Pete Hackett

Die Revolverreiter von Dodge City: Western Bibliothek 10 Romane


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er inne.

      Torrences Kumpan zuckte zusammen. „Was war das eben?“

      Sie traten auseinander. Ihre Gesichter waren angespannt. Greg wollte schon die Waffe ziehen, da hörte er Torrence sagen: „Du musst dich getäuscht haben, Brod. Wir sind ganz allein.“

      „Bist du sicher, dass dir niemand gefolgt ist, Lee?“

      „Natürlich!“

      Brod zögerte. Dann machte er ein paar Schritte von Torrence weg in Gregs Richtung. Nur drei Yard von Gregs Deckung entfernt blieb er stehen.

      „Nun, Brod?“, fragte Torrence gedämpft.

      „Du scheinst recht zu haben, Lee! Ich hab’ mich geirrt.“

      Brod ging zu Torrence zurück. Greg atmete sachte aus. Sein verkrampfter Körper entspannte sich.

      Brod sagte leise: „Well, Lee, ich habe bereits viel Zeit verloren. Die anderen warten auf mich. Mach es also kurz.“

      „Es gibt nicht mehr viel zu besprechen“, murmelte der Vormann. „Es bleibt beim alten Plan. Aber wohlgemerkt: Wartet, bis wir mitten im Indianerland zwischen dem Red River und dem Canadian sind.“

      „Okay, Lee!“

      „Noch etwas! Ein paar von euch sollten stets in der Nähe der Herde sein, falls es irgendwelche unvorhergesehene Schwierigkeiten gibt.“

      „Schwierigkeiten?“ Der andere lachte gedämpft. „Es gibt keine Schwierigkeiten, die wir nicht mit unseren Eisen aus dem Weg schaffen könnten! Du kannst dich auf uns verlassen, Lee!“

      „Ich hoffe es! Denkt nur immer daran, was auf dem Spiel steht.“

      „Natürlich! Keiner von uns will sich diese fette Beute entgehen lassen. Sonst noch was, Lee?“

      „Nein, Brod!“

      „Dann – so long, Hombre! Wir sehen uns hoffentlich bald als reiche Leute wieder.“ Brod lachte nochmals, dann glitt er lautlos und geduckt in die Dunkelheit hinein.

      Torrence blickte ihm nach. Als er sich schließlich langsam umwandte, richtete sich Greg aus seiner Deckung hoch. Welche Schwierigkeiten jetzt immer auf ihn warten würden – er war entschlossen, das falsche Spiel Lee Torrences vor den anderen aufzudecken. Er schraubte die Hand um den glatten Kolben des 45ers und öffnete den Mund, um den verbrecherischen Vormann anzurufen.

      Ehe er einen Ton über die Lippen brachte, hörte er hinter sich das dünne Streifen von Gras. Die Erkenntnis der Gefahr durchzuckte ihn wie ein Blitzschlag. Er wollte sich zur Seite schleudern, da bohrte sich ihm bereits ein harter Gegenstand in den Rücken.

      Eine gepresste Stimme flüsterte an seinem Ohr: „Eine falsche Bewegung, Freundchen, und du bist eine Leiche!“

      *

      Torrence war ruckartig stehengeblieben. Seine Hand zuckte zur Holster.

      „Brod?“, rief er leise und fragend.

      „Yeah!“, antwortete der Mann, der Greg einen Coltlauf in den Rücken bohrte.

      „Ich hab’ mich vorhin also doch nicht getäuscht! Da hat uns einer von diesen verwünschten Kuhtreibern belauscht! Siehst du, Lee, Vorsicht zahlt sich immer aus!“

      Torrence kam mit langen Schritten schnell heran. Dicht vor Greg blieb er stehen. „Williams!“, knurrte er rau. Mit einer flüssigen Bewegung holte er seinen Revolver aus der Holster, richtete ihn auf Greg und spannte den Hahn.

      Der Druck der Coltmündung in Gregs Rücken schwand. Brod trat neben den Vormann. Er war jetzt so nahe, dass Greg sein Gesicht einigermaßen in der Dunkelheit erkannte – ein breitflächiges stoppelbärtiges Gesicht mit einer gezackten Narbe an der rechten Wange.

      Torrence schüttelte grimmig den Kopf.

