heraufholen sollst.«
9Die Frau erwiderte: »Du weißt doch selbst, dass der König so etwas verboten hat. Er hat die Totenbeschwörer und Wahrsager im ganzen Land ausgerottet. Du willst mir nur eine Falle stellen, damit ich getötet werde.«
10Aber Saul schwor: »So gewiss der HERR lebt, es wird dir nichts geschehen!«
11»Wen soll ich dir denn heraufrufen?«, fragte die Frau.
Saul antwortete: »Rufe Samuel!«
12Als die Frau Samuel erblickte, schrie sie auf und sagte zu Saul: »Warum hast du mich hintergangen? Du bist ja Saul!«
13»Du brauchst nichts zu fürchten«, erwiderte der König. »Sag, was du siehst!«
»Ich sehe einen Geist aus der Erde heraufsteigen«, berichtete sie.
14»Wie sieht er aus?«, fragte Saul.
»Es ist ein alter Mann«, sagte sie, »er trägt einen Prophetenmantel.« Daran erkannte Saul, dass es Samuel war. Er warf sich vor ihm nieder, das Gesicht zur Erde.
15»Warum hast du meine Ruhe gestört und mich heraufkommen lassen?«, fragte ihn Samuel.
Saul antwortete: »Ich bin in Todesängsten. Die Philister sind gegen mich aufmarschiert und Gott hat mich verlassen. Er gibt mir keine Antwort mehr, weder durch Propheten noch durch Träume. Darum habe ich dich rufen lassen. Sag mir, was ich tun soll!«
Gottes Urteil ist unwiderruflich
16Samuel erwiderte: »Wozu musst du mich noch fragen? Du siehst doch: Der HERR hat sich von dir abgewandt und ist dein Feind geworden. 17Er führt jetzt aus, was er durch mich angekündigt hat: Er nimmt dir das Königtum und gibt es David. 18Der HERR befahl dir, sein Vernichtungsurteil an den Amalekitern zu vollstrecken. Weil du ihm nicht gehorcht hast, verfährt er jetzt so mit dir. 19Er wird dich und das Heer Israels in die Hand der Philister geben. Morgen wirst du mit deinen Söhnen bei mir in der Totenwelt sein.«
20Saul stürzte wie vom Schlag getroffen der Länge nach zu Boden, so entsetzt war er über die Worte Samuels. Er war ohnedies geschwächt, weil er den ganzen Tag über nichts gegessen hatte.
21Die Frau trat zu Saul, und als sie sah, dass er ganz verstört war, sagte sie: »Mein König! Ich habe deine Bitte erfüllt und habe sogar mein Leben dabei aufs Spiel gesetzt. 22Nun lass auch mich nicht vergeblich bitten! Ich bringe dir eine Kleinigkeit zu essen. Stärke dich für den Weg, der vor dir liegt!«
23Saul weigerte sich: »Nein, ich esse nichts!« Aber seine beiden Begleiter und die Frau setzten ihm so lange zu, bis er ihnen nachgab. Er stand auf und setzte sich auf das Bett. 24Die Frau hatte ein gemästetes Kalb im Stall, das schlachtete sie in aller Eile. Dann nahm sie Mehl, machte einen Teig und backte Fladenbrot. 25Das trug sie Saul und seinen Begleitern auf.
Sie aßen und machten sich noch in derselben Nacht auf den Rückweg.
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David muss nicht in den Kampf gegen Israel ziehen
1 Sam 29
Die Philister sammelten ihr Heer bei Afek, die Israeliten lagerten sich an der Quelle vor der Stadt Jesreel. 2Die Philisterfürsten ließen alle ihre Truppen geordnet an sich vorübermarschieren. Die Kriegsleute von Achisch, dem König von Gat, bildeten den Schluss.
