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Handbuch der Sprachminderheiten in Deutschland


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Dansk Spejderkorps for Sydslesvig (DSS; ‚dänische Pfadfinder für Südschleswig‘), Frivilligt Drenge- og Pige-Forbund Sydslesvig (FDF Sydslesvig; christliche Pfadfinder) und Menighedernes Børne- og Ungdomsarbejde (MBU; Kinder- und Jugendarbeit der dänischen Kirchen in Südschleswig). Der SdU betreibt zwölf Freizeitheime mit Jugendclubs, das Aktivitetshuset in Flensborg/Flensburg (ein Projekt- und Kulturhaus zur Förderung der dänischen Kunst- und Kulturentwicklung in der Grenzregion) und das Tagungszentrum und Schullandheim Christianslyst (bei Slesvig/Schleswig). Hinzu kommen Sporthallen, Sportplätze, Bootshäuser und Clubheime.

      Ziel des SdU ist es, die dänische Jugendarbeit in Südschleswig zu fördern. Seine Werte basieren auf einem humanistischen Menschenbild und demokratischer Verantwortlichkeit. Besonderes Gewicht wird auf die dänische Sprache und Kultur, auf Gemeinschaft und Entwicklung gelegt. Die Organisation verfolgt eine explizite Sprachpolitik, die jedoch nur als Orientierung dienen kann, da die einzelnen Vereine selbstständig sind. Der SdU befürwortet die Verwendung des Dänischen auf allen administrativen und Leitungsebenen, sowohl mündlich als auch schriftlich, in Training und Unterricht ebenso wie in den Vereinsmitteilungen; es ist erwünscht, dass die einzelnen Vereine die dänische Sprache und ihre Verwendung aktiv unterstützen. Zum SdU gehört u.a. der größte Sportverein der dänischen Minderheit, der Dansk Gymnastikforening Flensborg (DGF; ‚Dänischer Gymnastikverein Flensburg‘). Sein Vorsitzender sprach sich ebenfalls dafür aus, dass die Vereine eine konkrete Sprachpolitik verfolgen sollten; so wies er 2017 explizit auf die Initiativen des DGF hin:

      Vi har blandt andet lavet en brochure på dansk og på tysk. Den giver vi til de nye medlemmer. Vi har forsøgt at finde trænere fra de danske skoler, og vi har gjort meget ud af, at vores spillested omtales som Idrætsparken – og ikke som DGF-Sportpark. Lige nu er vi i gang med at lave vores hjemmeside tosproget.1

      Diese Positionierung zeigt das Bemühen des DGF, die Minderheitssprache Dänisch durch Zweisprachigkeit zu verankern, nachdem der Verein in den vergangenen Jahren für seine extensive Verwendung des Deutschen kritisiert worden war. Diese ergab sich durch einen hohen Anteil deutscher Mitglieder im Mannschaftssport, wo die Zahl der Minderheitsmitglieder nicht ausreichte, um die erforderlichen Mannschaftsgrößen zu erreichen.

      Intern verfolgen der SSF, der SdU und der Dansk Skoleforening eine gemeinsame Sprachpolitik, jedoch gibt es keine offiziell übereinstimmende Sprachregelung in der Minderheit. Bei einem Treffen des Sydslesvigske Samråd (gemeinsamer Rat der dänischen und friesischen Minderheitenorganisationen) im Jahr 2018 wurde der Vorschlag des SSF, eine gemeinsame Sprachpolitik einzuführen, abgelehnt.

      3.4.3 Dansk Skoleforening for Sydslesvig (‚Dänischer Schulverein für Südschleswig’)

      Der Dansk Skoleforening for Sydslesvig (‚Dänische Schulverein für Südschleswig‘) betreibt ein staatlich anerkanntes Schulsystem in freier Trägerschaft und nimmt eine öffentliche Aufgabe wahr. Die Finanzierung erfolgt aus Mitteln des Landes Schleswig-Holstein, der Landkreise und Gemeinden, des dänischen Staates und aus Elternbeiträgen in Kindertagesstätten. Für den Schulbesuch werden keine separaten Kosten erhoben.

      Die Schulen unterliegen dem deutschen Schulrecht, d.h. konkret dem schleswig-holsteinischen Schulgesetz; es besteht eine Vollzeitschulpflicht von neun Jahren.1 Die Schulen folgen der schleswig-holsteinischen Schulstruktur mit Grundschule (1.–4. Klasse), Gemeinschaftsschule (5.–9./10. Klasse) und der anschließenden Möglichkeit, ein Gymnasium zu besuchen (11.–13. Klasse).2

      Der Schulverein unterhält 57 Betreuungsangebote und 43 Schulen, die über ganz Südschleswig verteilt liegen. Zwei der Schulen haben eine gymnasiale Oberstufe (Duborg-Skolen in Flensborg/Flensburg und A.P. Møller Skolen in Slesvig/Schleswig). Weiterhin betreibt er das Center for Undervisningsmidler (die Lehrmittelzentrale), Pædagogisk-Psykologisk Rådgivning (eine pädagogisch-psychologische Beratungsstelle) und den Voksenundervisningsnævnet (‚Ausschuss für die dänische Erwachsenenbildung in Südschleswig‘). Hinzu kommen die Jaruplund Højskole (eine Einrichtung der Erwachsenenbildung) und das Ungdomskollegiet (ein dänisches Schülerwohnheim) in Flensborg/Flensburg sowie in Dänemark eine Ferieneinrichtung und zwei Schullandheime.

