den frühen Jahren nicht allein auf die BSO. Die Northern Countries School wurde 1925 gegründet und die Looker School 1920. Die letztgenannte ist auch bekannt unter dem Namen Manchester School. Hier wurden Koryphäenwie Willis Haycock ausgebildet, der so viel zum Verständnis der funktionellen Techniken in England beitrug. Nach dem Tod von John Martin Littlejohn im Jahr 1947 wurde die Ausrichtung der BSO durch Beiträge von Stanley Webster-Jones, Clem Middleton, Margot Gore und Audrey Smith (Lady Parcival) geprägt. Kurz danach stürzte sich Colin Dove ins Schlachtgetümmel, mit nachhaltigem Einfluss auf die osteopathische Ausbildung und Politik. Seither gab es vier weitere Schulleiter, mit Martin Collins als dem letzten auf diesem Posten, von 1998 bis heute.
Über viele Jahre hinweg wurde die osteopathische Ausbildung von der BSO, dem British College of Naturopathy & Osteopathy – nun British College of Osteopathic Medicine (BCOM) – und der European School of Osteopathy (ESO) dominiert. Inzwischen gibt es acht weitere Ausbildungseinrichtungen in England (einschließlich der London School of Osteopathy und dem College of Osteopaths so wie den postgraduierten Kursen für Ärzte und dem London College of Osteopathic Medicine, gegründet 1946), die ebenfalls vom General Osteopathic Council anerkannt sind. Der größte Anteil an Graduierten in diesem Land kam über viele Jahre hinweg jedoch von der BSO, der ESO und dem BCOM, und diese drei schufen ihre ganz eigenen Nuancen, Ausrichtungen und Anhängerschaften.
Das BCOM wurde ursprünglich 1936 gegründet. Seine Ausbildung war eine Mischform, basierend auf Prinzipien der Naturheilverfahren, in die die Osteopathie verwoben oder besser gesagt an die sie angehängt wurde. Die führende Kraft hinter diesem naturheilkundlichen Ethos war Stanley Lief, ein großer Pionier der Naturheilbewegung in England. Die osteopathischen Anteile in diesem Kurs hatten viele unterschiedliche Geschmacksrichtungen, je nach Zusammensetzung der Fakultät der jeweiligen Zeit. Sie rangierte zwischen einer Art von manipulativer Zugabe, angehängt an Herzstücke der Naturheilkunde wie Diätetik, Hydrotherapie und Lebensstil-Verordnungen, und einer eifrigeren und wahrhaftigeren osteopathischen Lehre etwa unter John Wernham, Thomas Drummer und anderen. Als diese beiden (gemeinsam mit drei oder vier anderen Mitgliedern der Fakultät) vom College wegbrachen, um die Ecole Française d’Ostéopathie und später die Ecole Européene d’Ostéopathie zu bereichern (die Lehrgänge wurden von Paul Geny 1951 gegründet und für europäische Studenten zum Teil in London abgehalten), führte dies 1974 schließlich zur Gründung der ESO. Es war v. a. dem ersten Schulleiter Thomas Dummer zu verdanken, dass bei dem weiten Spektrum der Lehrinhalte ein Schwerpunkt auf die osteopathischen Prinzipien gelegt wurde. Interessanterweise repräsentierten und lehrten diese beiden Männer (Dummer und Wernham) zwei nahezu entgegengesetzte Ausrichtungen der Osteopathie. Für einige Jahre gefiel es ihnen ihre Unterschiede als Vertreter zweier Perspektiven des einen Themas zu zelebrieren, dann zu tolerieren. (Später trennten sie sich und Wernham zog sich zurück in sein seit langem etabliertes Institute of Applied Technique, um das Maidstone College of Osteopathy zu gründen. Seit 1996 wurde es unter dem Namen John Wernham College of Classical Osteopathy weitergeführt.) Die Streitigkeiten nahmen jedoch deutlich zu, als die ESO noch andere Richtungen importierte, einschließlich solchen Ansätzen wie der Kranialen Osteopathie, funktionellen Techniken, METs, Strain & Counterstrain oder BLTs, die allesamt erstmalig in die Grundausbildung mit einflossen. Es entwickelten sich brüderliche Verbindungen mit zahlreichen Experten in diesen Bereichen (viele kamen aus den USA, darunter Bill Johnston, McFarlane Tilley, Larry Jones, John Upledger, Fred Mitchell und andere), so dass diese speziellen Fertigkeiten tatsächlich auf authentische Weise vorgestellt werden konnten. Es war Dummers außergewöhnliche Fähigkeit diese Vielfalt mit einzubeziehen und unter einem Dach zusammenzufügen. Dies gab der ESO ihre bemerkenswerte Qualität und hatte einen nahezu meteorhaften Anstieg ihrer Popularität zur Folge. Die Nachfrage nach Kursen explodierte förmlich, sowohl aus England wie auch aus anderen Ländern. Während diese Mischung unterschiedlichster Ideen eine wahre Herausforderung für die Studenten darstellte, so waren die nun zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zum Verständnis der Osteopathie in ihrer Breite und Tiefe von erheblichem Vorteil.
