und daher möglicherweise sein weiteres Glück in England vorzog. Auch der schwindende Einfluss in seiner eigenen Schule mag dazu beigetragen haben.
ENGLAND
1913 zog die inzwischen achtköpfige Familie Littlejohn nach Bagger Hall nahe London und John Martin begann noch während der Kriegsjahre mit Krankenhausarbeit und ‚Unterweisungen‘. 1917 gründete er die British School of Osteopathy in London und mit dem Journal of Osteopathy legte er endgültig das osteopathische Fundament Europas. Aber auch in England hatte er sich schon bald den Angriffen der British Osteopathic Association (B.O.A.) und der British Medical Association (B.M.A.) zu erwehren. Ähnlich den Folgen des Flexner-Reports führte eine Kampagne der B.M.A. 1935 zum Paliamentary Bill. Der Osteopathie wurde die Anerkennung verweigert und Littlejohn zu Unrecht als unehrenhaft bezeichnet. Der Zweite Weltkrieg tat sein übriges und die BSO schrumpfte schon bald auf eine kleine Klinik zusammen. Schließlich verstarb der neben Still wohl wichtigste Vertreter der Osteopathie 1947 in Bagger Hall.
EINFÜHRUNG
DIAGNOSE11
Das Fundament der osteopathischen Therapie bildet die Diagnose. Das einzig Wahre ist die osteopathische Ätiologie, die sich nicht nur mit der Grundursache beschäftigt, sondern auch alle späteren Befunde mit dieser ersten Ursache in Verbindung bringt. Die osteopathische Diagnose umfasst:
1. die Ausschluss-Methode. Sie heißt so, weil bei ihr sämtliche Symptome durchgegangen und mit den Symptomen der verschiedenen Erkrankungen verglichen werden, wobei man all jene Symptome ausschließt, die nicht mit denen der letztlich zu diagnostizierenden Erkrankung übereinstimmen. Man sollte eine vollständige Aufzeichnung der Symptome erstellen, sie dann mit jenen Erkrankungen vergleichen, die ähnliche Symptome aufweisen, und dabei schrittweise die nicht übereinstimmenden Symptome ausklammern. Durch diese Methode ist man in der Lage, alle Symptome bis auf zwei oder drei auszuschließen.
2. die differenzialdiagnostische Methode. Man kann sie anwenden, indem man analoge und sich widersprechende Aspekte miteinander vergleicht. So werden z. B. Augensymptome, Ausschläge, Fieberart, Rachensymptome usf. bei Scharlach anders aussehen als bei einfachem Fieber.
3. die individuumsbezogene Methode. Hier achtet man äußerst sorgfältig auf die Symptome beim einzelnen Patienten und unterscheidet zwischen subjektiven und objektiven Symptomen. Bei den subjektiven Symptomen handelt es sich um jene, die nur vom Patienten wahrgenommen werden können, das heißt, sobald der Patient Durst empfindet, kann er Durst als Symptom angeben. Ohne solche Angaben des Patienten ist es dem Arzt nicht möglich, derartige Symptome festzustellen. Auch mentale12 Symptome fallen unter diese Rubrik. Sie dominieren alle anderen Symptome, weil der Geist den Körper kontrolliert. Bei Typhusfieber z. B. empfindet der Patient ein mentales Schwanken, das einen sehr ernsten Befund darstellt. Ohne Delirium hat er in diesem Fall bessere Chancen, wieder zu gesunden. Ein komatöser Befund ist insbesondere bei Nervenerkrankungen sehr ernst. Objektive Symptome, z. B. Pulsschlag, Temperatur, ossäre und muskuläre Läsionen, stellt – im Unterschied zu den nur vom Patienten wahrnehmbaren Symptomen – der Arzt fest. Sie bezeichnen den anatomischen Aspekt der Diagnose.
4. Die rein physische Methode. Hier gibt es keine Symptome. Diese Methode stellt die physischen und mechanischen Anormalitäten dar. Ein Symptom, das physiologisch gedeutet werden kann, ist ein Indiz für einen anomalen Befund des Körpers. Pathologie umfasst anomale und morbide Physiologie, die eine Veränderung in der Funktionsweise des Körpers bzw. seiner Organe darstellt, und morbide Anatomie, die sich in einer histologischen Abweichung ausdrückt. Die Ätiologie kann sowohl strukturell als auch funktionell sein.
