galten, das von den Deutschen entwickelt wurde.18 Später erfuhr man, dass die Deutschen nicht nur an elektronischen Geräten arbeiteten, die für die Zukunft der Luftkriegsführung von großer Bedeutung waren, sondern auch bei elektromagnetischen Antriebssystemen, die Teil eines radikal neuen Designs untertassenförmiger Überschallflugzeuge waren, revolutionäre Fortschritte gemacht hatten.
Von Kármán setzte seinen Bericht über das geheime Treffen fort:
»Ich hörte fasziniert zu. Ich hatte Arnolds einzigartigen Weitblick immer bewundert, aber ich glaube, damals war ich beeindruckter denn je. Das war im September 1944. Der Krieg war noch nicht vorbei. Tatsächlich sollten die Deutschen im Dezember noch die Ardennen-Offensive starten. Doch Arnold blickte bereits weit über den Krieg hinaus und erkannte, dass das technische Genie, das ihm helfen konnte, Antworten zu finden, nicht in der militärischen oder zivilen Bürokratie zu finden war, sondern an den Universitäten und im Volk insgesamt.«19
Schließlich erfuhr von Kármán das ganze visionäre Ausmaß dessen, was General Arnold von ihm als Reaktion auf die neuen Erfindungen erwartete. Er ging zu Recht davon aus, dass sie die Zukunft der militärischen Luftfahrt verändern würden:
»›Was soll ich tun, General?‹, sagte ich.
›Ich möchte, dass Sie zum Pentagon kommen und eine Gruppe von Wissenschaftlern zusammenstellen, die einen Entwurf für die Luftfahrtforschung der nächsten zwanzig, dreißig, vielleicht fünfzig Jahre ausarbeiten werden.‹ [Hervorhebung MES]
Das war eine ziemliche Herausforderung. Ich fühlte mich geschmeichelt und war hoch erfreut. ›General‹, sagte ich. ›Ich arbeite wirklich nicht gern im Pentagon, aber ich werde dies unter der folgenden Bedingung tun – dass mir niemand Befehle erteilt und ich niemandem Befehle erteilen muss.‹
Arnold lächelte. ›Ich versichere Ihnen, Doktor, ich werde Ihr einziger Chef sein. Und was das Befehlen angeht, überlassen Sie das nur mir.‹«20
Von Kármán nahm sofort seinen Abschied von der Caltech und begann im Oktober 1944, als Berater bei der Army Air Force zu arbeiten. Er stellte die Scientific Advisory Group zusammen, die den von Arnold angeforderten streng geheimen Entwurf erarbeiten sollte, und bat Tsien, sich ihm als Projektleiter anzuschließen. Chang erklärt:
»Innerhalb weniger Wochen stellte Kármán eine interessante Anfrage an Tsien. Er bat ihn, sich ihm in Washington, D.C., anzuschließen und mit ihm als Teil eines dreiköpfigen Stabes [Hervorhebung MES] und auch als Mitglied der wissenschaftlichen Beratergruppe zusammenzuarbeiten, die dem Stabschef der Army Air Force bei der Prüfung aller Optionen in möglichen Luftkonflikten eines jeden künftigen Krieges helfen sollte. Tsien sollte mit zwei engen Mitarbeitern von Kármáns, Hugh Dryden und Frank Wattendorf, als seinem Stab zusammenarbeiten und auch einem Elite-Team von etwa drei Dutzend führenden Wissenschaftlern und Ingenieuren angehören.«21
Tsien trat daraufhin als Leiter der Abteilung für Forschungsanalysen am JPL zurück und ging nach Washington, um mit von Kármán zu arbeiten. Jahre später erklärte von Kármán in seiner Autobiografie seine Entscheidung, Tsien so viel Verantwortung zu übertragen, obwohl er immer noch kein amerikanischer Staatsbürger war:
»Mit sechsunddreißig Jahren war er bereits ein unbestrittenes Genie, dessen Arbeit einen enormen Impuls für Fortschritte in der Geschwindigkeitsaerodynamik und beim Jetantrieb an der Hochschule lieferte. Aus diesen Gründen habe ich ihn für die Mitgliedschaft in der wissenschaftlichen Beratergruppe ausgewählt.«22
Tsiens Teilnahme am wissenschaftlichen Elite-Team unter der Leitung von Kármáns, das über die Zukunft der Kriegsführung mit Überschallantriebssystemen in Luft, Meer und Weltraum nachdachte, ist entscheidend für ein Verständnis dessen, was dieser Mann der Volksrepublik China nach seiner umstrittenen Rückkehr im Jahr 1955 zur Verfügung stellen konnte.
Als Tsien in Washington eingetroffen war, nahm er an Reden von General Arnold teil, in denen er und andere Mitglieder der wissenschaftlichen Beratergruppe ermahnt wurden, »die Möglichkeiten des Überschallfluges, unbemannter Flugkörper, Bomben mit erhöhter Sprengkraft sowie der Luftaufklärung zu untersuchen – sogar mit Atomenergie als Antriebsquelle«.23 Unter den von General Arnold diskutierten Themen war eines als »Double Top Secret« klassifiziert: die Forschung und Entwicklung an abgestürzten Fliegenden Untertassen, die als außerirdisch angesehen wurden.
