Finger legen, und wandern Sie dann mit jedem Finger langsam abwärts. Suchen Sie nach
1. Kontraktionen in der oberflächlichen Muskulatur,
2. anomalen Variationen in den Processus spinosi – und nach
3. heißen und kalten Stellen.
Danach sollte die Untersuchung in gleicher Weise wiederholt werden – diesmal aber im Hinblick auf tiefer liegendes Gewebe, sodass ausschließlich nach Kontraktionen der tiefer liegenden Strukturen gesucht wird.
Nun folgen die Rippen. Führen Sie zuerst eine posteriore und dann eine laterale Untersuchung durch, indem sie die Handfläche auf die Rippen legen und dann nach oben und unten einen tief gehenden Druck ausüben. Achten Sie hierbei darauf, dass die Finger nicht über die Haut gleiten. Prüfen Sie anschließend mit zwei oder drei Fingerflächen, die Sie in spitzem Winkel zur Körperoberfläche platzieren, ob die Rippe sich in Fehlstellung befindet. Als Nächstes stellen Sie zwischen den Rippen und den Wirbelkörpern fest, ob die Abstände normal groß sind. Untersuchen Sie nun, ob eventuell irgendeine Spannung oder Empfindlichkeit im muskulären oder ligamentären Gewebe besteht, und befunden Sie als nächsten Punkt durch palpierenden Druck die umliegende Muskulatur.
Nun sind die freien Rippen an der Reihe. Das kann vom Rücken aus geschehen, wobei Sie die beiden mittleren Finger benutzen und starken Druck jeweils an jener Stelle ausüben, an welcher die freie Rippe an der Wirbelsäule befestigt ist. Ist die Rippe anomal, wird der Patient bei dieser Untersuchung Schmerz verspüren. Während Sie mit den Fingern der einen Hand Druck ausüben, drücken Sie mit der zweiten Hand auf das andere Ende der Rippe. Dadurch erreichen Sie Druck auf beiden Enden, ähnlich wie beim Zusammendrücken einer Feder. Lokalisieren Sie die möglichen Anormalitäten im Rippenverlauf.
Es folgt die Untersuchung der Skapula. Achten Sie auf normale und anomale Beziehungen der Skapula. Dies geschieht von hinten, wobei die beiden mittleren Finger, wie zuvor beschrieben, starken Druck ausüben. Beginnend am unteren Ende gleiten Sie dann mit dem Finger die Skapula medial hinauf, um sie herum und dann um ihren äußeren Rand, wobei Sie die Finger zwischen Skapula und Rippen schieben. Die Arme des Patienten sollten dabei über die Tischseiten ausgestreckt sein, um maximale Entspannung zu erreichen.
Für weitere Anweisungen zur Untersuchung der verschiedenen Bereiche des Körpers siehe Die osteopathische Technik von Dr. J. M. Littlejohn (L. S. H.).15
THEORIE DER BEHANDLUNG
Die osteopathische Behandlung basiert auf mechanischen Prinzipien, wobei die mechanische Behandlung ihr Äquivalent auf physiologischer Ebene besitzt.
Die erste Wirkung besteht in der Beruhigung und Linderung einer bestimmten körperlichen Verfassung. Die zweite Wirkung ist heilend. In Akutfällen ist die Arbeit stets lindernd, bis der Zustand beendet oder überwunden ist. Bei der Behandlung akuter Fieberzustände muss die Behandlung bis zur Krise fortgesetzt werden, um die Kraft des Patienten zu erhalten. In chronischen Fällen müssen sämtliche strukturelle Läsionen angepasst werden. Stimulieren Sie anschließend die Blut- und Nervenversorgung im Hinblick auf diese drei Aspekte:
1. Zirkulation
2. Respiration
3. Nutrition
Die zirkulatorische Behandlung durch Beschleunigung des Herzschlags wird über eine Behandlung im Bereich Th3–Th4 erreicht. Th4–Th5 repräsentieren den Kommunikationspunkt zwischen den oberen und den unteren Teilen des Körpers. Der Herzschlag kann auch vom mittleren zervikalen Bereich aus beschleunigt und über den pneumogastrischen Nerv im Bereich des Ganglion cervicale superius gehemmt werden. Gleiches gilt für die Stimulierung des Ganglion cervicale inferior. Die respiratorische Behandlung besteht im Anheben der Rippen und in einer Stimulierung der lungenrelevanten vasomotorischen Nerven im Bereich Th3–Th7.
