Hände jedesmal während des Sommers, aber nicht während des Winters, mit hellbraunen Flecken gezeichnet worden wären, wie Sommersprossen, aber nur größer, und daß diese Flecken beim Verbranntwerden in der Sonne niemals afficiert wurden, während die weißen Theile seiner Haut bei mehreren Gelegenheiten stark entzündet und in Blasen erhoben worden waren. Auch bei den niederen Thieren besteht eine constitutionelle Verschiedenheit in Bezug auf die Empfindlichkeit gegen die Wirkung der Sonne zwischen den mit weißem Haar bedeckten und anderen Theilen der Haut.417 Ob das Freibleiben der Haut von einem in dieser Weise Verbranntwerden von hinreichender Bedeutung ist, um die allmähliche Erlangung eines dunklen Teints beim Menschen durch natürliche Zuchtwahl zu erklären, bin ich außer Stande zu beurtheilen. Sollte dies der Fall sein, so würden wir anzunehmen haben, daß die Eingeborenen des tropischen Amerika eine viel kürzere Zeit dort leben, als die Neger in Afrika oder die Papuas in den südlichen Theilen des Malayischen Archipels, ebenso wie die heller gefärbten Hindus eine kürzere Zeit in Indien gelebt haben, als die dunkleren Ureinwohner der centralen und südlichen Theile der Halbinsel.
Obgleich wir mit unseren jetzigen Kenntnissen die Verschiedenheiten in der Färbung zwischen den Menschenrassen weder durch einen daraus erlangten Vortheil, noch durch die directe Einwirkung des Klimas zu erklären vermögen, so dürfen wir doch die Wirkung des Letzteren nicht völlig vernachlässigen; denn wir haben guten Grund zu glauben, daß eine gewisse vererbte Wirkung hierdurch hervorgebracht wird.418
In unserem zweiten Capitel haben wir gesehen, daß die Lebensbedingungen in einer directen Weise die Entwicklung des ganzen Körpers afficieren und daß diese Wirkungen überliefert werden. Wie allgemein angenommen wird, erleiden die europäischen Ansiedler in den Vereinigten Staaten eine geringe, aber außerordentlich rapid eintretende Veränderung des Ansehens. Ihre Körper und Gliedmaßen werden verlängert; Col. Bernys theilt mir mit, daß einen guten Beweis hierfür die während des letzten Krieges in den Vereinigten Staaten beobachtete Thatsache abgab, welche lächerliche Erscheinung die deutschen Regimenter darboten, als sie in Kleider gesteckt wurden, die für den amerikanischen Markt angefertigt und die ihnen aller Wege viel zu lang waren. Wir haben auch eine beträchtliche Menge von Beweisen, welche zeigen, daß in den südlichen Staaten die Haussclaven der dritten Generation eine markierte Verschiedenheit in ihrer äußeren Erscheinung von den Feldsclaven darbieten.419
Wenn wir indessen die Menschenrassen in ihrer Verbreitung auf der ganzen Erde betrachten, so müssen wir zu dem Schlusse gelangen, daß ihre charakteristischen Verschiedenheiten durch die directe Wirkung verschiedener Lebensbedingungen, selbst nachdem sie solchen für eine enorme Zeit dauernd ausgesetzt gewesen sind, nicht erklärt werden können. Die Eskimos leben ausschließlich von animaler Kost, sie sind mit dicken Pelzen bekleidet und sind einer intensiven Kälte und lange dauernden Dunkelheit ausgesetzt; und doch weichen sie in keinem außerordentlichen Grade von den Einwohnern des südlichen China ab, welche gänzlich von vegetabilischer Kost leben und beinahe nackt einem heißen, ja glühenden Klima ausgesetzt sind. Die unbekleideten Feuerländer leben von den Meereserzeugnissen ihrer unwirthlichen Küste. Die Botokuden wandern in den heißen Wäldern des Innern umher und leben hauptsächlich von vegetabilischen Erzeugnissen; und doch sind diese Stämme einander so ähnlich, daß die Feuerländer an Bord des Beagle von mehreren Brasilianern für Botokuden gehalten wurden. Ferner sind die Botokuden, ebenso wie die anderen Einwohner des tropischen Amerika, völlig von den Negern verschieden, welche die gegenüberliegenden Küsten des atlantischen Oceans bewohnen, einem nahezu gleichen Klima ausgesetzt sind und beinahe dieselben Lebensgewohnheiten haben.
