Pete Hackett

Sammelband 5 eisenharte Western Juni 2019


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habe.“

      „Um das an den Mann zu bringen, müssten Sie sich gelegentlich eine dickere Jacke kaufen. Möglicherweise fällt es dann wirklich nicht auf.“

      „Sam, es hat keinen Sinn“, mischte sich das Tanzmädchen ein. „Sein Blick ist scharf. Treibe die Sache nicht so weit, dass sie nur durch ein Duell beendet werden kann.“

      Corys Brauen hatten sich zusammengeschoben. Wie ein Strich standen sie über den Augen. Einen Moment blickte er Lola Starr schweigend an. Dann lehnte er sich zurück. Tom hatte den Eindruck, als wäre er jetzt einem Befehl der Frau nachgekommen.

      *

      Bei einem Tümpel, der von einer unterirdischen Quelle gespeist wurde, stand die Kutsche. Weaver stand auf einem bemoosten Stein und blickte über das Gelände. Überall waren Büsche, zwischen denen Steine weit verstreut herumlagen. Vom Kutscher wussten sie, dass es weit und breit kein Wasser gab.

      Plötzlich zerriss der Knall eines Schusses die Stille.

      Mit einem Satz war Tom auf den Beinen. Er hörte einen Schrei und sah Weaver taumeln. Schnell sprang er vorwärts und konnte den alten Mann gerade noch auffangen, als der rückwärts von dem Stein fiel.

      Vorsichtig ließ ihn Tom zur Erde gleiten. Als er in seine Augen blickte, sah er ihr Licht brechen. Sein Kopf fiel zur Seite, ehe er noch ein Wort gesagt hatte. Steif richtete sich Tom auf.

      Er schaute auf Falton, der sein Gewehr in der Hand hatte. Die Mündung zeigte zu Boden. Etwas weiter hinten stand Cory mit dem Mädchen. Ben Warthon saß bewegungslos am Hinterrad der Kutsche.

      „Mein Gott“, sagte der Kutscher rau. „Er ist tot. Jetzt werden Sie wohl endlich wissen, dass es sich nicht gelohnt hat, Calhoun!“

      Tom hörte Hufschlag. Er blickte nach vorn, konnte aber keinen Reiter sehen. Dennoch war er sicher, dass die Banditen jetzt flohen. Es schien ihnen im Moment zu genügen, einen Mann getroffen zu haben.

      Er wandte sich wieder um und konnte gerade noch sehen, dass der Spieler seine Waffe schnell unter der Jacke verschwinden ließ. Auf Lola Starrs Stirn standen auf einmal dicke Schweißperlen. Ben saß mit unveränderter Haltung am Hinterrad. Faltons Blick glitt von einem zum anderen.

      Al Dreek ließ die Hand mit dem Gewehr sinken. Tom blickte auf den toten Weaver und dachte, dass auch er jetzt tot neben ihm liegen könnte, wenn der Kutscher nicht die ganze Zeit über die anderen im Blickfeld behalten hätte.

      „Dreek, holen Sie einen Spaten“, sagte er rau.

      Der Fahrer ging zur Kutsche und kam kurz danach mit einem Spaten wieder. Tom Calhoun nahm ihm den Spaten aus der Hand und begann damit neben dem Tümpel ein Loch auszuheben. Al Dreek rollte den Toten in eine Decke.

      „Hoffentlich ist jemand im Besitz einer Bibel, aus der er vorlesen kann“, unterbrach Cory das Schweigen.

      Tom richtete sich langsam auf. Kalt und abweisend blickte er ihn an. Da er genau wusste, weshalb Cory mit dieser Kutsche fuhr, glaubte er auf einmal nicht mehr darauf warten zu können, bis Cory versuchte zuzuschlagen.

      Toms Atem ging schnell. Eisern zwang er sich zur Ruhe. Aus den Augenwinkeln sah er, dass sich Lola Starr wie vor einer unsichtbaren Gefahr Schritt um Schritt zurückzog. Hinter dem Rücken des Spielers blieb sie stehen.

