Pete Walker

Das Tao der Gefühle


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Figuren im Film fügen sich in offensichtlichem Respekt. Ich hoffe, dass eines Tages jemand einen Film mit einem neuen Verlauf dieser Szene macht. Wenn ich die Regie führen würde, würde ich eine Hauptfigur bestimmen, die diesem blinden Gehorsam z.B. mit folgender Antwort begegnet: »Wenn dein Vater Sandwiches mit Kuhscheiße essen würde, müssten wir das dann auch?«

      Die Tugend eines Menschen sollte nicht an seinen besonderen Leistungen gemessen werden, sondern an seinem alltäglichen Handeln.

      — Blaise Pascal

      Es gibt wahrscheinlich kein erwachsenes Kind, hinreißend oder extravagant, das nicht schon tausend Tode bei perfektionistischen Begegnungen mit dem Spiegel gestorben ist.

      — Herbie Monroe

      Erwachsene Kinder, die ihren Eltern vorzeitig verzeihen, werden vielleicht nie entdecken, dass sie zum Perfektionismus gedrängt wurden. Unrealistische Werte und unerreichbare Ziele können sie dazu bringen, ihre Psyche unaufhörlich in ein inneres Nagelbett zu verwandeln.

      Wenn wir stark vom Perfektionismus belastet sind, haben wir so viel Angst vor Fehlern, dass wir nie etwas Neues versuchen. Wir übersehen, dass das Leben voller aufregender Gelegenheiten ist. Das wunderbare Geschenk des freien Willens reduziert sich bei uns darauf, verschiedene Wege zu wählen, um auf uns selbst herumzuhacken. Ein winziger Pickel, unerbittlich entfernt, wird zu einer großen infizierten Wunde.

      Der Perfektionismus macht einige von uns zu verbohrten Pedanten. Wir zögern bei allem, was wir sagen. Oft beugen wir unseren Gedanken vor, damit sie nicht »unpassend« sind. Im schlimmsten Fall fühlen wir uns sogar schuldig und schämen uns für unsere Träume.

      Ich war einst einer dieser blasierten Typen, die sich selbst zum Perfektionisten erklärten und so taten, als würden sie diese zerstörerische Angewohnheit infrage stellen. Gewöhnlich spielte ich die schädlichen Auswirkungen, die der Perfektionismus auf mein Leben hatte, herunter. Ich bezeichnete mich verschämt als »Perfektionist«, aber ich grinste gewöhnlich verstohlen, was deutlich machte, dass ich insgeheim stolz auf diese Dysfunktion war. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, war ich ein wenig wie die Person, die in diesem T-Shirt-Spruch zum Vorschein kommt:

      Ich habe kein Problem mit Alkohol.

      Ich trinke.

      Ich verliere das Bewusstsein.

      Ich kippe um.

      Kein Problem!

      Hätte ich eine entsprechende Version dieses T-Shirts getragen, hätte es heißen müssen:

      Ich habe kein Problem mit dem Perfektionismus.

      Ich strebe danach, perfekt zu sein.

      Ich treibe mich unerbittlich an.

      Ich verfalle in Selbsthass.

      Kein Problem!

      Wir sind wie unsere Mütter oder Väter geworden oder zu dem Phantasiebild vom guten oder bösen kleinen Kind. Manchmal maskieren wir uns so gut, dass wir unsere eigenen Verkleidungen irgendwann nicht mehr erkennen.

      — Susanne Short

       Wir können uns die Zustimmung anderer Menschen sichern, wenn wir das Richtige tun und uns bemühen; aber unsere eigene ist hundert Mal wertvoller …

      — Mark Twain

      Kinder in dysfunktionalen Familien werden häufig in schreckliche Einsamkeit hineingeboren. Kinder, die »gesehen und nicht gehört« werden sollen, können nicht anders, als unter überwältigenden Gefühlen der Entfremdung und Ablehnung zu leiden. Viele Überlebende, die in der Kindheit durch die Regel »keine Diskussion« zum Schweigen gebracht wurden, leiden auch im Erwachsenenalter unter derselben Art stummer Einsamkeit. Sie müssen erst noch lernen, dass echte Verbindung und Zugehörigkeit von Menschen darauf basiert, dass man ungehemmt miteinander redet.

      Perfektionismus verstärkt die zum Schweigen bringende, isolierende Wirkung der »keine Diskussion«-Regel. Viele von uns sind nicht in der Lage, etwas über sich selbst zu sagen, das nicht zu 150 Prozent hervorragend ist. Wir haben so viel Angst davor, als nicht perfekt angesehen zu werden, dass es wenig gibt, das wir sicher mitteilen können.

