemerkungen zu schicken. Ich habe aber keine Antworten erhalten. Da mehrere gut ausgesprochene Fälle bei unsern domesticierten Thieren beschrieben worden sind, wo eine Beziehung zwischen der Farbe der Hautanhänge und der Constitution bestand, und es notorisch ist, daß in einem einigermaßen beschränkten Grade eine Beziehung zwischen der Farbe der Menschenrassen und dem von ihnen bewohnten Klima besteht, so scheint die folgende Untersuchung wohl der Betrachtung werth: nämlich, ob bei Europäern zwischen der Farbe ihrer Haare und ihrer Empfänglichkeit für die Krankheiten der Tropenländer irgend eine Beziehung besteht. Wenn die Ärzte der verschiedenen Regimenter, während sie in ungesunden tropischen Districten stationiert sind, die Freundlichkeit haben wollten, zuerst als Maßstab der Vergleichung zu zählen, wie viele Leute in dem Truppentheile, von welchem die Kranken herkommen, dunkle und hell gefärbte Haare und Haare einer mittleren oder zweifelhaften Färbung haben; und wenn dann von demselben Arzte ein ähnlicher Bericht über alle diese Leute geführt würde, welche an Malaria- und gelbem Fieber oder an Dysenterie leiden, so würde es sich sehr bald ergeben, nachdem Tausende von Fällen tabellarisch zusammengestellt sein würden, ob zwischen der Farbe des Haares und der constitutionellen Empfänglichkeit für Tropenkrankheiten irgend eine Beziehung existiert. Vielleicht läßt sich keine derartige Beziehung nachweisen, die Untersuchung ist aber wohl des Anstellens werth. Im Fall ein positives Resultat erreicht wird, dürfte es auch von einigem praktischen Nutzen bei der Auswahl der Leute zu irgend einem speciellen Dienste sein. Theoretisch würde das Resultat von höchstem Interesse sein, da es eins der Mittel andeutete, durch welches eine Menschenrasse, welche seit einer unendlich langen Zeit ein ungesundes tropisches Klima bewohnt, dunkelgefärbt geworden sein dürfte, nämlich durch die bessere Erhaltung dunkelhaariger Individuen oder solcher mit dunklem Teint während einer langen Reihe von Generationen.
415 Anthropological Review. Jan. 1866, p. XXI. Dr. Sharpe sagt auch in Bezug auf Indien (Man a Special Creation, 1873, p. 118). daß mehrere medicinische Beamten die Beobachtung gemacht haben, daß Europäer mit hellem Haar und blühendem Teint weniger von den Krankheiten tropischer Länder leiden, als Personen mit dunklem Haar und bleichem Teint; »so viel ich weiß, scheinen gute Gründe für diese Annahme vorzuliegen«. Andererseits ist aber, wie auch Capt. Burton, Mr. Heddle in Sierra Leone einer direct entgegengesetzten Ansicht, und »von seinen Beamten sind mehr von dem Klima der westafrikanischen Küste getödtet worden, als von denen irgend eines andern Mannes«. ( W. Reade, African Sketch Book, Vol. II, p. 522.)
416 Man a Special Creation, 1873, p. 119.
417 Variiren der Thiere und Pflanzen im Zustande der Domestication. 2. Aufl. Bd. II, p. 383, 384.
418 s. z. B. A. de Quatrefages (Revue des Cours scientifiques, Oct. 10, 1868, p. 724) über die Wirkung des Aufenthalts in Abyssinien und Arabien, und andere analoge Fälle. Dr. Rolle giebt (Der Mensch, seine Abstammung u. s. w., 1865, p. 99) nach der Autorität Khanikof's an, daß die größere Zahl der sich in Georgien niedergelassen habenden deutschen Familien im Verlaufe von zwei Generationen dunkle Haare und Augen bekommen haben. Mr. D. Forbes theilt mir mit, daß die Quechuas in den Anden sehr bedeutend je nach der Lage der von ihnen bewohnten Thäler in der Farbe variieren.
419 Harlan, Medical Researches p. 532. A. de Quatrefages, Unité de l'Espèce humaine, 1861, p. 128, hat sehr viele Belege über diesen Gegenstand gesammelt.