      „Los, Cory!“, schrie Tom zornig. „Kommen Sie her und graben Sie weiter!“

      „Was, zum Teufel, wollen Sie eigentlich von mir? Das klingt ja fast so, als hätte ich ihn erschossen.“

      „Müsste ich nicht immerzu auf alles mögliche achten, würde er vielleicht noch leben. Ich mache Ihnen jetzt einen Vorschlag Cory: der Kutscher wird Ihnen und Lola ein Pferd geben. Ihr könnt beide nach Norden reiten und verschwinden. Nutzt diese Chance, die ich euch gebe, denn wenn sich das ereignet, weswegen ihr mitgekommen seid, verspreche ich euch den Tod.“

      „Sie sind vollkommen übergeschnappt“, erwiderte der Spieler. „Wir fahren mit Ihnen, weil wir nach Shelton Falls wollen.“

      „Sie können es nennen, wie Sie wollen, Cory. Mein Wort gilt trotzdem. Ich gebe Ihnen noch zwanzig Minuten. Das ist genug Zeit, sich die Sache reiflich zu überlegen.“

      Der Blick des Spielers schien etwas unsicher. Er schaute über die Schulter und in das Gesicht des Mädchens. Dann wandte er sich um und ging hinter die Kutsche. Lola Starr verschwand ebenfalls.

      „Ich kenne ein Gebet“, sagte der Kutscher mit belegter Stimme. „Meine Mutter lehrte es mich vor vielen Jahren. Wenn ich Glück habe, bringe ich es noch zusammen. Kennst du denn keins, Ben?“

      „Ich glaube nicht, dass Mr. Calhoun an meinen Gebeten interessiert ist.“

      „Ja, du hast recht. Ich hatte es einen Moment vergessen.“

      *

      Tom packte den Spaten wieder fester und stieß ihn in die Erde. Er war fest entschlossen, wenn es notwendig war, seine Widersacher in die Knie zu zwingen.

      „Amen“, sagte Al Dreek, dann stülpte er seinen Hut auf den Kopf.

      Tom Calhoun schloss das Grab. Er nahm das Kreuz, das er aus ein paar Zweigen zusammengebunden hatte und steckte es an das Kopfende des Hügels. Schweigend wandte er sich um und blickte das Mädchen an. Verstohlen wischte sich Lola Starr ein paar Tränen aus den Augenwinkeln.

      „Haben Sie sich entschieden?“, fragte er eisig. „Die zwanzig Minuten sind um!“

      Die Gestalt des Mädchens schien sich zu straffen.

      „Außer den Banditen hat niemand etwas mit seinem Tod zu tun. Das wissen Sie genauso gut wie ich, Mr. Calhoun. Warum lassen Sie mich und Cory nicht endlich in Frieden?“

      „Ich habe Sie gewarnt!“

      Tom bückte sich nach der Satteltasche und gab Ben Warthon ein Zeichen.

      Der Junge erhob sich und kletterte in die Kutsche.

      Als Falton ihm folgen wollte, hielt ihn Tom an der Schulter fest.

      „Steigen Sie zu Al Dreek auf den Bock. Sie können ihm Gesellschaft leisten, Falton“, bestimmte er.

      Der Mann zerquetschte einen Fluch zwischen den Zähnen, wandte sich aber dann um und kletterte zum Bock hinauf.

      Tom trat zur Seite, als der Spieler und das Mädchen einstiegen.

      „Von jetzt an möchte ich niemanden mehr hinter mir haben“, sagte er und stieg ebenfalls ein. Er schloss die Tür. „Bisher hat Weaver immer hinter mir gestanden und auf die ausgepasst, die hinter mich kommen wollten. Das ist nun anders.“

      „Sie haben kein Recht, uns laufend zu beleidigen, Mr. Calhoun.“ Das Mädchen blickte ihn feindselig an.

      „Hören Sie auf, Lola. Ich weiß, dass Sie mit solchen Dingen nicht zu beleidigen sind. Lassen Sie endlich Ihre Maske fallen.“

      Sie wandte sich mit einer heftigen Bewegung ab und blickte nach draußen. Tom wusste, dass sie ihm nie antworten würde.

      „Seid ihr soweit?“, rief der Kutscher.

      „Alles in Ordnung“, antwortete Tom.

      „Hoo!“, schallte Dreeks Ruf vom Bock. Schneidend knallte die Peitsche durch die Luft.

      Die Pferde zogen an.

      Tom blickte zu dem Grabhügel neben dem Tümpel hinüber. Er hatte das Gefühl, ein Stück seiner eigenen Person dort zurückzulassen.

      „Es tut mir leid“, murmelte Ben Warthon und blickte zu Boden.

      Tom Calhoun blickte auf den Jungen, von dessen Kopf der Hut