das mit kleineren Variationen gesprochen wird. Die Bezeichnung entspricht im Wesentlichen dem, was mit Rigsdansk (‚Reichsdänisch‘) gemeint ist, doch Rigsdansk wird häufig als Dachbezeichnung für eine einheitliche gesprochene und geschriebene Sprachform verwendet, die ihren Ursprung in Kopenhagen als historischem Machtzentrum hat. In Bezug auf die Schriftsprache gibt es ein offizielles orthographisches Regelwerk, das vom Dansk Sprognævn (‚Dänischer Sprachrat‘) festgelegt wurde, doch es gibt keine offiziellen Richtlinien für eine Standardaussprache des Dänischen.
4.2.2 Sydslesvigdansk/Südschleswigdänisch
Südschleswigdänisch wird von den zweisprachigen Sprecherinnen und Sprechern gesprochen bzw. geschrieben, die in Südschleswig geboren und aufgewachsen sind und sich der dänischen Minderheit zugehörig fühlen. Es wird in der Mehrzahl der Fälle als Minderheitenzweitsprache in Kindergarten und Schule der Minderheit oder in ihren Dänischkursen und Vereinen erworben. Es kann auch als Erstsprache von Minderheitsangehörigen zweisprachiger Eltern erworben werden. Südschleswigdänisch ist durch ein linguistisches Variationsmuster charakterisiert, das sich von dem Gepräge dänischer Varietäten, die in Dänemark erworben werden, unterscheidet. Es ist gekennzeichnet durch spezifische Merkmale in Phonologie, Grammatik und Semantik, die primär auf den Einfluss des Deutschen zurückgehen und die weder auf der individuellen noch auf der kollektiven Ebene ein festes Muster aufweisen. Diese Kontaktsprache ist sowohl eine gesprochene als auch eine geschriebene Sprache. Die Sprechergruppe beherrscht außerdem Deutsch (zumeist als Erstsprache) und zum Teil zusätzlich Niederdeutsch, Friesisch oder/und Sønderjysk.
Phonologie
In der Segmentalphonologie unterscheidet sich Südschleswigdänisch vom Standarddänischen besonders in den Vokalen a, æ, ø und å.
Das ist auf einen Transfer des deutschen Vokalsystems in das dänische zurückzuführen. Da es im Deutschen 14 Vokale gibt (sieben lange und sieben kurze), auf Dänisch jedoch 25 (zwölf lange und 13 kurze), lassen sich deutsche Aussprachemuster nicht problemlos auf das Dänische übertragen. Daneben ist ein Einfluss der deutschen Laut-Buchstaben-Zuordnung der Schriftsprache auf die Aussprache festzustellen, wenn Grapheme nach der deutschen Zuordnung realisiert werden statt nach der dänischen. Dies ist zum Beispiel der Fall in dem dänischen Wort brugt (‚gebraucht‘), das häufig mit /u/ und nicht mit /å/ ausgesprochen wird.
In der Prosodie gibt es Unterschiede zum Standarddänischen innerhalb der Realisierung des Stoßtons (Glottalverschluss), der Betonung und der Satzprosodie. Der Stoßton des Standarddänischen wird im Südschleswigdänischen selten realisiert (wie auch in einigen Regionen in Süddänemark ohne direkten Kontakt zum Deutschen). Er kann jedoch in einzelnen Wörtern, die mit Stoßton gelernt wurden, auftreten.
Innerhalb der Betonung werden schwachbetonte Silben oft kräftiger als im Standarddänischen artikuliert, eine Betonungsverteilung, die vermutlich auf Transfer aus dem Deutschen zurückzuführen ist.
Satzprosodie
Südschleswigdänisch ist prosodisch dadurch charakterisiert, dass am Ende von vorangestellten Gliedsätzen wie im Deutschen eine lokal steigende Intonation erfolgt; dieses Muster steht im Kontrast zum Dänischen, wo die Intonation auf gleicher Höhe fortgesetzt wird. In fortführenden Sätzen tritt, ebenfalls wie im Deutschen, innerhalb der letzten Wörter eine fallende Intonationskontur auf. Auch hier besteht ein Kontrast zu Standarddänisch, wo die Intonationskurve über mehrere Wörter zum Satzende graduell abfällt.
Aussprache von Eigennamen
Im Südschleswigdänischen werden die Personennamen der Minderheitsangehörigen häufig auf Deutsch ausgesprochen, da der Name eng mit der Erstsprache verknüpft ist, die hier in der Regel Deutsch ist. Im Namen Gudrun zum Beispiel können Unterschiede in Vokal- und Konsonantenqualität auftreten; so enthält zum Beispiel die erste Silbe in der deutschen Aussprache ein langes u [u:] und den (stimmhaften) Verschlusslaut d, während in der dänischen Aussprache das u kurz ist und tiefer liegt als das deutsche und ihm ein stimmhafter Frikativ folgt (sog. blødt d [ð] ‚weiches d‘). Die Variation kann sich auch auf die Vokalqualität beschränken, zum Beispiel in dem Namen Anna, in dem sich die Aussprache des a zwischen Deutsch und der hochsprachlichen Form des Standarddänischen unterscheiden.
