Alfred Bekker

Ich hab mal einen Killer gekannt: 4 Action Krimis


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anscheinend hat auch er sich eine zweite Identität geschaffen und sich unter dem Namen Anthony Naismith ein Konto mit TronikFond-Anteilen besorgt. Das war erst vor einem halben Jahr. Die Kontobewegungen laufen parallel zu denen von Ribesco und Fabiano alias Edwards.“

      „Ein halbes Jahr“, sagte ich. „Soweit ich weiß hat Brandon Carter zum Thema Insider-Geschäfte nie eine Story gebracht. Aber das müsste ich noch mal überprüfen.“

      „Das habe ich bereits getan“, sagte Nat. „Ein Anruf bei seinem Sender und ein zweiter bei seinem Verlag hat dazu ausgereicht. Ob er was in einer Zeitung gebracht hat, könnt ihr ja mal rauskriegen.“

      „Das sieht für mich ganz so aus, als hätte Brandon Carter während seiner Recherche herausgefunden, dass es viel einträglicher ist, sich an Insider-Geschäften zu beteiligen, anstatt sie aufzudecken und an den Pranger zu stellen“, meinte ich.

      Nat nickte.

      „Ich bin gerade dabei etwas mehr über die Geschäftspolitik dieses TronikFond herauszubekommen. Wenn du mich fragst, dient der einzig und allein dazu, einen organisierten Insider-Handel zu verschleiern. Aber welche Firmen da mitspielen sehe ich erst, wenn ich weiß, in welche Werte TronikFond in den letzten Jahren investiert hat. Ein bisschen Geduld müsst ihr da noch haben.“

      25

      Tasha Grath rief am Nachmittag noch einmal an.

      Den Hintergrundgeräuschen nach benutzte sie wieder eine Telefonzelle. Diesmal fasste sie sich sehr kurz.

      „Ich möchte ein Angebot des Staatsanwalts bekommen“, sagte sie. „Und zwar eines, bei dem ich nicht ins Gefängnis muss.“

      „Dazu müsste der Staatsanwalt erst einmal wissen, was Sie zu bieten haben, Miss Grath“, sagte ich. „Im Übrigen sollten Sie dieses Spiel nicht mehr allzu lange fortsetzen. Man wird sie finden.“

      „Das lassen Sie mal meine Sorge sein, Agent Trevellian.“

      „Haben Sie das auch zu Doreen gesagt?“, fragte ich hart zurück.

      Sie antwortete nicht.

      „Doreens Mörder hat seine Strafe bekommen“, sagte sie schließlich.

      „Wären Sie gleich zu uns gekommen, anstatt zu Doreen, dann wäre sie jetzt noch am Leben.“

      Offenbar hatte ich bei ihr einen Nerv getroffen. Sie atmete tief durch. Im Hintergrund war eine Verkehrsstraße zu hören. Stimmen. Die Glocke einer Kirche.

      „Ich rufe wieder an“, sagte sie. „Aber die Hintermänner werden Sie ohne meine Hilfe niemals bekommen. Vielleicht die Handlanger...“

      „Sagen Sie mir, wem die russische E-Mailadresse gehört, an die Sie den Mann, von dem Sie mal behauptet haben, ihn zu lieben, verraten haben.“

      Sie legte auf.

      Diesmal hatte sie von der DeKalb Street in Brooklyn aus angerufen. Kollegen der City Police machen sich sofort auf den Weg dorthin und überprüften die in Frage kommenden Telefonzellen. Fahndungsfotos, die wir per E-Mail schicken konnten, hatten wir genug. Auf Brandon Carters Rechner waren ein paar Ordner mit Bildern von ihr gewesen, die mit einer Digitalkamera geschossen worden waren und sie ziemlich gut trafen.

      Von Tasha Grath gab es natürlich längst keine Spur mehr, als die Kollegen eintrafen.

      Aber ich war überzeugt davon, dass sie sich wieder melden würde.

      26

      Wir fuhren nach Alphabet City, wie man die Gegend um die Avenue A,B,C und D nennt. Gerade die Avenue A hat sich in den letzten Jahren zu einer Straße mit vielen Clubs und Discotheken gemausert, die als angesagt gelten. Ein Laden nach dem anderen eröffnete hier und das zog natürlich auch das organisierte Verbrechen an. Insbesondere Schutzgelderpresser und Geldwäscher. Aber es profitierten auch andere von dem Boom, der sich hier schon geraume Zeit abzeichnete. Kleine Coffee Shops und Restaurants zum Beispiel oder die HOT & SPICY Filiale, in der Monty Ribesco erschossen worden war.

      Um uns in den Clubs nach Tasha Grath zu erkundigen, ihr Foto herumzuzeigen und nach jemandem zu suchen, der sie kannte und uns vielleicht einen Tipp geben konnte, wo sie sich gegenwärtig versteckt hielt, war es noch etwas früh. Keiner der Clubs hatte schon geöffnet und es brachte uns wenig, wenn wir nur mit Raumpflegerinnen und Lieferanten sprechen konnten.

      So suchten wir die Filiale von HOT & SPICY auf, um mit den Angestellten über die Ermordung von Monty Ribesco zu sprechen. Sie alle waren natürlich von der City Police befragt worden, aber ihnen war es eher um den Hergang der Tat gegangen. Der war recht gut rekonstruiert worden.

      Uns interessierte, was Ribesco überhaupt in der Avenue A gesucht hatte.

      Vielleicht ließ sich ein Zusammenhang mit Tasha Grath herstellen.

      Wir zeigten unsere Ausweise in der HOT & SPICY Filiale herum. Der Filialleiter hieß Jaime Mendez. Erst gab er vor kein Englisch zu sprechen, aber als ich ihn mit der Tatsache konfrontierte, dass er unseren NYPD-Kollegen durchaus Auskunft hatte geben können, änderte sich das plötzlich.

      „Bueno, ich weiß nicht, was das alles soll! Wir haben doch schon gesagt, was zu sagen war und wieso interessiert sich das FBI für das, was hier geschehen ist?“

      Ich zeigte ihm ein Foto von Ribesco.

      „Versuchen Sie sich trotzdem noch einmal an alles zu erinnern“, sagte ich. „Vielleicht werden Sie sogar noch einmal alles wiederholen müssen – vor Gericht nämlich!“, ergänzte Milo.

      Er fluchte auf Spanisch vor sich hin.

      Ich überließ ihn Milo und wandte mich stattdessen einer der jungen Frauen zu, die hier hinter dem Tresen standen und gefüllte Ciabata-Brote, Tortillas oder Chili im Akkord einpackten. Man konnte das gesamte Sortiment von HOT & SPICY natürlich auch mitnehmen.

      Die junge Frau, an die ich mich zuerst wandte, war wasserstoffblond und bestimmt keine Mexikanerin.

      Dachte ich.

      Wie sich herausstellte war ihr Name Teresa Ordonez und sie stammte tatsächlich zumindest zu einem Viertel aus Mexiko, wie sie sagte. Als ich ihr das Foto von Ribesco zeigte, wandte sie sofort den Kopf zur Seite.

      „Wissen Sie, dass ich von dem Kerl noch träume?“, meinte sie. „Ich war auf dem Weg zum Getränkewagen und habe mitgekriegt, wie da hinten am Hintereingang geschossen wurde. Glauben Sie mir, um ein Haar hätte ich eine Kugel abgekriegt!“

      Ich zeigte ihr ein Foto von Tasha.

      „Kennen