Was ich dabei jedoch nochmals betonen möchte: Auch wenn diese oder andere Schulen ihre eigene Ausrichtung schufen, so behielten sie in ihrer eigenen Tradition stets als Kern die Osteopathie. Nun beinhaltet dieser Kern eine derart schwer zu fassende Wahrheit, dass es gelegentlich zu profunden Missverständnissen und Fehlinterpretationen gekommen ist. Die Schulen hatten alle auf ihre je eigene Art und Weise mit der harten Arbeit an ihrer Beziehung zu den Prinzipien der Osteopathie zu kämpfen, was in zahlreiche intellektuelle und philosophische Auseinandersetzungen münden sollte. Der Kampf um die nahtlose Assimilation der osteopathischen Weisheit fand nicht nur in orthodoxen medizinischen Kreisen statt. Viele versuchten sie mundgerechter, bzw. fassbarer zu machen. Und genau hierin liegt eine ernst zu nehmende Gefahr. Eine Gefahr der Degeneration in eine eher abgeflachte Form manualtherapeutischer Medizin, der es an Tiefe, Scharfsinn und der Möglichkeit, im weitesten Sinne mit den menschlichen Krankheiten, oder besser, mit der menschlichen Gesundheit auf jene Art und Weise zu arbeiten, wie es unser Erbe offenbart hat, mangelt.
Wie funktioniert das alles?
Osteopathie kann über einen tiefgründigen und komplexen Prozess Zugang zur menschlichen Gesundheit erlangen und somit den Lösungsprozess unterstützen. Dies repräsentiert keinen antidotischen Ansatz, der ein Heilmittel gegen alles bereithält. Leider bemühten sich Lästerer aus den eigenen Reihen allzu oft die Osteopathie an dieses Multiple-Choice-Verfahren anzupassen und die Heilfertigkeit mit all ihrer Kunst, Kraft und Stärke zu opfern. Und all dies nur um der Modernität willen, um Osteopathie ‚up-to-date’ zu machen und all das kuriose, eher archaisch anmutende Zeug auszumerzen. Es ist traurig, ja fast tragisch mit anzusehen, dass sich der Beruf gegenwärtig im exakt gleichen Spaltungsprozess befindet.
Glücklicherweise gibt es aber einige innerhalb der Schulen, der Fakultäten und unter den hunderten von Graduierten, die Stills Bitte tiefer zu graben32 folgen. Sie sind inspiriert durch die pulsierende Botschaft der Osteopathie und wollen sie mit Leidenschaft am Leben halten. Kulturelle Strömungen und ihr materialistischer Beigeschmack behindern dies, aber einerseits sind ihre Wahrheiten es Wert erhalten zu bleiben und andererseits untermauern wir diese Wahrheiten und die Inspirationen unserer Pioniere und verschaffen ihnen zunehmende Anerkennung, insofern wir weiterhin mit Sorgfalt forschen und zugleich auf die innovativen Naturwissenschaften zurückgreifen. Diese Aufgabe ist sicherlich nicht leicht, nicht zuletzt auch deshalb, weil innovative Ansätze innerhalb der Naturwissenschaften, wie alle radikalen Vorwärtsbewegungen, charakteristischen Widerständen aus den eigenen akademischen Reihen ausgesetzt sind.
Als nächstes und für all jene, die noch wenig damit vertraut sind, lassen sie uns einmal einen Blick darauf werfen, wie neuartige Ideen bezüglich Struktur-Funktions-Wechselwirkungen im osteopathischen Denken in Erscheinung traten und sich dort mit der Zeit manifestierten, gemeinsam mit jenen außergewöhnlichen Aspekten, die mir, wie so vielen anderen auch, sehr am Herzen liegen.
Viele dieser Aspekte mögen für die meisten Studenten zunächst nur von nachrangiger Bedeutung sein, dennoch trifft dies auf einige nicht zu und bei wieder anderen handelt es sich wohl um die aufregendsten und bedeutendsten Aspekte überhaupt. Aber was liegt der praktischen Osteopathie zugrunde, was untermauert sie? In späteren Kapiteln wird einiges hiervon untersucht, im Sinne von: Was bringt alles zum Leben, was macht es lebendig und was macht es so bedeutend für den Menschen und seinen Körper? Zunächst lassen Sie uns aber einmal einen Blick auf die grundlegenden Lehren werfen und über die Art und Weise sprechen, wie diese Ideen über die Jahre erweitert wurden.
STRUKTUR-FUNKTION
Zunächst, worum handelt es sich eigentlich bei diesem Struktur-Funktions-Prinzip?
Nun, es besagt, dass die Gesundheit und die mechanische Integration der Strukturen des Körpers, sein muskuloskelettales und Bindegewebssystem den Gesamtzustand einer Person widerspiegeln und sich selbst ebenfalls in ihr spiegeln, wobei sich dies primär auf der physiologischen Ebene vollzieht. Viele, wenn nicht sogar der größte Teil der Osteopathen, erweitern dieses Einflussgebiet und beziehen die mental-emotionale und spirituelle Ebene des Wesens mit ein. Jedes tatsächlich holistisch ausgerichtete Konzept würde von dieser Art von Unterteilungen