Tessa Hofreiter

Der neue Landdoktor Paket 1 – Arztroman


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eine Kurzbiographie der Malerin, Eintrittspreis, es ist alles da«, stellte er fest, nachdem er einen Blick darauf geworfen hatte.

      »Ich würde es schön finden, wenn auf dem Flyer noch die Fotografie eines Gemäldes abgebildet wäre. Dann könnten die Leute sehen, in welche Richtung die Ausstellung geht«, sagte Lydia, die an dem Schreibtisch gegenüber Ines stand und die Prospekte der örtlichen Pensionen und Hotels in eine Kiste stapelte.

      »Das ist eine gute Idee«, stimmte Marc dem Mädchen zu. »Ich könnte ein Foto von meiner Website holen und es in den Flyer einbauen«, schlug er vor.

      »Bitte.« Ines stand auf und überließ Marc ihren Platz, damit er an ihrem Computer arbeiten konnte.

      Ein paar Minuten später war der Flyer mit Marcs Hilfe für den Druck vorbereitet, und Ines schickte die Vorlage an die Druckerei.

      »Ich dachte, wenn nach Abzug der Kosten für die Ausstellung ein Gewinn übrigbleibt, dann könnten wir den einem guten Zweck zuführen, wenn Sebastian damit einverstanden ist«, sagte sie.

      »Damit ist er sicher einverstanden, ich werde aber gern mit ihm darüber reden. Wie kann ich den Damen sonst noch helfen?«, fragte Marc, während Lydia ihn bewundernd anschaute.

      »Ich habe hier die Adressen einiger Speditionen. Du könntest sie dir ansehen, um herauszufinden, welche für den Transport der Bilder am besten geeignet ist. Du kannst mein Auto haben, es steht auf dem Parkplatz hinter dem Rathaus. Der kleine rote Wagen«, sagte Ines und gab ihm ihre Autoschlüssel.

      »Wenn ich Fragen habe, rufe ich dich von unterwegs aus an, bis später«, verabschiedete sich Marc, hauchte Ines einen Kuss auf die Wange und verließ das Büro.

      »Schon interessant, der Mann, sehr interessant sogar, und er sieht wahnsinnig gut aus«, sagte Lydia, die noch einen Blick auf den Parkplatz riskierte.

      »Wolltest du nicht die Prospekte in den Geschäften verteilen?«, fragte Ines.

      »Ich geh schon«, seufzte sie, während sie Marc nachschaute, wie er über den Parkplatz zu Ines’ Wagen lief.

      Ja, er ist interessant, dachte Ines, so interessant, dass ich kaum noch an etwas anderes denken kann als an ihn.

      *

      Am frühen Nachmittag rief Marc an und erzählte ihr, dass er einen Spediteur gefunden hatte. Sie schlug ihm vor, dass sie alles nach Feierabend im Biergarten der Brauerei Schwartz besprechen könnten, und wollte sich gegen fünf mit ihm dort treffen. Sie bat ihn, ihr Auto vorher in der Sägewerkstraße abzustellen.

      Als sie zur verabredeten Zeit in den Biergarten kam, waren noch die meisten Plätze frei, und Marc saß allein an einem der großen Tische. Aber es würde nicht mehr lange dauern, bis sich die Gäste im Hof des roten Backsteingebäudes an den Tischen drängten.

      »Du solltest statt der Limonade, die du da trinkst, das Honigbier versuchen«, sagte Ines, nachdem sie Marc begrüßt hatte und sich auf die Bank ihm gegenüber setzte.

      »Das hat deine Cousine mir auch schon geraten.«

      »Meine Cousine? Wo ist sie?«

      »Hier bin ich, Schätzchen«, flötete Miriam, die auf ihren schwarzen Pumps mit zwei Glas Honigbier in den Händen aus dem Brauereigebäude stolzierte und über das Kopfsteinpflaster balancierte. »Wenn ich gewusst hätte, dass du schon hier bist, hätte ich dir auch ein Bier mitgebracht. Irmi, noch ein Honigbier, bitte!«, rief sie der Kellnerin in dem dunkelroten Dirndl zu, die bepackt mit Maßkrügen ans andere Ende des Hofes lief und nur kurz nickte.

      »Miriam kam gerade aus dem Sägewerk, als ich dein Auto vor der Villa parkte«, sagte Marc.