      Im Jahr 2018 hatte der Schulverein mehr als 1.500 Beschäftigte und verfügte über einen Etat von zirka 120 Millionen Euro. Davon trug Dänemark einen Anteil von 55,3 Millionen Euro, 37,5 Millionen Euro wurden vom Land Schleswig-Holstein gezahlt, und 17,2 Millionen Euro kamen von den Landkreisen und Gemeinden. Hinzu kommen die Elternbeiträge für Kinderbetreuung.

      Im selben Jahr wurden in den Tageseinrichtungen 2.487 Kinder betreut. Der Schulbesuch war 2018 wie folgt: 5.010 Kinder besuchten die Klassen eins bis zehn, 647 Kinder besuchten das Gymnasium (11.–13. Klasse), und 837 Kinder nutzten die Hortbetreuung.3

      Die Gremien des Dansk Skoleforening umfassen die Gesamtvertretung, den Vorstand, die Direktion und die Schul- und Kindertagesstättenkonferenzen. Gesamtvertretung und Vorstand sind die leitenden Gremien des Dansk Skoleforening; sie werden von den Mitgliedern gewählt, und die Gesamtvertretung entscheidet über die Satzung, die Ziele und den Betriebshaushalt des Vereins. Der Vorstand bildet die politische Leitung und vertritt die Interessen des Schulvereins; er kontrolliert auch die Arbeit der Direktion. Die Direktion ist verantwortlich für die Verwaltungsleitung und die Geschäftsführung sowie für die Umsetzung der Beschlüsse der Gesamtvertretung. Schul- und Kindertagesstättenkonferenzen stellen die lokalen Entscheidungsgremien an den einzelnen Institutionen dar.4

      Die Aufnahme eines Kindes in eine der Kindertagesstätten oder Schulen des Dansk Skoleforening setzt die Mitgliedschaft mindestens eines Elternteils oder Erziehungsberechtigten im Verein voraus. Diese Mitgliedschaft beinhaltet das Bekenntnis zur dänischen Minderheit; die Mitglieder erklären sich damit einverstanden, dass die Sprache im Verein und in seinen Einrichtungen Dänisch ist und dass sie sich bemühen werden, die dänische Sprache verstehen und sprechen zu lernen, sofern sie es nicht bereits können. Erwartet wird auch, dass für alle Kinder der Mitglieder eine dänische Kindertagesstätte bzw. eine dänische Schule gewählt wird.5

      Der Kernauftrag des Dansk Skoleforening ist es, nach den Grundsätzen dänischer Pädagogik Kindern und Jugendlichen der dänischen Minderheit Lernen und Bildung sowie Entfaltung und Entwicklung zu ermöglichen. Die Kindertagesstätten und Schulen unterrichten und fördern dänische Sprache und Kultur, wobei Dänisch als Unterrichts- und Kommunikationssprache dient. Sie vermitteln das Bewusstsein, Teil einer dänischen Gemeinschaft zu sein, doch sie bereiten die Kinder dabei gleichzeitig auf ein Leben in einem deutschen Alltag vor. Dabei wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Minderheit keine wertneutralen Sprachschulen betreibt.6 Die Schulabschlüsse sind sowohl in Dänemark als auch in Deutschland voll anerkannt.7

      3.4.4 Dansk Kirke i Sydslesvig/Die dänische Kirche in Südschleswig

      Das dänische evangelisch-lutherische Kirchenleben in Südschleswig findet innerhalb des Rahmens der Dansk Kirke i Sydslesvig (‚Dänische Kirche in Südschleswig‘) statt. Organisatorisch ist die Dansk Kirke i Sydslesvig ein Verein; die 6.000 Mitglieder zahlen einen Vereinsbeitrag von 14 Euro pro Jahr (Stand: 2019) und können in den Gemeinderat gewählt werden. In Sydslesvig/Südschleswig gibt es 27 Gemeinden mit 22 Pastoraten und zirka 60 Filialgemeinden (prædikesteder).1 Der Kirkedagen (‚Kirchentag‘), bestehend aus Gemeinderatsmitgliedern und PfarrerInnen, ist das oberste Aufsichtsorgan, während ein Kirkeråd (‚Kirchenrat‘) die Arbeit begleitet. Er besteht aus zehn Mitgliedern und dem Probst. Die administrative Leitung liegt beim Kirchenbüro und seinem/r Geschäftsführer/in. Die Kirche wird vom dänischen Staat, der deutschen Nordkirche und den Mitgliedern finanziert, die Pfarrerinnen und Pfarrer werden in Dänemark ausgebildet. Für einen Amtsantritt in Südschleswig wird im Bedarfsfall ein Intensivsprachkurs für Deutsch angeboten.2

      Wie bei anderen Vereinigungen in Südschleswig sind Dänischkenntnisse auch hier keine Voraussetzung für die Aufnahme als Gemeindemitglied. Viele Pfarrerinnen und Pfarrer verwenden daher im Gottesdienst sowohl Dänisch als auch Deutsch in dem Umfang, in dem es ihnen in Bezug auf ihre Gemeinde sinnvoll und passend