Wenn zweisprachige Minderheitsangehörige über eine öffentliche Person (z.B. aus den Medien) aus Dänemark sprechen, deren Name i.d.R. dänisch ausgesprochen wird, sie diesen Namen jedoch deutsch artikulieren, kann die deutsche Aussprache darauf hindeuten, dass akustische Medien auf Deutsch und nicht auf Dänisch rezipiert werden und dass über die betreffende Person i.d.R. auf Deutsch gesprochen wird. Beispielsweise berichtete ein Mitglied der Minderheit mit Begeisterung vom Besuch des dänischen Prinzen Joachim; dabei wurde der Name deutsch ([jo'achim]) und nicht dänisch (['joakim]) ausgesprochen. Der Unterschied in der Aussprache dieses Namens bezieht sich auf den Wortakzent, die Vokalqualität und die Aussprache des <ch> (auf Deutsch als ach-Laut, auf Dänisch als /k/) und ist deutlich wahrnehmbar.
Unterschiede in der Schreibung von Ortsnamen können ebenfalls zu Ausspracheunterschieden zwischen Deutsch und Dänisch führen. Eine Reihe von Ortsnamen in Südschleswig hat eine dänische Schreibung, die teilweise original ist (z.B. Fjolde, dt. Viöl) und teilweise nachträglich konstruiert wurde (z.B. Lyksborg, dt. Glücksburg). Innerhalb der Minderheit gibt es große Schwankungen in Bezug darauf, ob die dänische oder die deutsche Aussprache gewählt wird. Wird jedoch Bezug auf Ortsnamen in Dänemark genommen, so ist deren Aussprache, im Gegensatz zu den Personennamen, so gut wie immer dänisch (obwohl auch hier abweichende, am Deutschen orientierte Aussprachen möglich wären, z.B. Aabenraa, dt. Apenrade oder Haderslev, dt. Hadersleben).
Grammatik (Genus, Tempus, Wortstellung)
Standarddänisch hat zwei Genera (Utrum, Neutrum). Unter dem Einfluss der drei Genera des Deutschen gibt es im Südschleswigdänischen, verglichen mit Standarddänisch, Unregelmäßigkeiten in der Zuordnung des Genus.
Die deutsche Tempusauffassung wird auch ins Südschleswigdänische überführt. Ein Geschehen, das in der Vergangenheit begann und noch andauert, wird im Deutschen im Präsens beschrieben, zum Beispiel Ich wohne hier seit 2011. Standarddänisch verwendet an dieser Stelle das Perfekt: Jeg har boet her siden 2011 (‚Ich habe hier seit 2011 gewohnt.‘), Südschleswigdänisch dagegen das Präsens: Jeg bor her siden 2011 (‚Ich wohne hier seit 2011.‘).
Abweichungen von der standarddänischen Syntax bzw. Wortstellung, die im Minderheitendänisch zu beobachten sind, treten primär in Verbindung mit Adverbien auf. Charakteristisch ist, dass adverbielle Elemente, die als Erweiterung des Verbs zu verstehen sind, am Ende des Hauptsatzes stehen (z.B. Das Wetter ist heute sehr trüb). Im Standarddänischen werden sie direkt hinter das finite Verb gestellt (Vejret er meget kedeligt i dag. ‚Das Wetter ist sehr trüb heute.‘), während sie im Südschleswigdänischen, wie im Deutschen, am Satzende auftreten (Vejret er i dag meget kedeligt. ‚Das Wetter ist heute sehr trüb.‘).
In Gliedsätzen kommt es im Südschleswigdänischen häufig vor, dass das verbmodifizierende Adverbial, zum Beispiel ikke (‚nicht‘) oder snart (‚bald‘), hinter das finite Verb gestellt wird; im Standarddänischen tritt es dagegen in untergeordneten Gliedsätzen vor dem finiten Verb auf, zum Beispiel fordi han kommer ikke ‚weil er kommt nicht‘,vgl. Standarddänisch fordi han ikke kommer ‚weil er nicht kommt‘.
Semantik
Die Unterschiede zwischen Standarddänisch und Südschleswigdänisch werden in der Semantik besonders dort deutlich, wo es zwei Formen von Lehnübersetzungen aus dem Deutschen ins Dänische gibt: Südschleswigismen und dänische Südschleswigwörter.
Südschleswigismen
Südschleswigismen lassen sich in drei Gruppen unterteilen:
1 Lehnübersetzungen, die an die