auch auf Wortebene stattfinden. Auf Satzebene können auf einen oder mehrere Sätze der einen Sprache ein oder mehrere Sätze der anderen Sprache folgen, worauf in der Regel wieder die erstverwendete Sprache folgt (intersententiales Code-Switching). Auf Wortebene können die bilingualen SprecherInnen für ein oder mehrere Wörter innerhalb desselben Satzes die Sprache wechseln (intrasententiales Code-Switching). Weiterhin kann zwischen der Äußerung selbst und einer angehängten Bestätigungsfrage (tag-question, z.B. ne? / ikke også?) bzw. einer mit der Äußerung verknüpften Interjektion (z.B. ja) ein Sprachwechsel stattfinden.
Unter den erwachsenen Mitgliedern der Minderheit ist Code-Switching sowohl von Dänisch nach Deutsch als auch von Deutsch nach Dänisch ein weit verbreitetes Phänomen. Beide Sprachen können dementsprechend Ausgangssprache sein, von der aus in die andere Sprache gewechselt wird. Zusätzlich kann es zwischen den dänischen Varietäten Südschleswigdänisch und Standarddänisch zu Code-Switching kommen.
4.3.1 Gesprochene Sprache
Situationelles Code-Switching in der gesprochenen Sprache
Innerhalb der Minderheit wird situationelles Code-Switching sowohl durch die Personenkonstellationen als auch durch den äußeren Rahmen bedingt. Das betrifft zum einen die Frage, welche Sprachen die Beteiligten beherrschen und welche Sprache(n) sie üblicherweise wählen; zum anderen spielt es eine Rolle, an welchem Ort oder in welcher Umgebung der Dialog oder Monolog stattfindet. Dabei ist es nicht der Ort als solches, der den Ausschlag gibt, sondern die Sprachwahlnormen, die im betreffenden Zusammenhang dominieren. Im Umfeld der Minderheit gibt es einige Orte, an denen erwartet wird, dass man Dänisch spricht, während an anderen Orten die Sprachwahl eine untergeordnete Rolle spielt.
Sind in einem Gespräch sowohl dänisch-deutsch Bilinguale als auch monolingual Deutschsprechende anwesend, kann die Sprache der Monolingualen gewählt werden. Wenn diese Sprachwahl jedoch einen Konflikt mit den situations- und ortsbezogen geltenden sprachlichen Normen verursacht, können die Bilingualen im Gespräch miteinander die verlangte Sprache wählen und für das Gespräch mit den Monolingualen die Sprache wechseln. Dies kann in Form einer Übersetzung geschehen, so dass den Monolingualen die Möglichkeit gegeben wird, dem Gespräch zu folgen, oder in Form eines unmittelbaren Dialogs mit ihnen. Sofern keine Übersetzung angeboten wird, führt dies zum Ausschluss der Monolingualen aus der Gesprächsteilnahme, doch das kommt nur dort vor, wo die Normideale hinsichtlich der Sprachwahl größeres Gewicht haben als die Berücksichtigung der monolingualen Gesprächsteilnehmer. D.h., dass in diesem Fall eine Sprachwahl vorgenommen wird, die die Bedürfnisse der Gesprächsteilnehmer nicht berücksichtigt; damit wird eine Entscheidung gegen das ethische Prinzip getroffen.
Ebenso wie auf individueller Ebene findet auch auf kollektiver Ebene eine Abwägung statt, welche Sprache die jeweils angemessene ist. Dies betrifft Besprechungen, Versammlungen u.Ä. im Kontext der Minderheit, bei denen eine größere Gruppe angesprochen wird. Für solche Situationen existieren keine festen Regeln in Bezug darauf, ob mehr Rücksicht auf die Normideale oder auf die anwesenden TeilnehmerInnen genommen wird. Die Entscheidung wird offenbar meistens von den Einflussreichsten unter den Anwesenden getroffen; das entspricht dem, was Boyd (1985) als das Machtprinzip der Sprachwahl bezeichnet. Die Wahl kann auf eine der Sprachen oder auch auf den Wechsel zwischen den Sprachen fallen.
Sind jedoch eingeladene Gäste anwesend, die nicht der Minderheit angehören und kein Dänisch sprechen, ist es unter allen Umständen legitim, von Dänisch in die Sprache der Gäste zu wechseln. D. h., in diesen Kontexten gilt nicht das Dänische als einzige Norm; hier herrscht das ethische Prinzip vor.
Gibt es TeilnehmerInnen, die der Minderheit angehören, jedoch kein Dänisch beherrschen, kann es dennoch vorkommen, dass Dänisch als Normideal im Vordergrund steht, ohne dass in die andere Sprache gewechselt wird. Das kann bei Elternabenden u.ä. Veranstaltungen im schulischen Zusammenhang der Fall sein, während bei gleichen Gelegenheiten an anderen Orten (z.B. bei einem Elternabend an einer anderen Schule) der Sprachwechsel legitim ist. Die gleiche Bandbreite an Sprachwahlentscheidungen findet sich im Zusammenhang mit dem Sport. Bei einer Vereinsversammlung kann zum Beispiel 65-mal zwischen Dänisch und Deutsch gewechselt werden, während in einem anderen Sportverein nur Dänisch gesprochen wird. Dies kann zur Folge haben, dass die monolingual deutschsprechenden Mitglieder aus dem Verein austreten.