Auch durch vererbte Wirkungen des vermehrten oder verminderten Gebrauchs von Theilen können die Verschiedenheiten zwischen den Menschenrassen nicht erklärt werden, ausgenommen in einem vollkommen nichtssagenden Grade. Menschen, welche beständig in Booten leben, mögen ihre Beine etwas verbuttet haben, diejenigen, welche hohe Gegenden bewohnen, mögen einen etwas größeren Brustkasten haben, und diejenigen, welche beständig gewisse Sinnesorgane gebrauchen, mögen die Höhlen in welche diese eingebettet sind, der Größe nach etwas erweitert und in Folge hiervon ihre Gesichtszüge ein wenig modificiert haben. Bei civilisierten Nationen haben die etwas reducierte Größe der Kinnladen in Folge eines verminderten Gebrauchs, das beständige Spiel verschiedener Muskeln, welche verschiedene Gemüthserregungen auszudrücken dienen, und die vermehrte Größe des Gehirns in Folge der größeren intellectuellen Lebendigkeit, Alles in Verbindung eine beträchtliche Wirkung auf die allgemeine Erscheinung im Vergleich mit Wilden hervorgebracht.420 Es ist auch möglich, daß vermehrte Körpergröße, ohne eine entsprechende Zunahme der Größe des Gehirns, manchen Rassen (wenigstens nach den früher angeführten Fällen bei Kaninchen zu urtheilen) einen verlängerten, dem dolichocephalen Typus angehörigen Schädel verschafft haben mag.
Endlich ist auch das nur wenig erklärte Princip der Correlation zur Thätigkeit gelangt, wie in dem Falle einer bedeutenden Entwicklung des Muskelsystems und stark vorspringender Oberaugenbrauenleisten. Die Farbe des Haares und der Haut stehen offenbar mit einander in Correlation, wie die Textur des Haares bei den Mandan-Indianern von Nord-Amerika mit dessen Farbe.421 Die Farbe der Haut und der von ihr ausgehende Geruch stehen gleichfalls auf irgendwelche Weise in Verbindung. Bei den Schafrassen steht die Zahl der Haare auf einem gegebenen Stücke Hautfläche und die Zahl der Drüsenöffnungen auf demselben im Verhältnis zu einander.422 Wenn wir nach der Analogie von unsern domesticierten Thieren urtheilen dürfen, so fallen viele Modificationen der Structur beim Menschen unter dieses Princip der correlativen Entwicklung.
Wir haben nun gesehen, daß die äußeren charakteristischen Verschiedenheiten zwischen den Rassen des Menschen in einer zufriedenstellenden Weise weder durch die directe Wirkung der Lebensbedingungen noch durch die Wirkungen des fortgesetzten Gebrauchs von Theilen, noch durch das Princip der Correlation erklärt werden können. Wir werden daher zu untersuchen veranlaßt, ob unbedeutende individuelle Verschiedenheiten, denen der Mensch im äußersten Maße ausgesetzt ist, nicht im Verlaufe einer langen Reihe von Generationen durch natürliche Zuchtwahl erhalten und gehäuft worden sein dürften. Hier begegnet uns aber sofort der Einwurf, daß nur wohlthätige Abänderungen auf diese Weise erhalten werden können; und soweit wir im Stande sind, hierüber zu urtheilen (doch sind wir über diesen Punkt beständig der Gefahr eines Irrthums ausgesetzt), ist nicht eine einzige der Verschiedenheiten zwischen den Menschenrassen von irgendwelchem directen oder speciellen Nutzen für dieselben. Bei dieser Bemerkung müssen natürlich die intellectuellen und moralischen oder socialen Eigenschaften ausgenommen werden. Die große Variabilität der sämmtlichen äußeren Verschiedenheiten zwischen den Rassen der Menschen weist gleichfalls darauf hin, daß diese Verschiedenheiten von keiner großen Bedeutung sein können; denn wären sie von Bedeutung gewesen, so würden sie schon lange entweder fixiert und erhalten oder eliminiert worden sein. In dieser Beziehung ist der Mensch jenen von den Naturforschern proteisch oder polymorph genannten Formen ähnlich, welche äußerst variabel geblieben sind, und zwar wie es scheint, in Folge des Umstandes, daß ihre Abänderungen von einer indifferenten Beschaffenheit und in Folge hiervon der Entwicklung der natürlichen Zuchtwahl entgangen sind.
So weit sind denn also alle unsere Versuche, die Verschiedenheiten zwischen den einzelnen Rassen des Menschen zu erklären, vereitelt worden; noch bleibt aber ein bedeutungsvolles Moment übrig, nämlich Geschlechtliche Zuchtwahl, welche mit dergleichen Energie auf den Menschen wie auf viele andere Thiere gewirkt zu haben scheint. Ich will nicht behaupten, daß geschlechtliche Zuchtwahl sämmtliche Verschiedenheiten zwischen den Rassen erklären wird. Ein unerklärter Rest bleibt übrig, über welchen wir in unserer Unwissenheit nur sagen können, daß, wie ja Individuen beständig z. B. mit ein wenig runderen oder schmäleren Köpfen oder mit ein wenig längeren oder kürzeren Nasen geboren werden, derartige unbedeutende Verschiedenheiten wohl fixiert und gleichförmig werden können, wenn die unbekannten Kräfte, welche sie herbeiführten, in einer beständigeren Art und Weise