Bereits Anfang 1942 ordnete Präsident Roosevelt eine streng geheime Untersuchung der Technologien für Fliegende Untertassen an, die nach Zwischenfällen in Cape Girardeau, Missouri, im April 1941 und in Los Angeles im Februar 1942 in den Besitz der U.S. Army Air Force und der Navy gelangt waren. In meinem Buch Geheime Weltraumprogramme & Allianzen mit Außerirdischen behandle ich die beiden Vorfälle mit den dazugehörigen Unterlagen ausführlich.24 Kurz gesagt betrafen diese Vorfälle das Auffinden mehrerer abgestürzter Fliegender Untertassen, die als außerirdisch eingestuft wurden. Kurz nach dem Luftangriff auf Los Angeles schuf die Army die Interplanetary Phenomenon Unit (IPU), um den Vorfall zu untersuchen.
Nachdem die U.S. Air Force jahrzehntelang die Existenz einer solchen Einheit geleugnet hatte, musste sie auf eine Anfrage im Rahmen des Freedom of Information Act von 1984 zugeben, dass die Interplanetary Phenomenon Unit tatsächlich existiert hatte. Lieutenant Colonel Lance R. Cornine schrieb:
»Wie Sie in Ihrem Brief vermerken, wurde die sogenannte Interplanetary Phenomenon Unit (IPU) deaktiviert, und soweit uns bekannt ist, wurden alle Aufzeichnungen, falls vorhanden, Ende der 1950er Jahre an die Air Force übertragen. Die ›Einheit‹ wurde als internes Projekt und nur als Interessensgegenstand für den stellvertretenden Stabschef für Aufklärung gebildet. Sie war nie eine ›Einheit‹ im militärischen Sinne, noch war sie jemals formell organisiert oder meldepflichtig. Sie hatte keinerlei Ermittlungsfunktion, Mission oder Autorität und führte möglicherweise überhaupt keine offiziellen Aufzeichnungen. Nur durch das institutionelle Gedächtnis besteht eine Erinnerung an diese Einheit. Wir sind daher nicht in der Lage, Ihre Fragen zum genauen Zweck der Einheit zu beantworten, als sie deaktiviert wurde, oder wer das Kommando hatte. Letzteres würde auch auf keinen Fall zutreffen, da niemand das ›Kommando‹ hatte. Wir haben keinerlei Aufzeichnungen oder Unterlagen über diese Einheit.«25
In Cornines Brief wurde anerkannt, dass die IPU bis Ende der 1950er Jahre existierte. Sie wurde jedoch zu einem bloßen »Interessensgegenstand« heruntergespielt, da es sich nie um eine »Einheit« der operativen Army gehandelt habe. Eine nachfolgende Anfrage im Rahmen des FOIA an das Geheimdienst- und Sicherheitskommando der U.S. Army führte am 9. April 1990 zu einer Antwort von Colonel William Guild. Er erklärte: »Alle Aufzeichnungen über die Einheit wurden dem U.S. Air Force Office of Special Investigations in Verbindung mit der Operation ›Bluebook‹ übergeben.«26 Nach Angaben der Army Intelligence war die IPU somit eine offizielle Einheit, die in irgendeiner Weise mit dem Studium von UFOs zu tun hatte, was dem widerspricht, was die Air Force über ihre Inaktivität sagte. Laut Clifford Stone, einem Veteranen der Army, wurde die streng geheime IPU von General Douglas McArthur geleitet.27
Nach einer zweijährigen Untersuchung durch die Interplanetary Phenomenon Unit hatte Präsident Roosevelt Anfang 1944 die Entscheidung getroffen, die Forschung und Entwicklung der USA an Technologien erbeuteter Fliegender Untertassen bis nach dem Krieg aufzuschieben. Stattdessen sollten sich die begrenzten Kriegsressourcen auf die Entwicklung von Atomwaffen und konventionellen Waffensystemen konzentrieren. In einem durchgesickerten »Double Top Secret«-Memorandum vom 22. Februar 1944 erläuterte Roosevelt die Gründe für seine Entscheidung:
MEMORANDUM FÜR DEN SONDERAUSSCHUSS
NICHT-TERRESTRISCHE WISSENSCHAFT UND TECHNOLOGIE
»Ich stimme dem Vorschlag des Büros für wissenschaftliche Forschung und Entwicklung [Office of Scientific Research and Development, OSRD] sowie der Empfehlung von Dr. Bush und Professor Einstein zu, zum frühestmöglichen Zeitpunkt ein separates Programm einzuleiten. Ich stimme auch zu, dass die Anwendung des nicht-terrestrischen Wissens in der Atomenergie zur Vervollkommnung von Superkriegswaffen eingesetzt