Situationelles Code-Switching tritt auch auf, wenn der Dialog sich von einer formellen Situation mit öffentlichem Charakter in eine informelle und stärker privat geprägte Situation verlagert. In einem Minderheitskontext können zum Beispiel zwei KollegInnen während der Arbeit im Büro Dänisch miteinander sprechen; das ist die Norm. Sie sprechen auch auf dem Weg zur Kantine oder Cafeteria miteinander Dänisch, doch wenn sie dort sind, wechseln sie zu Deutsch; nun ist das Gespräch privat. Dieser Wechsel findet nicht aufgrund eines Themenwechsels statt, sondern weil sich der Rahmen geändert hat. Er wird nun als privat wahrgenommen. Beide sprechen Deutsch als Erst- und Familiensprache und verwenden daher im privaten Umfeld Deutsch. Wenn weitere Gesprächsteilnehmer hinzukommen, wechseln sie ggf. wieder zu Dänisch, da sich der Gesprächsraum dadurch von privat zu öffentlich ändert und von einer vollständig informellen zu einer stärker formellen Situation wechselt.
Wenn die Teilnehmer einer Besprechung oder Sitzung von den offiziellen Tagesordnungspunkten zum Kaffee übergehen und dabei evtl. auch den Ort wechseln, kann man in gleicher Weise eine Reihe von Sprachwechseln von Dänisch zu Deutsch beobachten, die als situationelles Code-Switching zu kategorisieren sind.
Code-Switching und Sprachwechsel in der Schule
Code-Switching und Sprachwechsel unter Kindern in der Schule ist von einer Reihe äußerer Faktoren abhängig. Wenn der lehrergesteuerte dänischsprachige Unterricht den Rahmen bildet, tritt weniger Code-Switching auf als während einer Gruppenarbeit mit Dänisch als Zielsprache, wenn Dänisch die Minderheitszweitsprache der beteiligten Kinder ist. Hier bestehen jedoch deutliche Unterschiede zwischen großen und kleinen Schulen (s.u.). In den Pausen ist die gemeinsame Sprache der SchülerInnen in der Regel Deutsch, ohne dass zum Dänischen gewechselt wird.
In zahlreichen kleinen Schulen wird in der Theorie und mehr noch in der Praxis Wert darauf gelegt, dass die Kinder frühzeitig ein Sprachbewusstsein dafür entwickeln, welche Funktionen Dänisch und Deutsch in der Minderheit und in der deutschen Gesellschaft übernehmen. Dabei wird hervorgehoben, dass beide Sprachen gleichwertig sind, jedoch jeweils ihren Platz bzw. ihre Funktion haben. Die SchülerInnen sprechen in den Pausen untereinander ausschließlich Deutsch, doch in Gruppenarbeiten, die per se als „dänischsprachig“ definiert sind, sprechen sie in der Regel Dänisch, ohne zu wechseln. Die Klassen sind klein, die SchülerInnen sprechen immer Dänisch mit den Lehrkräften, und während des gesamten Schultages besteht ein enger dänischsprachiger Kontakt zwischen den Lehrkräften und den SchülerInnen, so dass die dänischsprachige Kommunikation zwischen diesen beiden Gruppen sowohl die professionelle Unterrichtsprache als auch eine stärker emotionale Alltagssprache umfasst. Darüber hinaus interagieren die SchülerInnen häufig mit den Schulbusfahrern und dem Reinigungspersonal, und diese Kommunikation findet ebenfalls auf Dänisch statt. Hinzu kommt, dass die Eltern Interesse am Dänischerwerb ihrer Kinder haben. Sie nehmen aktiv am Schulleben teil und sprechen selbst so viel Dänisch, wie es ihnen möglich ist.
In großen Schulen ist die Verwendung von Dänisch in erster Linie auf den professionellen Kontakt zwischen den SchülerInnen und den Lehrkräften, den dänischsprechenden Erwachsenen, während der Unterrrichtsstunden beschränkt, während Deutsch, als Familiensprache der SchülerInnen, im Laufe des Schultages einen größeren Anteil hat. Der Kontakt zwischen Schule und Zuhause gestaltet sich selten so eng wie bei den kleinen Schulen, und das Bewusstsein für die funktionale Verteilung der Sprachen ist daher nicht immer so hoch. Das kann eine Rolle dabei spielen, dass Code-Switching und Sprachwechsel in den großen Schulen mit einer hohen Schülerzahl pro Klasse in der schülerzentrierten Gruppenarbeit deutlich häufiger auftritt als in den kleinen Schulen (vgl. Kühl 2008, Pedersen 2000).
Konversationelles Code-Switching in der gesprochenen Sprache
Unter den erwachsenen Zweisprachigen, die von Dänisch