      Bis fast zu meinem dreißigsten Lebensjahr bestanden meine Gespräche hauptsächlich aus Witzen und Gesprächen über Sport. Durch diese Oberflächlichkeit fühlte ich mich immer wieder einsam, obwohl man mich mochte, wenn ich irgendwo lange genug blieb und Leute kennenlernte.

      Ich war wortkarg, weil meine Familie mich davon überzeugt hatte, dass es unklug sei, über sensible Themen zu sprechen, die eine Intimität zwischen Menschen entstehen lassen könnten. Bei mir zu Hause wurde das Reden über Gefühle, Bedürfnisse, Schwächen oder Enttäuschungen regelmäßig lächerlich gemacht. Ebenso betraf es Gespräche über Hoffnungen, Träume und Erfolge.

      Dysfunktionale Eltern vereiteln gewöhnlich die natürliche Neigung ihrer Kinder zu begeisterter Selbstdarstellung und setzen sie gleichzeitig herab. Eine der unausgesprochenen Regeln meiner Eltern war es, dass ich nicht den geringsten Anflug von Stolz auf mich selbst zeigen durfte. Gleichzeitig war eine ihrer bevorzugten Missbilligungen: »Bist du denn gar nicht stolz auf dich?« Diese Art der Doppelbotschaft ist sehr typisch für die dysfunktionale Familie – verflucht, wenn man es tut, verflucht, wenn man es nicht tut.

      Wann immer ich die unausgesprochene Regel meiner Eltern vergaß und andeutete, dass ich etwas Erstrebenswertes gesagt oder getan haben könnte, wurde ich herabgesetzt. »Steig von deinem hohen Ross, oder ich hole dich runter« war ein üblicher Refrain meiner Kindheit. Dies galt insbesondere, wenn ich eine persönliche Meinung äußerte. Meine Mutter reagierte auf meine Ansichten gern verächtlich mit Phrasen wie »Pssst! Mr. Neunmalklug hat etwas zu sagen« oder »Du hast ein Recht auf deine eigene Meinung … auch wenn du Mist erzählst« oder »Du hast keinen Stil«.

      Nur wenn wir uns authentisch zeigen, können wir erfahren, dass wir von anderen wirklich geschätzt werden. Nur durch vollständige Offenheit können wir entdecken, dass wir in allen Facetten unseres Selbst liebenswert sind. Oft kann Einsamkeit durch eine offene und unzensierte Kommunikation geheilt werden. In dem Maße, in dem ich meine Erfahrungen mit ihnen teilen kann, fühle ich mich von ihnen wahrgenommen und geliebt. Selbstausdruck und Selbstwertgefühl hängen voneinander ab. Die Intimität, die durch aufrichtiges Mitteilen entsteht, gibt uns ein gutes Gefühl für uns selbst und ermutigt uns wiederum, immer offener zu werden. Mit den Worten von Merle Shain:

      Freunde sind Menschen, die dir helfen, mehr du selbst zu sein, mehr die Person, die du eigentlich bist.

      Eltern, die die Redseligkeit ihrer Kinder fördern, nähren ihr Selbstwertgefühl. Eltern, die ihre Kinder bis zur Schweigsamkeit herabsetzen, ersetzen ihr Selbstwertgefühl durch Perfektionismus.

      Das Selbstwertgefühl kann nicht zurückgewonnen werden, solange der Perfektionismus vorherrscht. Selbstachtung ist in vielerlei Hinsicht das Gegenteil von Perfektionismus. Echte Selbstachtung löst sich nicht einfach wegen eines Schönheitsfehlers, eines heruntergefallenen Tellers oder eines Samstagabends ohne Verabredung auf. Echte Selbstachtung verflüchtigt sich nicht sofort, wenn wir uns traurig, wütend, schlecht oder einsam fühlen.

      Unser Selbstwertgefühl ist so stabil wie unsere Fähigkeit, uns unter allen Umständen zu akzeptieren und zu respektieren, seien sie geprägt von Gesundheit oder Krankheit, Erfolg oder Misserfolg, Gemeinschaft oder Einsamkeit, Glück oder Trauer, Begeisterung oder Depression. Oscar Wilde sagte:

      Nicht das Vollkommene, sondern das Unvollkommene bedarf unserer Liebe.

      Wenn der Perfektionismus uns davon abhält, über unsere Schwierigkeiten zu reden, lernen wir nie das befreiende Geheimnis, dass jeder seinen gerechten oder ungerechten Anteil am Schmerz hat. Wir werden nie durch das heilende Mitgefühl getröstet,