Dansk Sundhedstjeneste (‚Dänischer Gesundheitsdienst‘)
Der Dansk Sundhedstjeneste (‚Dänischer Gesundheitsdienst‘) ist mit rund 150 MitarbeiterInnen in verschiedenen Bereichen für die Minderheit tätig: in der Vorsorge und gesundheitsbezogenen Beratung für Kinder, Jugendliche und Familien im Schulgesundheitsdienst; in der häuslichen Pflege; im Sozialdienst bzw. der Sozialberatung; in Pflegeheimen und Seniorenwohnheimen. Hinzu kommt ein Sekretariat, das u.a. für die Verwaltung der Immobilien des Gesundheits- und Sozialdienstes zuständig ist.
Der Mitarbeiterstab umfasst GesundheitsberaterInnen, Schulkrankenschwestern/-pfleger, (Schul-)ÄrztInnen, ZahnärztInnen, Zahnpflegepersonal, pädagogische Fachkräfte, Gemeindeschwestern, Fußpflegepersonal und SozialarbeiterInnen, die auf die vier Sozial- und Gesundheitszentren Flensborg/Flensburg, Slesvig/Schleswig, Husum/Husum und Læk/Leck verteilt sind. Desweiteren verfügt der Gesundheits- und Sozialdienst über ein Küstensanatorium für Kinder und ein Erholungsheim für Erwachsene in Dänemark.
Jedes Mitglied eines der Minderheitenvereine kann die angebotenen Dienstleistungen in Anspruch nehmen. Die Angebote erstrecken sich über den gesamten Lebenslauf, vom ersten bis zum letzten Herzschlag, wie der Dansk Sundhedstjeneste auf seiner Homepage schreibt.1 Häufig findet die erste Begegnung mit diesem Dienst schon im Säuglingsalter durch die Besuche einer Gesundheitsberaterin statt. Die Verbindung wird während der Kindergarten- und Schulzeit durch den Schulgesundheitsdienst aufrechterhalten. Danach liegt es an den Mitgliedern der Minderheit selbst, sich bei Bedarf an den Dansk Sundhedstjeneste zu wenden.
Der Sundhedsrådet (‚Gesundheitsrat‘) ist das oberste Beschlussorgan des Dansk Sundhedstjeneste. Er besteht aus 29 Mitgliedern, die von den anderen dänischen Vereinen benannt werden. Von diesen sind sieben Mitglieder des Dansk Skoleforening und sieben Mitglieder des SSF. Zu der Organisation gehören weiterhin eine Geschäftsstelle, die Leitung und der Betriebsrat. Die Einnahmen des Gesundheits- und Sozialdienstes liegen bei zirka acht Millionen Euro, deren Hauptanteil von Dänemark zur Verfügung gestellt wird. Des Weiteren übernehmen die deutschen Krankenkassen und die Kranken- und Pflegeversicherungen einen Teil der entstehenden Kosten, und die Patienten und Bewohner leisten einen Eigenanteil. In geringerem Umfang stehen weitere öffentliche Zuschüsse zur Verfügung, so u.a. 55.000 Euro pro Jahr von der Stadt Flensborg/Flensburg.
3.4.6 Dansk Centralbibliotek for Sydslesvig (‚Dänische Zentralbibliothek für Südschleswig’)
Die Dansk Centralbibliotek for Sydslesvig (‚Dänische Zentralbibliothek für Südschleswig‘) hat ihren Hauptstandort in Flensborg/Flensburg und Filialbibliotheken in Slesvig/Schleswig und Husum/Husum sowie eine Gemeinschaftsbibliothek in der Jes-Kruse-Schule in Egernførde/Eckernförde. Bücherbusse bedienen darüber hinaus das gesamte übrige Südschleswig, und die Bibliothek stellt Bücher für die in allen Schulen vorhandenen Schulbibliotheken zur Verfügung.
In der Hauptbibliothek befindet sich u.a. Den Slesvigske Samling/Schleswigsche Sammlung mit einem Schwerpunkt in Literatur, Film und Musik aus der Region, vieles davon in digitalisierter Form. Die Bücher- und Materialsammlung deckt rund achthundert Jahre Kultur und Geschichte im Gebiet zwischen dem Kongeå/der Königsau im Norden und der Ejderen/Eider im Süden ab. Weiterhin gehört zur Bibliothek die Forskningsafdelingen (eine selbstständige Forschungs- und Archivabteilung); der Forschungsschwerpunkt liegt auf der Geschichte der Grenzregion und der Sammlung und Bereitstellung von einschlägigen Archivalien der Minderheit (vgl. Stadt Flensburg – Fachbereich Entwicklung & Innovation 2017: 11).