      »Richtig, und als er mir erzählte, dass ihr euch im Biergarten treffen wollt, kam ich ganz spontan auf die Idee, mich euch anzuschließen. Wie läuft es denn so mit den Vorbereitungen zur Ausstellung?«

      »Sehr gut.«

      »Ich gratuliere zu der Idee mit der Ruine, eine gute Wahl.«

      »Danke.«

      »Wie genau soll das alles ablaufen? Kann ich irgendwie bei den Vorbereitungen helfen?«

      »Ich gehe davon aus, dass Sie viele Leute kennen, erzählen Sie Ihnen von dem bevorstehenden Ereignis, damit sich der Termin schnell herumspricht«, schlug Marc Miriam vor.

      »Das mache ich gern, aber sagen wir doch du zueinander, schließlich sind die Freunde meiner Cousine auch meine Freunde. Miriam«, sagte sie und reichte ihm die Hand.

      »Marc«, antwortete er.

      »Ach ja, ihr beiden, ich finde es wirklich schön, mit euch hier zusammen zu sitzen. Ich habe meine kleine Ines schon lange nicht mehr so glücklich gesehen.« Miriam bemühte sich, freundlich und herzlich zu wirken. Sie hatte sich vorgenommen, den Abend gemeinsam mit den beiden zu verbringen, um herauszufinden, wie nah sie sich tatsächlich schon gekommen waren.

      Nach dem zweiten Honigbier waren dann auch alle ganz entspannt und bestellten angemachten Käse, Brezeln, Kartoffelsalat und Würstchen. Irgendwann kam Harald Baumann in den Biergarten, und Miriam bat ihn an ihren Tisch. Später schauten auch noch Anna und Sebastian nach einem Besuch bei einer werdenden Mutter im Biergarten vorbei. Miriam kostete es große Mühe, ihre Enttäuschung zu verbergen, als sich statt Sebastian Anna neben sie setzte und Sebastian auf der Bank gegenüber Platz nahm. Zuerst beteiligte sie sich noch an der Unterhaltung über die Neuigkeiten aus Bergmoosbach, aber als sie sah, wie Marc über den Tisch fasste und Ines’ Hände zärtlich berührte, Sebastian und Anna sich liebevoll anschauten, da hielt sie es nicht länger aus und beschloss, diese Idylle zu beenden. »Ines, wir müssen nach Hause«, sagte sie und erhob sich abrupt.

      »Warum? Ist etwas passiert?«, fragte Ines verblüfft.

      »Bitte, komm, jetzt sofort.«

      »Was ist los, Miriam?«, wollte auch Sebastian wissen.

      »Ines, komm.« Miriam tat, als habe sie ihn nicht gehört.

      »Schon gut, ich komme.« So wie sie sich aufführt, muss es ein echter Notfall sein, dachte Ines.

      »Ich übernehme das«, sagte Marc, als Ines ihr Portemonnaie zückte, um ihre Rechnung zu begleichen.

      »Harald, du zahlst für mich«, wandte sich Miriam an ihren Assistenten, der nur stumm nickte.

      »Ich rufe dich an, Marc!«, rief Ines, als Miriam sie am Arm packte und aus dem Biergarten zog.

      »Was war denn das für ein Auftritt?« Anna sah Miriam fassungslos nach.

      »Ich habe auch keine Ahnung«, sagte Harald, als alle ihn anschauten, als könnte er diese Frage beantworten.

      »Würdest du mir bitte endlich sagen, was mit dir los ist?«, fragte Ines, nachdem sie den Biergarten verlassen hatten und Miriam noch immer die Aufgeregte spielte.

      »Ich habe es plötzlich nicht mehr ausgehalten. Ich fühle mich so elend, Ines, so schrecklich elend«, stöhnte Miriam.

      »Aber warum denn?«, fragte Ines besorgt.

      »Bring mich nach Hause, und dann reden wir ein bisschen. Du wirst mich doch jetzt nicht allein lassen, nicht wahr?«

      »Nein, natürlich nicht.« Ines fragte sich, was ihrer Cousine derart zu schaffen machte, dass sie sich vor den anderen diese Blöße gegeben hatte. Ausgerechnet Miriam, die sonst immer so kühl und überlegen auftrat.

      Ein paar Minuten später saßen sie auf dem weißen Sofa, das zwischen zwei besonders schönen Palmen auf Miriams Dachterrasse stand. Miriam hatte eine Kanne Tee gekocht und sich in der Küche mit Hilfe von Zwiebeln und Zitronen zum Heulen gebracht.

      »Jetzt sage mir endlich, was los ist«, bat Ines.

      »Ich bin so unglücklich, Kleines, ich glaube, ich werde niemals den Richtigen finden, und jedes Mal, wenn ich Sebastian begegne, wird mir das aufs Neue bewusst. Weil er mich doch nicht will«, schluchzte Miriam, und irgendwann waren die Tränen sogar echt, weil sie von ihrem Selbstmitleid