      „Du hast mir also nachspioniert, Williams! Dein Pech! Wie konntest du nur so neugierig sein!“

      „Ich ahnte es, Torrence, dass du noch immer der alte Schuft bist! Ich …“

      Lee Torrence machte einen schnellen Schritt vorwärts und rammte Greg den Revolverlauf in den Leib. Greg schnappte nach Luft und krümmte sich zusammen. Der Schmerz trieb ihm den Schweiß aus allen Poren. Ehe er sich noch fassen konnte, hieb ihm Torrence den Revolverlauf seitlich an den Kopf.

      Der Boden schwankte unter Gregs Füßen. Die Gestalten der beiden Banditen verschwammen vor seinen Augen. Er stürzte auf die Knie. Torrences Stimme drang wie aus weiter Ferne durch seine Benommenheit.

      „Du Narr! Hast du denn noch immer nicht begriffen, dass es dir nicht mehr zusteht, große Worte zu gebrauchen? Williams, du verdammter Kerl, auf diesen Augenblick habe ich nur gewartet! Los, steh auf!“

      Greg wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn. Seine Arme zitterten. Er hatte kaum noch Kraft in den Gliedern. Mühsam hob er den Kopf und sah Torrences Revolvermündung haargenau auf seine Stirn gerichtet.

      „Zum Teufel! Keine Müdigkeit vorschützen! Los, aufstehen!“

      Der Gedanke, einfach zum Colt zu greifen und sich gegen Torrence zu werfen, durchfuhr Greg. Aber die Vernunft sagte ihm, dass er dabei nicht die geringste Chance besaß. Er dämmte seinen verzweifelten Zorn zurück. Mit zusammengebissenen Zähnen stemmte er sich hoch.

      „Lee“, drängte Brod, „an deiner Stelle würde ich mit ihm nicht mehr viel Zeit verlieren!“

      „Denkt nur ja nicht“, stieß Greg hervor, „dass für euch alles so klarliegt! Ein Schuss würde euch sofort die anderen auf den Hals hetzen! Torrence, dann würde es dir schwerfallen, deine hinterhältige Rolle weiterzuspielen.“

      „Es gibt noch eine andere Möglichkeit als eine Kugel!“, brummte Torrences Kumpan.

      Er steckte mit einer raschen Bewegung den Colt in die Holster und hielt dann plötzlich ein schweres Bowiemesser in der Faust. Sein narbiges Gesicht drückte wilde Grausamkeit aus.

      „Lee, überlass ihn ruhig mir! Für einen alten Indianerkämpfer wie mich ist das ein Kinderspiel!“

      Die Faust mit dem Messer hob sich. Da klang Hufschlag von der nahen Herde herüber.

      Brod hielt mitten in der Bewegung inne. Er warf Torrence einen fragenden Blick zu.

      „Der Herdenwächter!“, murmelte der Vormann stirnrunzeld. „Er muss uns gehört haben! Brod, es ist besser, du verschwindest gleich!“

      „Erst wenn ich diesen …“

      „Ich werde mit Williams schon fertig!“, knurrte Torrence. „Los, hau ab, Brod, ehe du entdeckt wirst!“

      Die Hufschläge wurden lauter. Das Klirren einer Gebisskette vermischte sich mit dem dumpfen Pochen. Rick Carneys unsichere Stimme trieb heran. „Hallo! Wer ist da vorne?“

      Noch zögerte der stoppelbärtige Bandit. Torrence drängte: „Wenn er dich sieht, fliegt alles auf. Beeil dich schon, Brod.“

      „Und Williams …“

      „Der ist keine Gefahr für uns!“

      Brod warf Greg einen finsteren Blick zu, dann war er mit einigen schnellen Sätzen in der Finsternis verschwunden. Greg schaute auf den Revolver in Torrences Hand.

      Greg fragte sich, was der Vormann jetzt tun würde. Schließlich durfte er nicht das Risiko eingehen, dass sein Plan verraten wurde!

      Wieder kam Carneys helle Stimme durch das Stampfen der Hufe: „Wer ist da? Ich werde …“

      „Kein Grund zur Aufregung!“, antwortete Torrence hastig.

      „Bist du das, Lee?“

      Die Hufschläge verstummten.

      „Yeah!“, rief Torrence gedämpft. „Du kannst ruhig …“

      Er stockte mitten im Satz.

      *

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