Als die Fürsten der Philister dabei auch David mit seinen Männern sahen, 3fragten sie Achisch: »Was haben denn die Hebräer hier zu suchen?«
Achisch erklärte ihnen: »Das ist doch David, der früher dem Israelitenkönig Saul gedient hat und jetzt seit Jahr und Tag in meinen Diensten steht. Die ganze Zeit, seit er zu mir übergelaufen ist, habe ich noch nie etwas an ihm auszusetzen gehabt.«
4Doch die Philisterfürsten waren empört und forderten von Achisch: »Schick den Mann zurück! Er soll an dem Ort bleiben, den du ihm als Wohnsitz angewiesen hast. Er darf auf keinen Fall mit uns in den Kampf ziehen, sonst wird er sich noch mitten in der Schlacht auf die Seite des Feindes schlagen. Eine bessere Gelegenheit findet er nicht mehr, die Gunst seines Herrn wiederzugewinnen, als wenn er ihm die Köpfe unserer Männer vor die Füße legt! 5Das ist doch derselbe David, von dem sie bei ihren Reigentänzen singen:
›Tausend Feinde hat Saul erschlagen,
doch zehntausend waren's, die David erschlug.‹«
6Achisch rief David zu sich und sagte: »So gewiss der HERR lebt: Du bist ein zuverlässiger Gefolgsmann, und ich finde es gut, dass du mit mir in den Kampf ziehst. Denn in der ganzen Zeit, seit du bei mir bist, habe ich nichts an dir auszusetzen gefunden. Aber die Philisterfürsten trauen dir nicht. 7Kehr deshalb wieder um und verhalte dich ruhig! Tu nichts, was ihren Unwillen auf dich ziehen könnte.«
8David fragte: »Womit habe ich diese Behandlung verdient? Hast du jemals etwas an mir auszusetzen gehabt, seit ich in deine Dienste getreten bin? Warum darf ich dann nicht mitkommen und gegen die Feinde meines Herrn und Königs kämpfen?«
9»Ich weiß, ich weiß«, erwiderte Achisch. »In meinen Augen bist du über jeden Verdacht erhaben wie ein Engel Gottes; aber die Fürsten der Philister haben nun einmal gesagt: ›Er darf auf keinen Fall mit uns in den Kampf ziehen.‹ 10Macht euch also morgen in aller Frühe fertig, du und alle, die einst Saul gedient haben, und zieht ab, sobald es hell wird!«
11So machte sich David bei Tagesanbruch auf den Weg und kehrte mit seinen Männern in das Land der Philister zurück. Das Philisterheer aber rückte in Richtung Jesreel vor.
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Davids Rachezug gegen die Amalekiter
1 Sam 30
Als David und seine Männer zwei Tage später in Ziklag ankamen, lag die Stadt in Schutt und Asche. Die Amalekiter waren auf einem Raubzug in das Südland eingefallen und hatten dabei auch Ziklag verwüstet. 2Getötet hatten sie niemand, aber alle Frauen und Kinder waren als Gefangene weggeschleppt worden.
3Als David und seine Männer die niedergebrannte Stadt sahen und entdeckten, dass ihre Frauen und Kinder verschleppt waren, 4schrien sie entsetzt auf. Sie weinten so lange, bis sie vor Erschöpfung nicht mehr konnten. 5Auch die beiden Frauen Davids, Ahinoam aus Jesreel und Abigajil, die Witwe Nabals aus Karmel, waren in Gefangenschaft geraten.
6David war in schwerer Bedrängnis. Seine Männer drohten offen damit, ihn zu steinigen, so erbittert waren sie über den Verlust ihrer Söhne und Töchter. Aber das Vertrauen auf den HERRN, seinen Gott, gab ihm Mut.
7Er befahl dem Priester Abjatar, dem Sohn Ahimelechs, die Orakeltasche zu bringen. 8Dann fragte er den HERRN: »Soll ich diese Räuberbande verfolgen? Werde ich sie einholen?«
Er erhielt die Antwort: »Verfolge sie! Du wirst sie einholen und die Gefangenen retten.«
9-10David brach mit seinen 600 Mann sofort auf. Als sie zum Besortal kamen, blieben 200 Mann dort zurück, weil sie zu erschöpft waren, das Tal zu überqueren. Mit den anderen 400 setzte David die Verfolgung fort.
11-12Unterwegs fanden die Leute Davids einen Ägypter, der drei Tage nichts gegessen und getrunken hatte. Sie brachten ihn zu David und gaben ihm Brot und Wasser, dazu eine Portion Feigenmark und zwei Portionen gepresste Rosinen. Nachdem er das gegessen hatte, kam er wieder zu Kräften 13und David fragte ihn: »Zu wem gehörst du? Woher kommst du?«
Er antwortete: »Ich bin ein Ägypter, der Sklave eines Amalekiters. Mein Herr hat mich vor drei Tagen hier liegen gelassen, weil ich krank geworden war. 14Wir hatten im Südland die Philister überfallen und die Nachkommen