Bei der nutritiven Behandlung stimuliert man den Magen im Bereich Th4–Th5 sowie Th6–Th7, wobei Letztere den Magenausgang repräsentieren. Stimulieren Sie auch die Leber im Bereich Th6–Th10 auf der rechten Seite. Die Karbonisierung des Blutes wirkt als Reiz. Der gewöhnliche Typ der Diarrhö geht auf hyperkarbonisiertes Blut zurück. In diesem Fall hemmen Sie die zervikal gerichteten Impulse.
KLASSIFIKATION DER ERKRANKUNGEN
1. Infektionserkrankungen, einschließlich Fieber
2. Erkrankungen des respiratorischen Systems
3. Erkrankungen des Blutes, des Herzens und der Zirkulation
4. Erkrankungen des Verdauungssystems
5. Erkrankungen der Leber, der Milz und des Pankreas
6. Erkrankungen des ableitenden Systems
7. Erkrankungen des Bluts im Sinne eines Gewebes
8. Erkrankungen des Nervensystems
9. Erkrankungen der Haut
10. Erkrankungen von Rektum und Anus
11. Erkrankungen des Auges, des Ohrs, der Nase und des Rachens
12. Erkrankungen der Knochen und Gelenkverbindungen
13. Erkrankungen des Muskelsystems
14. Erkrankungen paralytischen Typs
15. Geschlechtserkrankungen
16. Geburtshilfe und Gynäkologie
17. Zahnerkrankungen, Psychiatrie
18. Physische Diagnose und Behandlung
FIEBER16
ALLGEMEINE BEMERKUNGEN
1. Anstieg der Temperatur; physiologisch
2. Veränderung der Funktionsweise, Reaktion; Hyperphysiologie
3. Veränderung der Struktur, Pathologie
Bei der Untersuchung des zervikalen Bereichs beginnen Sie am Atlas, wobei Sie zuerst eine oberflächliche und im Anschluss daran eine tief gehende Untersuchung in umgekehrter Richtung vornehmen. Bei Atlas und Axis vergleichen Sie die relative Position. Befindet sich der Atlas zu stark anterior:
Palpieren Sie die Musculi sternocleidomastoideus und trapezius. Lokalisieren Sie die Schilddrüse mittels ihres Isthmus. Untersuchen Sie die Klavikula.
Um an die linke Seite der 2., 3. und 4. Rippe heranzukommen, legen Sie Ihre Arme um den Patienten und ziehen die Skapulae heraus, bis Sie die linke Seite finden. Untersuchen Sie in schräger Linie von der 2.–6. Rippe den perikardialen Ton, der an der 6. Rippe am stärksten sein wird. Begleitet ihn ein pfeifender Ton, indiziert dies das Vorhandensein perikardialer Flüssigkeit.17
Untersuchen Sie die Organe im abdominalen Hohlraum – platzieren Sie die Hände im Becken so weit wie möglich nach unten und ziehen Sie die Organe nach oben, wobei Sie deren Bewegung beobachten, insbesondere das aufsteigende und absteigende Kolon, das quer liegende Kolon und das Pankreas.
Gleich zu Beginn möchten wir betonen, dass zwischen Temperatur und Fieberzuständen klar unterschieden werden muss. Zweifellos hat Graves Recht, wenn er sagt:
„Im gesamten Spektrum menschlicher Leiden gibt es keine Erkrankung, die so außerordentlich interessant und bedeutend ist wie Fieber.“
Ob in höchst zivilisierten oder in wenig entwickelten Ländern, in urbanen oder in ländlichen Regionen, in Berggegenden oder in flachen Gebieten: Fieber kommt überall vor – aber über kaum einen Befund kursieren derart wirre Meinungen wie über diesen. Die alten Ärzte sagten: Essentia vero februm est praeter naturam caladitas18, weil man sie gelehrt hatte, ein Symptom allein zu betrachten. Hautwärme oberhalb der normalen, Gesundheit entsprechenden Temperatur galt als synonym mit jenem fiebrigen oder pathologischen Befund, der zu Fieber gehört. Vor allem in solchen Fällen muss aber mehr Gewicht auf die Ätiologie als