Die Dansk Centralbibliotek erhält vom dänischen Staat einen Zuschuss in Höhe von 85 Prozent der laufenden Kosten, das entspricht zirka 3,7 Millionen Euro. Die öffentlichen Zuschüsse von deutscher Seite machen 11 Prozent bzw. zirka 0,5 Millionen Euro aus. Das oberste Steuerungsorgan der Bibliothek ist der Verwaltungsrat, der neben einer Mitarbeiterrepräsentation auch Mitglieder des SSF, des Sprogforeningen, des SdU, des Dansk Skoleforening und des Grænseforeningen umfasst.1
3.4.7 Medien
Flensborg Avis
Die Zeitung Flensborg Avis (FLA; ‚Flensburg-Zeitung‘) mit dem Slogan ”Vi gør Danmark lidt større” (‚Wir machen Dänemark etwas größer‘) ist eine Tageszeitung, die als Papierausgabe und seit 2009 auch elektronisch erscheint. 2017 richtete die Zeitung außerdem FLA TV ein, einen digitalen TV-Kanal, der sowohl auf Dänisch als auch auf Deutsch sendet und alle Sendungen Dänisch untertitelt. Im Jahr 2017 hatte die Papierausgabe 4.807 Abonnenten und eine Auflage von 5.246 Exemplaren. Die Zeitung ist überwiegend auf Dänisch verfasst; jeder Artikel enthält jedoch eine Zusammenfassung auf Deutsch. Diese Zusammenfassungen traten an die Stelle des deutschen Teils, der bis 2013 Bestandteil der Zeitung war.
Jeden Donnerstag erscheint als Beilage in der Flensborg Avis die Infozeitung KONTAKT für die SSF-Mitglieder; an diesem Tag erhalten alle Mitglieder die Zeitung. Insgesamt zehnmal im Jahr versendet der Dansk Skoleforening die Schulzeitung Fokus, davon achtmal als Sonnabendbeilage zur Flensborg Avis und zweimal digital; die entsprechenden Ausgaben der FLA gehen an alle Mitglieder des Dansk Skoleforening.
Die Flensborg Avis ist in Det sydslesvigske Samråd vertreten. Die Zeitung ist eine Aktiengesellschaft, die über den Südschleswig-Ausschuss hauptsächlich durch Zuschüsse des dänischen Staates finanziert wird. Im Jahr 2017 belief sich der Zuschuss auf 3,45 Millionen Euro.1
Fernsehen und Radio
Die Minderheit hat keine eigenen Radio- und Fernsehkanäle, doch ihre Mitglieder können dänisches Radio und Fernsehen via Streaming und lokal begrenzt auch über Sender empfangen. Die dänischen Regionalsender DR P4 Syd und TV Syd in Kolding sind verpflichtet, Südschleswig abzudecken, senden jedoch nur wenige Programme, die einen Bezug zu dieser Region und zur dänischen Minderheit in Deutschland haben.
Die Untersuchung Dansk Sprog i Sydslesvig (‚Dänische Sprache in Südschleswig‘) zeigt, dass mindestens drei Viertel der Kinder und Jugendlichen im Schulalter überwiegend oder ausschließlich deutsches Radio und Fernsehen hören und sehen (Pedersen 2000/I: 123). In Bezug auf die Medien sind daher die deutschen Angebote als die dominante Sprachquelle der Schüler anzusehen.
3.4.8 Literatur
Die südschleswigschen SchriftstellerInnen haben ihre Wurzeln in der dänischen Minderheit in Südschleswig, wo manche von ihnen ihr ganzes Leben lang gewohnt haben. Das gilt vor allem für die älteren unter ihnen, und die Schrecken der beiden Weltkriege sind häufig ein Hauptthema für diejenigen, die diese Kriege miterlebt haben. Wer in den Nachkriegsjahren aufwuchs, schreibt Erinnerungen, in denen die kulturelle Begegnung zwischen dem Deutschen und dem Dänischen zentral ist, während die Jüngeren sich anderen Themen als Krieg und Nationalität zuwenden. Verschiedentlich verlegen sie jedoch die Handlung ihrer Werke nach Südschleswig.
Im Jahr 2015 erschien die Sydslesvig Antologi (Andersen et al. 2015), eine Anthologie mit Lyrik und Prosa aus dem 20. und 21. Jahrhundert, die auf Dänisch geschriebene Werke von 22 Verfasserinnen und Verfassern aus Südschleswig enthält. Gedichte und Novellen werden vollständig wiedergegeben, Romane auszugsweise. Aufgenommen wurden Werke folgender SchriftstellerInnen: Ole Andersen, Sigfred Andresen, Ernst Christiansen, Johannes Christiansen, Walter Christiansen, Kirstin Deckert, Gerhard Ernst, Annegret Friedrichsen, Bernhard Hansen, Inga Henken, Karin Johannsen-Bojsen, Jacob Kronika, Helmut Leckband, Rolf Lehfeldt, Aksel Lieb, Hermann Liebers, Willy-August Linnemann, Meta Lorenzen, Martha Ottosen, Finn Egeris Petersen, Fidde Schulz, Frank Titze.
Zu den jüngeren südschleswigschen VerfasserInnen gehört Tine Enger (geb. 1965), die Lyrik verfasst, zum Beispiel in Brystbærer (2004) und Mens jeg passer min have (2016), aber auch als Prosaautorin in Erscheinung tritt, zum Beispiel mit Fjern (2005) und Land under (2013), wo die Handlung im nordfriesischen Wattenmeer südwestlich der dänischen Grenze auf der fiktiven Hallig Graf angesiedelt