Beim Diagnostizieren einer Erkrankung ist es stets wichtig, zwischen akut und chronisch zu unterscheiden. Eine akute Erkrankung stellt eine plötzliche Störung bestimmter vitaler Prozesse dar und offenbart sich in Akutsymptomen wie etwa hoher Temperatur, schnellem Puls, raschem Kollaps, rapider Auszehrung. Chronische Fälle sind dagegen solche, die schon einige Zeit andauern.
ZUSÄTZLICHE BEMERKUNGEN
Ist der Knorpel in bestimmten Gelenken im Ossifizierungsprozess, lässt sich dies heilen.13 Ist er zerstört, vereinigt die Natur die entsprechenden Knochen und sollte dabei nicht gestört werden.
Versuchen Sie nicht, Adhäsionen in tuberkulären Gelenken aufzubrechen. Der thermische Apparat besteht aus folgenden Zentren:
1. dem thermogenen,
2. dem thermolytischen,
3. dem thermotoxischen.
Die Weichteilgewebe umfassen auch
1. die Korrelation der Gewebe,
2. die Beweglichkeit – funktionelle Aktivität,
3. die strukturelle Integrität der Gewebe,
4. im sensorischen Bereich die Termini des Nervensystems.
Die Wärmezentren sind im Gehirn und im oberen Teil der Wirbelsäule lokalisiert. Das große Wärmezentrum befindet sich im zervikalen Bereich.
1. Die vasomotorische Behandlung befasst sich mit den zerebralen und zervikalen Ganglien.
2. Behandlung der Körpertemperatur – schwingen Sie tief im subokzipitalen Bereich zwischen den Processus spinosi und transversi.
DER SPEZIFISCH OSTEOPATHISCHE ASPEKT DER DIAGNOSE
Der Bereich der osteopathischen Diagnose umfasst auch die chemische, physische und physiologische Diagnostik. Bei der chemischen Diagnostik werden Blut, Urin und Sputum untersucht, wobei es um die Ermittlung von Keimen und ihren Stoffwechselprodukten geht. Die physische Diagnostik beschäftigt sich dagegen mit der Architektur des Körpers und bezieht auch dessen strukturelle und funktionelle Aktivitäten mit ein:
1. das Skelettsystem,
2. die Weichteilgewebe,
3. die Beweglichkeit jedes einzelnen Teils des Körpers.14
Der Zweck der Beweglichkeit besteht darin, die Integrität des Körpers zu erhalten. Sie hängt von der Elastizität der Gewebe und der artikulären Beweglichkeit ab. Dies wird auf drei Arten erreicht: durch artikuläre Verbindungen, muskuläre Befestigungen und vegetative Versorgung. Solange Beweglichkeit besteht, findet deren Stimulation durch die Erregung der Gewebe statt, die von der selbstregulierenden Kraft des Organismus abhängt.
Jedes Gewebe des Körpers trägt seinen Teil zu dessen Wärmeenergie und Temperatur bei. Letztere ist von besonderer Bedeutung, da im Körper ein thermischer Mechanismus existiert, der die Temperatur anregt und reguliert. Dieser thermische Apparat besteht aus Wärme- und Kältezentren sowie aus den dazugehörigen Nervenfasern. Vorrangig unterstützt das vasomotorische System dieses thermische System bei der Distribution von Wärme und deren Umwandlung in Energie. Der thermische Apparat hängt in hohem Maße vom muskulären System ab. Die sekretorischen Drüsen, insbesondere die Leber, beteiligen sich ebenfalls aktiv an der Temperaturfunktion. Bei Fieber kommt es zu einer Desorganisation der Temperaturfunktion und der Körper unterliegt der Abnahme oder Zunahme seiner Kerntemperatur. Beim Behandeln sollte man anstatt auf die Erkrankung besser auf den thermischen Apparat achten.
Bei der physischen Untersuchung geht es hauptsächlich darum, die Anpassung der verschiedenen Teile des Körpers zu beurteilen. Sind alle Strukturen und Organe des Körpers normal aufeinander bezogen, existiert keine Läsion. Sind sie anomal aufeinander bezogen, existiert eine. Um sie zu identifizieren, legen Sie Ihren Patienten mit dem Gesicht nach unten auf Ihre Behandlungsbank. Unter der Brust wird ein Kissen platziert. Weder die Fersen noch die Zehen sollten sich berühren. Untersuchen Sie nun die Oberfläche und die Beweglichkeit